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Statusbericht VDI 2018 zur Energiepolitik – kommentiert

Statusbericht des VDI kommentiert von Thomas Blechschmidt:

Zunächst einmal ist es sehr erfreulich, dass der VDI als Verband Deutscher Ingenieure auf die volkswirtschaftliche Betrachtung abstellt:

S. 3 Volkswirtschaftliche Kosten – Am sprachlichen Ausdruck kann man beim Verband aber gern noch arbeiten:

Sprache: Energieverbrauchsniveau. Gerade Ingenieure wissen, oder sollten sich dessen bewußt sein, dass Energie nicht verbraucht werden kann und das Leistung eine rein virtuelle Größe zur Klassifizierung technischer Anlagen ist. Das konsequent einzuhalten und in allen Diskussionen durchzusetzen wäre schon ein echter Fortschritt. Ban Politicians and Journalists flat Wording.

S4. Kap 1 Hintergrund,

Grundsätzlich liegt hier eine zutreffende und richtige Beschreibung vor. Für meinen persönlichen Anspruch leider zu zurückhaltend und zögerlich. Es fehlen klare Forderungen und Terminsetzungen.

VDI: Bei diesem Weiterentwicklungsprozess sollte – in einem hochindustrialisierten Land wie Deutschland – die industriepolitische Dimension besondere Berücksichtigung finden; es sind erhebliche Weiterentwicklungsprozessgesellschaftliche Verwerfungen zu erwarten wenn die Basis für unser aller Wohlstand sukzessive wegbrechen sollte. Da Deutschland traditionell eine stark exportorientierte Industrienation ist, deren Wohlstand auch aus dem Verkauf von energieintensiven Produkten resultiert, die sich in einem hochkompetitiven Markt erfolgreich behaupten müssen, ist eine nach wie vor kostengünstige Energieversorgung wesentlich.

Da spricht der VDI natürlich erst Mal für sich selbst und seine Mitglieder. Dennoch ist dieses vorbauende Präventivparadigma unzutreffend, da es stets und immer jede Umstellung auf eine nachhaltige, verbrauchsressourcenfreie, rein generative Energieversorgung massiv behindert bzw. faktisch ausbremst.

S 5. Außerdem wird immer der Versuch gemacht, einen tragfähigen Kompromiss mit der „etablierten“ Energiewirtschaft und den hier vorhandenen Strukturen und Forderungen zu finden, da letztlich ein Umsteuern in der Energiewirtschaft ausschließlich gegen die etablierten Energieversorgungsunternehmen wenig aussichtsreich erscheint.

Der VDI muss das notwendig anders sehen, aber gerade für die volkswirtschaftliche Betrachtung sind Großkonzerne für derart einfache Produkte wie Strom unsinnig, da nachweisbar ein ungeheurer Aufwand für Verwaltung, Steuerung, Marketing und Überwachung erforderlich ist, dessen Effektuierung keinerlei volkswirtschafltichen Mehrwert generiert, im Gegenteil nur die Ableitung von Erträgen in steuergünstige Länder verursacht..

S. 6. …– wird derzeit in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft kontrovers und zum Teil übertrieben emotional diskutiert. Im Kern dieser Diskussionen geht es unausgesprochen letztlich nach wie vor darum, innerhalb unseres seit dem Ende des 2. Weltkriegs organisch im Rahmen der jeweiligen gesetzlichen Vorgaben gewachsenen Energiesystems und damit in der heutigen deutschen Energiewirtschaft zu einem Paradigmenwechsel zu kommen.

Richtig erkannt. Übertrieben emotional und in großem Umfang unsachlich. Das beginnt bereits bei den verwendeten Begrifflichkeiten. Ebenfalls richtig erkannt: „Organisch gewachsenes Energiesystem. Wo also bleibt die Forderung, dieser Realtität Rechnung zu tragen und mit der gegenwärtigen Top-Down-Methodologie und den mit ihr verbundenen immer harscher werdenden makroökonomischen Kontrollstrulkturen endlich zu brechen?

S. 7. …vor dem Hintergrund eines vorhandenen Energieversorgungssystems, dessen Komponenten und dessen Infrastruktur noch lange nicht abgeschrieben ist und dessen Akteure- bzw. die dahinter stehenden Aktionäre – gegebenenfalls andere Interessen verfolgen (müssen).

Daran bestehen keinerlei Zweifel. Die wesentliche politische und damit eben volkswirtschaftlich zentrale Frage lautet: Wie sinnvoll ist es, eben diese Komponenten und Infrastruktur durch ihresgleichen immer weiter zu ergänzen und auszubauen, wenn klar ist, dass der Wandel so schnell wie möglich erfolgen muss: Logik: Keine Großkraftwerke mehr, keine Kohleabbaugenehmigungen mehr und ein mit aller Kraft möglichst reduzierter Netzausbau im Übertragungsnetzbereich durch den Einsatz besserer und nachhaltigerer Technologien. Der Hinweis auf die „noch lange nicht abgeschriebene Infrastruktur“ ist begrüßenswert. Konsequent ebenso begrüßenswert wäre es, wenn der VDI sich sachlogischerweise richtig für eine Abschaffung der derzeitgen Merit-Order nach rein variablen Kosten ohne Betrachtung der Investitionskosten einsetzt, um nachhaltigen Technologien den entsprechenden volkswirtschaftlichen Stellenwert zukommen zu lassen. (Referenzpreis der realen Stromgestehungskosten, http://www.thomasblechschmidt.de/2014/04/09/das-referenzpreismodell-vorschlag-eines-transparenten-funktionierenden-strompreismodells/)

S. 8. Weltweit hatte Deutschland bis vor wenigen Jahren eine führende Position in der Schaffung von Rahmenbedingungen und bei der Entwicklung von Technologien zur Nutzung regenerativer Energien zur Strom-, Wärme- und Kraftstoffbereitstellung. Beispielsweise wurde ein dem EEG vergleichbares Instrument in vielen anderen Ländern ebenfalls erfolgreich eingeführt und umgesetzt. Viele Aspekte der deutschen „Energiewende“ galten international als beispielhaft. Die Entwicklungen in den letzten Jahren legen aber den Schluss nahe, dass Deutschland auf einem guten Weg ist, diese Vorbildwirkung vollständig aufzugeben – und damit auch die Erreichbarkeit der zugesagten Klimagasminderungsziele aufs Spiel zu setzen.

Richtig. Fragen Sie also bitte Ihre Mitglieder, ob die nicht etwa die falschen Parteien wählen oder sponsern.

Deshalb gewinnen überregionale Verteilnetze – zusammen mit einer entsprechenden realen und virtuellen Speicherung und damit auch eine Kopplung an andere Sektoren des Energiesystems – immer mehr an Bedeutung und müssen in den kommenden Jahren weiter ausgebaut und optimiert werden.

Richtig

S. 9. Die damit einhergehenden Diskussionen zur standortabhängigen Abwägung der jeweils „besten“ bzw. lokal akzeptablen Lösung müssen mehr sachlich und faktenorientiert und weniger emotional und ideologiegetrieben geführt werden.

Richtig

S. 11. Regenerative Energien können kurz- bis mittelfristig nicht die gesamte Energienachfrage in Deutschland decken. Sie werden auch in den kommenden Jahrzehnten nur einen bestimmten – jedoch potenziell laufend steigenden – Beitrag im gesamten Energiesystem (das heißt im Wärme-, im Strom- und im Mobilitätssektor) leisten.

Richtig. Naja. Fast. Nicht potenziell steigend, sondern notwendig steigend.

S. 12. Die Nutzung immer größerer Anteile von volatil erzeugtem „erneuerbaren“ Strom macht den Einsatz von elektrischen direkten und virtuellen Energiespeichern und den Ausbau des elektrischen Netzes (einschließlich der transeuropäischen Overlay-Netze) erforderlich, wenn der Ausgleich durch andere Maßnahmen (z. B. Sektorenkopplung) nicht realisiert werden kann. Beide Maßnahmen wirken komplementär: weniger Netzausbau erfordert mehr Speicherkapazität und umgekehrt. Analoges gilt sinngemäß bis zu einem gewissen Ausmaß bei der Wärmenutzung in Bezug auf Wärmespeicher und Wärmenetze.

Richtig. Ergänzungsbedarf besteht allerdings dahingehend, dass auch die Stromabnahme hochgradig volatil ist. Das zeigt nur nie jemand auf, weil es das nette Märchen vom Zappelstrom als das entlarvt was es ist: Eine dummdreiste oder eben böswillige Lüge.

… die räumliche Disparität speziell von Windstrom aus Norddeutschland und die – im bundesdeutschen Durchschnitt – überproportional hohe Stromnachfrage in West- und Süddeutschland verstärkt die Notwendigkeit des Aus- und Umbaus des deutschen und europäischen Stromnetzes. Dabei müssen technische Entwicklungen gefördert und bei Bedarf Anreize zur Marktdurchdringung geschaffen werden (z. B. Smart Grids, Energiespeicher, Lastmanagement, IT).

Richtig.Besonders die Integration der genannten neuen Technologien ist im Vergleich zu ihrem Potential bisher schmälich vernachlässigt worden. Das spiegelt exakt den Eingangs geschilderten Bedeutungsverlust von „Made in Germany“ wieder.

S. 13 Die Folge sind historisch niedrige Strompreise für die Unternehmen, die an der Börse

Strom einkaufen können. Dies ist derzeit ein klarer Standortvorteil für die Industrieunternehmen, die davon profitieren können.

Richtig. Aber da werden die „Marktbegleiter“ des VDI bei auf dem Feld der Wirtschaftsrepräsentanz vehement etwas vollkommen anderes behaupten. Zudem wird der „Standortvorteil“ zu Lasten der Mehrheit der privaten Endverbraucher erkauft, die mit den höheren Entgelten leben müssen. Netterweise beklagen ausgerechnet die Industrieunternehmen seit Jahren die im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohen Stromkosten ihrer Zunft – und fangen damit wesentliche Teile des unternehmersichen Mittelstands als Unterstützer ein, der zu wesentlich höheren Preisen einkaufen muss, als die Lautsprecher der Industrieverbände und des BDEW:

Die Energiewende wird deshalb nur zu schaffen sein, wenn Onshore-, Offshorewindkraft und Photovoltaik in einem vernünftigen Mix zueinander weiter ausgebaut werden.

Richtig

S. 14. Die Steuerungswirkung des EEWärmeG war bisher eher gering. Nach wie vor ist der Wärmemarkt durch einen erheblichen Sanierungsstau sowohl in Bezug auf den Ersatz veralteter Wärmeerzeuger als auch hinsichtlich einer verbesserten Dämmung gekennzeichnet, der durch die zögerliche und unklare Haltung der Politik auch nicht kurzfristig gelöst werden wird. Auch in der Legislaturperiode 2013 bis 2017 sind hier keine wirklichen Fortschritte erzielt worden. Deshalb muss eine energiepolitische Rahmensetzung zukünftig sicherstellen, dass sowohl Mieter als auch Vermieter von einer Investition in eine energie- und damit umwelteffizientere Gebäudesubstanz profitieren.

Richtig. Wobei „zu gering“ ein echter Euphemismus für „wirkunglsos“ ist. Wir stehen auf dem Niveau von Ländern wie Rumänien und Bulgarieen und – und das ist ein echter Skandal – es gibt immer noch Förderungen für den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen. Haben wir noch immer 1970?

Vor allem der letzte Satz ist entwicklungskritisch. Dringend vermisst wird eine der realität angepasste Steuerpolitik. Die Abschreibung energetische Investitionen auf 9 Jahre zu 11 % bei voller Umlage der Abschreibung auf die Miete ist ein gesellschaftspolitisches NoGo. Hier den TLCC-Ansatz verbindlich festzulegen ist dringend notwendig. Zudem ist eine Rückkehr zur praktischen Vernunft erforderlich, was die Dämmung des Gebäudebestands angeht. Es bedarf keiner weiteren Verschärfungen der Anforderungen an die Kennwerte (Uwert) der Gebäudehülle und ihrer Teile mehr, wenn es möglich ist, bei einem Gebäude unter Einsatz der passenden Technologien einen Primärenergiebedarf von Null zu erzielen. Das, und eben nicht irgendwelche extrem niedrigen U-Werte sind der geeigente Maßstab. Wie der einzelne Eigentümer das erreicht, muss der Politk egal sein.

S. 15 Der Klima- und Umweltschutz hat in Deutschland und global in den letzten Jahren zunehmend an politischer Bedeutung verloren – und das trotz der Übereinkunft von Paris Ende 2015; … Der CO2 -Zertifikatspreis ist heute so gering, dass er praktisch keine Steuerwirkung mehr hat.

Richtig

S. 20 Bürger empfinden Windenergieanlagen teilweise als störend….

Richtig. Leider ist das Winkraftfans ebenso egal, wie den Kohlekraftfanatikern der SPD und der immer noch aktiven Atomlobby deren Einwirkung auf die Umwelt.

S. 31

Der durch eine massive Veränderung des administrativen Rahmens bedingte starke Rückgang des deutschen PV-Markts einerseits und die starke Dominanz der Hersteller aus Asien andererseits haben der deutschen Fotovoltaikindustrie (PV-Industrie) erhebliche Probleme bereitet. Eine ganze Reihe von Unternehmen ist vom Markt verschwunden, wurde übernommen oder befindet sich in einer prekären Lage. Von den rund 130.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen im Jahr 2010 sind 2015 noch etwa 38.000 übrig.

Richtig. Danke SPD. Danke CSU/CDU. Danke FDP. Danke an alle Parteien mit geschickt vorgetäuschter Wirtschaftskompetenz. Wenn alle in heterosexuellen Beziehungen lebenden Frauen so geschickt ihren sexuellen Höhepunkt vortäuschen könnten, würden alle ihre Männer sich für den jeweils besten Liebhaber der Welt halten….

S. 32

Trotz prinzipiell fluktuierender Erzeugung passt die Stromerzeugung von PV-Anlagen sehr gut zum Verbrauchsprofil insbesondere in Kombination mit Strom aus Windkraftanlagen. So liefern PV-Anlagen heute an sonnigen Tagen einen Großteil der Leistung zur Abdeckung der Bedarfsspitzen in der Mittagszeit (Peak-shaving-Effekt). Aufgrund der größeren Tag-Nacht- Unterschiede im Tagesgang zwischen Sommer und Winter und der dazu passenden geringeren PV-Stromerzeugung im Winter gilt diese Aussage im Durchschnitt näherungsweise für das gesamte Jahr. Dies ist mit ein Grund für den Rückgang der Preisunterschiede zwischen der Spitzenund der Grundlast – und damit letztlich der Abnahme des Speicherpreises (z. B. in einem Pumpspeicherkraftwerk) in den letzten Jahren. Jedoch ist zu erwarten, dass sich dieser Effekt in den kommenden Jahren mit einem weiteren Wachstum der Fotovoltaik wieder umkehren könnte; dann dürften auch der Spread zwischen Spitzen- und Grundlast – und damit die Speicherpreise – wieder zunehmen.

Richtig, oder zumindest plausibel.

Die Erzeugung aus PV- und Windkraftanlagen wirkt aufgrund des heutigen Strommarktdesigns deutlich senkend auf die börsennotierten Industriestrompreise, die an der Leipziger Strombörse (EEX) gehandelt werden. Deshalb zeigt Deutschland die niedrigsten Industriestrompreise in Europa. Und es ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, dass sich daran in den kommenden Jahren etwas Grundlegendes ändern dürfte.

Richtig. Aber da werden die „Marktbegleiter“ des VDI bei auf dem Feld der Wirtschaftsrepräsentanz vehement etwas vollkommen anderes behaupten.

S.33

Die Preise für Fotovoltaikstrom (PV-Strom) sind in den letzten Jahren enorm gesunken und in einzelnen Marktsegmenten in Deutschland bereits heute unstrittig auf Wettbewerbsniveau. Die durchschnittlichen Stromgestehungskosten für PV-Anlagen in Deutschland belaufen sich – je nach Standort – auf unter 0,06 €/kWh bei Großanlagen und auf weniger als 0,10 €/kWh bei Kleinanlagen. Damit liegt der Preis weit unter dem, den Privathaushalte derzeit für einen Bezug an elektrischer Energie aus dem Stromnetz bei ihrem Versorger zahlen müssen und unterschreitet im Falle großer Anlagen schon teilweise die Vollkosten von mit fossilen Brennstoffen gefeuerten Kraftwerken.

Richtig.

S. 34

Die ins Stromnetz eingespeiste Spitzenleistung aus Solarstromanlagen in Deutschland steigt mit zunehmender installierter Leistung immer weiter an. Dennoch stellt die Netzintegration von PV-Anlagen heute noch kein signifikantes Problem dar. Überlastungen in einzelnen Verteilnetzabschnitten mit hoher PV-Konzentration lassen sich meist durch technische Maßnahmen, die zunehmend auch in die Wechselrichter integriert werden, beheben.

Sehr interessante Äußerung und durchaus weitgehend zutreffend.

Der weitere Ausbau der Fotovoltaik erfordert zukünftig mehr Maßnahmen, um Energieangebot und -verbrauch zur Deckung zu bringen. Maßnahmen wie die intelligente, nach Energieangebot variable Steuerung von Verbrauchern und Erzeugern (Smart Grids), der Aufbau von verlustarmen, kontinentalen Stromnetzen zum Ausgleich lokaler Extremwerte bei der Energieerzeugung oder auch die Nutzung der Batterien von Elektrofahrzeugen oder Nachnutzung (Second Use) als elektrische Speicher, rücken mehr und mehr in den Fokus. Der Einsatz von großtechnischen Speichern wird zwar zwingend erst bei deutlichen höheren Anteilen von erneuerbaren Energien erforderlich. Dennoch sollten bis dahin technisch ausgereifte Lösungen, die sich auch im größeren Maßstab bereits bewährt haben, zur Verfügung stehen. Hierfür werden unterschiedliche Technologien benötigt, die vom Tagesspeicher auf Batteriebasis bis zur Speicherung von mit erneuerbarem Strom hergestellten Wasserstoff (Power-to-Gas) reichen.

Richtig. Bis auf sprachliche Unklarheit und eine immer noch bestehende Unkenntnis über die Potentiale von Speichern.

 Die deutlich reduzierte Förderung der Fotovoltaik in Deutschland hat in den letzten Jahren zu stark gesunkenen Zubauraten geführt, die noch deutlich unterhalb des Zielkorridors der Bundesregierung von 2,4 GW bis 2,6 GW liegen. Sollte diese Entwicklung so weitergehen, wird langfristig nicht das nötige Volumen an PV-Strom geliefert

werden können, das für die Energiewende erforderlich ist. Unter Maßgabe der sicheren Erreichung dieser Zielstellung ist deshalb eine Anpassung der derzeitigen PV-Förderung geboten. Sinnvolle Förderregeln sollten neben einer maßvollen Degression der Vergütungssätze vor allem den Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms attraktiver machen (z. B. weitergehende Befreiung von der EEG-Umlage). Auch sollten Geschäftsmodelle entwickelt werden, durch die der Betrieb von PV-Anlagen bald ganz ohne Förderung realisiert werden kann.

Richtig

S. 35

Zunehmend werden in Deutschland auch Systeme angeboten, mit denen über PV-Module ausschließlich die Wärmenachfrage eines Einfamilienhauses gedeckt werden soll; dies ist im Vergleich zu solarthermischen Systemen einfacher und verspricht auch im Winterhalbjahr einen merklichen Wärmeertrag. Die Option, gegebenenfalls auch einen Teil des Strombezugs zu reduzieren, macht die Möglichkeit ökonomisch noch attraktiver. Eine Kopplung mit einer Wärmepumpe und die Nutzung des gesamten Hauses als Wärmespeicher – zumindest für die Raumwärme – macht dieses Konzept noch deutlich attraktiver. Deshalb ist zu erwarten, dass derartige Konzepte zukünftig mehr an energiewirtschaftlicher Bedeutung erlangen werden.

Richtig

S. 40

Infolge des Preisverfalls bei der Fotovoltaik und desgleichzeitigen Rückgangs der fossilen Energiepreise hat sich das ökonomische Umfeld für solarthermische Kraftwerke in den letzten Jahren – trotz vielversprechender Entwicklungen auch bei den solarthermischen Anlagen – zunehmend verschlechtert, da hier – auch aufgrund der bisher begrenzten Marktvolumina – noch keine vergleichbaren Kostenreduktionen wie bei der Fotovoltaik realisiert werden konnten. Auch ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, dass die Solarthermie das heutige Kostenniveau der Fotovoltaik in überschaubaren Zeiträumen erreichen kann.

Richtig.

S. 46

In Deutschland wurden Ende 2016 geschätzte 964.000 Wärmepumpen betrieben; dabei handelt es sich um 754.000 Heizungs-Wärmepumpen und 210.000 Wärmepumpen zur ausschließlichen Trinkwassererwärmung. Mit diesen Anlagen wurden rund 11,6 TWh an erneuerbarer Wärme bereitgestellt.

Für die Raumheizung und Trinkwassererwärmung wurden 2016 ca. 79.000 Wärmepumpen neu installiert (siehe Bild 10). Damit nahm der Wärmepumpenabsatz im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit einigen Jahren wieder zu (2015: 69.500). Dabei ist die Anzahl der Neuinstallationen für Heizungswärmepumpen auf rund 66.500 und damit um knapp 17 % gestiegen (2015: 57.000). Der größte Zuwachs war dabei bei den erdgekoppelten Systemen zu beobachten. Im Vergleich zu 2015 nahmen 2016 die Neuinstallationen um rund 22 % zu (2016: 20.700, 2015: 17.000); dadurch stieg der Anteil der neu installierten erdgekoppelten Systeme am gesamten 2016 neu errichteten Wärmepumpenpark um 1%-Punkt auf knapp 31 % (2015: 30 %). Aber auch die Absatzzahlen der Luftwärmepumpen legten 2016 knapp 15 % deutlich zu (2016: 45.800, 2015: 40.000); dies gilt insbesondere für Monoblocksysteme mit einem Zuwachs von knapp

20 % im Vergleich zu 2015 (2016: 25.100, 2015: 21.000). Der Zubau bei den Splitsystemen fiel dagegen mit 9 % etwas geringer aus (2016: 20.700, 2015: 19.000). Zusammengenommen dominieren aber insgesamt luftgekoppelte Wärmepumpen mit rund 69 % die Absatzzahlen für neuverbaute Systeme. Insgesamt wurden damit die Absatzzahlen aus dem bisher erfolgreichsten Jahr 2008 übertroffen (2008: 62.500). Grund hierfür sind die veränderten Förderbedingungen des Marktanreizprogramms (MAP) seit April 2015 und die anspruchsvolleren Anforderungen der Energieeinsparverordnungen (EnEV) seit Anfang 2016.

Richtig

S.47

Die Technik erdgekoppelter Wärmepumpen, mit denen Wärme und gegebenenfalls Kälte bereitgestellt werden kann, ist weitgehend ausgereift. Allerdings steht, vor dem Hintergrund des relativ niedrigen Ölpreises einerseits und der oft ver gleichsweise hohen Stromtarife andererseits, einer weiteren signifikanten Marktausweitung im Wärmesektor oft die Notwendigkeit gegenüber, dass (zunehmend teurer) Strom für den Anlagenbetrieb benötigt wird und nur (tendenziell billigere) fossile Energie (z. B. Erdgas) substituiert werden kann. Außerdem benötigen Wärmepumpen typischerweise eine Niedertemperaturheizung

(z. B. Fußbodenheizung), die nicht zwingend immer vorhanden ist. Deshalb ist eine wirtschaftliche Umsetzung im Bestand oft herausfordernd.

Ist es demgegenüber möglich, elektrischen Strom aus erneuerbaren Energien kostengünstig zu nutzen (z. B. über zu installierende dachgekoppelte PV-Module) und ist eine entsprechende Niedertemperaturheizung vorhanden, dann ist dieses System ökonomisch (und unter Klimaschutzaspekten) sehr vielversprechend; dies gilt insbesondere dann, wenn damit Wärme und Kälte bereitgestellt werden soll. Daher haben erdgekoppelte Wärmepumpensysteme beispielsweise in Deutschland im Neubaubereich derzeit einen erheblichen Marktanteil. Hinzu kommt, dass die Potenziale zu Nutzung des oberflächennahen Erdreichs sehr groß sind.

Richtig. Umso notwendiger sind endlich eine wirksame CO2-Bepreisung und ein Referenzpreissystem zur Kontrolle.

S.49

Die ersten Wärmepumpen mit CO2 als Kältemittel sind bereits in Betrieb und erweitern ihren Einsatzbereich auf Temperaturen bis 110 °C.

Hervorragend.

Mit der Entwicklung von speziellen Kompressoren und zwei-/dreistufigen Wärmepumpen sowie dem Einsatz von Wärmepumpen mit Dampfeinspritzung sind heute aber auch Vorlauftemperaturen von 65 °C und mehr bei hohen Jahresarbeitszahlen möglich. Diese technische Entwicklung wird in den kommenden Jahren hin zu immer anspruchsvolleren Kennwerten weitergehen.

S. 50

Darüber hinaus können auch „Energiepfähle“, Erdwärmekörbe oder Eisspeicher zum Einsatz kommen, mit denen Wärmepumpen auch unter besonderen Bedingungen effizient eine Klimatisierung realisieren können (siehe dazu VDI 4640 Blatt 2).

S. 52

Der Anteil der tiefen Geothermie an der Nutzung der regenerativen Energien in Deutschland ist immer noch gering und liegt weit unter dem hierzulande vorhandenen und potenziell ausschöpfbaren Potenzialen an geothermischen Ressourcen.

Richtig, aber die Wahrheit: Das ist viel zu aufwändig. Nichts ist so subventionslastig und dennoch so teuer wie Geothermie in Deutschland. Finger weg. Das ist nichts als die großeflächige Sozialisierung der Kosten überteuerter Technologie durch Aufzwingen der Nutzung zur Befriedigung ingenieurstechnischer Pubertätsträume

S. 54

Im Laufe des Jahres 2018 wurde ein weiteres geothermisches Kraftwerk fertiggestellt. Der Kraftwerksteil ging Anfang 2016 in Betrieb und die geothermische Wärmebereitstellung wurde schon seit 2014 realisiert.

Special Knowlegde… Ein Mordsabschnitt über Geothermie aber keine Kostenanalyse, wie zuvor bei anderen Optionen. Warum nur?

S.91

Im derzeitigen Stromversorgungssystem erstellen die Energieversorger einen Kraftwerksfahrplan für den jeweils nächsten Tag, in dem für jedes 15-Minuten-Intervall definiert wird, welche Kraftwerke wie viel elektrische Energie zur Nachfragedeckung bereitstellen. Die an der Lastdeckung beteiligten Kraftwerke werden dabei nach der aufsteigenden Reihenfolge ihrer variablen Grenzkosten – der Merit Order – eingesetzt.

Sind wir wirklich schon bei 15 Minuten?

Stromerzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien stehen aufgrund der sehr geringen variablen Kosten in der Merit Order üblicherweise vor den kostengünstigsten konventionellen Kraftwerken. Aufgrund der Vorrangregelung für Strom aus erneuerbaren Energien muss dieser Strom außerdem vorrangig in das Stromnetz und unabhängig von den tatsächlichen variablen Grenzkosten eingespeist werden. Viele Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erhalten also nicht den über die Merit Order festgestellten Strompreis, sondern eine fixe Einspeisevergütung nach EEG (das heißt diese Anlagen nehmen de facto nicht am Strommarkt teil).

Dadurch verändert sich die Merit Order entsprechend. Dies ist der Grund für die in Deutschland derzeit sehr geringen börsennotierten Strompreise für die Industriekunden, die an der Börse einkaufen können. Daher wird derzeit dieses Strommarktdesign politisch hinterfragt und mögliche Alternativen diskutiert.

Richtig.

S. 95

Dies ist bei der Prognose der Solar- und Wind stromerzeugung (sowie die der Stromerzeugung aus anderen erneuerbaren Energien) bisher eingeschränkter der Fall; das heißt, der Prognosefehler ist oft noch vergleichsweise stark fehlerbehaftet und damit die Güte des daraus resultierenden Einsatzplans zum Teil gering. Aber in den letzten Jahren wurden hier deutliche Verbesserungen erreicht. Bei Day-Ahead liegt der Prognosefehler heute bei unter 5 % und im Intraday-Handel (also bis 45 min vor Erfüllung) liegt die Prognoseabweichung bei unter 2 % (und der Intraday-Handel gewinnt immer mehr an Bedeutung).

Richtig.

S.93

Eine technisch und wirtschaftlich begründete Strategie zum Bau und zur Nutzung von Energiespeichern zeichnet sich bisher nicht ab. Einerseits ist der zukünftige Speicherbedarf nicht exakt kalkulierbar und andererseits sind die wirtschaftlichen Randbedingungen für den Bau und Betrieb von Speichern heute noch nicht vorhanden. Diese Situation dürfte sich auch in den kommenden Jahren kaum signifikant verändern. Es zeichnet sich jedoch ein starker Zuwachs von Kleinbatteriespeichern – meist in Verbindung mit PV-Anlagen – ab.

Falsch, es hat nur bisher niemand ernsthaft darüber nachggedacht und etwas belastbares entwickelt. Letzteres trifft allerdings zu.

Fracking – Rettung der traditionellen Energieversorgung des Abendlandes oder schlicht unrentabler Unsinn?

Ein Diskussionsbeitrag von Thomas Blechschmidt, Koordinator der AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland

Die Angst geht um im Abendland und etliche politische Akteure scheuen sich nicht, Ängste und Befürchtungen von Menschen gezielt zu adressieren, um für sich daraus politisches Kapital zu schlagen. Ob das legitim oder schlicht nur schäbig ist, will ich hier nicht diskutieren. Ich verabscheue diese Methoden einfach nur.

Deswegen gehe ich in diesem Beitrag weder auf die angebliche Gefahr ein, die von Putins Macht über unsere Gasversorgung (ein Drittel unseres Erdgases kommt aus Russland) ausgeht, noch auf die Gefahren, die durch Fracking möglicherweise für unseren Lebensraum bestehen. An der Angstmacherei will ich mich nicht beteiligen.

Hinter diesen Argumentationen versteckt sich der zentrale politische Wert „Sicherheit“. Ein ‚Supergrundrecht‘, wenn man der Rechtsauffassung eines mit sanftem Druck geschassten ehemaligen Innenministers glauben darf.

Grundrechte sind eigentlich in Verfassungen oder Verfassungssubstituten verbrieft. In dem für uns in der BRD relevanten Dokument steht von dem angeblichen Supergrundrecht aber nichts.

Menschen haben ein Bedürfnis nach Sicherheit, nach Schutz vor Gefahren und letztlich wollen Menschen das begründete Gefühl, dass alle anderen Menschen nichts tun, was ihnen schaden könnte. Die meisten Parteien, Organisationen und Gruppen adressieren dieses Bedürfnis und allzu leicht fällt die Freiheit dabei über Bord.

Was dabei immer wieder übersehen wird: Nur die Freiheit ist es, die uns zu souveränen Bürgern macht. Vernachlässigen wir sie zu Gunsten der Sicherheit, so brauchen wir uns nicht wundern, wenn ständig andere über unser Leben und unsere Lebensumstände entscheiden. Wir laden machthungrige oder kontrollsüchtige Menschen förmlich dazu ein, über uns zu bestimmen, wenn wir zulassen, dass sie unsere Ängste ansprechen. Mich macht solches Verhalten wütend.

Mir als Pirat geht es um die Freiheit. Dem zentralen Wert, mit dem in unserer Partei alles begonnen hat. Der absolute Schutz von Grundrechten, Menschenrechten und Bürgerrechten ist und war der entscheidende Ansatz aller Menschen mit liberalem politischen Bewusstsein. Zu diesem Wunsch nach Freiheit gehörte auch die Emanzipation von Dogmen und Denkmustern, die von Vorbetern seit Menschengedenken als Glaubenssätze reproduziert werden und denen gegenüber Gehorsam eingefordert wird. Dies war schon in der Antike so, setzte sich nahtlos in der katholischen Kirche fort und findet seine weitere Fortführung in der Dogmatik der allermeisten Parteien.

Als Energiepolitiker und Pirat verbinde ich zwei Sichtweisen miteinander.

Die physikalisch-wirtschaftliche und die politische. Der politischen Sicht liegt der Wert Freiheit zu Grunde. Als Pirat will ich grundsätzlich die Freiheit, Fähigkeiten zu entwickeln, zu Forschen, Ressourcen zu Nutzen und mich selbst zu entfalten. Von daher kann ich niemals ein Verbot für Fracking oder eine andere Technologie aussprechen.

Doch schränkt genau diese Freiheit meine Freiheit – und die anderer – an anderen Stelle wieder ein. Ich will Freiheit von Manipulation, von rechtlicher oder wirtschaftlicher Übervorteilung, von der Verweigerung der Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen (=Demokratie) durch Geheimhaltung von Wissen etc. Das bedeutet in der Konsequenz:

Der Pirat will umfassende Transparenz, um Entscheidungen auf Basis von Belegen, Beweisen und Fakten treffen zu können. Wo dies nicht möglich ist, bleiben nur nachprüfbare Indizien als letzte Entscheidungsinstanz.. Von daher sind Argumentationen wie die einer Verschwörung Putins, der NGOs für Aktivität gegen Fracking bezahlt oder den Absichten Amerikas, ihren Einflussbereich durch gezielte kriegerische Eskalation in bestimmten Weltgegenden auszuweiten und so irgendwann die Weltherrschaft zu übernehmen, für mich inakzeptabel.

Sehr wohl sehe ich die Besorgnisse etlicher Menschen vor den Gefahren die von Fracking ausgehen mögen oder auch nicht. Allein, ich habe kein Interesse daran, die Plausibilität der vielen Mutmaßungen, Befürchtungen, Annahmen, Theorien und Szenarien zu diskutieren, so lange ich nicht überzeugt bin, dass sich das Verfahren überhaupt rechnet.

Von daher ist der erste Aspekt für den Energiepolitiker, sich mit der technischen Machbarkeit, den wirtschaftlichen Aspekten und der nachhaltigen Ergiebigkeit der Ressource zu befassen.

Nun wissen wir, dass diese Form der Gewinnung eines Energieträgers mittlerweile technisch machbar ist. Grundsätzlich gibt es dabei zwei technische Verfahren: Das hydraulic fracturing, bei dem Gesteinsschichten durch gezielte, massive Druckerhöhung in großer Tiefe aufgesplittert werden um darin enthaltenes Gas freizusetzen. Zu dieser Methode gehört die Verwendung von feinem Sand und zum Teil hochgiftigen Chemikalien, um die Druckerhöhung zu steigern. Als techniknaher Energiepirat weiß ich auch von den sehr erfolgreichen Versuchen in Südfrankreich, dieses Aufbrechen durch gezielte elektrische Entladung zu bewerkstelligen. Diese Methode kommt ohne Chemikalien aus, womit natürlich ein Reihe umweltpolitischer Argumente ausgeräumt wären. Von der technischen Machbarkeit her gibt es also keine Gründe, warum das Verfahren nicht machbar wäre.

Als politisch auf Nutzen und Sinnhaftigkeit bedachter Energiepirat will ich nun noch wissen: Lohnt es sich?

Der generelle Ansatz von Wirtschaftlichkeitsberechnungen beim Energiemanagement geht von 10 Jahren Amortisationszeit aus. Ob und wie sinnvoll das bei unterschiedlichen Projekten und Methoden ist, sei mal dahin gestellt. Damit ist nur gesagt, dass sich eine Maßnahme innerhalb 10 Jahren rechnen soll. Dieser Ansatz entspricht dem der Finanzwirtschaft und der Orientierung an maximalem Profit.

Der alternative, modernere Ansatz von Rentabilitätsberechnungen, der sich in Kürze in der internationalen DIN EN ISO 50001 wiederfinden wird, geht von den Lebenszykluskosten einer Investition aus. Das bedeutet, es wird die Frage gestellt, ob die Investition sich innerhalb ihrer zu erwartenden Lebensdauer komplett refinanziert und ob sie ggf. sogar noch eine Rendite erwirtschaftet. Dieser Ansatz wäre der marktwirtschaftliche und gesellschaftlich sinnvollste.

Zudem entspräche er dem Ansatz einer suffizienten Wirtschaft.

Für das Fracking bedeutet das:

Entweder erwarten Investoren, dass sich ein Frack in zehn Jahren amortisiert, sprich mit dem erzielbaren Marktpreis der Ressource Kosten und Gewinne wieder hereinspielt, oder dass er so viel Gas öder Öl ausspuckt, dass er sich bis zum Versiegen des Bohrlochs komplett refinanziert und dabei noch eine wunschgemäße Rendite abwirft.

Betrachtet man nun die Erfahrungen und Realitäten, so kommt man nicht umhin festzustellen, dass in der Praxis weder eine Amortisation innerhalb 10 Jahren erfolgt noch eine über die Nutzungsdauer des jeweiligen Fracks. Es gibt einige wenige Bohrungen, die ausreichend Ertrag abwerfen. Die meisten jedoch verlieren ihre Ergiebigkeit bereits im zweiten Jahr oder dritten Betriebsjahr – sowie in den Folgejahren. Es muss immer wieder, oft mehrfach im Jahr nachgefrackt werden, um das Produktionsniveau auf 60 % der ursprünglichen Menge zu halten.

Entsprechend wird die Mehrzahl der Bohrlöcher in der Regel nach kurzer Zeit stillgelegt und es werden einfach neue Löcher gebohrt. Auf diese Weise kamen die USA vom Beginn des Frackens in großem Stil in 2006 bis Ende 2012 auf 18 Mio. (!) Fracks.

http://www.huffingtonpost.com/brendan-demelle/fracking-output_b_1900810.html

Der 2011 für die USA prognostizierte Vorrat wurde auf 100 Jahre beziffert, stellte sich aber bei genauerem Hinsehen als deutlich weniger ergiebig heraus: 11 Jahre gesicherte Vorräte bzw. 21 Jahre, wenn bekannte Vorräte sich als nutzbar herausstellen.

Nur bis zu 15 % des in einer Formation vorhandenen Gases sind nutzbar. Gerechnet wird aber mit 100 %. Dieser Wert liegt tatsächlich allen Kalkulationen, Prognosen und Gewinnerwartungen zu Grunde.

http://www.slate.com/articles/health_and_science/future_tense/2011/12/is_there_really_100_years_worth_of_natural_gas_beneath_the_united_states_.html

Selbst Wall-Street-Analysten äußern sich klar, dass Shale-Gas-Fracking unrentabel ist.

http://www.nytimes.com/2011/06/26/us/26gas.html?pagewanted=1&_r=1

Noch übler wirkt sich die Dynamik solcher Goldräusche im US-Wirtschaftssystem aus:

http://www.nytimes.com/2012/10/21/business/energy-environment/in-a-natural-gas-glut-big-winners-and-losers.html?pagewanted=all&_r=0

Der Witz an der Sache in Kurzform: Unkontrolliertes Aufblähen der Frackinggasgewinnung durch einfach anzusammelndes Geld an den Börsen führt zu Überproduktion und Überangebot und damit letztlich zu Preisverfall.

Rex Tillerson, CEO bei Exxon: We are all losing our shirts today,” Mr. Tillerson said. “We’re making no money. It’s all in the red.” (Übersetzung: Wir verlieren unser letztes Hemd. Wir verdienen kein Geld, sondern schreiben rote Zahlen).

In der Realität weigern sich die Gesellschaften, den Grundbesitzern die fälligen Gebühren zu bezahlen:

http://www.propublica.org/article/unfair-share-how-oil-and-gas-drillers-avoid-paying-royalties

Sonst wäre das Geschäft noch unrentabler. Bei uns würde der Grundbesitzer übrigens kurzerhand enteignet, um Fracking zu ermöglichen, wenn er sich weigert. Die Kehrseite von der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, die im Grundgesetz festgeschrieben ist.

Da wir in der BRD bzw. Kontinentaleuropa leben und es in unserer Kultur nicht üblich ist, Projektgelder über das massenweise Einsammeln kleiner Shareholderanteile zu beschaffen, wird die interessierte Finanzindustrie wie üblich vorgehen und versuchen, Steuergelder von der Regierung zu bekommen. Derlei Deals werden wie immer hinter den verschlossenen Türen der Macht verhandelt.

Wie schon bei den Atom- und Kohlekraftwerken werden die Kosten für Erschließungsmaßnahmen, Genehmigungen, Rechtsverfahren vom Staat finanziert werden und für die Investoren auch noch Ertragsgarantien gewährt. Diese Praxis ist bei uns Kultur und gängige Methode. Wären PV-Anlagen und Windräder in großen Maßstäben wir Fracking möglich, hätten wir heute keine unfaire Kostendebatte über die generativen Stromerzeuger. Es geht nicht um eine sichere, preiswerte Versorgung mit Energieträgern für alle, es geht um rentierliche Geschäftsmodelle ohne Risiken. Über Umweltfragen müssen wir dabei gar nicht erst reden.

Was also erwartet uns auf der volkswirtschaftlichen Seite, wenn wir Fracking betreiben:

– Wir werden mit einer Technologie konfrontiert, die unwirtschaftlich ist.

– Die Rentabilität für die Prospektoren wird nur durch massive staatliche Subventionen erreicht

– Wir werden über Steuern und Gebühren oder Abgaben mit Refinanzierungskosten belastet, die diese Technologie erst ermöglichen

– Das geschäftliche Risiko wird unfreiwillig von den Steuerzahlern übernommen

– der wahre Gaspreis – wie der Strompreis – wird uns nie direkt treffen, denn sonst würden wir selbst auch ohne Förderung nach Alternativen suchen.

– Wir werden an Stelle die Abhängigkeit von relativ preisgünstigen natürlichen Ressource aus dem Ausland gegen die Abhängigkeit von einer weiteren massiv von Subventionen lebenden Konzernlobby eintauschen.

Der generelle Impetus der Umweltpolitik auf die Energiepolitik ist der des Emissionsschutzes. Eine Diskussion über die Plausibilität des Klimawandels ist für den Energiepolitiker nachrangig und Zeitverschwendung. Das können und machen andere besser. Wir wissen, dass Frackinggas auf der Emissionsseite eine ca. 25 % höhere Emissionsrate an Klimagasen hat als Braunkohle. Das genügt uns, um Alternativen den Vorzug zu geben.

Davor allerdings kommt die volkswirtschaftliche Abwägung.

Fazit:

Diese Methode lohnt sich nicht. Um der zu kurzen durchschnittlichen Ergiebigkeit der Quellen Rechnung zu tragen, müsste der Preis von Frackinggas bei 8 US-Cent / kWh liegen. In Europa sind die Bedingungen nicht anders, aber das Preisniveau höher. Dabei ist der Effekt der aktuell gedumpten Preise wegen des Überangebots noch gar nicht berücksichtigt. Damit ist die Diskussion eigentlich schon erledigt. Ziehen wir die Umweltfolgen – unabhängig von ihrem Plausibilitäts – und Realitätsgehalt in Erwägung, so bin ich der Auffassung, dass Fracking unter Auflagen und bestimmten Voraussetzungen durchaus zugelassen werden kann. Diese sind:

– kein Cent Beihilfen, Subventionen, direkte Investitionen aus Staatsmitteln

– keine staatlichen Garantien für Eigenkapital und Renditen

– verpflichtende Haftpflichtversicherung für die gesamte Betriebsgefahr vom Beginn der Bohrung bis zum abgeschlossenen Rückbau

– Rücklagefonds und Versicherung für Folgeschäden.

Sofern unter diesen Voraussetzungen dereinst irgendwann Rentabilität für das Verfahren bestehen sollte, dann wird es ohnehin zum Einsatz kommen. So oder so.

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