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Die Energiewende ist zu teuer – Ein Mythos wird zerstört!

Von Dr. Michael Berndt und Thomas Blechschmidt, Koordinatoren der AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland

Piraten zerstören Mythos der „teuren Energiewende“

Sofortige Einsparung durch Erneuerbare Energien

Schon seit Jahren will die Bundesregierung den Bürgern einreden, die Energiewende sei teuer – Umweltminister Altmaier sprach sogar einmal von 1 Billion €. Und die fossile Energiewirtschaft droht permanent mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. Doch das Gegenteil ist der Fall! Erneuerbare Energien ersparen unserer Gesellschaft erhebliche Kosten und schaffen zusätzliche Arbeitsplätze – und zwar schon jetzt, sofort!

Kosteneinsparung und hunderttausende zusätzlicher Arbeitsplätze

Durch den Zubau an Anlagen der Erneuerbaren Energien sind die letzte EEG-Umlage um 0,15 Cent pro Kilowattstunde (kWh) [2] und das Netzentgelt durch den Ausbau der Stromnetze um ca. 0,9 ct/kWh gestiegen [3]. Die Umweltkosten dieser Stromerzeugung betragen durchschnittlich 1,7 ct/kWh [4]. Dagegen verursacht eine Kilowattstunde aus den fossilen Energieträgern Braunkohle, Steinkohle oder Erdgas Umweltkosten von durchschnittlich 9,0 ct/kWh [4] und verbraucht Brennstoffe im Wert von durchschnittlich 2,6 ct/kWh [5].

Zusätzlich werden hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland in einer Zukunftsbranche geschaffen: Allein die Umstellung der Stromerzeugung von Braunkohle auf eine Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien würde schätzungsweise 150.000 mehr Arbeitsplätze schaffen als in der Braunkohlewirtschaft verloren gingen [6].

Aber  anstatt mit diesem Wachstums- und Kostensenkungsmotor durchzustarten, tritt die Bundesregierung mit ihrer sogenannten EEG-Reform auf die Bremse.

 Über Deutschland lacht die Sonne

Viele, viele Dächer, Parkplätze und Infrastrukturen bieten Platz, deshalb ist die Photovoltaik der zentrale Baustein auf dem Weg zur Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien. In einer Studie hält das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES, 2012) fest: Je nach Wirkungsgrad der Module ist in Deutschland die Installation von bis zu 570 Gigawatt (GW) auf Dach- und Freiflächen möglich [7].

Das wäre mehr als das 15-fache der aktuell installierten Leistung und bringt 75 % an der heutigen Stromerzeugung. Stromerzeugungs- und Umweltkosten der Photovoltaik betragen insgesamt nur ca. 10 ct/kWh gegenüber ca. 16 ct/kWh der Kohle-Stromerzeugung.

Warum also werden im neuen Gesetz ein jährlicher Ausbau-Zielkorridor, eine Vergütung mit der sich keine Freiflächenanlage mehr finanzieren lässt, eine permanente Degression der Vergütungssätze für Dachanlagen und eine EEG-Vergütung nur bis zu einem Gesamtausbau von 52 GW festgeschrieben [8]?

 Ein frischer Wind weht durchs Land

Die kostengünstigste erneuerbare Stromerzeugung ist bisher diejenige mit Windenergieanlagen an Land. Ihr Anteil betrug in Deutschland 2013 bereits ca. 8% [9]. Der Anteil lässt sich noch verdoppeln – auch unter Berücksichtigung der Anwohner und Umweltbelange! Auch in Mittelwindlagen ist die Stromerzeugung noch wesentlich kostengünstiger als mit konventionellen Energieträgern. Es ist also volkswirtschaftlich unsinnig, den Ausbau auf Norddeutschland zu begrenzen. Mit ihrem aktuellen Entwurf gefährdet die Bundesregierung aber auch die weitere Beteiligung der Bürger an neuen Windparks. Mit dem vorgesehenen Vergütungsmodell wird z.B. für Bürgergenossenschaften eine Fremdfinanzierung bei steigenden Zinssätzen kaum noch möglich sein [10]. Warum werden zukünftige Vergütungen nicht um eine an die Kapitalmarktzinsen gekoppelte ergänzende Vergütung erweitert?

Offshore Windparks widersprechen der Forderung der Piratenpartei nach einer dezentralen Energieversorgung und sind mit Kosten von z. Zt. ca. 19 Cent pro Kilowattstunde auch mit die teuerste Form der Stromerzeugung. Mit ihrem neuen Gesetzesentwurf zum EEG begrenzt die Bundesregierung den Ausbau der Stromerzeugung in der Nord- und Ostsee auf eine installierte Leistung von 15 Gigawatt bis zum Jahr 2030 [8]. Das entspricht einem Anteil von ca. 11% der heutigen Stromerzeugung in Deutschland. Angesichts des schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses brauchen wir aber eine politische Diskussion, wie stark die Stromerzeugung auf See darüber hinaus in Zukunft weiter ausgebaut werden soll.

Biomasse – eine lokale Ergänzung

Die Stromerzeugung mit Biomasse hatte 2013 einen Anteil von 7% [9] und ist mit Erzeugungskosten von 12-18 Cent und zusätzlichen Umweltkosten von durchschnittlich fast 4 Cent pro  Kilowattstunde [11] nicht kostengünstig. Auch aufgrund der Flächenkonkurrenz zur klassischen landwirtschaftliche Nutzung lässt sich dieser Anteil kaum mehr steigern. Für eine lokale Energieversorgung bleibt aber diese Form der Strom- und Wärmeerzeugung, insbesondere unter Nutzung von biologischen Abfallstoffen, ein sinnvoller Beitrag im Rahmen der Energiewende. Der hauptsächliche Einsatz von Biogas könnte dabei zukünftig in seiner direkten Vermarktung als Gas liegen.

Speichern und Sparen

Der weitere Ausbau der Stromerzeugung mit Anlagen der erneuerbaren Energien muss begleitet werden vom weiteren Aufbau von Speicherkapazitäten. Dabei sind vom Stromspeicher für Privathaushalte bis hin zu großen Leistungsanforderungen Speichertechnologien entwickelt worden und werden auch zum Teil schon erfolgreich eingesetzt [siehe z.B. 12, 13, 14, 15, 16]. Damit diese noch stärker die Umstellung auf erneuerbaren Strom unterstützen, setzt sich die Piratenpartei für ein Energiespeicherfördergesetz ein [17].

Schon vor 1 1/2 Jahren hatte der damalige Umweltminister Peter Altmaier das Energieeinsparpotential von Industrieunternehmen mit 30% geschätzt [18], doch hat er dieser Feststellung keine politischen Taten folgen lassen. Und auch der Vorsitzende der Geschäftsführung des Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sprach von teilweiser „grandioser Energievergeudung“ [19]. Bis heute gibt es keine verbindlichen Vorschriften zur Energieeffizienzsteigerung für Unternehmen. Warum?

Neben dem nach wie vor großen  Energieeinsparpotential bei Industrieunternehmen wird noch viel zu wenig bedacht, welche großen Mengen an Energie unsere Gesellschaft durch ein anderes Konsumbewusstsein einsparen könnte. Die von Herstellern bewusste Begrenzung der Funktionstüchtigkeit industrieller Produkte – die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ [20] – ist in einer Welt, die weit über ihre Rohstoffverhältnisse lebt, inakzeptabel und eine gigantische Energieverschwendung. Güter und Herstellungsverfahren nach dem „cradle to cradle“-Prinzip [21,22], bei dem ein Produkt so konzipiert und hergestellt wird, dass seine Einzelteile in hohem Maße direkt wieder verwendbar sind, müssen gefördert werden. Eine durch Reparaturmaßnahmen verlängerte Funktionszeit von technischen Geräten – zum Beispiel in „Repair-Cafes“ oder durch ähnliche Initiativen – spart Rohstoffe und Energie ein und verringert Transportkapazitäten und -wege. Auch die regionale Vermarktung von Produkten hilft in diesem Sinne.

Elektromobilität

 „Über 1,6 Millionen Elektrofahrräder fahren inzwischen über deutsche Straßen [27] und auch Elektro-PWKs müssen endlich Ihren Siegeszug antreten. Allein die Umstellung des deutschen PKW-Verkehrs von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren hätte eine Einsparung des gesamten deutschen Endenergieverbrauches von ca. 7% [28] und eine Verringerung der deutschen CO2-Emissionen um ca. 8% zur Folge[29].

Zudem würden die deutschen Privathaushalte mit Elektro-PKWs ca. 30 Mrd. € jährlich an Verbrauchskosten einsparen [30]. Diese Umstellung muss durch finanzielle Anreize und unterstützende Infrastrukturmaßnahmen noch viel stärker unterstützt werden!“

Am Ziel

Der Verbrauch endlicher fossiler und nuklearer Energieträger ist nicht nur mit erheblichen gesellschaftlichen Belastungen und Risiken  verbunden, sondern auch eine volkswirtschaftliche Bürde. So betrugen im Jahr 2012 die Importkosten für fossile Brennstoffe 100 Mrd. € [23]. Allein mit dem Einsparen dieser Kosten im Rahmen der Energiewende ließen sich ca. 1,8 Millionen sehr gut bezahlte, neue Arbeitsplätze finanzieren. In der gleichen Größenordnung liegen auch die Umweltkosten durch den Verbrauch dieser Energieträger [24]. Rechnet man noch ca. 28 Mrd. € p. a. an Subventionen, Steuererleichterungen und Zinszahlungen für die Strom- und Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern hinzu [25], so erspart der Verzicht auf diese Energieträger der deutschen Volkswirtschaft auf heutiger Basis gerechnet ca. 230 Mrd. € pro Jahr nach einer vollzogenen Energiewende. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 betrugen die Gesamtausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland 255 Mrd. € [26].

Die Energiewende ist für unsere Gesellschaft der Weg in die Zukunft!

Quellen:

 [4] berechnet aus:

 [5] berechnet aus:

und

 [6] eigene Abschätzung aus:

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Faltblatt: Erneuerbar beschäftigt!  Stand: Aug. 2013

Bundesverband Braunkohle:“10 Braunkohle als Wirtschaftsfaktor“  http://www.braunkohle.de/pages/layout3sp.php?page=580

und

[18] Interview, ARD „Bericht aus Berlin“ am 14.10.2012

[25] http://www.foes.de/pdf/2012-08-Was_Strom_wirklich_kostet_lang.pdf , Seite 14 und eigene Berechnungen der Zinslast

[27] http://www.ziv-zweirad.de/public/pm_25.03.2014_e-bikes.pdf

[28] Eigene Berechnungen aus:

http://mediathek.fnr.de/entwicklung-und-prognose-kraftstoffverbrauch-deutschland-bis-2025.html

und

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/73902/umfrage/pkw—kraftstoffverbrauch-der-privaten-haushalte-in-deutschland/

[29] Eigene Berechnungen aus:

http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/energiestatistiken-energiegewinnung-energieverbrauch,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

und

http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/11418_de.htm

[30] Eigene Berechnungen aus:

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/73915/umfrage/ausgaben-der-privaten-haushalte-in-deutschland-fuer-kraftstoff/

und

https://de.wikipedia.org/wiki/Privathaushalt

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Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Thomas Blechschmidt Schreibe einen Kommentar

Ein neues Basismodell für den Stromhandel

Der verbindliche Referenzpreis für den Arbeitspreis

Zielsetzungen:

Das nachstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt notwendige und hier beschriebene Zielsetzungen:

Primärziele:

  • volle Transparenz: Alle in den Kaufpreis eingehenden Kosten und Subventionen auf einen Blick einsehbar
  • volle Transparenz der Mittelverwendung (wo geht die EEG-Umlage im Detail hin, wo das Netzentgelt)

  • Preisstabilisierung
  • Verschlankung des Systems
  • Planungssicherheit
  • Vermittlung eines Gefühls von Gerechtigkeit im Sektor Strom.

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

  • Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung,

  • Netzstabilität

  • Versorgungssicherheit

Feststellung

Der „liberalisierte“ Strommarkt hat in keinem der konkurrierenden Industrieländer eine Struktur hervorgebracht, die ernsthaft als marktwirtschaftlicher Wettbewerb bezeichnet werden kann. Bezugspreise für Strom sind überwiegend subventionsgetrieben und weitgehend unbeeinflusst von Ressourcenpreisen. Der Anteil der Ressourcenpreise am durchschnittlichen Verkaufspreis ist für die Mehrheit der Endverbraucher marginal.

Derzeit läuft der internationale Wettbewerb einzig auf der Schiene, welche Nation den billigsten Strompreis für die Industrie und für den Export in Nachbarländer gewährleisten kann. Diese Form des Wettbewerbs ist auf Dauer ruinös, denn sie kann nur aufrecht erhalten werden, indem entweder alte, lediglich Arbeitsentgelt (den Brennstoffpreis) erwirtschaftende Kraftwerke bis zum Erreichen ihrer technisch maximal möglichen Laufzeit weiterproduzieren.

Wenn weiterhin z. B. Umweltaspekte weitgehend bis vollständig in den Hintergrund gedrängt werden, während Ressourcen unter Inkaufnahme steigender staatlicher Verschuldung ohne Gegenwert bis zum Exzess ausgebeutet werden oder bis eben ganze Länder samt deren Industrien zusammenbrechen. Nüchtern betrachtet hat es den Ostblock nur früher erwischt, weil er individuelle Kräfte und privates Engagement stärker behindert hat. Niemand kann garantieren, dass es den „Gewinner“-Ländern nicht früher oder später ähnlich ergeht.

Egal ob in Frankreich, Großbritannien, den USA, Japan oder Australien: Die Erzeugung und verbilligte Abgabe von Strom an Industrieunternehmen ist in allen Ländern staatlich gewährleistet. Damit befinden sich die einzelnen Industrienationen in einem Preiswettberwerb, für den sie die Zukunft der gesamten Menschheit mit einer irreversiblen Hypothek belasten: Die weitgehende Vernichtung einer Unzahl natürlicher Rssourcen. Es geht dabei nicht nur um den Erhalt von Kohleflözen, Erdöl oder Erdgas als ultimative Reserve-Ressource für die nächsten Generationen. Es geht auch um sauberes Trinkwasser, saubere Meere als funktionierende Biotope für die Ernährung, saubere Luft und Habitate für ein menschenwürdiges Leben.

Die PIRATEN, gestartet als Partei der Freiheit

https://wiki.piratenpartei.de/Kodex

hatten die Chance diesem neokonservativen, besser neofeudalen Ansatz, der die Freiheit des Individuums mit einer auf größere Finanzkraft und Gnade der Geburt in das passende soziale Umfeld gestützten Willkür verwechselt, ein klügeres und nachhaltigeres Modell entgegen zu setzen. Diese Chance wurde nachhaltig vergeben.

Nur wenige Länder wie z. B. Kanada (Wasserkraft) haben derart große Potentiale an rein generativer Stromerzeugung, um bei diesem ruinösen Preiskampf mitzuhalten. Doch auch deren Überschusspotential reicht zwar für die eigene Versorgung, die Lücke in den USA zu decken, falls die sich irgendwann doch entschliessen, zumindest ihre Kohlekraftwerke stillzulegen, dazu reicht es nicht. Auf dieser Handlungsebene spielt sich aktuell das ab, was in blankem Euphemismus als „Wettbewerb“ bezeichnet und verehrt wird.

Obendrein werden derzeit leider ausschließlich Preisverbilligungen über politische Maßnahmen von den Regierungen umgesetzt, statt den Unternehmen durch Effizienzmaßnahmen oder andere technische Möglichkeiten zu höherer Effizienz und Energieproduktivität zu verhelfen. Allein in der Nutzung von Abwärme stecken noch enorme Potentiale, die bisher nicht wirklich erschlossen wurden.

Trotz aller Lippenbekenntnise, plakativ gesetzter Grenzwerte für Emissionen und wohlklingender Reden: Es gibt in kaum einem der entwickelten Industrieländer verbindliche Anforderungen an die Steigerung der Energieeffizenz von Verkehrsmitteln, Industrieanlagen, Produktionsmethoden, ja zum großen Teil noch nicht mal bei der Beheizung und Klimatisierung von Gebäuden. Noch nicht einmal in Ansätzen. Schlimmer noch: Selbst die politischen Gralshüter des Umweltschutzes, die Grünen Parteien in Europa und anderen Ländern sind sich der Zusammenhänge noch nicht einmal bewußt.

Mit dem Auto müssen wir zum TÜV. Schlimmer noch, das Auto wird oft gehegt und gepflegt als stünde jedes einzelne unter Artenschutz und UNESCO-Weltkulturerbe. Mit der Energie, unserer eigentlichen Lebensgrundlage, gehen wir dagegen um wie mit unerwünschten Herbstlaub: Was Probleme macht, wird beim Nachbarn abgeladen.

Die volkswirtschaftlichen Erzeugungspreise und Börsenpreise sind derzeit weder transparent nachvollziehbar noch haben sie erkennenswert mit den tatsächlich berechneten Arbeitspreisen an den Strommärkten zu tun. Hintergründe dazu gibt es viele.

Hier ein paar Highlights:

1.Subventionen zu Lasten der Staatskasse (aus Steuermitteln oder durch Darlehensaufnahme der öffentlichen Hände)

So wird der Abbau von Steinkohle noch immer durch den „Kohlepfennig“ quersubventioniert, obwohl wir seit 40 Jahren wissen, dass dies ein volkswirtschaftliches Zuschussgeschäft ist. Welcher Vermieter z. B. würde zulassen, dass der Mieter 40 Jahre lang z. B. zwar die Miete aber keine Nebenkosten bezahlt?

Importkohle ist von Zöllen und Energiesteuern ausgenommen, unverändert werden weiterhin Beihilfen für den Bau und Betrieb von Kohle-, Atom- und Gaskraftwerken gezahlt, nach wie vor Unmengen an kostenlosen Emissionszertifikaten bereit gestellt, werden Infrastrukturen wie die Zufahrten und Versorgungsanschlüsse von Kraftwerken weiter aus Steuergeldern bezahlt etc.

All das finanzieren die Erwerbstätigen und Rentner über Preise, Steuern, Umlagen und Abgaben. Was nur Recht und Billig ist, solange der Nutzen für diese Mehrheit der Bevölkerung real existiert. Die einen finanzieren es zum Teil über Mehrarbeit, nahezu alle aber vor allem durch Verzicht. Der soziale Futterneid-Wettbewerb „Wer kann sich was leisten?“, „Wer steht besser da?“ überfordert zunehmend mehr Menschen und läßt sie ihre wirtschafltiche Grundsubstanz verlieren.

Bei den rein generativen Erzeugern zahlen zwar zunächst einmal – und in der Theorie – die Netznutzer die Anschlüsse über das Netzentgelt. Aber nur die, die nicht befreit sind. In der Realität zahlen 99% der Netznutzer, die gerade mal ein Drittel des Stroms verbrauchen, fast die gesamten Netzentgelte. Eine rechnerische Belastung aller Stromverbraucher für den Netzausbau mit 1 ct. / kWh erscheint auf diesem Weg mit 3 ct. / kWh auf der Rechnung eines durchschnittlichen Arbeitnehmers oder Rentners.

Bedeutet: All dem zum Überfluss ist das System der Netzentgelte so gestaltet, dass es wie bei der EEG-Umlage für Großverbraucher großzügige Rabatte bis hin zu vollständiger Befreiung gibt. Die Kosten werden auch hier auf die Mehrheit der Kleinverbraucher und vor allem auf Gewerbetreibende und Mittelständler umgelegt.

2. Das Fehlen einheitlicher Berechnungskriterien für Strom an allen relevanten Märkten.

Es ist vollkommen unverständlich, wie man auf die Idee kommen kann, einen einheitlichen Europäischen Energiemarkt schaffen zu wollen, in welchem dann nationale Steuern, Abgaben und Umlagen unverändert bestehen bleiben. Wenn ein EU-Binnenmarkt für Strom – oder allgemein für Energieträger – geschaffen werden soll, dann muss der Endverbraucherpreis in Lissabon genauso zusammengesetzt sein wie in Stockholm oder Tuntenhausen.

Vorläufig abgesehen von der jeweiligen nationalen Mehrwertsteuer, deren Ungleichheit in Europa ebenfalls ein anachronistischer Witz gegenüber der Idee eines Binnenmarktes ist.

Einerseits werden die reinen Erzeugungspreise aus dem Ressourcenpreis des jeweiligen Brennstoffs zu Grunde gelegt, andererseits werden jedoch alle weiteren Kosten weitgehend externalisiert und von Land zu Land unterschiedlich erhoben: Preise für Bauflächen, Infrastrukturkosten, Erschließungskosten, Konzessionsabgaben, Abwasserentsorgung, kostenlose CO2-Zertifikate, CO2-Steuer in Schweden seit 1991, in Großbritannien seit ein paar Jahren, EEG-Umlage in Germanien, etc.

Auf diese Weise werden leider regelmäßig Äpfel an Bäumen mit Streuobst, geernteten Äpfeln, Granatäpfeln, Sinasäpfeln, Adamsäpfeln, Pferdeäpfeln, Apfelsaft, Apfelmost, Apfelmus, Apfelstrudel, Äppelwoi, Cidre und Apfelkuchen verglichen. Äpfel mögen stets der Grundstoff sein, doch das Endprodukt ist jeweils ein Anderes.

Das beginnt bei den Brennstoffen, zieht sich über Kraftwerksanlagen, deren Kosten mal vollständig in die Preiskalkulation eingerechnet werden (Windkraft, Photovoltaik, kleine KWK), mal anteilig als Investition des Betreibers (GuD, Kohlekraftwerke, AKW). Während die Gemeinschaft der Erwerbstätigen und Rentner, genannt „der Staat“, einmal mehr den Rest, meist den Löwenanteil trägt und dessen reale Investitionen auf Grundlage dieses Kapitaltransfers (geleistete Subventionen) als so genannte „stranded assets“ einfach ausgebucht werden. Als Sahnehäubchen oben drauf wird ein vollkommen von Investitionen, Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeitsgedanken abgekoppelter Markt „modelliert“, in dem diese Investitionen als „sunk costs“ bei der Gestaltung der Börsenstrompreise schlicht ausgeklammert werden. Gerade so als lebten wir noch immer in den feudalen Zeiten der einfachsten und wüstesten Kameralistik.

Sämtliche Beihilfen, Zuschüsse, direkt vom Staat übernommenen notwendigen Baukosten für Infrastrukturen oder Betriebsflächen, Wertberichtigungen durch Abschreibung etc. bleiben bei der resultierenden „Berechnung“ der Börsenstrompreise außen vor. Die realen, volkswirtschaftlichen Stromgestehungkosten sind unwichtig.

Jeder Handwerker, Dienstleister oder sonstwie Selbständige, der grundlegende größere Investitionen wie Hallen, Werkstattgebäude und Ausrüstung nicht durch eine ausreichende Preiskalkulation wieder erwirtschaften würde, wäre ziemlich schnell in der Insolvenz. Und stellen wir uns vor, die Banken würden bei Finanzierungen festlegen: Nun, lieber Kunde, Ihre investierten Eigenmittel sind für uns „sunk costs“ und können deshalb beim Beleihungsauslauf und Ihrer Bonität nicht berücksichtigt werden.

Jeder ist an der Stelle gemäß einem realen Marktverständnis voll für sein eigenes Ggeschäft verantwortlich. Bei großen Konzernen dagegen, an denen die Politik Interesse hat, weil sie Aufmerksamkeit und Wichtigkeit versprechen, ist es aber kein Problem, die Grundaustattung erst von der Bevökerung durch Staatsverschuldung garantieren zu lassen, sie anschliessend den unternehmerisch aktiven Parteifreunden und Parteispendern zu schenken und am Ende, wenn diese nach Jahrzehnten fröhlicher Betriebswirtschaft ohne echte Kostendeckung und Verantwortungsübernahme für ihre angerichteten Schäden und Verluste in finanziell Schwierigkeiten kommen, darf die nächste oder übernächste Generation als Belohnung noch für die Kosten dieses systemrelevanten Erbes aufkommen.

Das beginnt bei der Errichtung von Kraftwerken durch die öffentliche Hand in den ersten vier Jahrzehnten der Nachkriegszeit, geht über die Veräußerung staatlich finanzierter Kraftwerke zu geringen Erlösen nach einer Abschreibungszeit von 10 bis 25 Jahren, über die Übernahme der Entsorgung von unverwertbaren Reststoffen, bis hin zum Rückbau technisch außer Dienst gegangener Anlagen durch die öffentliche Hand. All dies verzerrt den Blick auf die realen volkswirtschaftlichen Kosten und leitet die Wähler in die Irre. Diese Art der Politik besteht in Desinformation gepaart mit grober Fahrlässigkeit.

Problembeschreibung

Man kann es drehen und wenden wie man will. So lange wir zu keiner rationalen Betrachtung des Themas kommen und uns auf keine einheitliche Vorgehensweise, die alle relevanten Faktoren einbezieht, festlegen, werden wir weder zu einer vernünftigen Beurteilung der Strompreise, noch zu einem fairen und sinnvollen Handelssystem kommen. Und erst Recht keine Energiewendeziele erreichen. Das vorläufige Ergebnis wird ein sich immer weiter verstärkender Wettlauf um fossile und nukleare Ressourcen sein.

Im Vergleich kann es also nur darum gehen:

1. Die Schnittstellen der Bemessung sind überall gleich zu setzen; d.h. Strompreis ab Kraftwerk oder Strompreis im Netzanschluss des Stromverbrauchers.

2. Für alle Stromerzeuger sind die gleichen Berechnungskriterien für die Preisbestimmung zu Grunde zu legen.

Diese sollten umfassen:

Brennstoffpreis
– Personalkosten des laufenden Betriebs (ohne Marketing und Vertrieb)
Effizienzgrad des Erzeugers (kalkulatorisch aus dem Wirkungsgrad angesetzt, Abgleich und nachträgliche Korrektur durch Messung, Boni und Mali nach Effizienz)
– Investitionskosten der Erzeugungsanlage bezogen auf technische Laufzeit
(TLCC nach DIN ISO EN 50001) = Abschreibung und verpflichtende Rücklagenbildung
– Speicherkosten
Verschleißteile, Wartung und Monitoring (Meßdienstleistung)
– Beihilfen, Zuschüsse, Subventionen und direkte eingebrachte Leistungen der öffentlichen Hand
– eine rechnerische Rückvergütung für vermiedene Speicherkosten von 3 ct/kWh
Refinanzierungszinsen der Investitionen in volkswirtschaftlich verantwortbarer Höhe, z. B. Basiszinssatz plus 1,5%
– Rückstellungen für den Rückbau der Erzeugeranlagen, Entsorgungskosten, Lagerung nicht weiter verwertbarer Stoffe
– per Primärenergiefaktoren und Emissionsfaktoren gewichtete Energiesteuer (mindestens Europäische CO
2-Steuer, als Lenkungssteuer zur Bevorzugung einer klimafreundlichen Stromerzeugung)

Auf diese Weise läßt sich ein aussagekräftiger Wert bestimmen, wie viel Geld eine Volkswirtschaft für die Erzeugung einer kWh Strom aufbringen muss.


Dieser Wert ist der real wirksame
Erzeugerpreis. Er hat dann als Leitpreis = Referenzpreis für den Arbeitspreisanteil am Markt für alle zu gelten.

Auf diesen Preis werden die Zusatzkosten für die Verteilung (Netzentgelte, Leistungspreise, Anschlussgebühren, Konzessionsgebühren, Handel und Vertrieb, Speicherumlagen) und die Mehrwertsteuer aufaddiert.

Einen Leistungspreis neben dem kWh-Preis für alle angeschlossenen Verbraucher zu berechnen, entspräche einigen Vorschlägen, die dahingehend gemacht wurden. Größere, dezentrale Einspeiser beanspruchen schließlich auch größere Anschlussleitungen.

Angesichts des gewollten Zusammenwachsens einzelner Stromliefergebiete in den Europäischen Ländern zu einem gemeinsamen „Energie“-Binnenmarkt und wie sich andeutet auch darüber hinaus, sind einige gravierende Veränderungen unumgänglich. Diese können dem angeblich „freien“ Spiel der Kräfte am Markt überlassen werden, was auf eine Fortsetzung des bisherigen Versagens der Politik hinausläuft, oder speziell der Stommarkt wird initial in mindestens einen europaweit regulierten Markt verwirklicht. Im Mittelpunkt mit einer von den verschiedenen Marktakteuren komplett unabhängigen, gewählten Europäischen Regulierungsbehörde (allgemeines Vorschlagsrecht für jedermann, allgemeine Wahl, Bestätigung durch EU-Parlament) unter Gewähr vollständiger Transparenz und umfassender Datenoffenlegung im Internet. Die nationalen Finanzbehörden ziehen die fällige CO2-Steuer ein und finanzieren aus dieser Quelle direkte finanzielle Unterstützung sozial Bedürftiger und einkommensschwacher Bürger zur Kompensation der gestiegenen Stromkosten, Projekte zum Ersatz fossiler und nuklearer Stromerzeugung, Projekte zur Speicherung elektrischer Energie, Erdverkabelung von Verteilnetzen (bis 150 KV).

Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale

Auf der oben genannten Grundlage ist es möglich, Vergünstigungen für einzelne Unternehmen, ganze Branchen, Verwaltungen oder auch bedürftige Personen transparent zu machen und zu begründen.

Darüber hinaus beendet ein solches mindestens europaweites Preisregime den derzeitgenzwischenstaatlichen Wettbewerb der Subventionierung elektrischer Energie. Alle sind gleichermaßen betroffen und das Argument der notwendigen Wettbewerbsfähigkeit zum Erhalt der Arbeitsplätze entfällt zumindest als Hindernis für den notwendigen Energiewandel.

Rahmenbedingungen für einen stabilen Strompreis bei wettbewerbsfähigen Energiekosten für Unternehmen:

Transparenz: Alle Unternehmen, die vergünstigte Preise für Strom oder andere Energieträger in Anspruch nehmen, haben sich der vollkommenen Transparenz bei Beschaffung, Einsatz und Effizienz zu unterwerfen. Wenn die Erwerbstätigen und Rentenr die wirtschaftliche Tätigkeit des Unternehmens bezuschussen – und dadurch in vielen Fällen erst möglich machen – dann hat die Gesellschaft insgesamt auch das Recht, auf effizienten Einsatz der Mittel achten zu können und diesen zu kontrollieren.

Unternehmen ohne unabhängige Energiemanager und Effizienzmanagement erhalten keinerlei Vergünstigungen mehr, sondern bezahlen mindestens den Referenzpreis.

Effizienz: Jedes Unternehmen muss verpflichtend ein von unabhängigen – und mit der Unternehmensleitung vor Ausschreibung (durch z.B. Bafa, KfW, IHK oder HWK) unverflochtenenExperten geleitetes und kontrolliertes Energieeffizienzsystem zulassen, soweit es nicht selbst ein solches transparent einrichtet und für unabhängige Experten offen zugänglich macht. Die Unabhängigkeit der Experten ist dabei „conditio sine qua non!“. Eine solche Verpflichtung bedeutet für die Unternehmen keine Bedrohung, sondern zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten zur inneren Wertschöpfung und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

Denn machen wir uns nichts vor: Mit dem Finger auf das Ausland und dessen angeblich billigeren Strompreise zu zeigen verschafft der Volkswirtschaft, sowie den Arbeitnehmern, deren Arbeitsplätze daran hängen, in den deutschen Ländern mit Glück vielleicht noch ein paar Jahre Zeit. Wer heute nach Frankreich oder in die USA geht, weil er dort zu günstigeren Strompreisen produzieren kann, macht sich selbst etwas vor. Die Erzeugungskosten für Strom aus vermeintlich billigeren Quellen werden auch dort mittelfristig, wenn nicht gar kurzfristig, nicht zu halten sein. Denn auch für diese Länder gelten die gleichen Bedingungen zur Energiebereitstellung: Es herrscht eine extrem schnelle Verknappung degenerativer Ressourcen. Die Erschließung neuer, aber schwerer auszubeutender Lagerstätten und stark gestiegene Sicherheits- und Umweltanforderungen für neue Kraftwerke werden länderübergreifend die Preise treiben. Wenn aus politischen Gründen nicht heute, dann zum Ausgleich umso heftiger in ein paar Jahren.

Warum wohl wollen die britischen Betreiber für den Strom aus dem neu geplanten AKW Hinkley Point eine Einspeisevergütung von 12,5 Cent/kWh auf 35 Jahre plus 3,5% jährliche Steigerung zum Inflationsausgleich? Ganz einfach: Weil es sich sonst nicht rechnet.

Der Glaube an den „billigen“ Atomstrom ist Selbstbetrug bzw. Vorspiegelung falscher Tatsachen seitens der bisherigen an den Regierungen beteiligten Parteien. Entsprechendes gilt für Kohle und Gas, aber auch für Biomasse und Geothermie. Sogar bei der Windkraft sollten wir doch lieber erst Mal noch abwarten, wie die sich über 30, 40 Jahre bewährt und was sie dann wirklich kostet.

Wie ernst zu nehmend finden wir den Energiekommissar Günther Öttinger, der zwar bei jeder Gelegenheit gegen jede feste Einspeisevergütung zu Felde zieht, aber ausgerechnet für neue Kernkraftwerke ein solches „Grundeinkommen für Energiekonzernedurch EU-Recht garantieren will? Angeblich können Schwaben rechnen. Dieser aber ist entweder kein echter Schwabe, oder er rechnet mit einem Füllhorn an Belohnungen für seinen Einsatz zur weiteren Verwendung einer Technologie, die sichschon vor Berücksichtigung ihrer problematischen Folgen für die Sicherheit und langfristige Unschädlichkeit für die Menschen – noch nicht einmal rechnet. Unzählige fähige Entwickler und Unternehmer haben längst gezeigt, dass wir das besser können. Wer oder was hindert uns also daran, die Energiepolitik endlich auf die richtigen Gleise zu stellen? Runter vom Abstellgleis!

Es sind die bisherigen Parteien CSU/CDU, die FDP, die SPD, ja sogar die GRÜNEN unter der Knute der NRW-Domina Kraft. Wäre denen eine sachorientierte Energiepolitik auch nur halb so viel wert, wie sie uns glauben machen wollen, dann hätten sie Hannelore Kraft und deren Kohlepolitik gestoppt. Das könnten sie, nur fehlt ihnen dazu unübersehbar zumindest in NRW der Schneid.

Weitere Bedingungen für ein neues Strommarktdesign

Ein zentraler Punkt: Die reinen Erzeugungspreise für Strom mit allen genannten Komponenten werden einheitlich und transparent auf offenen Plattformen veröffentlicht. Der Knackpunkt dabei ist, dass die Erzeuger für den erzeugten Strom auch nicht mehr bekommen, als zur Deckung der Erzeugungskosten plus einer gemeinveträglichen Gewinnmarge notwendig ist. Zu den zu veröffentlichenden Informationen gehören zusätzlich die der verursachten Emissionen, die Mengen an unverwertbaren Reststoffen und deren Kosten für sichere Entsorgung bzw. Lagerung und die Infrastrukturkosten.

Der problematische Punkt an der Diskussion um Strompreise manifestiert sich darin, dass die aktuellen Einkaufspreise an der Strombörse für so genannte „energieintensive Unternehmen“ deutlich unterhalb des volkswirtschaftlichen Durchschnittwertes für Strom nur durch Subventionen, Zuschüsse, Beihilfen und Übernahme von Infrastrukturkosten durch die öffentliche Hand möglich sind.

Weg mit dem bremsenden Filz

Rentner und Berufstätige finanzieren auf diesem Weg die internationale Wettbewerbsfähigkeit einiger Unternehmen und nicht nur einige tausend Arbeitsplätze, sondern auch die Gewinne dieser Unternehmen und der an ihnen beteiligten Konzerne. Wie teuer sind beispielsweise die ca. 850 Arbeitsplätze in Bayerns einzigem Stahlwerk in Meitingen, wenn dort bei einer Lohnsumme von geschätzt 35 Mio. Euro Brutto die Summe der Preisnachlässe für den benötigten Strom bei ca. 76 Mio. Euro Netto liegt?

Wie ist unter diesem Blickwinkel die Bereitschaft des Eigentümers zu sehen, andernorts für eines seiner anderen Großunternehmen 220 Mio. Euro für den Bau einer durch ihn privat finanzierten Bundesstraße B20 als Umgehung der Stadt Bad Reichenhall aufzuwenden? http://www.kirchholztunnel.de/

Kleine Nebeneffekte dieses Bauvorhabens: Auf der privat gebauten, vierspurigen Straße darf der Bauherr für eine gewissen Laufzeit Maut für die Nutzung erheben und zudem dient diese Strasse als Transportstrecke für 320 LKW-Fahrten täglich, die dieser Unternehmer veranlassen muss, um den gesamten Berg, den er auf österreichischer Seite hinter der Grenze gekauft hat, abzubauen und als Rohmaterial (Dolomit) für seine Betonwerke abzutransportieren.

Gestalten hier unsere gewählten Abgeordneten Politik oder sind diese nur Erfüllungsgehilfen eines einzelnen, neofeudal agierenden modernen Lehnsherrn?

Ein Wegfall dieser Arbeitsplätze in bayerisch Schwaben wäre natürlich eine Herausforderung, doch noch lange kein Untergang oder der Beginn der Deindustrialisierung in den deutschen Ländern. Die Industrien in Deutschland haben mehrere Strukturwandel durch Innovation, neue und bessere Produkte und den Leistungswillen ihrer Mitarbeiter gemeistert. Aber noch keinen einzigen dadurch, dass – unter Einsatz von aus Steuermitteln finanzierten Vergünstigungen – an ineffizienten Produktionsmethoden festgehalten wurde.

Wenn also ein international tätiger Papierhersteller unsere Politik vor die Entscheidung stellt, entweder für günstige Energiekosten zu sorgen oder aber den Aufbau einer neuen Produktionslinie in Frankreich statt in Augsburg zu realisieren, dann kann die Antwort darauf nur lauten:

OK, wenn ihr nur baut, wenn die Energiekosten 30% tiefer liegen, dann werden wir euch bei dem Ziel unterstützen, um 30% energetisch effizienter zu produzieren. Einfach einen billigeren Strompreis zu garantieren unterstützen wir aber nicht.“

Und dann heißt es: Planungsunterlagen auf den Tisch, Transparenz in das Verfahren und Suche nach besserer Nutzung der Energie – hier z.B. Nachnutzung der abfallenden Wärme. Laufenden Geschenken aus Steuermitteln oder auf Kosten der übrigen Stromverbraucher, um ein paar Arbeitsplätze im Land zu halten, die nur bestehen können, weil es diese Subventionen gibt, entgegnen wir mit einem entschiedenenNein!“. Unsere Fachkräfte – über deren Mangel die Wirtschaft ohnehin seit Jahren jammert – und finanziellen Mittel lassen sich besser einsetzen.

An der Stelle darf die Frage, ob sich diese Strukturen und Unternehmen in der Form für die Volkswirtschaft auch wirklich lohnen, nicht einfach nur erlaubt sein – sie sollte ohne Wenn und Aber verbindlich gestellt und transparent beantwortet werden. Arbeitsplätze sind wichtig, allerdings sollte auch hinterfragt werden dürfen, ob wirklich jeder Arbeitsplatz in seiner aktuellen Form erhalten werden muss. Märkte regeln solche Dinge theoretisch von allein und unrentable Arbeitsplätze sterben mit den überkommenen Arbeitstrukturen weg. Doch auch Marktkräfte können sich nur entfalten, wenn es keine überlagernden Strukturen gibt, die dies wirkungsvoll verhindern. Im Fall des Strommarktes richten sich Preise für Stromverbraucher nach allem möglichen, nicht aber nach realen Erzeugungspreisen.

Der Referenzpreis

Dieses Problem ist lösbar. Ein Referenzpreis als Arbeitspreis für Strom wäre eine nachhaltige und realitätsbezogene Lösung und Grundlage für eine – auch marktwirtschaftliche – Steuerung neben den gesetzlichen Leitlinien: Bestehend aus dem Erzeugerpreis, wie oben beschrieben, plus eine, nach Emissionsfaktoren und Primärenergiefaktoren, gewichtete Energiesteuer. Damit kommen die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Kosten in die Rechnung mit hinein und der Primärenergieträger spiegelt sich bei der Auswahl des Energieträgers wider.

Zieht man verschiedene Quellen zu Rate, ergeben sich für die einzelnen Strompreise aus verschiedenen degenerativen Primärenergieträgern in etwa folgende Kosten aus Erzeugungspreis plus Subventionen (SV). Stand Kaufkraft 2013!

Kernkraft: 2,4 ct/kWh plus 7,6 ct/kWh SV = ca. 10 ct/kWh
Steinkohle: 2,7 ct/kWh plus 6,4 ct/kWh SV = 9,1 ct/kWh
Braunkohle: 2,3 ct/kWh plus 7,7 ct/kWh SV = 10 ct/kWh
Erdgas: 9 ct/kWh plus 3 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 1,2 ct/kWh

http://www.foes.de/pdf/2010.10_FOES_Foerderungen_Strom_Atom_Kohle_Vergleich.pdf
http://www.greenpeace-energy.de/uploads/media/Stromkostenstudie_Greenpeace_Energy_BWE.pdf
http://www.sueddeutsche.de/geld/studie-zu-energiekosten-das-maerchen-vom-teuren-oekostrom-1.1515904
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Hinkley_Point

Dem gegenüber sind die volkswirtschaftlichen Kosten für die Stromproduktion aus regenerativen und generativen Quellen nur als ungefähre Mittelwerte darstellbar. Denn bei den re-generativen hängen die Rohstoffpreise stark von Wetter, Erntemenge, Bodenpreisen und ähnlichen Faktoren ab. Bei den rein generativen ist dies in erster Linie der Standort der Anlagen. So sind PV-Anlagen z.B. in Südbayern und im südlichen Baden-Württemberg ertragsstark – in Thüringen und anderen Ländern dagegen nur knapp halb so ertragreich, während es bei Windkraft genau anders herum ist. Windkraftanlagen in Südbayern sind kaum rentabel – in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein dagegen deutlich interessanter.

Erzeugungspreise im Mittel für re-/ generativen Strom

  • Biomasse: 24 ct/kWh
  • Wind: 13 ct/kWh
  • PV: 12 ct/kWh
  • Wasser: 1,2 ct/kWh
  • Geothermie: 115 ct/kWh

(Zahlen von 2012)

Der wesentliche Unterschied: Diese Energiequellen brauchen keine Subventionen, um zu diesen Preisen zu produzieren. Sie erhielten anfangs feste – an etlichen Stellen sicher im Vergleich zu hohe – Vergütungen aus der EEG-Umlage.

Diese Umlage ist keine Subvention im klassischen Sinne. Sie wird statt von den Rentern und Berufstätigen auf die gleiche intransparente Weise über Steuermittel und Schulden, direkt von der Mehrheit der Stomverbraucher bezahlt. Mittlerweile brauchen die generativen diese Umlage nur noch, um gegen die subventionierten Preise der degenerativen Energiequellen anzukommen. Das geschickt eingefädelte Strickmuster der gelb-schwarzen Regierung bis 2013, wie die Umlage inzwischen berechnet wird, führt dazu, dass sich die re-/ generativen Stromquellen durch ihren eigenen Erfolg verteuern:

Die Differenz der Einspeisevergütung zum Börsenpreis wird in die Berechnung der EEG-Umlage einbezogen. Je billiger der Börsenstrompreis – für dessen Sinken ja eben das EEG sorgt – desto höher die EEG-Umlage.

Angeblich, um das System fairer zu machen. Der Effekt ist jedoch, dass die EEG-Umlage kaum sinken kann, solange die kostenlos vom Staat bereit gestellten Altkraftwerke ins Netz einspeisen. Dadurch sichert die EEG-Umlage die Lebenserhaltung eben der Kraftwerke, die aus klimapolitischen Gründen abgeschaltet gehören. Die Umlage wird garantiert in etwa stabil bleiben obwohl die Vergütungen weitersinken.

Als Nebeneffekt wird sich aber auch eine Stabilisierung, wenn nicht sogar Steigerung der Stromproduktion aus Kohle einstellen. Klingt das nach verantwortungvoller Klimapolitik?

Um die volkswirtschaftlich (gesellschaftlich) wirksamen Kosten zur Stromerzeugung also darzustellen, ist es notwendig, die Menge an erzeugten kWh aus den einzelnen Primäerenergiequellen mit dem jeweiligen Erzeugungspreis zu multiplizieren, die Gesamtkosten aller Erzeugungsarten zu addieren und durch die Summe der insgesamt erzeugten kWh zu dividieren. Heraus kommt sinnigerweise – oder Humor des Schicksals – ein Durchschnittspreis, der 2012/ 2013 bei ca. 12,6 ct/ kWh lag.

Soweit trivial.

Dieser läßt sich nun mit den Erzeugerkosten für die einzelnen Primärenergieträger vergleichen: Die darüber liegenden sind relativ teuer, die darunter liegenden relativ günstig. Warum relativ? Nun fehlen noch jegliche Steuerungseffekte aus einer gewichteten Energiesteuer. Die umweltpolitische – und langfristig auch gesellschaftspolitische – Relevanz der Primärenergiefaktoren (PE) und der CO2-Faktoren ist noch nicht aufaddiert. Eingerechnet werden noch die Effizienzgrade der verwendeten Technologie durch Multipikation mit dem Kehrwert des Wirkungsgrads.

Es kämen also bei Beibehaltung des Energiesteuersatzes von 2,05 ct./ kWh hinzu (in Klammern PE-Faktor + CO2-Faktor):

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0+0) = 3,25 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh (Verbandsangabe)

Diese Preise sind ab dem Referenzpreis von 18 ct/ kWh aufwärts unabdingbare Minimalpreise für den Verkauf von Strom an der Börse.

CO2-Faktoren: http://www.kea-bw.de/service/emissionsfaktoren/

Damit sind die volkswirtschaftlich relevanten Arbeitspreise für Strom inklusive nachgelagerter Kosten (mit Ausnahme der Kernkraft) relativ plausibel und mit wissenschaftlicher Methodik abgeschätzt. Natürlich wird jeder wissenschaftliche Analyst abhängig von seiner Motivation in der Lage sein, mit hinreichendem Hang zur Haarspalterei oder dem peniblen Zählen von Erbsen zu anderen Ergebnissen bei den einzelnen Zahlen zu kommen. Den Trend jedoch bildet die Abschätzung ausreichend gut ab, um die politischen Konsequenzen der zu Grunde liegenden Überlegungen zu erfassen.

Hinzu kämen natürlich noch Netzentgelte, Konzessionen, Mehrwertsteuern etc.

Anmerkung:

Es kommt bei solchen Überlegungen nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit oder korrekte Fachsprache an. Wir sind als Partei aktiv, nicht als Institut oder Inquisition. Es ist unsere Aufgabe, sinnstiftende Vorschläge zu machen, Defizite bei den Vorschlägen und Begründungen der politischen Marktbegleiter aufzudecken und als PIRATEN für Transparenz im System auf allen Ebenen zu sorgen.

Ein neuer Strompreis

Ausgehend von den abgeschätzen Zahlen wird klar, dass Arbeitspreise unter den durchschnittlichen Erzeugungspreisen – mit Ausnahme der von Wasserkraft, PV und Windkraft – volkswirtschaftlich kontraproduktiv sind. Bei den drei Generativen fehlt der Anteil am Preis, der zur Speicherung langfristig notwendigerweise erwirtschaftet werden müßte. Derzeit sind das bei Speicherkapazitäten ca. 8 ct bis 12 ct. pro gespeicherter und wieder entladener kWh. Durch das mehrfache Speichern aktuell nicht benötigten Stroms und das Abrufen zu anderen Zeiten amortisieren sich die Speicher ihrer Lebensdauer entsprechend.

Entsprechend wäre sicherzustellen, dass Strom am Markt nicht mehr billiger als ca. 18 ct/ kWh abgegeben werden darf. Das ist für die Minderheit der Großverbraucher zunächst mal ein Schock, da dies für so manchen eine Versechsfachung des Strompreises bedeuten würde.

Aber keine Angst: Das beste kommt bekanntlich zum Schluss!

Das Konzept

Die Differenzerlöse der Preise, zu denen derzeit konventionelle Stromerzeuger Strom an den Börsen gegenüber dem vorgeschlagenen Referenzpreis verkaufen, sind an einen Energiewendefonds abzuführen, aus welchem wiederum notwendige Effizienzmaßnahmen finanziert werden. Die Erzeuger liefern ihren Strom wie bisher zu in etwa den Preisen ab, den sie momentan auch bekommen. Doch der Weiterverkauf geht zukünftig über eine reale Handelsbörse die den Stromverkaufspreis an Endverbraucher reguliert und transparent veröffentlicht.

In der Praxis bedeutet das, dass die Erzeuger ihren Strom, ihren Erzeugerpreis und ihre erwarten Gewinne wie bisher auf Basis Ihrer Kalkulationen bei der öffentlich kontrollierten Börse anmelden, also auch weiterhin untereinander im Wettbewerb stehen, dann bei Lieferung entsprechende Zahlungen erhalten und sich nach Rechnungslegung und Buchprüfung einer transparenten Rentabilitätsprüfung unterziehen. Entstehen unerwartete Verluste aus unerwarteten Entwicklungen am Rohstoffmarkt etc. werden diese über den Energiewendefonds ausgeglichen, entstehen unerwartete Gewinne, werden die bei den nachfolgenden Preisen mindernd angerechnet.

Verbraucher und Retailer kaufen an der Energiewendebörse – und nur dort – ein, soweit sie nicht selbst den Strom produzieren. Genossenschaften und Wirtschaftsvereine dürfen Ihre Mitglieder direkt zu ihren Erzeugungskosten beliefern. Die Netze gehen in staatliches / kommunales Eigentum über und Netzbetreiber werden per Ausschreibung durch unahängige regionale Gremien in Wettbewerbsform gesucht und bestellt.

Der Handel wird dadurch faktisch dreigeteilt. Damit ist eine Trennung von Erzeugung und Verbrauch auch technisch naheliegend. Dazwischen liegt das neue Marktsegment der Speicherung. Der Energiewendefonds dient deshalb auch zur Finanzierung des Aufbaus ausreichender Speichertechnologie. So kann jede Kommune, jede Genossenschaft, jedes Unternehmen, jedes Stadtviertel ja sogar jeder private Haushalt künftig seine eigene Versorgungssicherheit über den Bau eigener Speicher herstellen.

Anmerkung:

Dieses System ist vor allen dann unbedingt empfehlenswert, wenn sich der sich jüngst stark verunsichert zeigende Teil der CSU-Basis in Bayern Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen sollte und sich in Forderungen seitens der Parteispitze nach erneuter Verlängerung der Laufzeiten für AKW äußern könnte. Die plötzlich aufgetretenen Ängste und Sorgen in Bezug auf die Energieversorgung durch den als unberechenbar empfundenen Vladimir Putin und das russische Volk haben jedenfalls genug Potential, sich wie ein ansteckendes Virus zu verbreiten.

Durch diese Strategie kommt einerseits ein Abgabepreis zu Stande, der den volkswirtschaftlich relevanten Erzeugerpreis nicht unterschreitet und andererseits entsteht Druck, die Effizienz zu steigern. Mit auslaufender Technik realisierte Einnahmen werden in Richtung Effizienzsteigerung umgeleitet. Alle Erzeuger erhalten einen Preis, der die Erzeugung von Strom rentabel macht. Für PV und Wind finanziert sich somit sogar die Erweiterung um Speicher. Das EEG kann für neue Anlagen entfallen, da die Abnahmepreise feststehen und ausreichend hoch sind. Die Bevorzugung von generativem Strom bei der Abnahme ins Netz bleibt schadlos bestehen und es können planvoll degenerative Kapazitäten abgebaut werden.

In der Praxis wird sich eine Präferenzkette beim Energieeinkauf einstellen, die Strom bis 18 ct. / kWh ohne Netz und Speicher ganz klar bevorzugt. Wer flexibel genug ist, kann am meisten profitieren. Aber auch ohne Flexibilität ist die Teilhabe ohne Probleme möglich. Soweit die dafür zur Verfügung stehenden Quellen nicht ausreichen, müssen Stromverbraucher den Strom aus den nun deutlich teureren Quellen beschaffen, in eigene Erzeugungsanlagen und Speicher investieren oder ihre Möglichkeiten zur Energieeffizienz bzw. weiteren Verwendung genutzer Energie verbessern.

Damit ist das Phasing Out der degenerativen Anlagen gesichert. Für die „Big Four“ (RWE, Eon, Vattenfall und EnBW) bedeutet es mit Sicherheit das Aus, wenn sie ihren eingefahrenen Kurs und ihre unggeigneten personellen Strukturen beibehalten. Das ist klar. Allerdings ist die Auflösung dieser Großkonzerne für die Gesellschaft als Ganzes kein wirklicher Verlust. Die Teilstrukturen, besonders die Übertragungs- und Verteilnetze werden weiterhin gebraucht und weiter bestehen, ja sogar ausgebaut, was Arbeitsplätze schafft und nicht etwa vernichtet.

Wichtig dabei ist, zu beachten, dass die Abnahmepreise für die Erzeuger im Rahmen derer tatsächlicher Erzeugungskosten plus vertretbarer, gemeinverträglicher Gewinne liegen. Eine wie bisher vor allem ertragsorientierte Bewirtschaftung von Kraftwerken unter Ausblenden der erheblichen Subventionen aus Steuergeldern ist im Sinne der Energiewende und der Versorgung der Gesamtgesellschaft nicht länger zu vertreten.

Separat darzustellen sind im Anschluß die Kosten für den Stromtransport, also Netzentgelte, Anschlusspreise, Leistungspreise, Konzessionsabgaben und Meßdienstleistungen. Diese gehören systematisch außerhalb des Referenzpreises = Arbeitspreis berechnet.

Geht man von den aktuellen Kosten für diese Leistungen aus, addieren sie sich auf einen Referenzpreis von 18 ct/ kWh, dazu noch ca. 7 ct/ kWh Netz- und Meßkosten und ca. 20% Mehrwertsteuer. Somit läge der Endverbraucherpreis im Schnitt bei 30 ct/ kWh bis 46 ct/ kWh bei Nutzung von Braunkohlestrom.

Dabei entsteht das Problem, dass private Haushalte und kleine Gewerbetreibende eventuell am Markt nicht zum Zug kommen, da die Kontingente an günstigem generativen Strom schnell erschöpft sind. Diese Lücke wird über einige Jahre wirksam bleiben, bis ausreichend dezentrale, generative Erzeugungsanlagen geschaffen sind, um diese Menschen in wesentlich stärkerem Maße als bisher mit rein generativem Strom zu versorgen. Während dieser Phase sollten die Betroffenen ein Vorkaufsrecht auf ein jährlich um 20% abschmelzendes Kontingent an Strom aus allgemein gehandeltem generativen Strom haben. Der gesamte Strom aus bis zur Umsetzung des Referenzpreismodells als Gesetz per EEG geförderten Erzeugungsanlagen darf deshalb vorrangig nur an diese Verbraucher verkauft werden.

Auf diese Weise ließe sich ein transparentes und geordnetes System einrichten, in dem alle Beteiligten Zuverlässigkeit und Sicherheit auch beim Preis haben werden. Auf Seiten der Dienstleister verdienen dann diejenigen am besten, die auch tatsächlich einen Beitrag in die Zukunft aller leisten.

Am Ende des Prozesses steht ein Preissystem für die Endverbraucher von Strom, das transparent, fair, rational nachvollziehbar und volkswirtschaftlich einfach steuerbar (mit dem Ziel auf rein generative Erzeugung und Zwischenspeicherung von Strom) ist. So ganz nebenbei wird sich der Umstieg von der Verbrennungstechnologie mit ihren Wurzeln in der Steinzeit auf moderne, generative Stromerzeugung erheblich beschleunigen und sich in wenigen Jahren auch von selbst finanzieren.

Soziale Effekte

Elektrische Speicher, von der 20 kWh Autobatterie über die 200 kWh Einfamilienhausbatterie zum 1 MWh Großspeicher, erfüllen dabei in Verbindung mit der passenden Leistungselektronik all jene Aufgaben, die für Netzstabilität, den Ausgleich von Frequenz- und Spannungsschwankungen, sowie Versorgungssicherheit nötig sind. Dabei werden sich Strukturen herausstellen, die eine Einzelabrechnung von Kleinmengen wirtschaftlich uninteressant machen. Damit werden Tarifmodelle möglich, die unterprivilegierte Haushalte und Verbraucher durch Freikontingente für Strom, direkte pauschale Zahlungen auf Stromkonten oder sehr günstige Pauschaltarife entlasten. Die Starken ziehen dann die Schwachen mit. Das ist gesellschaftlich gestaltete Solidarität. Etwa 340.000 Haushalte mit geringem Einkommen waren 2013 von Stromsperren betroffen. Falls – pauschal angenommen – pro solchem Haushalt 2.000 kWh im Jahr bezogen werden, wären das in etwa 1,3 TWh. Ein Bruchteil dessen, was an überschüssigem Strom zu negativen Preisen exportiert wurde (ja, hier wird Geld gezahlt, dass Strommengen abgenommen werden) könnte man auch an Sozialleistungsempfänger verschenken.

Zusammenfassung

Das Referenzpreismodell reguliert zukünftig den Arbeitspreisanteil beim Strompreis durch eine fixierte Untergrenze von ca. 18 ct/ kWh. Der Referenzpreis wird turnusmäßig von einem unabhängigen Gremium überprüft und ein Jahr im Voraus festgelegt.

Im Referenzpreis sind enthalten

Die Vergütung an die Stromerzeuger gemäß deren nachgewiesenem Aufwand für Ressourcen, Arbeitskraft und Wartung plus einer gemeinverträglichen Gewinnmarge (EURIBOR plus 1,5%).

Eine nach Primärenergiefaktor und CO2-Emission gewichtete Energiesteuer. Die Energiesteuer wird am Energiegehalt der eingesetzen Ressource bemessen

Als Betreibermodell für Stromerzeugungsanlagen empfehlen sich dezentrale Genossenschaften sowie Einzelunternehmen, die energieeffiziente >90%) Kogeneration für Prozess und Heizwärme durch KWK betreiben.

Eine Differenz zwischen Referenzpreis und Erzeugerpreis plus Energiesteuer, der in einen Fonds fließt. Aus diesem Fonds werden soziale Freikontingente, Speicherkapazitäten, Netzausbau, Infrastrukturmaßnahmen und Effizienzmaßnahmen für energieintensive Betriebe finanziert. Den Fonds verwaltet ein öffentlich kontrolliertes Gremium unter Wahrung von 100% Transparenz.

Auf den Referenzpreis kommen Handelsaufschläge, Meßdienstleistungen, Netzengelte, Konzessionen, Anschlusskosten und Mehrwertsteuern. Den Handel führen wie bisher unabhängige Stromhändler. Diese kaufen zum Referenzpreis ein. Der Direktbezug vom Erzeuger entfällt.

Dass EEG wird für Neuanlagen beendet. Entsprechend entfallen NEV und andere Umlagen für den Netzausbau. Damit wird die EEG-Umlage in Summe auf dem jetzigen Stand eingefroren und beginnt ab 2020 zu sinken.

Sämtliche Beihilfen, Subventionen, Steuervergünstigungen etc. für Stromerzeuger und Endkunden entfallen endgültig. Die Kohleabbaugebiete werden endgültig stillgelegt, abgewickelt und die Fachkräfte samt der Gelder in der Schaffung von unterirdischen Infrastrukturen oder für Renaturierungen eingesetzt. Unterstützungen werden nur aus dem Differenzerlös zwischen Erzeugerpreisen und Referenzpreis bzw. erzieltem Handelspreis gewährt und bedürfen des Nachweises volkswirtschaftlicher Nachhaltigkeit.

Volkswirtschaftliches Volumen der Maßnahme:

Quelle

Erzeugung ct/ kWh

Anteil

Vwl. Kosten €

Δ Erzeugung / Referenzpreis

ct/ kWh

Zusätzliche Einnahmen €

KKW

10,0

109,3 TWh

10.093.000.000

16,15

18.034.500.000

Steinkohle

9,1

110,5 TWh

10.055.500.000

21,90

24.199.500.000

Braunkohle

10,0

153,5 TWh

15.300.000.000

26,24

40.278.400.000

Erdgas

12,0

86,0 TWh

10.032.000.000

16,90

14.534.000.000

Sonstige

12,0

32,0 TWh

3.840.000.000

19,80

6.336.000.000

Wasserkraft

1,2

17,8 TWh

213.600.000

2,4

427.200.000

Wind

13,0

51,0 TWh

6.630.000.000

0

0

PV

12,0

21,0 TWh

2.520.000.000

0

0

Biomasse

24,0

39,2 TWh

9.408.000.000

1,6

627.200.000

Geothermie

115,0

0,0 TWh

0

0

0

Ø /Summe

12,57

621,3 TWh

78.090.100.000

104.436.800.000

(Kennzahlen aus 2012)

Noch einmal zum Vergleich die notwendigen Mindestpreise bezogen auf den Primärenergieträger:

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0)/0,9 = 3,5 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh

Feststellung: Es steht ein jährliches Volumen von ca. 105 Mrd. Euro zur Finanzierung von Effizienzmaßnahmen für die Wirtschaft zur Verfügung. Durch das Preisregime wird die Abhängigkeit von Importen Zug um Zug zurückgefahren, werden regenerative und generative Kapazitäten und Speicherkapazitäten schon aus Eigeninteresse der Verbraucher auf allen Ebenen aufgebaut und der Verbrauch degenerativer Energieträger wird massiv zurückgefahren.

Zusätzlich spart der Staat jährlich ca. 28 Mrd. Subventionen. Der Bürger und die meisten Endverbraucher spüren nichts davon und die Industrie hat ein ganz anderes Interesse, kräftig bei der Effizienz nachzurüsten.

So geht Energiewende bei der Stromerzeugung.

Überprüfung der möglichen Erreichbarkeit der genannten Zielsetzungen:

Das voranstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt folgende Zielsetzungen:

Primärziele:

Verschlankung des Systems: JA

Preisstabilisierung: JA, bei langfristig ca. 0,30 €/ kWh plus Inflationsanstieg

Transparenz: JA

Planungssicherheit: JA

Vermittlung eines Gefühls der Gerechtigkeit im Sektor Strom: JA

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung: JA

Netzstabilität: JA

Versorgungssicherheit finanziert werden: JA

Prüfen, Verbessern, Umsetzen und Handeln – statt Heucheln, Beschwichtigen, Besserwissen und Verwässern.

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Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

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Grafenrheinfeld – das Ende eines AKW, und was dann? Antworten auf Fragen eines Bürgers

Fiktives Gespräch zwischen Richard Bethmann (RB), Mitbürger im Regierungsbezirk Unterfranken und Thomas Blechschmidt (TB), Mitglied der AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland und Energiebeauftragter des Landesverbands Bayern der Piratenpartei.

Das fiktive Gespräch geht auf eine umfangreiche Anfrage von Herrn Bethmann an die Piratenpartei  zurück, die im Dialogstil beantwortet wird.

Richard Bethmann (RB): Interessiert verfolge ich Ihre Energiepolitik. Ich war selbst in der Energiebranche tätig unter anderen im Fachausschuss Kernenergie Deutschland als 2. Vorsitzender, weiterhin in KTA Ausschüssen, Betriebsrat, Kraftwerk usw.

Thomas Blechschmidt (TB): Ihr Interesse freut uns sehr. Etliche unserer AG-Mitglieder sind selbst beruflich mit Energie befasst. Ich arbeite als selbständiger Energiemanager und leite das Regionalbüro München und Südbayern der Fa. ISOCAL. Mein persönlicher Fokus ist Energieeffizienz. Mit Kernenergie waren Sie ja schon befasst. Derzeit sehe ich mit lachendem und weinendem Auge, dass Großbritannien Strom aus Kernenergie mit 11 ct./kWh fester Einspeisevergütung honorieren will. Einen besseren Beweis dafür, dass diese Energieform eben keine Grundlage für billigen Strom hergibt, gibt es nicht. Man könnte noch Erträge für die Energiewende generieren, wenn man einzelne AKW später vom Netz nimmt und die Überschüsse in einen Energiewendefonds steckt. Die Verantwortung für die Risiken übernimmt aber niemand. Diese können nur gemeinsam getragen werden. Und ob sich das mit den zusätzlichen Sicherungskosten für die dann vermehrt anfallenden Abfälle ausgleicht, ist fraglich.

RB: Mein Vorschlag zur EEG ist die Speichermöglichkeiten zusätzlich aufzunehmen.

TB: Diesen Vorschlag haben wir in der AG bereits mehrfach andiskutiert, aber noch nicht zur Position gemacht. In erster Linie wegen Uneinigkeit über die Speichertechnologien, aber auch mangels Detailwissen und Zeit, da wir ehrenamtlich tätig sind. Ich selbst begrüße diese Idee sehr, denn speziell die Speichertechnologien und vor allem ihre Leistungselektroniken bieten sehr preisgünstige Lösungsmöglichkeiten für systemische Probleme. Für weniger als zehn Euro pro Stück sind elektronische Bauteile in Ladesysteme integrierbar, die in Millisekunden reagieren und ausgleichend auf Frequenz- und Spannungsabweichungen wirken. Vergleichen Sie dazu das Konzept I.D.E.E. von Tomi Engel:

http://wiki.piratenpartei.de/Datei:Piratenpartei_Energieworkshop_2013.1_Vortrag_IDEE.pdf

RB: Hier sehe ich zu Batterie Systemen, Pumpspeicherwerken usw. zusätzlich die Power to Gas Möglichkeit für zukunftsweisend.

TB: Wie gesagt:  Wir sind da noch nicht abschließend zu einem Ergebnis gekommen. Das ist aber auch gut so. Ich bin sicher, diese Systeme werden sich gegenseitig ergänzen. Aktuell den größten Entwicklungsspielraum haben Batteriesysteme wie Redox-Flow, die bereits wirtschaftlich betreibbar sind, Li-Ion-Akkus für die Elektromobilität und einige Neuentwicklungen chemischer Elektrizitätsspeicher wie Li-Schwefel oder Li-Polymer auf Basis von extrem dünnschichtigen Elektroden aber auch die Natrium-Schwefel-Batterien, die wir in den deutschen Ländern geflissentlich ignorieren, sind sie doch ein Produkt der japanischen Industrie, die klug genug war, sich das in Deutschland entwickelte aber verschmähte Patent zu sichern und umzusetzen.

Bezeichnend für diese Haltung war zum Beispiel ein Vortrag  am 17.02.2014 im Sparkassenforum in Kaufbeuren von Prof. Hannes Brachat zur Zukunft des Automobils, in welchem der Entwicklungsstand von Elektrofahrzeugen zwar angeschnitten, aber die real existierende Marktführerschaft von Nissan (200.000 zugelassene Nissan LEAF) und TESLA ( ca. 30.000 zugelassene Fahrzeuge aller Modelle) mit keinem Wort erwähnt wurde. Hier gilt es die Scheuklappenmentalität dringend zu überwinden. Das erste Elektroauto war bezeichnender Weise  ein Porsche im Jahr 1898. Die ersten Brennstoffzellenfahrzeuge mit großer Reichweite waren die U-Boote der Walther-Klasse der deutschen Kriegsmarine am Ende des WK II.

RB: Ich sehe aktuell eine Chance für ein Gaskraftwerk mit zusätzlicher Power to Gas Anlage, zum Beispiel in Schweinfurt oder Grafenrheinfeld wo laut momentaner politischer Festlegung das Kraftwerk Ende 2015 stillgelegt wird.

TB: Dieser Vorschlag ist – linear gedacht – logisch und richtig. In der Energiebilanz betrachtet dagegen ungeeignet. Allein der Modus in dem die Umsetzung erfolgt hat erhebliche Verbesserungspotentiale. Kraftwerke werden traditionell zentral an regional gut gelegenen Standorten gebaut. Ihre Größe wird an Hand der aufaddierten Standardlastprofile der im betreffenden Gebiet liegenden Verteilnetze plus der Leistungsverluste in Umspannwerken und Übergabestationen hochgerechnet. Dies bedeutet, dass alle zu erwartenden und theoretisch denkbaren Lastspitzen in allen angeschlossenen Netzen so in die Hochrechnung einfließen, als würden Sie gleichzeitig auftreten. Im Ergebnis sind die Hochrechnungen regelmäßig deutlich überdimensioniert. Meine Recherchen für den Regierungsbezirk Schwaben haben beispielsweise ergeben, dass wir hier 5.000 MW installierte Leistung haben, denen eine höchste jemals im entsprechenden Übertragungsnetz in Summe abgerufene Leistung von 1.972 MW gegenübersteht.

Die erste Aufgabe an der Stelle für Sie wäre es, die Leitzentrale des Übertragungsnetzbetreibers und die lokalen Energieversorger aufzusuchen und die real abgefragten Lasten herauszufinden. Dadurch lässt sich der tatsächliche Bedarf für ein neues Kraftwerk bzw. die tatsächliche Notwendigkeit der „Thüringer Stromtrasse“ evaluieren. Denn die wird sich dann sehr wahrscheinlich als unnötig erweisen. Zumindest für den Transport von Strom aus dem Norden nach dem Süden.

Der für uns wesentliche Aspekt ist aber, dass wir als Piraten für eine deutliche dezentralisiertere Stromversorgung stehen und das Konzept zentraler Großkraftwerke als unwirtschaftlich ablehnen. Die Dezentralisierung in Dänemark beispielsweise ist dort bereits seit 2000 weitgehend umgesetzt und dabei der KWK-Anteil auf rund 60 % hochgegangen, was allerdings auch dem hohen Urbanisierungsgrad Dänemarks geschuldet ist. Dieser wird mit der Zeit sukzessive gegen größere Kapazitäten an generativen Stromerzeugern und Batteriespeichern ausgetauscht werden, soweit Gas sich verteuert und die Alternativen günstiger werden. Aber der unmittelbare Handlungsdruck ist deutlich geringer, vor allem da Dänemark bei der Gebäudeversorgung mit Wärme die Verwendung von degenerativen CO2-Schleudern beendet hat: Kein Öl, und kein Gas-Gerät darf mehr neu verbaut werden und in Kürze auch nicht mehr ersetzt werden. Die Alternative ist Fernwärme aus KWK oder Wärmepumpe mit Strom aus Wind oder PV.

Ein Beispiel für die Probleme mit zentralen Gaskraftwerken ist das Mega GuD-Kraftwerk Irsching bei Ingolstadt. Die Leistung des Geräts beeindruckt und lässt Männerherzen höher schlagen. Nichts desto trotz läuft es kaum, rechnet sich nicht und zu allem Überfluss produziert es so viel Abwärme, dass die in der Umgebung kaum genutzt werden kann. In der Realität ist es nicht mal an die Fernwärme Ingolstadts angeschlossen! Nun sollen es „Kapazitätsmärkte“ richten, sprich: die Erbauer und Betreiber werden für das Errichten und Bereithalten bezahlt. Im Ergebnis werden also die privaten und gewerblichen Endverbraucher dafür zur Kasse gebeten.

RB: Hier könnten Synergieeffekte: Infrastruktur, Netzanbindung, usw. bestens genutzt werden.

TB: Ja, sinnvoll aber nur, wenn an den zentralen Schnittstellen statt großen Kraftwerken große Speicher errichtet werden. Großkraftwerke: Klares Nein. Stellen Sie sich vor, dort in Grafenrheinfeld würde ein GuD-Kraftwerk wie in Irsching gebaut, das die Leistung des AKW 1:1 ersetzt. Dann wären bis zu 2.700 MW Wärme zu verteilen, oder eben ganz schlicht in die Umwelt entsorgt.

Das Kraftwerk kann aber nur dann zuverlässig laufen, wenn die Wärme wirksam abtransportiert wird. Auf die Nutzung der Abwärme zu verzichten wäre wirtschaftlich unsinnig. Was wollen Sie mit so viel Wärme machen bzw. wie groß müsste das Fernwärmenetz sein, dass dann dazu zu errichten wäre?

In der BRD liegt der Wärmebedarf für Wohngebäude derzeit bei ca. 560 TWh, das GuD dort würde bei nur halber Laufzeit pro Jahr ca. 12 TWh Wärme produzieren. Also um die 2% des Bundesgesamtbedarfs. In ganz Unterfranken leben allerdings grade Mal 2% der Bevölkerung. Das Fernwärmenetz müsste dann also ganze Unterfranken bis nahe an Frankfurt reichen, um die Wärme sinnvoll verwenden zu können. Liefe das GuD dann aber wie das AKW die meiste Zeit durch, wäre der Überschuss noch deutlicher.

An dieser Stelle: „Kalte Nahwärmenetze“ sind übrigens effizienter und günstiger.

Fazit: Ein zentrales Kraftwerk am Standort des AKW ist der falsche Weg. Viele kleinere KWK-Anlagen mit weitgehender Nutzung der Abwärme sind sinnvoller. Da wäre ein Großspeicher mit 3 GW zu errichten. Am Anfang steht aber eine Erfassung der real auftretenden Leistungsabrufe (Lasten) und ein Vergleich mit den bisher hochgerechneten Standardlastprofilen.

Gleiche Voraussetzungen gelten natürlich auch für die Forderungen aus dem Raum Leipheim für ein GuD als Ersatz für Gundremmingen.

RB: Zu Speichertechnologien könnten vermutlich ca. 30 % EU Förderung genutzt werden. Zusätzlich eventuell Sonderförderungen von EU, Bund, Land usw.

TB: Förderung ist immer erfreulich. Allerdings gehört dazu die transparente Aufrechnung der Förderung zur Ermittlung der realen volkswirtschaftlichen Kosten von Wärme- und Strombereitstellung. Denn diese Intransparenz und der regelmäßige geistige Kurzschluss von Politikern, dann mal eben schnell den Bau eines Kraftwerks vom Bund zu verlangen, verbilligen den finanziellen Aufwand für die Energiebereitstellung nicht. Sie verlagern nur den Kostenträger von den Nutzern auf die Allgemeinheit. Ein GuD rechnet sich wie jede andere Anlage auch: Kaufpreis/ komplette Investition mit Zuschüssen umgerechnet in Abschreibung oder Finanzierungsrate plus Zinsen  oder Leasingrate und am Ende plus Betriebskosten. Warum das für Finanzinvestoren und Großkonzerne nicht gelten soll, ist nicht einzusehen. Welchen Grund gibt es, einer Kapitalgesellschaft ein von der Allgemeinheit finanziertes Produkt nach 10 Jahren zum Abschreibungspreis von nominell 1,00 Euro zu verkaufen und den Betrieb samt den daraus entstehenden Erträgen steuerlich auch noch zu begünstigen? Sind wirklich alle damit gestützten Arbeitsplätze es wert, erhalten zu werden?

Die gängige Methode, Subventionen, Zuschüsse und Beihilfen unter den Teppich zu kehren (stranded Assets) ist nicht mehr hinnehmbar. Leider arbeiten die bisherigen Parteien unverdrossen immer weiter nach diesem Prinzip. Jeder Handwerker oder Dienstleister, der solche Schönfärberei betreibt oder so schlampige Arbeit abliefert, verliert seine Kunden und keine Bank würde einen Privatmann auf dieser Basis finanzieren. Nur die bestehende Politikerkaste kann es sich offenbar leisten, jeden denkbaren Fehler zu begehen und auch zu wiederholen.

RB: Früher oder später gehen die fossilen Brennstoffe zu Ende. Ob in der nächsten oder übernächsten Generation weiß keiner so genau.

TB: Das stimmt so leider nicht ganz. Es gibt noch jede Menge fossiler Brennstoffe. Das Thema ist: Wie kann man die Stoffe möglichst billig aus der Erde holen. In den USA üblich sind dafür Aktiengesellschaften, deren Anleger dann ggf. halt kein Geld verdienen. In China verschuldet sich der Staat dafür und hier in Europa ist es gängige Methode, die Risiken und Kosten dafür dem Steuerzahler aufs Auge zu drücken. So wird Kohlestrom bei uns mit 8 Cent /kWh gefördert, denn sonst wäre er nicht konkurrenzfähig bzw. wäre es nicht möglich, Strom für 2,8 Cent an die energieintensive Industrie zu liefern. An dieser Stelle läuft ein intensiver Wettbewerb um Standorte in Europa. Der aktuell komplett auf dem Rücken der KMU und Endverbraucher ausgetragen wird. Ohne hohe Exportüberschüsse könnten wir uns unser Subventionssystem gar nicht leisten.

Gebundener Kohlenstoff zur Energieversorgung reicht bei dem jetzigen Verbrennungstempo noch locker 1.000 Jahre. Dann würden allerdings gut 0,5 % des atmosphärischen Sauerstoffs in Kohlendioxid und Wasser gebunden werden. Das wäre für die dann Lebenden schwierig. Abgesehen von den Folgen für das Klima, über die man trefflich streiten kann.

Doch das ist nicht der primäre Fokus: Allein bei der wirtschaftlichen Betrachtung unter Einrechnung aller externen Kosten wird klar, dass die Bewertung von Strom und z.T. auch Wärme unter den aktuellen Bedingungen vollkommen verzerrt wird. Die derzeit bezahlten Preise sind irreal und deutlich zu niedrig. Wir leben aktuell massiv von der Substanz.

RB: Energiewende vor Ort Anregungen und Möglichkeiten

RB: Zur Energiewende möchte ich Möglichkeiten für Grafenrheinfeld unterbreiten.
Nach dem Motto: „Umbau statt Rückbau“
Der Standort des Kraftwerks Grafenrheinfeld ist so zentral gewählt, dass es an einem günstigen Netzknoten liegt.

TB: Für eine künftige Stromversorgung ist Dezentralität die nachhaltigste Form. Standorte sind von daher sekundär.

RB: Was bei der Energiewende noch fehlt ist die Speicherkapazität und das Ausgleichen von Spitzenleistungen.

TB: Das ist richtig. Beides. Es fehlen Speicher, Speicher und Speicher. Das Ausgleichen von Spitzen ist auch ein Thema. Es gibt eine Reihe recht einfacher technischer Möglichkeiten. Ein großer Teil der Netzschwankungen ist aber vor allem dem Handelssystem geschuldet. Die synchrone Zuschaltung und Wegnahme von Leistung zu jeder Stunde verursacht die Probleme im Hoch- und Höchstspannungnetz. Entgegen den Unkenrufen und dem Geschrei einiger Lautsprecher aus Politik und Industrie. Diese wollen in erster Linie ihre Geschäftsmodelle schützen. Die regenerativen und generativen Erzeuger speisen überwiegend in das Verteilnetz ein. Ein paar Prozent gehen in das Mittelspannungsnetz.

RB: Hier würde sich am KKW Standort Grafenrheinfeld eine Kombination mit einem Gaskraftwerk und einer power to gas Anlage (Methanisierungsanlage) anbieten.

TB: Theoretisch „Ja“. Die aber Frage ist, wie viel generative Stromerzeuger es in der Gegend gibt. Regenerativ erzeugten Strom aus Biomasse in Gas umzuwandeln macht keinen Sinn,auch wennich das bereits von CSU-Mitgliedern gehört habe. Der Strom für die Methanisierung muss ja irgendwo  herkommen.

RB: Power to Gas Anlagen wurden bereits mit Fraunhofer IWES und Solar Fuel errichtet. Solar Fuel begann mit einer 250 kW Methanisierungsanlage in der Nähe von Stuttgart. Zur Zeit ist eine power to gas Anlage von Audi in Werlte mit 6,3 MW im Bau; bei EON edis AG 15517 Fürstenwalde/ Spree mit ca. 2 MW speist bereits mit H2 ins Gasnetz ein.

TB: Das ist richtig. Diese Pilotprojekte sind bekannt und hervorragende Trendsetter. Aber um den Bedarf am Beispiel Grafenrheinfeld deutlich zu machen (wir nehmen an, das zu versorgende Verteilnetz sei ganz Unterfranken):

– Das AKW hat 1.350 MW Leistung. Die stehen das ganze Jahr zur Verfügung: 8.760 Stunden.

– Windkraft in Unterfranken dürfte im Schnitt an die 1.300 Stunden mit Volllast zur Verfügung stehen

– Bei PV sind es etwa 900 Stunden.

– Zusammen können wir – ohne die Gleichzeitigkeiten beider Erzeuger zu berücksichtigen – also von ca. 2.200 Stunden ausgehen. Zur Verfügung stehen müssten aber vier Mal so viele Produktionsstunden. Das bedeutet mindestens die vierfache Kapazität an Windkraft und PV zusammengerechnet. Hinzuzurechnen sind die Speicher- und Konversionsverluste mit ca. 50 %. Also eine weitere Verdoppelung der Kapazität. Verteilen wir die auf Wind und PV nahe dem umgekehrten Mengenverhältnis, so hätten wir also etwa 1.000 MW PV mal 4 mal 2 = 16.000 MW PV zu installieren, was in etwa 2,7 km² ohne Zufahrts- und Erschließungswege entspricht. Dazu kämen 3.200 MW Windleistung. Die derzeit gängigen Windräder haben 5 MW. Also müssten in Unterfranken allein dazu noch 640 Windräder aufgestellt werden.

Dann würde ein Schuh draus. Die nutzbare kWh Strom kostet dann allerdings immer noch ein Vielfaches dessen, was aktuell der Endverbraucher zahlt: Ein grobes Beispiel mit ein paar realen Nutzungsgraden Strom aus PV in Unterfranken ca. 11 ct./kWh geteilt durch 0,75 Methanisierungsverluste geteilt durch 0,3 Verbrennungsverluste bei der Rückverstromung in einem BHKW: 49 Cent pro kWh ohne Investitionsabschreibungen und Zinsen der Anlage. Dafür kann ich jetzt schon eine Menge Redox-Flow-Batterien bauen, die ca. 70 Jahre arbeiten.

Deshalb ist eine dezentrale Erzeugung und Speicherung durch viele private Investoren besser. Da hierbei die Power-to-Gas-Stufe entfällt.

RB: Die CO 2 Abgabe des Gaskraftwerkes wird zwischengespeichert und zur Methanisierung wieder verwendet.

TB: Die vorangegangene Schilderung zeigt, dass die Power-to-Gas Methode Zukunft hat, aber vor einer großtechnischen Anwendung erst eine Kostendegression erfolgen muss. So eine zentrale Großanlage wäre in etwa 20 Jahren ein Thema. Ich sehe allerdings den Bedarf nicht, denn bis dahin ist das Problem anderweitig aufgelöst. Die Treiber der Entwicklung sind die vielen kleinen privaten Initiativen. Und das ist es, was die aktuellen Kapriolen beim „Erzeengel“ Gabriel auslöst. Er bekommt politischen Druck von den Kohleleuten, den Energieversorgern, der Großindustrie, den energieintensiven und den institutionellen Anlegern. Wie leider erst am Montag im Gespräch mit Staatssekretär Franz Pschierer vom bayerischen Wirtschaftministerium feststellbar, ist die Politik an der Stelle gehörig unter Druck. Und zu einem gewissen Grad wird seitens einiger Konzerne offene Erpressung versucht. Die derzeit mit Mandaten betreuten Politiker haben das Instrumentarium zur Verhandlung mit den Industriekonzernen nicht ausreichend zur Verfügung.

Wenn das Management eines Papierproduzenten in Augsburg schildert, dass er bei der Weiterentwicklung des Standorts mit einem Standort seines Konzerns in Frankreich in Konkurrenz steht, der günstigere Industriestrompreis bieten könne, dann wären unsere Volksvertreter gut beraten, nicht nur die aktuellen Strompreise in Frankreich zu kennen, sondern auch deren Zukunftsfähigkeit. Der KKW-Park in Frankreich ist knapp über 26 Jahre alt. Frankreich kann es sich also nur noch maximal 13 Jahre leisten, Strom ohne Refinanzierung der Investitionen zu verschenken. Das nützt uns zwar aktuell wenig, aber das Verständnis für diese Zusammenhänge ist essentielle Grundlage für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Standorte. Wenn dabei ein paar größere Industrien auf der Strecke bleiben,  nur weil sie sich weigern, zukunftsdienlich ihre Standorte zu entwickeln, gewinnen wir mittelfristig mehr, als wir verlieren.

Die Lösung kann an der Stelle nur heißen, statt Subventionen in degenerative Stromerzeugung zu stecken, um die Strompreise künstlich niedrig zu halten, lieber gesetzlichen Druck und staatliche Investitionen in Energieeffizienz.

RB: Das erzeugte und noch nicht benötigte Gas sollte über die Gasleitung (Direktanschluss) mit dem Gasnetz in bereits vorhandene Gaslager gespeichert werden.

TB: Eben das ist mit vielen dezentralen Einzelanlagen besser und schneller realisierbar. Der Pfad sollte dabei dem Beispiel der PV folgen. Kleine Methanisierungsanlagen hoch fördern und dann die Fördersätze mit der Zeit abbauen. Allerdings sollte man genauer hinsehen und die Bildung von Reichtum durch Umlagen verhindern. Das Problem des EEG ist nicht die geförderte Technologie, das Problem sind die zu langsam angepassten Fördersätze und der zu großzügige Umgang mit Renditeerwartungen. Es wurden bequeme Einkommen für Leute finanziert, die eigentlich nichts hatten außer Grundbesitz. Und auch keine Leistungen an die Gesellschaft einbringen. Keinen Mehrwert schaffen. Wer mehr haben will, sollte aber auch mehr einbringen.

RB: Da das KKG Ende 2015 vom Netz gehen soll, ist es jetzt an der Zeit sich mit Lösungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Hier macht es Sinn die Politiker, EON, ÜZ, Fachfirmen und Institute rechtzeitig einzubinden.

TB: Im Prinzip stimme ich Ihnen da zu. Allein die Einbindung der Genannten macht mich allerdings skeptisch, was die Erfolgschancen angeht. Wir sind Piraten. Von daher sehen wir die einzige Chance in einem streng moderierten Prozess in absoluter Transparenz, bei dem am Ende die Bürger mitentscheiden können müssen.

Von dem abgesehen, warum sollte ein Kalb den Metzger fragen, wie seine persönlich beste Lebensplanung aussehen könnte? Man darf die Genannten Eliten bei dieser Sache nicht mehr allein lassen. Nie wieder. Es ist eben nicht deren Aufgabe, solche Dinge zu entscheiden, sondern die Umsetzung so effizient wie möglich zu gestalten. Die Entscheidung trägt immer der, der die Verantwortung hat. Die Verantwortung tragen heißt in der Realität, die Rechnung bezahlen. Und das sind die, die durch Ihre Arbeit das Sozialprodukt erwirtschaften: Alle Bürger, den die bürgen für das Ganze.

RB: Mit der vorhandenen Infrastruktur wäre ein weiterer Meilenstein der Energiespeicherung von z.B. einer 100 MW Methanisierungsanlage (eventuell im Bausteinsystem erweiterbar auf 1000 MW, je nach Bedarf und Wirtschaftlichkeit) denkbar.

TB: Wie beschrieben: 100 MW sind zwar ein Meilenstein und ein guter Beitrag – da haben Sie Recht – allein wo und wie soll der zur Methanisierung notwendige Strom sinnvoll erzeugt werden?
Speichert man den Strom aus den EE-Anlagen direkt, halbiert sich der Bedarf an PV-Anlagen und Windrädern, der zur Fütterung der Methanisierungsanlagen notwendig wäre. Verzichtet manauf Rückverstromung des erzeugten Gases und verbrennt das Gas wieder, kann man locker noch mal die Hälfte der EE-Anlagen einsparen. Die müssen ja auch irgendwo hin.

RB: Bereits vorhandene Infrastruktur: Netzanbindung, Flächen, Gebäude, Büros, Schulungsräume, Straßen und Wege, Personal, Kantine, Info, Parkplätze, Destilliertes Wasser (Deionatanlage), Wasserlabor, Werkstätten elektrisch und mechanisch, Trafos, Wechselrichter, Batterien, Notstromdiesel, Maschinenhaus, Hilfskesselhaus, Feuerwehr, Lagerkapazitäten, Wasser, Tel, DSL, Öl, Gas, usw.

TB: Richtig. Allerdings ist ein großer Teil technisch veraltet, ein anderer Teil zu den neuen Technologien inkompatibel. Die Aufgabe dieser Strukturen wäre also wahrscheinlich kein sehr großer Verlust.

RB: Eine Finanzierung wäre vorstellbar mit:
-Einsparungen in den Rückbaukosten (stattdessen Umbaukosten,

TB: Wie angedeutet: Der Effekt wird vernachlässigbar sein. Um Neubauten und Neuinstallationen kommen wir nicht herum. Die Investitionen sind dezentral ziemlich sicher nachhaltiger eingesetzt.

RB: Wer würde sich finanziell beteiligen, unter welchen Bedingungen wäre ÜZ, EON, Kommunen usw. bereit mitzumachen? Dies wird ein wesentlicher Punkt bei der weiteren Durchführung dieser Maßnahme sein!?

TB: Die ersten beiden sicher nur unter ähnlichen Bedingungen wie die Netzausbauer: Staatlich garantierte Renditen auf Eigenkapital, Monopolstellung, Betriebs- und Nutzungsgarantien, Darlehensbürgschaften etc.

Da es eine Bürgerentscheidung sein sollte, sollte es auch in Genossenschaftsform oder per Kommunalobligationen mit gesicherter Verzinsung auf moderatem Niveau umgesetzt werden.

RB:Zuschüsse und Förderungen von EU (? 30 % Zuschuss bei den Speicherkosten?), Bund, Staat usw…

TB: …kosten am Ende auch nur Steuergeld, bzw. bedeutend mittlerweile aber zunehmend Verzicht der weniger Privilegierten (Schleichende Verarmung). Wenn, dann transparent und in die Gesamtrechnung einbezogen. Oder sollte etwa die EZB einfach noch mehr Geld dafür drucken?

RB:Beteiligung von Firmen, Bürgern, Kommunen, andere Stromversorgern, freien Kapitalmarkt usw.,

TB: Da stimme ich ihnen zu. Aber nicht als „Bedingungsloses Grundeinkommen“ für Konzerne.

RB:Einsparungen bei Energie Importen sowie bei den Netz und Netzregelkosten,

TB: Richtig. Zumindest auf Dauer.

RB: -Emissions Zertifikats Zahlungen für CO 2 können gegengerechnet werden,

TB: Das ist eine Frage für auf Emissionen und Primärenergiefaktoren basierte Hebesätze auf die Energiesteuer.

RB: -Einnahmen aus Gaslagerkapazitäten und Energieeinnahmen.

TB: Spekulativ. Das würde sich mit Voranschreiten eines solchen Projekts zeigen. Aber da das Geld immer in Kreisläufen zirkuliert, kommt die Finanzierung am Ende aus der Wirtschaftsleistung der Region. Die Frage ist, wem man die Möglichkeiten lässt, sich wie stark daran zu bereichern. Diese Frage ist am Ende sowieso immer die zentrale Frage der Gesellschaft, die leider viel zu viele mit dem Schlagwort „soziale Gerechtigkeit“ zu lösen versuchen.

RB: Am Erstgespräch zur Sondierung sollten eventuell folgende Personen teilnehmen:  Erwartungshaltung bei Gewinnsparten?
EON, KKG Herr Scheuring, Herr Klinger

Politik: BMWi Sachverständige, Frau Dr. Weisgerber ( Nachfolger von Herrn Glos, frühere EU Abgeordnete, usw.), Herr. Eck (Bayerischer Staatssekretär), Herr Dr. Otto Hünnerkopf MdL Umwelt, Energie Bayern, ÜZ Aufsichtsratsvorsitzender, Herr Fell, Landrat Herr Töpper usw.
Fachfirmen (z. B. Solar Fuel, Siemens, usw.)
Erfahrungsträger aus bereits laufenden Projekten (z. B. Fraunhofer Institut, FH Schweinfurt Prof. Paulus, Prof. Wiener, usw.) EON, KKG Herr Scheuring, Herr Klinger

TB: Das alles sind Leute, die stark involviert sind, daher keine neutrale Analysegrundlage haben und daher wiederum einem transparenten und moderierten Prozess unterworfen werden müssten. Gerade der Rückgriff auf Großkonzerne wie Siemens führt zu einer weiteren Runde der garantierten Umlenkung enormer Renditen in eben die Strukturen, die uns das Problem erst eingebrockt haben. Keiner aus diesen Reihen darf das Gespräch leiten. Auch kein ehemalig involvierter wie z. B. ein Heiner Geißler. Alle Bürger müssen vollumfänglichen, transparenten Zugang zu allen Informationen bekommen, Fragen stellen können und am Ende entscheiden. Die sollen Bürger sollten regionla aus in einem offenen Bewerbeverfahren eine neutrale Person auswählen, die das Ganze leitet.

RB: Fast alle der genannten Personen und Ansprechpartner und weitere (Firmen usw.) haben bereits Kenntnis hiervon und würden mitarbeiten und unterstützen. Es fehlen allerdings noch die Regierung von Unterfranken und die in Unterfranken existierenden Planungsverbände.

TB: Interessant. Wir wären als Piraten jederzeit bereit, uns federführend einzubringen. Und wir haben den stärksten Grad an Unabhängigkeit aufzuweisen.

RB: Hierzu sollten Termine und Tagesordnungspunkte festgelegt werden.

TB: Wir können uns gern in Würzburg treffen.

RB: Themen: Durchführungsmöglichkeiten, Größenordnung, Aufgabenverteilung zur weiteren Planungen.
Die Planung hierfür sollte bereits jetzt beginnen, um dem Fachpersonal des KKW Perspektiven aufzeigen zu können und hiermit Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten.

TB: Da stimme ich Ihnen zu.

RB: Sollten wir es nicht vermeiden mit Rückbau Geld und Infrastruktur zu vernichten?

TB: Wie bereits gesagt: Eine Analyse wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlicheit über die an der Stelle möglichen Einsparungen Nüchternheit und evtl. Enttäuschungen bringen.

RB: Weitere Möglichkeiten Wasserstoff, Batterietechnik zur Kurzzeitspeicherung, Wärmeverwendung könnten hier erprobt werden. usw.

TB: Das ist richtig. Es fehlt aber an transparenten und verwendbaren Daten.

RB: Hierdurch könnte überschussige Energie aus alternativen Energien genutzt werden.

TB: Ohne das wäre es sowieso ein unsinniges Projekt.

RB: Mit der technischen Erzeugung von Energie durch Photovoltaik und Wind die sonst abgeregelt werden müssten, wäre auch mit dem Zwischenschritt der Methanisierung, ein vielfaches weniger an Flächenbedarf als bei Biogasanlagen nötig.

TB: Wie gezeigt, wird die Methanisierung von überschüssigem Strom aus RES den Bedarf an RES eher vergrößern als verringern. Zudem sind Windflächen und PV-Flächen nicht verloren. Hierfür gibt es diverse Nutzungskonzepte. Eine Nutzung nur der Spitzen für die Methanisierung allerdings würde den Bedarf noch deutlicher in die Höhe treiben.

RB: Die Wärme die durch Wirkungsgradverluste des Gaskraftwerks und der Methanisierungsanlage entsteht könnte zu Heizzwecken usw. verwendet werden.

TB: Sind Ihnen die Kosten für Fernwärmeleitungen bekannt? In der Bilanz rechnet sich so etwas nur mit massiven Subventionen. Dann kaufen Sie Fernwärme für 11 ct./kWh wie z. B. in München und refinanzieren zusätzlich den Bau der hochisolierten Leitungen über Steuergelder. Das geht deutlich nachhaltiger. Aber grundsätzlich unterstütze ich Ihre Intention, eine hohe Anlageneffizienz zu erreichen.

RB: Bei unserer Umwelt käme es zu Verbesserungen, die eventuell mit Emissionsrechte Zahlungen vergütet werden kann.

TB: Das Konzept weist allerdings in eine richtige Richtung.

RB: Für Spitzenlastgaskraftwerke ist eine kostendeckente Vergütungsregelung durch die Politik notwendig.

TB: Widerspruch, energisch. Der Bau von Spitzenlastgaskraftwerken ist genau der falsche Weg. Wir binden uns damit zumindest vorerst wieder an eine fossile Ressource. Noch dazu an eine, deren Kosten in kurzer Zeit extrem steigen werden: Die Vorstellung, dass Fracking billiges Gas bringt ist eine Illusion, die David Copperfield nicht besser hätte verkaufen können. RES-Gas ist (noch) zu teuer. Eine KWK-Anlage als Spitzenlastkraftwerk ist ebenso der falsche Weg. Für diese Dinge gibt es bereits ausreichend Batterietechnik. Und auch die sollte durch Ausweitung der Stückzahlen endlich in die Kostendegression geführt werden. Irgendwelche Verbrennungsanlagen für degenerative Ressourcen sind hier der veraltete und falsche Weg.

RB: Durch Forschung und Studien in diesen Bereichen könnten in Schweinfurt die Fachrichtungen der Hochschulen erweitert werden.

TB: Ein sinnvoller Nebeneffekt.

RB: Die Frage die sich für mich immer wieder stellt: Was kostet die Energiewende wirklich? Jährlich werden ca. 23 Milliarden an EEG Umlage gezahlt; darin enthalten über 4 Milliarden Umsatzsteuer einige Milliarden weniger an energie Rohstoff Einkaufkosten Emissions Abgabe Verringerung bei 4 € bzw. 25 € gewünschte Kosten je Tonne CO2 Einnahmen durch zusätzliche Arbeitsplätze Stromvergünstigung durch die erneuerbaren an der Strombörse ca 3 – 4 Cent je kWh Einsparungen durch günstigeres Regelverhalten bei Power to Gas Nutzung der abgeregelten Energie Wind und Photovoltaik, besonders im Sommer Tatsächliche Kosten ??? oder ein Gewinn ???

TB: Halten Sie mal diese Zahlen dagegen:

– 100 MRD Euro für Importe degenerativer Energieträger jährlich

– 28 MRD Euro für direkte und indirekte Subventionen für Kohle, Erdgas, Erdöl und Uran

– nicht bezifferbare Kosten für Rückbau und Lagerung der radioaktiven Reststoffe

RB: Wäre hier ein Untersuchungsausschuss sinnvoll? (siehe Anlage)

TB: Nur falls der wirkliche Ergebnisse und prüfbaren Nutzen hätte. Das bezweifle ich, solange sich die Verantwortlichen dabei mit sich selbst beschäftigen und über sich selbst Befinden dürfen.

RB: Früher oder später wird man an der Power to Gas Technologie nicht vorbeikommen, darüber sind sich viele Fachleute einig, warum dann nicht schon jetzt ein klares Ziel das nachhaltig, unabhängig und gut ist, nicht schon jetzt verfolgen.

TB: Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Technologie auf breiter Front zum Einsatz kommt, ist recht hoch. Unabhängig von den Meinungen von Fachleuten, sondern mehr wegen der Vorliebe der allermeisten Ingenieure in D für Verbrennungstechnologien. Der Germane kommt vom Lagerfeuer einfach nicht los. Strom versteht der Deutsche im allgemeinen intuitiv nicht. Das ist schlicht Realität. Vor allem, könnte es an Ressourcen für Akkus und Batterien einige zeit lang mangeln. Die Zeit indes ist dafür noch nicht reif. Ein Pilotprojekt mit 1 MW in Grafenrheinfeld jedoch wäre ein Anfang. Weitere Piloten sollten wenn, dann dezentral aufgebaut werden. 100 MW sind aber deutlich zu groß. Lieber viele 1 MW Anlagen dezentral verteilt. Am Ende aber sage ich einen Anteil von 20% am gesamten Energienutzung für synthetisches Methan und H2 aus Elektrolyse voraus. Das werde ich aber wahrscheinlich nicht mehr erleben.

RB: Ich denke bei den vielen Subventionen Steinkohle, Erneuerbaren, Kernenergie Endlagerung usw. hätte hier die Power to Gas Technologie einen berechtigten Platz die jetzt schon im größeren Stil zu entwickeln.

TB: Das ist richtig, für mich aber nicht wünschenswert. Ich bevorzuge die negative Subventionierung durch Bepreisung der negativen Folgen. Zudem bedingen diese Subventionen die Wettbewerbsfähigkeit einiger großer Unternehmen auf dem Weltmarkt. Das bedeutet: Der Schlüssel zu dem Problem liegt im  gemeinsamen Willen der meisten Staaten, nicht in der EU und schon gar nich thier in D.

Wir subventionieren derzeit, wie die meisten anderen Industrieländer auch, den Strompreis für Unternehmen, die bei realen Preisen eigentlich keine Chance hätten. Da das aber alle Industrieländer so handhaben, kann man damit aber nur international Schluss machen. Diese Einsicht fehlt aber noch. Das größte Hindernis für die Energiewende ist ein internationales Übereinkommen, sämtliche Subventionen, Beihilfen und sonstige Leistungen für degenerative Strom- und Wärmeerzeugung einzustellen und auch keine Ersatzleistungen in anderer Form zuzulassen.

Vielen Dank für den interessanten Dialog,

Ihr Thomas Blechschmidt

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