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Kreisbewegung statt Energiewende

Kreisbewegung „Energiewende“

Verschiedene Landesregierungen versuchen Einfluss auf den anstehenden Beschluss der Bundesregierung zum „nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“ zu nehmen. Es scheint sich um eine konzertierte Aktion einiger Länder zu handeln, da in Niedersachsen und in Bayern genau das Gleiche thematisiert wird.

Worum geht es? Nichts Neues, nur die wiederholt geäußerten Forderungen, endlich Steuervergünstigungen bei energetischen Gebäudesanierungen zu gewähren. Diese Vergünstigungen sollen Eigenheimbesitzer, vor allem die selbst genutzter Immobilien, zu Investitionen in die energetische Effizienz ihrer Gebäude animieren.

In der Realität liegt die Bundesrepublik aktuell ca. 15 % hinter den vertraglichen Verpflichtungen im Rahmen der Richtlinien des Jahres 2006 zur Energieeffizienz betreffend Gebäude zurück. So wie in allen anderen Feldern der als „Energiewende“ verkauften Energiepolitik aller Koalitionen seit 2005 liegt die BRD auch hier auf einem Platz unter ferner liefen.

Tatsache: Ohne Vorteil keine Maßnahme. So gut wie kein Eigenheimbesitzer hat einen direkten Vorteil davon, wenn er an seinem Haus eine sinnvolle und umfassende Sanierung vornimmt. In der Regel decken die Einsparungen gerade mal die Refinanzierung der Investitionskosten. Wenn überhaupt. Genau deshalb geschieht so wenig und selbst wenn die Vorschläge der Staatsregierungen geradewegs auf diese empirisch erfassbare Realität abzielen, so ist damit noch lange nicht gesagt, dass 10% Abschreibung der Investitionen auch zu einer nennenswerten Steigerung der Investitionstätigkeit führen. Zumindest nicht bei Eigentümern selbst genutzter Immobilien oder auch bei privaten Eigenheimbesitzern, die ihre Immobilien privat vermieten.

Betrachtet man die Eigentümerstruktur im selbst genutzten Wohneigentum, dann wird man feststellen:

– die Eigenheimbesitzer neuerer Gebäude oder geerbter und sanierter Altsubstanz zahlen nach wie vor an ihren Immobilien ab, und es besteht beim neueren Gebäudebestand kaum sinnvolles Verbesserungspotential

– Die Besitzer älterer Immobilen, besonders Bestände aus den 80ern, 70ern und älter, haben ihre Immobilien zwar meist abbezahlt, sind aber nun im Rentenalter. Von welchem Steueraufkommen sollte ein durchschnittlich situierter Rentner mit bezahltem Eigenheim denn seine Investitionskosten abschreiben?

Warum sollte er Geld für etwas ausgeben, wovon er keinen kokreten Nutzen erwarten kann, der die Investitionin einer Zeit rechtfertigen würde, die noch innerhalb seiner erwartbaren Lebensspanne liegt? Oder die ihm sonst irgeneinen Extrabonus gewähren würde, wie z. B. zwei wochenrentnerreise nach Rhodos oder etwas in der Art? Bei privaten Vermietern verhält es sich kaum anders, denn bei vielen von diesen besteht die Rente aus Mieteinkünften, die nur begrenzt steigerbar sind.

– Wir Piraten sollten nach eigenem Bekunden die mit den Fragen sein. Wer profitiert also von der Abschreibemöglichkeit wirklich? Ist der damit verbundene zusätzliche Verwaltungsaufwand bei den Finanzämtern überhaupt gerechtfertigt?

Gewerbliche Immobilienunternehmen können Investitionen ohnehin abschreiben, allerdings zu geringeren Sätzen. Geht es hier nicht in Wahrheit ausschließlich um ein steuerfinanziertes Wirtschaftsförderungspaket? Ist das Verpackungsangebot für Eigenheime nicht schlicht nur weihnachtliches Blendwerk, passend zum Fest?

– Welchen Grund sollte ein Mensch an seinem Lebensabend haben, sein Erspartes in eine Maßnahme zu stecken, deren Amortisation er wahrscheinlich nicht mehr erlebt?

– Banken finanzieren solche Investitionen für ältere Menschen entweder gar nicht mehr oder nur mit erheblichen Aufschlägen. Welcher 60jährige bekommt noch ein Bankdarlehen?

– Welchen Vorteil haben die Mieter? Die Kosten für Sanierungsmaßnahmen können nach geltendem Recht jetzt schon zu 11% auf die Mieter umgelegt werden. Zusätzliche 10% Abschreibung sind ein starkes Motiv. Aber was haben die Mieter davon, außer mehr Miete und ungewisse Einsparung bei den Betriebskosten?

– Die zentrale Frage lautet: Cui bono? Bekommen wir am Ende nicht einfach nur ein weiteres Renditesteigerungsprogramm für Finanzinvestoren? Von dem dann die privatern Kleinanleger in Form kaum rentabler Lebensversicherungen oder Rentensparverträgen ein paar Krümel abbekommen, deren Kaufkraft kaum an die des einst eingezahltenGeldes heranreicht? Zumindest diejenigen, welche all die Sprüche, Lügen und Märchen all der Vermittler und Agenturen immer noch glauben: „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!“

Leute: Geld arbeitet nicht. Schon mal einen Zehner geshen, der Samstag nachmittag den Rasen mäht?

Bauen Sie ein leistungsloses Einkommen als Altersversorgung auf!“

Ehrlich: Da geben sich CDU (Wahlkampf 1986, vor 30 Jahren) und FDP (immer schon) solche Mühe, dass sich „Leistung wieder lohnen“ soll – statt Arbeit (=Energie) und dann sollen auch noch Renten ohne Leistung gezahlt werden. So als eine Art beschränktes, bedinungsloses Grundeinkommen. Arbeiten muss wohl niemand mehr, oder wie ist das zu verstehen?

Wer sind denn die größten Anleger am Markt für vermieteten Wohnraum? Versicherungen, Rentenkassen, Pensionsfonds, Bausparkassen, etc. Und wer hat derzeit die größten Probleme bei der Erzielung nachhaltig hoher Renditen? Nun, genau diese Player am Markt. Aber keine Sorge, deren Vorstände und Unternehmenslenker werden weiterhin großzügige Gehälter und Boni einsteichen, selsbt wenn keine Renditen mehr erzielt werden. Dafür sorgengenau die eifrigen Kunden selsbt,indemsie auf der andereen Seite der Bilanz fleißig mehr und effizienter arbeiten, verzichten, einsparen oder einfach nur Glück haben.

– Das Interesse der Dämmstoffindustrie und des Handwerks ist trotz voller Auftragsbücher eindeutig. Die freuen sich über gute Geschäfte. Was auch richtig ist, solange es sinnvoll ist. Dämmen um zu sparen, koste es was es wolle, ist nicht sinnvoll. Gasheizungen durch Gasheizungen zu ersetzen mittel- bis langfristig auch nicht. Und Gas hat Öl wegen des seit langem niedrigeren Preises, des einfacheren Handlings verdrängt, und weil es schlicht nicht stinkt, nicht wegen irgendwelcher steuerlicher Anreize oder Förderungen.

Nun noch ein paar Bemerkungen zu den Forderungen selbst.

„Landesregierung und Handwerk zu Steuervergünstigungen bei energetischen Gebäudesanierungen“

„Die Niedersächsische Landesregierung und das niedersächsische Handwerk fordern die Bundesregierung auf, eine steuerliche Abschreibung von Investitionen in bessere Dämmung von Gebäuden und neue Heizungsanlagen einzuführen.“ Unisono fordert das die bayerische Landesregierung.

Bessere Dämmung ist sicher ein Weg, Häuser energieeffizienter zu machen. Allerdings haben die vorgeschriebenen Anforderungen längst eine Grenzlinie erreicht, die es ermöglicht, inzwischen jedes Gebäude mit einem Primärenergiebedarf von Null energetisch zu bewirtschaften.

Das bedeutet für Nicht-Fachleute unter dem Strich Null Emissionen und keine Umweltbelastung mehr. Natürlich wird weiter Energiezufuhr benötigt. Diese kann über Wärmepumpen komplett aus generativen Quellen bestritten werden.

Subventionen für neue Wärmeerzeuger sind sicher ein Mittel, um die energetische Effizienz des Landes und die Emissionswerte kurzfristig zu senken. Allerdings: Bereits seit 2002 sind knapp 80% der neu errichteten Heizungsanlagen „umweltfreundliche“ Gasheizungen, während Wärmepumpen nach wie vor stiefmütterlich behandelt werden. So wird lediglich der Einbau einer Wärmepumpe in den Gebäudebestand mit einer Pauschale gefördert, die tatsächlich auch noch die deutlich weniger effizienten Luft-Wärmepumpen bevorzugt. Beim Neubau gibt es keine Förderung – ja Wärmepumpen sind bei KfW-Förderungen sogar ausgeschlossen, da ohne Not pauschal angenommen wird, dass sie mit Strommix betrieben werden. Mit der Kombination von Wärmepumpe und Strom aus hauseigener Photovoltaik oder dem Kauf von Ökostrom lässt sich allerdings der Primärenergiebedarf ebenfalls auf Null senken.

Mit neuen Gasheizungen wird zwar eine Verbesserung gegenüber Ölheizungen erreicht, aber gleichzeitig das Emissionsniveau auf die nächsten 20 bis 25 Jahre festgeschrieben, denn so lange halten moderne Gasthermen mittlerweile. Wahrend die ersten der „neuen, modernen“ Gasbrennwertheizungen seit 2002 bereits ihrem Lebensende entgegensehen und wieder nur durch Gasbrennwerttechnologie ersetzt werden. Also ohne jeden klimaverbessernden Effekt. Mit der Förderung von Gasbrennwert plus Solarthermie wird Stillstand beim CO2 subventioniert statt Fortschritt.

Skandinavische Länder machen es längst vor und haben den Ersatz bzw. die Neuerrichtung von Verbrennungsheizungen gesetzlich unterbunden. Es gibt dafür schlicht keine Betriebserlaubnis mehr. Dort wird die „Energiewende“ ernst genommen. Man handelt, statt nur darüber zu reden.

„Es geht um Umweltschutz und um Investitionen zur Stärkung der Wirtschaft − Steuervergünstigungen für energetische Gebäudesanierung sind aus unserer Sicht das Mittel der Wahl. Wir müssen den Menschen in unserem Land Anreize schaffen, Wohn- und Geschäftshäuser besser zu dämmen und so Energie und Geld einzusparen.“

Das Wort Umweltschutz kann man aus dem Satz getrost streichen. Fassadendämmung amortisiert sich energetisch innerhalb von 5 bis 7 Jahren, wirtschaftlich dauert es über 50 Jahre. Bereits zuvor muss das Material aber wegen Altersschwäche ersetzt und entsorgt werden. Das großzügige Dämmen überschreitet in der Regel bei Bestandsgebäuden deren Restnutzungsdauer. Bei U-Werten von 1,6 W/m²K und besser und hoher anzunehmender Restnutzungsdauer sind Fassadendämmungen eine sorgfältige Berechnung durch einen wirklich unabhängigen Experten wert. Ohne eine solche verbieten sich Dämmungen ohnehin.

In der Realität lautet die vernünftigere Alternative Abbruch und Neubau bzw. komplette Sanierung bis auf den Kern, falls rentabel, bei konsequenter Auslegung auf Flächenheizung, Flächenkühlung, eine Wärmepumpe als Wärme- und Kälteerzeuger, einen Eisspeicher als energetischem Speicher für Wärme und Kälte und konsequentem Phasing Out von Stromdirektheizungen und Verbrennungsheizungen.

„Gleichzeitig sorgen wir so für neue Aufträge insbesondere im Handwerk“, so Ministerpräsident Stephan Weil heute in Hannover. Der schrittweise Ausbau erneuerbarer Energien sei nur eine Seite der Medaille: „Wirklich erfolgreich wird die Energiewende nur dann, wenn wir auch im Bereich der Energieeffizienz noch deutliche Fortschritte machen. Die Hebelwirkung ist im Bereich der energetischen Gebäudesanierung besonders hoch. Nach wie vor werden in Deutschland 40 Prozent der Energie zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung verbraucht, der größte Teil der Gebäude ist noch nicht energetisch saniert.“

Da hat er im Prinzip Recht, der Herr Weil. Nur liegt der größte Schatz für die Energiewende nicht in den Fassaden der Gebäude und deren Sanierung, sondern in der eingesetzten Technik bei der Bereitstellung von Wärme und Kälte. Für die Handwerkskammer ist das naturgemäß ein wenig anders. Doch das Handwerk kann auch am Neubau Geld verdienen. Womöglich nicht so leicht, doch das Potenzial ist da.

„Auch der Vorsitzende der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, Peter Voss, fordert eine steuerliche Förderung von energetischen Gebäudesanierungen. Diese Maßnahme stehe schon seit mehreren Jahren auf der politischen Agenda. Steuerliche Anreizprogramme können mit relativ wenig Finanzmitteln eine hohe Investition bei der Sanierung des Gebäudebestandes auslösen. Es ergibt sich so eine win-win-Situation sowohl für die Umwelt durch einen geringeren CO2-Ausstoß als auch für den handwerklichen Mittelstand durch entsprechende Aufträge.“

Dazu bedarf es keiner Bemerkungen mehr. Das Schlüsselwort lautet „Können“. Können hat mit Konjunktiv zu tun. Es ist noch lange kein machen, kein Indikator für tatsächliches Handeln, kein Indikativ.

„Es sei aber nicht akzeptabel, den Steuerbonus auf Handwerksleistungen, wie offenbar von der Bundesregierung geplant, teilweise zu kürzen, um damit das neue energetische Sanierungsprogramm zu finanzieren.“

Da kann man nur zustimmen. Mit diesem Griff in bestehende Steuervergünstigungen werden vor allem die Mieter benachteiligt, die diese Kosten bisher absetzen konnten, aber keinen Einfluss und keine Mitbestimmung bei der Gebäudesanierung oder Instandhaltung haben. Mieter können derzeit noch nicht einmal die Einhaltung verpflichtender Standards (EnEV; Stand der Technik) wie der gedämmten obersten Geschossdecke einfordern oder bei Unterlassung durch den Vermieter mietmindernd geltend machen. Viel sinnvoller wäre eine Verpflichtung mit tatsächlichen Kontrollen durch unabhängige Fachleute im Auftrag der Bauämter.

„Der Steuerbonus ist und bleibt als Instrument zur Bekämpfung der Schwarzarbeit unverzichtbar. Er ist Kunden und Handwerksbetrieben bekannt, einfach zu nutzen, sozialverträglich für Kleinverdiener und Mieterhaushalte, wird erfolgreich umgesetzt und weitgehend durch Rückflüsse in Steuer und Sozialversicherung refinanziert,“ so Voss.

Ich bin der Meinung, es ist zutreffend, das vorliegende Papier unter dem Motto: „Als Tiger gesprungen und als Fusel des Bettvorlegers“ gelandet zu brandmarken und ein paar sinnvolle Forderungen zu stellen:

– Aufhebung der Widersprüche und Inkompatibilitäten in den einzelnen Rechtsverordnungen (EEG, EnEV, EEWG, KWKG, NEV, etc.)

– Verbindlichkeit der DIN EN ISO 50001 auch für die Gebäudebewertung und alle Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. (Lebenszykluskostenmethode und Barwert).

– DIN V 18599 verbindlich für alle Gebäude statt Sonderlösung EnEV für Wohngebäude

– Top-Runner Prinzip für alle energetischen Optimierungen, ausgenommen Sonderlösungen

– Dynamische Bottom-Up Erfassung der realen Daten statt rechnerischer Abschätzung „Grosso Modo“ und Top Down für Netze, Energiekonzepte und Managementsysteme

– Speicherförderungsgesetz, Gleichstellung der festen Vergütung von Speichern mit Netzentgelten

– Gewichtung der Energiesteuer gemäß der Emissionen des genutzten Energieträgers ab Förderung/Import oder Erzeugung. Bewertungsfaktor 1 gilt für emissionsneutrale Energieträger (Biomasse)

– Übernahme des überdurchschnittlichen Anteils an Energiekosten durch Gebäudevermieter (EnEV-Standard = 100 %)

– Endlich Umsetzung des von der EU festgelegten Neutralitäts- bzw. Unabhängigkeitsgebots für Energieberater: Ausführende Handwerker, Bauingenieure, Bauträger, Fertighaushersteller, Kaminkehrer, Architekten und verbundene/verwandte Akteure, Unternehmen oder gar Energieversorgungsunternehmen etc. dürfen keine Energieberatung durchführen, keine Energieausweise ausstellen, keine EnVVNachweise erstellen, etc.

– Gebäude TÜV und amtliche Kontrolle der Durchführung vorgeschriebener Maßnahmen (Dämmung der obersten Geschossdecke, Austausch alter Heizungen)

– Förderung der Umrüstung auf Flächenheizungen

– Gewichtung der Energiesteuer nach Primärenergiefaktor und CO2-Emission bei Bezugsgröße 1 für Strom und Wärme aus Biomasse

– Wirtschaftlichkeitsnachweis für Investitionen über TLCC-Berechnung mit internem Zinssatz, keine pauschale 10-Jahres-Abschreibungsbewertung mit Annuität mehr.

– Verpflichtender Vergleich des Energiebedarfs aller Fahrzeuge in kWh / 100 km. Beispiel: Elektrofahrzeug EGolf 17 kWh/100 km; Golf Turbodiesel mit 5 Litern / 100 km = 49,5 kWh / 100 km; Golf Benziner mit 7 Litern / 100 km = 69,3 kWh / 100 km.

– Phasing Out von Verbrennungstechnologien zur Gebäudebeheizung (wie in DK, N, S, SF), keine Förderung mehr von Verbrennungstechnologie, auch nicht in Verbindung mit Feigenblättern wie Solarthermie.

– …to be continued…

Pressemeldung

Kreisbewegung statt „Energiewende“

Rechtzeitig zum Weihnachtsfest beschert uns die Bundesregierung einen „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“. Die Begehrlichkeiten der Bundeskinder lassen nicht lange auf sich warten und prompt kommt der Wunschzettel aus den Staatskanzleien. So fordern München und Hannover in schwarz-roter Trautheit mit ihrem altbekannten Maß an Phantasie wieder einmal steuerliche Abschreibungen für Gebäudesanierungen mit Fokus auf mehr Dämmung und vermehrter Erneuerung der Heizungsanlagen.

Ist die gewünschte Verpackungsverordnung für Eigenheime schlicht nur weihnachtliches Blendwerk, passend zum Fest, oder ein ernst zu nehmender Schritt der „Energiewende“?

Nun, je mehr man etwas wendet desto mehr wird aus einer Wende eine Kreis- oder Drehbewegung. Deshalb muss es kaum Verwundern, wenn wir keinen Schritt vorankommen, sondern gegenüber anderen Staaten mehr und mehr ins Hintertreffen geraten.

Der Aktionsplan zeugt von Aktionismus ohne Plan. Die Bemühungen der Bundesregierung um die Energiewende erschöpfen sich in punktuellen Maßnahmen ohne Zusammenhang. Deutschland war mal Klassenprimus, während sich die GroKo noch immer auf diesen Lorbeeren ausruht und wir den Anschluss verlieren. Inhalt und Gestaltung des Ziels „Energiewende“ folgen den Bedürfnissen der Wirtschaft, statt umgekehrt. So wird Peter Altmaiers undurchdachte Formulierung, die „Energiewende werde immer Ziel der Bundesregierung bleiben“ zur Prophezeiung. Denn, was immer Ziel bleiben soll, darf eben nie erreicht werden.

Auf geht’s, drehen wir uns weiter im Kreis. Auch ohne 3/4-Takt

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Generativ, Regenerativ oder Degenerativ – Wie „erneuerbar“ ist unsere Energie?

Seit nunmehr drei Jahrzehnten wird er gefordert, der Umstieg von „fossilen“ auf „erneuerbare“ oder „regenerative“ Energien. Was damit gemeint ist, scheint klar: Kein Erdöl, kein Erdgas, keine Kohle und auch keine Atomkraft mehr – also auch kein Benzin oder Diesel. Denn diese sind endlich, giftig, gefährlich oder wahlweise auch schlicht eine Belästigung. Zumindest die Abgase der Verbrenner.

So weit, so klar. Dennoch ist diese Forderung nach wie vor umstritten und tut sich schwer mit der Verankerung im Unterbewusstsein des Menschen, vermittelt Sie doch unverändert weiter einen Betrachtungsweise, die dem gewünschten Umdenken einfach nur im Weg steht: Das Energie verbraucht wird.

So wird in Diskussionen auf allen Ebenen, von der Technik, über die Naturwissenschaft und die Presse, hin bis zur Politik, zwar heftig über das Wie einer möglichen Wende gestritten. Die Akteure werfen sich gegenseitig regelmäßig inhaltsleere Scheinargumente von „Ahnungslosigkeit“, “Dummheit“ bis „Unwissenschaftlichkeit“ vor, aber verwenden doch den wissenschaftlich unhaltbaren Begriff „Energieverbrauch“ so selbstverständlich, wie ein Mensch seine Heizung voll aufdreht oder auf der Autobahn Vollgas fährt.

Das Bild, das damit erzeugt wird, ist das des Tanks, den man auffüllt und nach Bedarf leert. Und damit verbunden ist das Bild, dass man den „Stoff“ ja irgendwo herbekommen muss. Die Betrachtung von Energie als einem physikalischen Zustand, der vollkommen körperlos und nicht mit Händen greifbar ist, liegt einfach zu weit weg von der menschlichen Erfahrung. Und deshalb ist diese fixe Idee so stark verankert, dass wir vom gedankenlosen Missbrauch begrenzter Ressourcen nicht die Finger lassen können. Es wird weiterhin gebohrt, gefrackt, unter oder über Tage abgebaut und verheizt was das Zeug hält. Rechnet sich das nicht, muss der Staat, sprich die Erwerbstätigen, herhalten. Hauptsache Schornstein und Auspuff rauchen.

Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusstsein“ meinte schon Marx. Und hat damit nachweislich wenigstens korrekten Analyseansatz geliefert.

Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Diktion – oder neu-un-deutsch das „Wording“ – die Denkweise, und damit letztlich das Handeln, bestimmt. Bzw. im Fall des „Woridng“ bestimmen soll: Marketingsprache ist eben keine exakte Wissenschaftssprache, sondern einfach nur Propaganda mit Verkaufsabsicht.

Solange wir denken, dass wir Energie verbrauchen, wird es sich immer nur darum drehen, den Stoff, aus dem wir Energie machen möglichst billig zu beschaffen oder zu erneuern. „Regenerativ“ wäre der jeweilige Energieträger dann mit Recht zu nennen. Sein Gegenstück jedoch, der fossile Energieträger, wird nicht erneuert, er wird abgebaut – weshalb er mit Recht „degenerativ“ genannt werden kann.

Was fällt denn dabei auf? Korrekt spricht man von Energieträgern, die verbraucht werden, nicht von der Energie an sich. Deswegen sind Erneuerbare Energien genau genommen auch „Erneuerbare Energieträger“ oder „Erneuerbare Energie-Ressourcen“.

Was geschieht mit der Energie, wenn Sie nicht verbraucht werden kann, wie uns der 2. Hauptsatz der Thermodynamik lehrt?

Wo geht Sie hin?

Alles, was mit Energie bewegt, geformt, geschmolzen oder auch nur erhitzt wird hat eines gemeinsam: Energie innerhalb unseres Ökosystems Planet Erde äußert sich am Ende eines Prozesses in der Erhöhung der vorhandenen Wärme, die sich dann in der Umwelt verteilt – ein kleiner Teil davon in Form von Infrarotstrahlung durch molekulare Eigenschwingung, der Rest in Form von heterogener Molekularbewegung.

Somit haben wir also degenerative und regenerative Energieträger. Doch eine Erscheinungsform der Energie – im Grunde der nützlichste Energieträger – der elektrische Strom, entzieht sich dieser Betrachtung recht deutlich. Er wächst nirgends, man kann ihn nicht abbauen, sondern nur bei Bedarf erzeugen. Wir generieren ihn in „Generatoren“.

Generiert wird aus degenerativen und regenerativen Energie Ressourcen. Aber auch aus frei verfügbarer Strahlungsenergie – ohne nennenswert physische Ressourcen zu binden: Diese Strahlungsenergie kommt von der Sonne. Ein Teil von ihr lässt sich durch Photovoltaik in Strom umwandeln, andere Teile erwärmen Luftschichten, was wiederum zu Wind führt, der durch Windgeneratoren in Strom umgewandelt werden kann – wir generieren abermals. Ein dritter Teil erwärmt Erde und Wasser. Das Wasser verdampft, es entstehen Wolken und aus diesen fällt der Regen, der schließlich Wasserkraftwerke antreibt und über Generatoren Strom erzeugt – erneut wird generiert.

Das besondere am Strom: Im Augenblick lernen wir ihn in vielfältiger Form in gespeicherte Energieressourcen oder Quellen umzuwandeln. In der Speicherung liegt das zentrale Element der zukünftigen Energieversorgung.

Diese Betrachtung führt für mich zu zweierlei:

1. Wir sollten nicht mehr von Energien sprechen, sondern von Energieträgern.

Diese lassen sich verbrauchen.

2. Wir sollten die Begrifflichkeit von „erneuerbar“ oder „regenerativ“ auf der einen Seite und „fossil“ auf der anderen verbessern:

2.a. generativ, als wertvollste, weil mit der geringsten Ressourcenbindung, den wenigsten Umweltkosten und auch den niedrigsten laufenden Kosten verbundene Form der Bereitstellung von Energie. Eingesetzte Ressourcen können nahezu vollständig wiederverwertet werden.

2.b. regenerativ, als nachhaltige und sehr umweltfreundliche, aber volkswirtschaftlich intensivere Form der Bereitstellung von Energie,

2.c. degenerativ, als das definitive Auslaufmodell, da diese Form der Bereitstellung von Energie keine Zukunft, keine Nachhaltigkeit, unkalkulierbare Umweltbelastungen, sowie dauerhaft deutlich höhere und zusätzlich steigende volkswirtschaftliche Kosten mit sich bringt. De-generativ eben.

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Offener Brief

Grüß Gott Herr von der Leyen,

Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Es freut mich, dass überhaupt eine Reaktion kommt, wenn auch auf einem Weg, den ich gar nicht erwartet hätte.

Sind Sie denn am Ende gar kein Mitglied dieser ehemals liberalen Partei? Dann bin ich an der Stelle falsch informiert. Ich habe vor ca. 2 Jahren in der Allgäuer Zeitung gelesen, Sie seien der Bezirksvorsitzende in Schwaben. Falls das nicht stimmt, dann ist die Augsburger Allgemeine samt ihren Ablegern leider keine vertrauenswürdige Informationsquelle.

Die personelle Zusammensetzung der FDP ist mir zugegebenermaßen entweder gleichgültig, bestenfalls widerwärtig, seit ich 1993 dort meine Mitgliedschaft beendet habe. Ich habe u. a. Politikwissenschaft studiert und sehe die Schnittmenge zwischen FDP und politischem Liberalismus als nahe Null an. Das einzig verbindende Element zwischen FDP und Liberalismus ist heute die Tatsache, dass es der FDP zu verdanken ist, dass „Liberalismus“ ein Schimpfwort wurde und mit Neo-Liberalismus verballhornt wird. Einem Konzept, das zutiefst autokratisch, antidemokratisch, unsolidarisch und hedonistisch ist und mit Freiheit rein gar nichts zu tun hat. Abgesehen von der Freiheit, jegliche denkbaren ethischen Grenzen zu überschreiten.

Mein verwendetes Zitat entspricht sicher nicht dem Sprachgebrauch, den Sie in öffentlichen Reden, Ansprachen und Vorträgen anwenden. Allerdings ist ziemlich genau wiedergegeben was Sie mir nach der Veranstaltung wörtlich so sagten. Verkürzt auf „billig“ habe ich lediglich Ihre Formulierung: „…so wenig wie möglich!“ Sie waren auch wegen meines Widerspruchs ein wenig aufgebracht, dass ich die Aussage Ihres Verbandes, Industriestrom in den USA koste im Gegensatz zu Deutschland dort nur 1,5 Cent, nicht akzeptiere. Insofern sehe ich in Ihrer Formulierung „Scheißegal“ nichts Anrüchiges. Betriebswirtschaftlich gesehen ist das auf den ersten Blick auch vollkommen richtig. Und wie gesagt: In Reden, Vorträgen und Ansprachen agieren Sie nicht so. Das kann ich auch gern so auf meinem Blog darstellen.

Ich habe damals im Drei Mohren den Vortragenden, Herrn Albath, danach im Gespräch gebeten, mir die Quellen und Fundstellen zu nennen, auf denen ich das nachprüfen kann. Er nannte mir dann als Quelle die Aussage des Präsidenten der IHK München und Oberbayern, Herrn Driessen. Ansonsten hat er mir nicht eine transparente und öffentlich zugängliche Fundstelle zu den Aussagen Ihres Verbands genannt.

Im Gegenzug habe ich ihm meine Fundstellen und Quellen, aus denen ich mich informiere übermittelt:

http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/Kohlesubventionen_1950-2008.pdf

http://www.foes.de/pdf/2010_FOES_Foerderungen_Atomenergie_1950-2010.pdf

http://www.foes.de/pdf/2010.10_FOES_Foerderungen_Strom_Atom_Kohle_Vergleich.pdf

http://www.e-control.at/de/industrie/strom/strompreis/internationale-vergleiche (links auf Grafik Vergleich klicken)

http://www.eia.gov/electricity/monthly/epm_table_grapher.cfm?t=epmt_5_03

http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/AEE_Strompreis_in_Deutschland_im_Vergleich_Apr12.pdf

http://www.unendlich-viel-energie.de/themen/strom

Dort finde ich die Industriestrompreis für USA mit durchschnittlich 6,81 US-Cent/kWh (was 5 Euro-Cent sind) für Frankreich mit 6,8 Cent/kWh und für D mit 7,4 Cent/kWh hinterlegt. Nicht hinterlegt sind allerdings die zusätzlichen Kosten, die in den jeweiligen Stromhandelssystem anfallen: Vertriebskosten, Netzentgelte, leistungsabhängige Gebühren, Stromsteuern, VAT und etwaige Umlagen. Es geht um reine Arbeitspreise = Energiepreise.

Ebensowenig hinterlegt sind die tatsächlichen Subventionen, die in den jeweiligen Ländern für nachprüfbare Marktpreise sorgen. Preise, die mit Marktwirtschaft und Regulierung über Angebot und Nachfrage in etwa so viel zu tun haben, wie die katholische Kirche des Mittelalters mit vernunftgeleitetem Handeln.

Von Ihrem Verband habe ich nicht eine belastbare Quelle erhalten. Ich bin Pirat, für die Mehrheit also ahnungsloser Chaot und realitätsentrückter Spinner im Internet. Nun, jeder darf verstehen was er will, sich aber nicht wundern, wenn er dann von einem Piraten Gegenwind bekommt, den dieser auf nachprüfbare Fakten stützt.

Bereits an Hand dieser Zahlen wird klar, dass die Behauptung von Herrn Driessen, in den USA koste Industriestrom 1,5 Cent/kWh, weil dort Gas so billig gefrackt werde, nicht korrekt ist. Indessen liegt der Gaspreis für Frackinggas mit Glück gerade mal bei 1,5 Cent/kWh. Und jeder der weiß, dass eine durchschnittliche Gasgeneratorenanlage im Schnitt rund 1 kWh Strom aus 3 kWh Gas gewinnt – hocheffiziente GuD sind mir in den USA nicht bekannt und im Übrigenauch bei weitem nicht so effizient wie allgemein behauptet – wird sehr leicht verstehen, dass damit der Strom in USA kaum billiger als 5 Cent/ kWh sein kann. Abgesehen von dem Strom aus längst abgeschriebenen Atomkraftwerken und / oder einzelnen uralten Wasserkraftwerken in den Rocky Mountains.

Ich glaube Ihnen gern, dass Sie Strom dort speziell für Ihr Werk billiger beziehen können als hier für Ihr Werk in Waal, doch ist es vollkommen irreführend, solche Ausnahmefälle hier bei uns in Vorträgen als generelle Marktsituation für die gesamte Industrie in den USA zu verkaufen. Denn umgekehrt könnte ich dann argumentieren, dass Industriestrom hier billiger ist als in den USA, denn ich kann hier an Hand der Website der EEX sehr einfach nachweisen, dass Strom bei uns 2,8 Cent / kWh kostet. Siehe EEX heute. Der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich ist marginal.

 http://www.eex.com/de#/de

Sie können diese Unterlagen gern studieren. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man sich beim VBW dem Thema mit mehr Rationalität und Realitätssinn nähert und eventuell sogar einen vernunftgeleiteten Dialog mit mir persönlich oder gar den Piraten beginnt. Für Bayern bin ich als Energiebeauftragter inzwischen der passende Ansprechpartner.

Der Vortrag von Herrn Brossardt am Montag, den 27.01.2014, hat mich diesbezüglich inhaltlich enttäuscht, insoweit er weiterhin nicht an Hand von Quellen nachprüfbare Aussagen getroffen hat. Ich hatte ihn meinen Bekannten als sehr guten Vortragenden angekündigt. Umso mehr wurde meine Erwartung enttäuscht, als er am Montag nur eine schwer verständliche Brüderle-Parodie gegeben hat. Ich habe ihn tatsächlich kaum verstanden.

Über diese Enttäuschungen hinaus finde ich die Aussage, die, mit Ausnahme von Herrn Driessen, lediglich ihr Verband so vehement vertritt, nirgends in ähnlicher Weise wieder. Nicht einmal beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft, dessen aktuelles Positionspapier auf deren Website (PDF) einsehbar ist. Dieser Verband liegt interessanterweise mit meinen Einschätzungen weitgehend auf einer Linie.

Um auf Ihren Hinweis zu kommen, Sie seien für preiswerten Strom, nicht billig bzw. „so wenig wie möglich“. Was ist bitteschön preiswert im Sinne von seinen Preis wert? Strom aus Kernkraft an der Börse zu 2,8 Cent/kWh zu verkaufen, während die Herstellung dieses Stroms noch immer aus Steuermitteln subventioniert wird, damit er überhaupt produziert wird? Wussten Sie, dass die finnische Regierung für den Strom aus dem neuen AKW Okiluoto mit einem Preis von knapp unter 11 Cent/kWh Erzeugungskosten kalkuliert wird? Wussten Sie, dass die Franzosen bereits in der Vorplanung für das Ersatz-AKW in Cattenom mit einem Erzeugerpreis von 8,6 Cent/kWh rechnen? Wussten Sie, dass die britische Regierung eine garantierte Einspeisevergütung für Atomstrom plant, damit dort neue AKW überhaupt erst von privaten Investoren gebaut werden? Der Betreiber von Hinkley Point wird eine feste Einspeisevergütung von 12,5 ct./kWh auf 35 Jahre plus eine garantierte, jährliche Inflationsausgleichsteigerung von 3,5% erhalten. Und das ohne eine feste Altlastenübernahme des Betreibers. Auch die werden freundlicherweise der Ertragskraft künftiger Erwerbstätiger überlassen. Was würden eine FDP herumkrakhlen und Sturm laufen, wenn irgendwer eine garantierte, jährliche Inflationsausgleichssteigerung nur für Rentner, Sozialhilfeempfänger und Arbeitnehmer unter dem Durchschnittslohn fordern würde!

Atomstrom lässt sich, auf eine gesamte Volkswirtschaft gesehen, nicht wirtschaftlich produzieren. Egal ob sie die Volkswirtschaft Katars, der Schweiz, der BRD, Rußlands, Der USA, Chinas oder die gesamte Weltwirtschaft als Referenz bemühen. Gerade Sie als „Liberaler“ und „Mann der Geschäftswelt“ sollten das erkennen können.

Ist denn Strom preiswert, der in Kohlekraftwerken mit einer Subventionierung von 8 Cent / KWh produziert wird, um dann an der Börse für 2,8 Cent/kWh verkauft zu werden? Ohne Subventionen wäre das so nicht möglich.

Haben Sie jemals die jährlichen Ausgaben der Volkswirtschaft aller 16 Bundesländer für degenerative (fossile oder auch Kohle, Öl, Gas und Uran) von aktuell 100 MRD Euro sowie die dazu zu rechnenden Subventionen von 28 MRD Euro für die Verwertung dieser Stoffe den 22 MRD Euro gegenübergestellt, die Rainer Brüderle – und in seiner Nachfolge Christian Lindner – als „ideologisierte und volksverdummende EEG-Umlage“ bezeichnen?

Sie haben vollkommen Recht: Arbeitsplätze spielen bei der ganzen Angelegenheit eine Rolle. Um welche aber soll ich mich sorgen? Um die 850 Arbeitsplätze an den Lechstahlwerken Meitingen, die bei 36 Mio. Euro Personalkosten im Jahr nur existieren, weil der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens aus den Subventionen für degenerativ erzeugten Strom ca. 72 Mio. Euro beträgt? Da reden wir noch gar nicht von den Entlastungen des Unternehmens aus der Befreiung von der EEG-Umlage. Die Mitarbeiter und deren Freunde und Familien, die nicht dort beschäftigt sind, refinanzieren über ihre Steuern und die Mehrbelastung beim EEG diese Arbeitsplätze. Oder soll ich mir um die knapp 68.000 im Kohleabbau Beschäftigten sowie die daran hängenden weiteren 80.000 Jobs sorgen machen, die nur deshalb überhaupt noch existieren, weil diese Unternehmen wider aller Vernunft noch immer ihrer langfristig fatalen Tätigkeit nachgehen?

All diese Leute sähe ich liebend gern in nachhaltigen Unternehmen beschäftigt. Zum Beispiel im Tiefbau und Spezialtiefbau, um unsere gesamten Netzinfrastrukturen für Gas, Strom, Wasser, Abwasser, Kommunikation, Straßenverkehr und Bahnen so weit als möglich unter die Erde zu legen. Dort stören sie niemanden und werden deutlich länger nutzbar bleiben. Beispielsweise wäre der Bau einer Stichbahn über Ellighofen an Ihr Holzwerk zu legen, um den LKW-Verkehr zu verringern, ein sinnvolle Alternative. Hier geht es um eine Infrastrukturaufgabe, die die Gesellschaft in eigenen Interesse leisten sollte, statt Infrastrukturen zu privatisieren.

Vielmehr sorge ich mich auch um den Erhalt der 360.000 Arbeitsplätze, plus alle weiteren daran hängenden, die in Bereich regenerative und generative Energiebereitstellung geschaffen wurden, und gerade mächtig unter Druck geraten sind. Seit dem Zusammenbruch der Konsumgüterindustrie für Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik haben die deutschen Länder keine solch leichtfertige Aufgabe der eigenen Technologieführerschaft mehr ¨bewerkstelligt¨.

Wenn ich die Innovationskraft unserer Automobilindustrie sehe, dann ist unsere gesamte Wirtschaft viel eher von Stillstand betroffen. Ein Stillstand, der zwar noch nicht in sinkenden Umsätzen und rückläufigen Renditen zum Ausdruck kommt, der aber das Verharren auf überkommenen Technologien und Denkweisen bewirkt, wenn sich unsere „Elite“, zu der Sie momentan gehören, nicht schleunigst auf die Hinterfüße stellt und nach vorne denkt. Der Umstieg auf Elektromobilität ist eine Aufgabe, die wenn, dann von unserer Automobilindustrie angeführt werden sollte. Dennoch habe ich als Käufer bis heute nicht EIN auch nur halbwegs akzeptables Elektrofahrzeug aus deutscher Produktion zur Auswahl.

Zu den Aussagen von Bertram Brossardt über die angeblich notwendigen Stromtrassen für Windstrom aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es auch noch einiges zu sagen. Die Notwendigkeit dieser Trassen wir vom verschiedenen Verbänden und politischen Gruppierungen übrigens bestritten. Angeblich wird ja ohne den Windstrom aus der „Thüringer Strombrücke“ in Nordbayern das Licht ausgehen. Den Windstrom, den Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Meck-Pomm herstellen können, kann Nordbayern ebenfalls bereits stellen. Die Deckungslücke in Unterfranken kann allein aus dem Leistungsüberschuss in Schwaben gedeckt werden. Es geht nur darum, ob und dass die Windkraftkapazitäten aufgebaut werden. Horst Seehofer tanzt zwischen den Meinungen hin und her ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von der Materie zu haben. Aber trotzdem setzen viele Menschen nach wie vor auf ihn, wenn es um die Lösung der Streitfragen geht. Denn es geht nicht um Probleme. Diese existieren gar nicht. Es geht um Interessen, Renditen und Streitlust.

Es geht um die Interessen institutioneller Anleger, da der Invest in eine Stromtrasse 9 % Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital garantiert (Bundesnetzagentur, siehe beiliegende PM). Und nicht nur das. Der Investitionskredit selbst wird auch garantiert. Ergo: Risiko Null, Rendite gesichert, egal, ob je eine kWh Strom über diese Leitungen fließt oder nicht.

Damit aber nicht genug: Der Windstrom, den die Trasse transportieren soll, wird nur mit ca. 1.300 Volllaststunden pro Jahr überhaupt erzeugt. Und auch dann ist nicht sicher, dass er auch dann erzeugt wird, wenn er in Nordbayern gerade gebraucht wird. Wie schon gesagt: In Schwaben benötigen wir diesen nicht, denn wir haben 5.000 MW Erzeugungskapazität und in der Spitze gerade mal 1.972 MW Bedarf. Selbst wenn wir die 2.688 MW Gundremmingen abziehen haben wir genug Leistung im Land, um uns zu versorgen. Die Lücke für Nordbayern auf diese Art zu schließen, ist ebenso sinnvoll: Denn das Jahr hat 8.760 Stunden. Es bleiben also rund 7.500 Stunden Leerlauf für die „Strombrücke“, die dann nur so da steht, oder aber mit 8 Cent/ kWh subventionierten Braunkohlestrom aus der Lausitz nach Bayern liefert. Der Transport kostet so nebenbei noch mal 1,7 Cent /kWh Netzentgelt. Damit die Rendite stimmt. Dazu sage ich: Nein, Danke.

Und das Netteste dabei: Die Leitungen gehen gar nicht bis Meck-Pomm, wo die meisten Windräder stehen.

Ich verstehe zwar durchaus, dass sich die Sache für jedes Unternehmen individuell anders darstellt. Dass Sie mit einem niedrigeren Strompreis leichter am Markt agieren können. Das gilt auch durchaus für etliche andere, wie z. B. die SGL Carbon, deren Chef Holzamer mir für ein Projekt einmal eine Zusage gemacht hat, die aber nicht gehalten wurde. Allerdings: Wenn Sie sich darauf verlassen, dass der subventionierte Strom aus Frackinggas oder Atomanlagen in den USA langfristig verfügbar sein wird, dann sollten Sie und die Personen mit Verantwortung intensiver um die Zukunftsfähigkeit solcher Preise kümmern.

Wieso? Fracking ist in etwa so nachhaltig und zukunftsfähig wie die Weltherrschaft von Fruchtfliegen. Jahr 1: 100 % Ausbeute, Jahr 2 nachfracken und noch bis zu 60 % rausholen, Jahr 3 noch mal nachfracken und gerade mal maximal 25 % rausholen, Im Jahr 4 neues Bohrloch an anderer Stelle. Die Tatsache, dass hunderte, über die Börsen finanzierte Energiefirmen Bohrrechte von Eigentümern gekauft haben und zu Fracken begonnen haben, hat zu einem Überangebot an Gas geführt. Der Preis ist nach oben durch den von regulärem Erdgas begrenzt. Also entwickelt sich der Preis nach unten. Der Chef der ältesten Company (Chesapeake) im Geschäft wurde dazu zitiert: „We are in the business since it began in 2006. We didn’t make any money on it. Now we are in black numbers only by selling drilling rights!“

Der Exxon Chef Rex Tillerson zumselben Thema: „We are loosing our shirts today, We are making no money at all!“

Und mit der Kernkraft sieht es nicht besser aus: Der Kraftwerkspark in den USA ist im Schnitt 29,8 Jahre alt, der in Frankreich über 26 Jahre. Die Betriebszeit eines AKW ist 40 Jahre. Dann ist es am Ende und muss ersetzt werden. Wo die Kosten für den Strom dann liegen, habe ich Ihnen oben schon erklärt. Das soll dann wohl wieder der Steuerzahler ausbügeln? Oder? Und der ist? Genau, Sie!

Die Wahrheit, lieber Prinz von der Leyen, ist einfach und erschreckend: Sie fordert von uns allen gar nichts. Wir können so weiterwurschteln wie bisher. Wir können uns weiterhin der Selbsttäuschung und dem Illusionieren hingeben: Energie ist vollkommen unterbewertet. Dazu ist Energie eine wunderbar intransparente Quelle für Abzockerei und Bereicherung ohne echte Gegenleistung, oder auch dem, was ein Lindner, Rösler, Brüderle, Westerwelle, Gröhe, Kauder, Schneider oder andere Wahrsager und Esoteriker als „Leistung“ bezeichnen. Angefangen beim Staat und den Steuern, über die vielfältigen Ertragsgarantien für institutionelle Anleger und andere Profiteure bis hin zu dem Teil der Investoren in EEG-gesicherte Erträge, die überdurchschnittlich stark von dem Gesetz profitieren.

Es ging bei diesem System nie um Reichtum für alle. Es ging darum, über Menge neue Technologien möglichst kostengünstig zu machen. Das ist weitgehend erreicht, und wo es nicht erreicht wurde, ist anzunehmen und zu prüfen, ob sich eine weitere Förderung dafür wirklich lohnt. Damit meine ich insbesondere die Ausschüttungen für Biomasse und Geothermie.

All das, was ich heute genannt habe, macht auch aus dem Strompreis den Sie bezahlen eine ziemliche Last. Allerdings können auch die Konkurrenten in anderen Ländern der Realität nicht ausweichen. Kostensenkung funktioniert vielleicht vorübergehend über Abschaffung von Steuern, Umlagen, Befreiung von Netzentgelten etc. Allerdings nicht für 15 Jahre. Wirkliche Einsparungen aber gehen nur über Effizienz bzw., über die Anschlussverwendung genutzter Energie, und: Über die massenhafte und großflächige Implementierung neuer Alternativtechnologien , die deutlich nachhaltiger sind und vor allem so weit als möglich ohne den Abbau – besser gesagt Raubbau – an vorhandenen Ressourcen auskommen. Nachprüfbare Tatsache ist, dass es für Industrie, Gewerbe und Handel in keinem einzigen Bundesland eine auch nur ansatzweise Verpflichtung auf Effizienz gibt. Bislang begnügt man sich mit Sprechblasen, die der Politik und den Bürgern suggerieren, man sei ja kaufmännisch tätig und von Haus aus an Einsparungen interessiert. Das Effizienzpotential sei ausgeschöpft – wofür es freilich noch nicht mal eine allgemeine Pflicht zur Dokumentation gibt.

Ich habe es Ihnen schon einmal, gesagt: Die billigste kWh ist die, die Sie gar nicht erst in Anspruch nehmen. Sie hatten mir damals vorgeschlagen, dass ich mir Ihren Betrieb mal ansehe. Danach haben Sie meinen Besuch abgewehrt. Warum also sollte ich Sie schonend und abgemildert in indirekter Rede zitieren? Ich hätte auch sagen können es sei Ihnen egal, wo der Strom herkommt. Ich komme gern zu den Veranstaltungen der VBW und höre mir die Positionen genau an. Ebenso habe ich Vorschläge, wie die Wettbewerbsposition unserer Unternehmen verbessert und gesichert werden kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn man miteinander redet, in Dialog kommt und Veranstaltungen nicht als Belehrungsstunden und das Abspulen von Mantras versteht, in denen Botschaften den Zuhöreren als Ersatzreligion aus berufenen Mündern verkauft werden.

Wir – ich meine damit den überschaubaren Teil an brauchbaren Leuten in der Piratenpartei – und ich, wurden bislang ignoriert, verteufelt, regelmäßig falsch zitiert, medial massiv bekämpft und leider nur selten gehört. Wo wir eine Stimme haben, haben wir im Vergleich zu anderen Parteien überdurchschnittlichen Erfolg. Siehe www.piratenwirken.de . Und mit Sicherheit fehlen uns noch etliche Fähigkeiten. Dennoch hat mich Ernst Prost, der Chef von Liquy Moly als „klugen Mann“ bezeichnet, schätzen mich die Energiefachleute der IHKs in Oberbayern und Schwaben, möchte mich der Umwelt- und Wirtschaftsrat in Berlin als Mitglied gewinnen (mir zu weit weg und warum sollte Geld dafür bezahlen,mein Wissen zur Verfügung zu stellen?), und hören etliche andere, wie z.B. der technische Leiter des Bundesverbands Wärmepumpe Egbert Tippelt, genau hin, wenn ich etwas sage oder Infos liefere.

Als Energiefachmann sage ich Ihnen, dass Ihre Kenntnisse über die Strompreise in den USA und Frankreich im Vergleich zu den deutschen Ländern weder transparent nachprüfbar noch ausreichend profund sind. Mag sein, dass Sie ihre aktuellen Sorgen um den Strompreis vorübergehend abmildern. Da sie PV installiert haben und sicher einen Teil Eigenverbrauch nutzen, sollten Ihnen die Ideen aus Berlin mächtig auf den Nerv gehen. Gabriel plappert Schnapsideen von Altmaier nach und versucht auch noch das ultrakonservative und überfällige Festhalten an der Kohle seiner eigenen Partei am Leben zu erhalten. DAS sollte Ihnen Sorgen machen.

Ich war immer zu sachlichem Dialog bereit, habe aber keine Angst davor, anzuecken. Das hat wenigstens mal eine Reaktion ausgelöst.

Besten Gruß

Thomas Blechschmidt

http://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2009/28/EG_(Erneuerbare-Energien-Richtlinie)

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