Generativ, Regenerativ oder Degenerativ – Wie „erneuerbar“ ist unsere Energie?

Seit nunmehr drei Jahrzehnten wird er gefordert, der Umstieg von „fossilen“ auf „erneuerbare“ oder „regenerative“ Energien. Was damit gemeint ist, scheint klar: Kein Erdöl, kein Erdgas, keine Kohle und auch keine Atomkraft mehr – also auch kein Benzin oder Diesel. Denn diese sind endlich, giftig, gefährlich oder wahlweise auch schlicht eine Belästigung. Zumindest die Abgase der Verbrenner.

So weit, so klar. Dennoch ist diese Forderung nach wie vor umstritten und tut sich schwer mit der Verankerung im Unterbewusstsein des Menschen, vermittelt Sie doch unverändert weiter einen Betrachtungsweise, die dem gewünschten Umdenken einfach nur im Weg steht: Das Energie verbraucht wird.

So wird in Diskussionen auf allen Ebenen, von der Technik, über die Naturwissenschaft und die Presse, hin bis zur Politik, zwar heftig über das Wie einer möglichen Wende gestritten. Die Akteure werfen sich gegenseitig regelmäßig inhaltsleere Scheinargumente von „Ahnungslosigkeit“, “Dummheit“ bis „Unwissenschaftlichkeit“ vor, aber verwenden doch den wissenschaftlich unhaltbaren Begriff „Energieverbrauch“ so selbstverständlich, wie ein Mensch seine Heizung voll aufdreht oder auf der Autobahn Vollgas fährt.

Das Bild, das damit erzeugt wird, ist das des Tanks, den man auffüllt und nach Bedarf leert. Und damit verbunden ist das Bild, dass man den „Stoff“ ja irgendwo herbekommen muss. Die Betrachtung von Energie als einem physikalischen Zustand, der vollkommen körperlos und nicht mit Händen greifbar ist, liegt einfach zu weit weg von der menschlichen Erfahrung. Und deshalb ist diese fixe Idee so stark verankert, dass wir vom gedankenlosen Missbrauch begrenzter Ressourcen nicht die Finger lassen können. Es wird weiterhin gebohrt, gefrackt, unter oder über Tage abgebaut und verheizt was das Zeug hält. Rechnet sich das nicht, muss der Staat, sprich die Erwerbstätigen, herhalten. Hauptsache Schornstein und Auspuff rauchen.

Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusstsein“ meinte schon Marx. Und hat damit nachweislich wenigstens korrekten Analyseansatz geliefert.

Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Diktion – oder neu-un-deutsch das „Wording“ – die Denkweise, und damit letztlich das Handeln, bestimmt. Bzw. im Fall des „Woridng“ bestimmen soll: Marketingsprache ist eben keine exakte Wissenschaftssprache, sondern einfach nur Propaganda mit Verkaufsabsicht.

Solange wir denken, dass wir Energie verbrauchen, wird es sich immer nur darum drehen, den Stoff, aus dem wir Energie machen möglichst billig zu beschaffen oder zu erneuern. „Regenerativ“ wäre der jeweilige Energieträger dann mit Recht zu nennen. Sein Gegenstück jedoch, der fossile Energieträger, wird nicht erneuert, er wird abgebaut – weshalb er mit Recht „degenerativ“ genannt werden kann.

Was fällt denn dabei auf? Korrekt spricht man von Energieträgern, die verbraucht werden, nicht von der Energie an sich. Deswegen sind Erneuerbare Energien genau genommen auch „Erneuerbare Energieträger“ oder „Erneuerbare Energie-Ressourcen“.

Was geschieht mit der Energie, wenn Sie nicht verbraucht werden kann, wie uns der 2. Hauptsatz der Thermodynamik lehrt?

Wo geht Sie hin?

Alles, was mit Energie bewegt, geformt, geschmolzen oder auch nur erhitzt wird hat eines gemeinsam: Energie innerhalb unseres Ökosystems Planet Erde äußert sich am Ende eines Prozesses in der Erhöhung der vorhandenen Wärme, die sich dann in der Umwelt verteilt – ein kleiner Teil davon in Form von Infrarotstrahlung durch molekulare Eigenschwingung, der Rest in Form von heterogener Molekularbewegung.

Somit haben wir also degenerative und regenerative Energieträger. Doch eine Erscheinungsform der Energie – im Grunde der nützlichste Energieträger – der elektrische Strom, entzieht sich dieser Betrachtung recht deutlich. Er wächst nirgends, man kann ihn nicht abbauen, sondern nur bei Bedarf erzeugen. Wir generieren ihn in „Generatoren“.

Generiert wird aus degenerativen und regenerativen Energie Ressourcen. Aber auch aus frei verfügbarer Strahlungsenergie – ohne nennenswert physische Ressourcen zu binden: Diese Strahlungsenergie kommt von der Sonne. Ein Teil von ihr lässt sich durch Photovoltaik in Strom umwandeln, andere Teile erwärmen Luftschichten, was wiederum zu Wind führt, der durch Windgeneratoren in Strom umgewandelt werden kann – wir generieren abermals. Ein dritter Teil erwärmt Erde und Wasser. Das Wasser verdampft, es entstehen Wolken und aus diesen fällt der Regen, der schließlich Wasserkraftwerke antreibt und über Generatoren Strom erzeugt – erneut wird generiert.

Das besondere am Strom: Im Augenblick lernen wir ihn in vielfältiger Form in gespeicherte Energieressourcen oder Quellen umzuwandeln. In der Speicherung liegt das zentrale Element der zukünftigen Energieversorgung.

Diese Betrachtung führt für mich zu zweierlei:

1. Wir sollten nicht mehr von Energien sprechen, sondern von Energieträgern.

Diese lassen sich verbrauchen.

2. Wir sollten die Begrifflichkeit von „erneuerbar“ oder „regenerativ“ auf der einen Seite und „fossil“ auf der anderen verbessern:

2.a. generativ, als wertvollste, weil mit der geringsten Ressourcenbindung, den wenigsten Umweltkosten und auch den niedrigsten laufenden Kosten verbundene Form der Bereitstellung von Energie. Eingesetzte Ressourcen können nahezu vollständig wiederverwertet werden.

2.b. regenerativ, als nachhaltige und sehr umweltfreundliche, aber volkswirtschaftlich intensivere Form der Bereitstellung von Energie,

2.c. degenerativ, als das definitive Auslaufmodell, da diese Form der Bereitstellung von Energie keine Zukunft, keine Nachhaltigkeit, unkalkulierbare Umweltbelastungen, sowie dauerhaft deutlich höhere und zusätzlich steigende volkswirtschaftliche Kosten mit sich bringt. De-generativ eben.

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