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Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Thomas Blechschmidt Schreibe einen Kommentar

Ein neues Basismodell für den Stromhandel

Der verbindliche Referenzpreis für den Arbeitspreis

Zielsetzungen:

Das nachstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt notwendige und hier beschriebene Zielsetzungen:

Primärziele:

  • volle Transparenz: Alle in den Kaufpreis eingehenden Kosten und Subventionen auf einen Blick einsehbar
  • volle Transparenz der Mittelverwendung (wo geht die EEG-Umlage im Detail hin, wo das Netzentgelt)

  • Preisstabilisierung
  • Verschlankung des Systems
  • Planungssicherheit
  • Vermittlung eines Gefühls von Gerechtigkeit im Sektor Strom.

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

  • Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung,

  • Netzstabilität

  • Versorgungssicherheit

Feststellung

Der „liberalisierte“ Strommarkt hat in keinem der konkurrierenden Industrieländer eine Struktur hervorgebracht, die ernsthaft als marktwirtschaftlicher Wettbewerb bezeichnet werden kann. Bezugspreise für Strom sind überwiegend subventionsgetrieben und weitgehend unbeeinflusst von Ressourcenpreisen. Der Anteil der Ressourcenpreise am durchschnittlichen Verkaufspreis ist für die Mehrheit der Endverbraucher marginal.

Derzeit läuft der internationale Wettbewerb einzig auf der Schiene, welche Nation den billigsten Strompreis für die Industrie und für den Export in Nachbarländer gewährleisten kann. Diese Form des Wettbewerbs ist auf Dauer ruinös, denn sie kann nur aufrecht erhalten werden, indem entweder alte, lediglich Arbeitsentgelt (den Brennstoffpreis) erwirtschaftende Kraftwerke bis zum Erreichen ihrer technisch maximal möglichen Laufzeit weiterproduzieren.

Wenn weiterhin z. B. Umweltaspekte weitgehend bis vollständig in den Hintergrund gedrängt werden, während Ressourcen unter Inkaufnahme steigender staatlicher Verschuldung ohne Gegenwert bis zum Exzess ausgebeutet werden oder bis eben ganze Länder samt deren Industrien zusammenbrechen. Nüchtern betrachtet hat es den Ostblock nur früher erwischt, weil er individuelle Kräfte und privates Engagement stärker behindert hat. Niemand kann garantieren, dass es den „Gewinner“-Ländern nicht früher oder später ähnlich ergeht.

Egal ob in Frankreich, Großbritannien, den USA, Japan oder Australien: Die Erzeugung und verbilligte Abgabe von Strom an Industrieunternehmen ist in allen Ländern staatlich gewährleistet. Damit befinden sich die einzelnen Industrienationen in einem Preiswettberwerb, für den sie die Zukunft der gesamten Menschheit mit einer irreversiblen Hypothek belasten: Die weitgehende Vernichtung einer Unzahl natürlicher Rssourcen. Es geht dabei nicht nur um den Erhalt von Kohleflözen, Erdöl oder Erdgas als ultimative Reserve-Ressource für die nächsten Generationen. Es geht auch um sauberes Trinkwasser, saubere Meere als funktionierende Biotope für die Ernährung, saubere Luft und Habitate für ein menschenwürdiges Leben.

Die PIRATEN, gestartet als Partei der Freiheit

https://wiki.piratenpartei.de/Kodex

hatten die Chance diesem neokonservativen, besser neofeudalen Ansatz, der die Freiheit des Individuums mit einer auf größere Finanzkraft und Gnade der Geburt in das passende soziale Umfeld gestützten Willkür verwechselt, ein klügeres und nachhaltigeres Modell entgegen zu setzen. Diese Chance wurde nachhaltig vergeben.

Nur wenige Länder wie z. B. Kanada (Wasserkraft) haben derart große Potentiale an rein generativer Stromerzeugung, um bei diesem ruinösen Preiskampf mitzuhalten. Doch auch deren Überschusspotential reicht zwar für die eigene Versorgung, die Lücke in den USA zu decken, falls die sich irgendwann doch entschliessen, zumindest ihre Kohlekraftwerke stillzulegen, dazu reicht es nicht. Auf dieser Handlungsebene spielt sich aktuell das ab, was in blankem Euphemismus als „Wettbewerb“ bezeichnet und verehrt wird.

Obendrein werden derzeit leider ausschließlich Preisverbilligungen über politische Maßnahmen von den Regierungen umgesetzt, statt den Unternehmen durch Effizienzmaßnahmen oder andere technische Möglichkeiten zu höherer Effizienz und Energieproduktivität zu verhelfen. Allein in der Nutzung von Abwärme stecken noch enorme Potentiale, die bisher nicht wirklich erschlossen wurden.

Trotz aller Lippenbekenntnise, plakativ gesetzter Grenzwerte für Emissionen und wohlklingender Reden: Es gibt in kaum einem der entwickelten Industrieländer verbindliche Anforderungen an die Steigerung der Energieeffizenz von Verkehrsmitteln, Industrieanlagen, Produktionsmethoden, ja zum großen Teil noch nicht mal bei der Beheizung und Klimatisierung von Gebäuden. Noch nicht einmal in Ansätzen. Schlimmer noch: Selbst die politischen Gralshüter des Umweltschutzes, die Grünen Parteien in Europa und anderen Ländern sind sich der Zusammenhänge noch nicht einmal bewußt.

Mit dem Auto müssen wir zum TÜV. Schlimmer noch, das Auto wird oft gehegt und gepflegt als stünde jedes einzelne unter Artenschutz und UNESCO-Weltkulturerbe. Mit der Energie, unserer eigentlichen Lebensgrundlage, gehen wir dagegen um wie mit unerwünschten Herbstlaub: Was Probleme macht, wird beim Nachbarn abgeladen.

Die volkswirtschaftlichen Erzeugungspreise und Börsenpreise sind derzeit weder transparent nachvollziehbar noch haben sie erkennenswert mit den tatsächlich berechneten Arbeitspreisen an den Strommärkten zu tun. Hintergründe dazu gibt es viele.

Hier ein paar Highlights:

1.Subventionen zu Lasten der Staatskasse (aus Steuermitteln oder durch Darlehensaufnahme der öffentlichen Hände)

So wird der Abbau von Steinkohle noch immer durch den „Kohlepfennig“ quersubventioniert, obwohl wir seit 40 Jahren wissen, dass dies ein volkswirtschaftliches Zuschussgeschäft ist. Welcher Vermieter z. B. würde zulassen, dass der Mieter 40 Jahre lang z. B. zwar die Miete aber keine Nebenkosten bezahlt?

Importkohle ist von Zöllen und Energiesteuern ausgenommen, unverändert werden weiterhin Beihilfen für den Bau und Betrieb von Kohle-, Atom- und Gaskraftwerken gezahlt, nach wie vor Unmengen an kostenlosen Emissionszertifikaten bereit gestellt, werden Infrastrukturen wie die Zufahrten und Versorgungsanschlüsse von Kraftwerken weiter aus Steuergeldern bezahlt etc.

All das finanzieren die Erwerbstätigen und Rentner über Preise, Steuern, Umlagen und Abgaben. Was nur Recht und Billig ist, solange der Nutzen für diese Mehrheit der Bevölkerung real existiert. Die einen finanzieren es zum Teil über Mehrarbeit, nahezu alle aber vor allem durch Verzicht. Der soziale Futterneid-Wettbewerb „Wer kann sich was leisten?“, „Wer steht besser da?“ überfordert zunehmend mehr Menschen und läßt sie ihre wirtschafltiche Grundsubstanz verlieren.

Bei den rein generativen Erzeugern zahlen zwar zunächst einmal – und in der Theorie – die Netznutzer die Anschlüsse über das Netzentgelt. Aber nur die, die nicht befreit sind. In der Realität zahlen 99% der Netznutzer, die gerade mal ein Drittel des Stroms verbrauchen, fast die gesamten Netzentgelte. Eine rechnerische Belastung aller Stromverbraucher für den Netzausbau mit 1 ct. / kWh erscheint auf diesem Weg mit 3 ct. / kWh auf der Rechnung eines durchschnittlichen Arbeitnehmers oder Rentners.

Bedeutet: All dem zum Überfluss ist das System der Netzentgelte so gestaltet, dass es wie bei der EEG-Umlage für Großverbraucher großzügige Rabatte bis hin zu vollständiger Befreiung gibt. Die Kosten werden auch hier auf die Mehrheit der Kleinverbraucher und vor allem auf Gewerbetreibende und Mittelständler umgelegt.

2. Das Fehlen einheitlicher Berechnungskriterien für Strom an allen relevanten Märkten.

Es ist vollkommen unverständlich, wie man auf die Idee kommen kann, einen einheitlichen Europäischen Energiemarkt schaffen zu wollen, in welchem dann nationale Steuern, Abgaben und Umlagen unverändert bestehen bleiben. Wenn ein EU-Binnenmarkt für Strom – oder allgemein für Energieträger – geschaffen werden soll, dann muss der Endverbraucherpreis in Lissabon genauso zusammengesetzt sein wie in Stockholm oder Tuntenhausen.

Vorläufig abgesehen von der jeweiligen nationalen Mehrwertsteuer, deren Ungleichheit in Europa ebenfalls ein anachronistischer Witz gegenüber der Idee eines Binnenmarktes ist.

Einerseits werden die reinen Erzeugungspreise aus dem Ressourcenpreis des jeweiligen Brennstoffs zu Grunde gelegt, andererseits werden jedoch alle weiteren Kosten weitgehend externalisiert und von Land zu Land unterschiedlich erhoben: Preise für Bauflächen, Infrastrukturkosten, Erschließungskosten, Konzessionsabgaben, Abwasserentsorgung, kostenlose CO2-Zertifikate, CO2-Steuer in Schweden seit 1991, in Großbritannien seit ein paar Jahren, EEG-Umlage in Germanien, etc.

Auf diese Weise werden leider regelmäßig Äpfel an Bäumen mit Streuobst, geernteten Äpfeln, Granatäpfeln, Sinasäpfeln, Adamsäpfeln, Pferdeäpfeln, Apfelsaft, Apfelmost, Apfelmus, Apfelstrudel, Äppelwoi, Cidre und Apfelkuchen verglichen. Äpfel mögen stets der Grundstoff sein, doch das Endprodukt ist jeweils ein Anderes.

Das beginnt bei den Brennstoffen, zieht sich über Kraftwerksanlagen, deren Kosten mal vollständig in die Preiskalkulation eingerechnet werden (Windkraft, Photovoltaik, kleine KWK), mal anteilig als Investition des Betreibers (GuD, Kohlekraftwerke, AKW). Während die Gemeinschaft der Erwerbstätigen und Rentner, genannt „der Staat“, einmal mehr den Rest, meist den Löwenanteil trägt und dessen reale Investitionen auf Grundlage dieses Kapitaltransfers (geleistete Subventionen) als so genannte „stranded assets“ einfach ausgebucht werden. Als Sahnehäubchen oben drauf wird ein vollkommen von Investitionen, Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeitsgedanken abgekoppelter Markt „modelliert“, in dem diese Investitionen als „sunk costs“ bei der Gestaltung der Börsenstrompreise schlicht ausgeklammert werden. Gerade so als lebten wir noch immer in den feudalen Zeiten der einfachsten und wüstesten Kameralistik.

Sämtliche Beihilfen, Zuschüsse, direkt vom Staat übernommenen notwendigen Baukosten für Infrastrukturen oder Betriebsflächen, Wertberichtigungen durch Abschreibung etc. bleiben bei der resultierenden „Berechnung“ der Börsenstrompreise außen vor. Die realen, volkswirtschaftlichen Stromgestehungkosten sind unwichtig.

Jeder Handwerker, Dienstleister oder sonstwie Selbständige, der grundlegende größere Investitionen wie Hallen, Werkstattgebäude und Ausrüstung nicht durch eine ausreichende Preiskalkulation wieder erwirtschaften würde, wäre ziemlich schnell in der Insolvenz. Und stellen wir uns vor, die Banken würden bei Finanzierungen festlegen: Nun, lieber Kunde, Ihre investierten Eigenmittel sind für uns „sunk costs“ und können deshalb beim Beleihungsauslauf und Ihrer Bonität nicht berücksichtigt werden.

Jeder ist an der Stelle gemäß einem realen Marktverständnis voll für sein eigenes Ggeschäft verantwortlich. Bei großen Konzernen dagegen, an denen die Politik Interesse hat, weil sie Aufmerksamkeit und Wichtigkeit versprechen, ist es aber kein Problem, die Grundaustattung erst von der Bevökerung durch Staatsverschuldung garantieren zu lassen, sie anschliessend den unternehmerisch aktiven Parteifreunden und Parteispendern zu schenken und am Ende, wenn diese nach Jahrzehnten fröhlicher Betriebswirtschaft ohne echte Kostendeckung und Verantwortungsübernahme für ihre angerichteten Schäden und Verluste in finanziell Schwierigkeiten kommen, darf die nächste oder übernächste Generation als Belohnung noch für die Kosten dieses systemrelevanten Erbes aufkommen.

Das beginnt bei der Errichtung von Kraftwerken durch die öffentliche Hand in den ersten vier Jahrzehnten der Nachkriegszeit, geht über die Veräußerung staatlich finanzierter Kraftwerke zu geringen Erlösen nach einer Abschreibungszeit von 10 bis 25 Jahren, über die Übernahme der Entsorgung von unverwertbaren Reststoffen, bis hin zum Rückbau technisch außer Dienst gegangener Anlagen durch die öffentliche Hand. All dies verzerrt den Blick auf die realen volkswirtschaftlichen Kosten und leitet die Wähler in die Irre. Diese Art der Politik besteht in Desinformation gepaart mit grober Fahrlässigkeit.

Problembeschreibung

Man kann es drehen und wenden wie man will. So lange wir zu keiner rationalen Betrachtung des Themas kommen und uns auf keine einheitliche Vorgehensweise, die alle relevanten Faktoren einbezieht, festlegen, werden wir weder zu einer vernünftigen Beurteilung der Strompreise, noch zu einem fairen und sinnvollen Handelssystem kommen. Und erst Recht keine Energiewendeziele erreichen. Das vorläufige Ergebnis wird ein sich immer weiter verstärkender Wettlauf um fossile und nukleare Ressourcen sein.

Im Vergleich kann es also nur darum gehen:

1. Die Schnittstellen der Bemessung sind überall gleich zu setzen; d.h. Strompreis ab Kraftwerk oder Strompreis im Netzanschluss des Stromverbrauchers.

2. Für alle Stromerzeuger sind die gleichen Berechnungskriterien für die Preisbestimmung zu Grunde zu legen.

Diese sollten umfassen:

Brennstoffpreis
– Personalkosten des laufenden Betriebs (ohne Marketing und Vertrieb)
Effizienzgrad des Erzeugers (kalkulatorisch aus dem Wirkungsgrad angesetzt, Abgleich und nachträgliche Korrektur durch Messung, Boni und Mali nach Effizienz)
– Investitionskosten der Erzeugungsanlage bezogen auf technische Laufzeit
(TLCC nach DIN ISO EN 50001) = Abschreibung und verpflichtende Rücklagenbildung
– Speicherkosten
Verschleißteile, Wartung und Monitoring (Meßdienstleistung)
– Beihilfen, Zuschüsse, Subventionen und direkte eingebrachte Leistungen der öffentlichen Hand
– eine rechnerische Rückvergütung für vermiedene Speicherkosten von 3 ct/kWh
Refinanzierungszinsen der Investitionen in volkswirtschaftlich verantwortbarer Höhe, z. B. Basiszinssatz plus 1,5%
– Rückstellungen für den Rückbau der Erzeugeranlagen, Entsorgungskosten, Lagerung nicht weiter verwertbarer Stoffe
– per Primärenergiefaktoren und Emissionsfaktoren gewichtete Energiesteuer (mindestens Europäische CO
2-Steuer, als Lenkungssteuer zur Bevorzugung einer klimafreundlichen Stromerzeugung)

Auf diese Weise läßt sich ein aussagekräftiger Wert bestimmen, wie viel Geld eine Volkswirtschaft für die Erzeugung einer kWh Strom aufbringen muss.


Dieser Wert ist der real wirksame
Erzeugerpreis. Er hat dann als Leitpreis = Referenzpreis für den Arbeitspreisanteil am Markt für alle zu gelten.

Auf diesen Preis werden die Zusatzkosten für die Verteilung (Netzentgelte, Leistungspreise, Anschlussgebühren, Konzessionsgebühren, Handel und Vertrieb, Speicherumlagen) und die Mehrwertsteuer aufaddiert.

Einen Leistungspreis neben dem kWh-Preis für alle angeschlossenen Verbraucher zu berechnen, entspräche einigen Vorschlägen, die dahingehend gemacht wurden. Größere, dezentrale Einspeiser beanspruchen schließlich auch größere Anschlussleitungen.

Angesichts des gewollten Zusammenwachsens einzelner Stromliefergebiete in den Europäischen Ländern zu einem gemeinsamen „Energie“-Binnenmarkt und wie sich andeutet auch darüber hinaus, sind einige gravierende Veränderungen unumgänglich. Diese können dem angeblich „freien“ Spiel der Kräfte am Markt überlassen werden, was auf eine Fortsetzung des bisherigen Versagens der Politik hinausläuft, oder speziell der Stommarkt wird initial in mindestens einen europaweit regulierten Markt verwirklicht. Im Mittelpunkt mit einer von den verschiedenen Marktakteuren komplett unabhängigen, gewählten Europäischen Regulierungsbehörde (allgemeines Vorschlagsrecht für jedermann, allgemeine Wahl, Bestätigung durch EU-Parlament) unter Gewähr vollständiger Transparenz und umfassender Datenoffenlegung im Internet. Die nationalen Finanzbehörden ziehen die fällige CO2-Steuer ein und finanzieren aus dieser Quelle direkte finanzielle Unterstützung sozial Bedürftiger und einkommensschwacher Bürger zur Kompensation der gestiegenen Stromkosten, Projekte zum Ersatz fossiler und nuklearer Stromerzeugung, Projekte zur Speicherung elektrischer Energie, Erdverkabelung von Verteilnetzen (bis 150 KV).

Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale

Auf der oben genannten Grundlage ist es möglich, Vergünstigungen für einzelne Unternehmen, ganze Branchen, Verwaltungen oder auch bedürftige Personen transparent zu machen und zu begründen.

Darüber hinaus beendet ein solches mindestens europaweites Preisregime den derzeitgenzwischenstaatlichen Wettbewerb der Subventionierung elektrischer Energie. Alle sind gleichermaßen betroffen und das Argument der notwendigen Wettbewerbsfähigkeit zum Erhalt der Arbeitsplätze entfällt zumindest als Hindernis für den notwendigen Energiewandel.

Rahmenbedingungen für einen stabilen Strompreis bei wettbewerbsfähigen Energiekosten für Unternehmen:

Transparenz: Alle Unternehmen, die vergünstigte Preise für Strom oder andere Energieträger in Anspruch nehmen, haben sich der vollkommenen Transparenz bei Beschaffung, Einsatz und Effizienz zu unterwerfen. Wenn die Erwerbstätigen und Rentenr die wirtschaftliche Tätigkeit des Unternehmens bezuschussen – und dadurch in vielen Fällen erst möglich machen – dann hat die Gesellschaft insgesamt auch das Recht, auf effizienten Einsatz der Mittel achten zu können und diesen zu kontrollieren.

Unternehmen ohne unabhängige Energiemanager und Effizienzmanagement erhalten keinerlei Vergünstigungen mehr, sondern bezahlen mindestens den Referenzpreis.

Effizienz: Jedes Unternehmen muss verpflichtend ein von unabhängigen – und mit der Unternehmensleitung vor Ausschreibung (durch z.B. Bafa, KfW, IHK oder HWK) unverflochtenenExperten geleitetes und kontrolliertes Energieeffizienzsystem zulassen, soweit es nicht selbst ein solches transparent einrichtet und für unabhängige Experten offen zugänglich macht. Die Unabhängigkeit der Experten ist dabei „conditio sine qua non!“. Eine solche Verpflichtung bedeutet für die Unternehmen keine Bedrohung, sondern zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten zur inneren Wertschöpfung und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

Denn machen wir uns nichts vor: Mit dem Finger auf das Ausland und dessen angeblich billigeren Strompreise zu zeigen verschafft der Volkswirtschaft, sowie den Arbeitnehmern, deren Arbeitsplätze daran hängen, in den deutschen Ländern mit Glück vielleicht noch ein paar Jahre Zeit. Wer heute nach Frankreich oder in die USA geht, weil er dort zu günstigeren Strompreisen produzieren kann, macht sich selbst etwas vor. Die Erzeugungskosten für Strom aus vermeintlich billigeren Quellen werden auch dort mittelfristig, wenn nicht gar kurzfristig, nicht zu halten sein. Denn auch für diese Länder gelten die gleichen Bedingungen zur Energiebereitstellung: Es herrscht eine extrem schnelle Verknappung degenerativer Ressourcen. Die Erschließung neuer, aber schwerer auszubeutender Lagerstätten und stark gestiegene Sicherheits- und Umweltanforderungen für neue Kraftwerke werden länderübergreifend die Preise treiben. Wenn aus politischen Gründen nicht heute, dann zum Ausgleich umso heftiger in ein paar Jahren.

Warum wohl wollen die britischen Betreiber für den Strom aus dem neu geplanten AKW Hinkley Point eine Einspeisevergütung von 12,5 Cent/kWh auf 35 Jahre plus 3,5% jährliche Steigerung zum Inflationsausgleich? Ganz einfach: Weil es sich sonst nicht rechnet.

Der Glaube an den „billigen“ Atomstrom ist Selbstbetrug bzw. Vorspiegelung falscher Tatsachen seitens der bisherigen an den Regierungen beteiligten Parteien. Entsprechendes gilt für Kohle und Gas, aber auch für Biomasse und Geothermie. Sogar bei der Windkraft sollten wir doch lieber erst Mal noch abwarten, wie die sich über 30, 40 Jahre bewährt und was sie dann wirklich kostet.

Wie ernst zu nehmend finden wir den Energiekommissar Günther Öttinger, der zwar bei jeder Gelegenheit gegen jede feste Einspeisevergütung zu Felde zieht, aber ausgerechnet für neue Kernkraftwerke ein solches „Grundeinkommen für Energiekonzernedurch EU-Recht garantieren will? Angeblich können Schwaben rechnen. Dieser aber ist entweder kein echter Schwabe, oder er rechnet mit einem Füllhorn an Belohnungen für seinen Einsatz zur weiteren Verwendung einer Technologie, die sichschon vor Berücksichtigung ihrer problematischen Folgen für die Sicherheit und langfristige Unschädlichkeit für die Menschen – noch nicht einmal rechnet. Unzählige fähige Entwickler und Unternehmer haben längst gezeigt, dass wir das besser können. Wer oder was hindert uns also daran, die Energiepolitik endlich auf die richtigen Gleise zu stellen? Runter vom Abstellgleis!

Es sind die bisherigen Parteien CSU/CDU, die FDP, die SPD, ja sogar die GRÜNEN unter der Knute der NRW-Domina Kraft. Wäre denen eine sachorientierte Energiepolitik auch nur halb so viel wert, wie sie uns glauben machen wollen, dann hätten sie Hannelore Kraft und deren Kohlepolitik gestoppt. Das könnten sie, nur fehlt ihnen dazu unübersehbar zumindest in NRW der Schneid.

Weitere Bedingungen für ein neues Strommarktdesign

Ein zentraler Punkt: Die reinen Erzeugungspreise für Strom mit allen genannten Komponenten werden einheitlich und transparent auf offenen Plattformen veröffentlicht. Der Knackpunkt dabei ist, dass die Erzeuger für den erzeugten Strom auch nicht mehr bekommen, als zur Deckung der Erzeugungskosten plus einer gemeinveträglichen Gewinnmarge notwendig ist. Zu den zu veröffentlichenden Informationen gehören zusätzlich die der verursachten Emissionen, die Mengen an unverwertbaren Reststoffen und deren Kosten für sichere Entsorgung bzw. Lagerung und die Infrastrukturkosten.

Der problematische Punkt an der Diskussion um Strompreise manifestiert sich darin, dass die aktuellen Einkaufspreise an der Strombörse für so genannte „energieintensive Unternehmen“ deutlich unterhalb des volkswirtschaftlichen Durchschnittwertes für Strom nur durch Subventionen, Zuschüsse, Beihilfen und Übernahme von Infrastrukturkosten durch die öffentliche Hand möglich sind.

Weg mit dem bremsenden Filz

Rentner und Berufstätige finanzieren auf diesem Weg die internationale Wettbewerbsfähigkeit einiger Unternehmen und nicht nur einige tausend Arbeitsplätze, sondern auch die Gewinne dieser Unternehmen und der an ihnen beteiligten Konzerne. Wie teuer sind beispielsweise die ca. 850 Arbeitsplätze in Bayerns einzigem Stahlwerk in Meitingen, wenn dort bei einer Lohnsumme von geschätzt 35 Mio. Euro Brutto die Summe der Preisnachlässe für den benötigten Strom bei ca. 76 Mio. Euro Netto liegt?

Wie ist unter diesem Blickwinkel die Bereitschaft des Eigentümers zu sehen, andernorts für eines seiner anderen Großunternehmen 220 Mio. Euro für den Bau einer durch ihn privat finanzierten Bundesstraße B20 als Umgehung der Stadt Bad Reichenhall aufzuwenden? http://www.kirchholztunnel.de/

Kleine Nebeneffekte dieses Bauvorhabens: Auf der privat gebauten, vierspurigen Straße darf der Bauherr für eine gewissen Laufzeit Maut für die Nutzung erheben und zudem dient diese Strasse als Transportstrecke für 320 LKW-Fahrten täglich, die dieser Unternehmer veranlassen muss, um den gesamten Berg, den er auf österreichischer Seite hinter der Grenze gekauft hat, abzubauen und als Rohmaterial (Dolomit) für seine Betonwerke abzutransportieren.

Gestalten hier unsere gewählten Abgeordneten Politik oder sind diese nur Erfüllungsgehilfen eines einzelnen, neofeudal agierenden modernen Lehnsherrn?

Ein Wegfall dieser Arbeitsplätze in bayerisch Schwaben wäre natürlich eine Herausforderung, doch noch lange kein Untergang oder der Beginn der Deindustrialisierung in den deutschen Ländern. Die Industrien in Deutschland haben mehrere Strukturwandel durch Innovation, neue und bessere Produkte und den Leistungswillen ihrer Mitarbeiter gemeistert. Aber noch keinen einzigen dadurch, dass – unter Einsatz von aus Steuermitteln finanzierten Vergünstigungen – an ineffizienten Produktionsmethoden festgehalten wurde.

Wenn also ein international tätiger Papierhersteller unsere Politik vor die Entscheidung stellt, entweder für günstige Energiekosten zu sorgen oder aber den Aufbau einer neuen Produktionslinie in Frankreich statt in Augsburg zu realisieren, dann kann die Antwort darauf nur lauten:

OK, wenn ihr nur baut, wenn die Energiekosten 30% tiefer liegen, dann werden wir euch bei dem Ziel unterstützen, um 30% energetisch effizienter zu produzieren. Einfach einen billigeren Strompreis zu garantieren unterstützen wir aber nicht.“

Und dann heißt es: Planungsunterlagen auf den Tisch, Transparenz in das Verfahren und Suche nach besserer Nutzung der Energie – hier z.B. Nachnutzung der abfallenden Wärme. Laufenden Geschenken aus Steuermitteln oder auf Kosten der übrigen Stromverbraucher, um ein paar Arbeitsplätze im Land zu halten, die nur bestehen können, weil es diese Subventionen gibt, entgegnen wir mit einem entschiedenenNein!“. Unsere Fachkräfte – über deren Mangel die Wirtschaft ohnehin seit Jahren jammert – und finanziellen Mittel lassen sich besser einsetzen.

An der Stelle darf die Frage, ob sich diese Strukturen und Unternehmen in der Form für die Volkswirtschaft auch wirklich lohnen, nicht einfach nur erlaubt sein – sie sollte ohne Wenn und Aber verbindlich gestellt und transparent beantwortet werden. Arbeitsplätze sind wichtig, allerdings sollte auch hinterfragt werden dürfen, ob wirklich jeder Arbeitsplatz in seiner aktuellen Form erhalten werden muss. Märkte regeln solche Dinge theoretisch von allein und unrentable Arbeitsplätze sterben mit den überkommenen Arbeitstrukturen weg. Doch auch Marktkräfte können sich nur entfalten, wenn es keine überlagernden Strukturen gibt, die dies wirkungsvoll verhindern. Im Fall des Strommarktes richten sich Preise für Stromverbraucher nach allem möglichen, nicht aber nach realen Erzeugungspreisen.

Der Referenzpreis

Dieses Problem ist lösbar. Ein Referenzpreis als Arbeitspreis für Strom wäre eine nachhaltige und realitätsbezogene Lösung und Grundlage für eine – auch marktwirtschaftliche – Steuerung neben den gesetzlichen Leitlinien: Bestehend aus dem Erzeugerpreis, wie oben beschrieben, plus eine, nach Emissionsfaktoren und Primärenergiefaktoren, gewichtete Energiesteuer. Damit kommen die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Kosten in die Rechnung mit hinein und der Primärenergieträger spiegelt sich bei der Auswahl des Energieträgers wider.

Zieht man verschiedene Quellen zu Rate, ergeben sich für die einzelnen Strompreise aus verschiedenen degenerativen Primärenergieträgern in etwa folgende Kosten aus Erzeugungspreis plus Subventionen (SV). Stand Kaufkraft 2013!

Kernkraft: 2,4 ct/kWh plus 7,6 ct/kWh SV = ca. 10 ct/kWh
Steinkohle: 2,7 ct/kWh plus 6,4 ct/kWh SV = 9,1 ct/kWh
Braunkohle: 2,3 ct/kWh plus 7,7 ct/kWh SV = 10 ct/kWh
Erdgas: 9 ct/kWh plus 3 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 1,2 ct/kWh

http://www.foes.de/pdf/2010.10_FOES_Foerderungen_Strom_Atom_Kohle_Vergleich.pdf
http://www.greenpeace-energy.de/uploads/media/Stromkostenstudie_Greenpeace_Energy_BWE.pdf
http://www.sueddeutsche.de/geld/studie-zu-energiekosten-das-maerchen-vom-teuren-oekostrom-1.1515904
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Hinkley_Point

Dem gegenüber sind die volkswirtschaftlichen Kosten für die Stromproduktion aus regenerativen und generativen Quellen nur als ungefähre Mittelwerte darstellbar. Denn bei den re-generativen hängen die Rohstoffpreise stark von Wetter, Erntemenge, Bodenpreisen und ähnlichen Faktoren ab. Bei den rein generativen ist dies in erster Linie der Standort der Anlagen. So sind PV-Anlagen z.B. in Südbayern und im südlichen Baden-Württemberg ertragsstark – in Thüringen und anderen Ländern dagegen nur knapp halb so ertragreich, während es bei Windkraft genau anders herum ist. Windkraftanlagen in Südbayern sind kaum rentabel – in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein dagegen deutlich interessanter.

Erzeugungspreise im Mittel für re-/ generativen Strom

  • Biomasse: 24 ct/kWh
  • Wind: 13 ct/kWh
  • PV: 12 ct/kWh
  • Wasser: 1,2 ct/kWh
  • Geothermie: 115 ct/kWh

(Zahlen von 2012)

Der wesentliche Unterschied: Diese Energiequellen brauchen keine Subventionen, um zu diesen Preisen zu produzieren. Sie erhielten anfangs feste – an etlichen Stellen sicher im Vergleich zu hohe – Vergütungen aus der EEG-Umlage.

Diese Umlage ist keine Subvention im klassischen Sinne. Sie wird statt von den Rentern und Berufstätigen auf die gleiche intransparente Weise über Steuermittel und Schulden, direkt von der Mehrheit der Stomverbraucher bezahlt. Mittlerweile brauchen die generativen diese Umlage nur noch, um gegen die subventionierten Preise der degenerativen Energiequellen anzukommen. Das geschickt eingefädelte Strickmuster der gelb-schwarzen Regierung bis 2013, wie die Umlage inzwischen berechnet wird, führt dazu, dass sich die re-/ generativen Stromquellen durch ihren eigenen Erfolg verteuern:

Die Differenz der Einspeisevergütung zum Börsenpreis wird in die Berechnung der EEG-Umlage einbezogen. Je billiger der Börsenstrompreis – für dessen Sinken ja eben das EEG sorgt – desto höher die EEG-Umlage.

Angeblich, um das System fairer zu machen. Der Effekt ist jedoch, dass die EEG-Umlage kaum sinken kann, solange die kostenlos vom Staat bereit gestellten Altkraftwerke ins Netz einspeisen. Dadurch sichert die EEG-Umlage die Lebenserhaltung eben der Kraftwerke, die aus klimapolitischen Gründen abgeschaltet gehören. Die Umlage wird garantiert in etwa stabil bleiben obwohl die Vergütungen weitersinken.

Als Nebeneffekt wird sich aber auch eine Stabilisierung, wenn nicht sogar Steigerung der Stromproduktion aus Kohle einstellen. Klingt das nach verantwortungvoller Klimapolitik?

Um die volkswirtschaftlich (gesellschaftlich) wirksamen Kosten zur Stromerzeugung also darzustellen, ist es notwendig, die Menge an erzeugten kWh aus den einzelnen Primäerenergiequellen mit dem jeweiligen Erzeugungspreis zu multiplizieren, die Gesamtkosten aller Erzeugungsarten zu addieren und durch die Summe der insgesamt erzeugten kWh zu dividieren. Heraus kommt sinnigerweise – oder Humor des Schicksals – ein Durchschnittspreis, der 2012/ 2013 bei ca. 12,6 ct/ kWh lag.

Soweit trivial.

Dieser läßt sich nun mit den Erzeugerkosten für die einzelnen Primärenergieträger vergleichen: Die darüber liegenden sind relativ teuer, die darunter liegenden relativ günstig. Warum relativ? Nun fehlen noch jegliche Steuerungseffekte aus einer gewichteten Energiesteuer. Die umweltpolitische – und langfristig auch gesellschaftspolitische – Relevanz der Primärenergiefaktoren (PE) und der CO2-Faktoren ist noch nicht aufaddiert. Eingerechnet werden noch die Effizienzgrade der verwendeten Technologie durch Multipikation mit dem Kehrwert des Wirkungsgrads.

Es kämen also bei Beibehaltung des Energiesteuersatzes von 2,05 ct./ kWh hinzu (in Klammern PE-Faktor + CO2-Faktor):

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0+0) = 3,25 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh (Verbandsangabe)

Diese Preise sind ab dem Referenzpreis von 18 ct/ kWh aufwärts unabdingbare Minimalpreise für den Verkauf von Strom an der Börse.

CO2-Faktoren: http://www.kea-bw.de/service/emissionsfaktoren/

Damit sind die volkswirtschaftlich relevanten Arbeitspreise für Strom inklusive nachgelagerter Kosten (mit Ausnahme der Kernkraft) relativ plausibel und mit wissenschaftlicher Methodik abgeschätzt. Natürlich wird jeder wissenschaftliche Analyst abhängig von seiner Motivation in der Lage sein, mit hinreichendem Hang zur Haarspalterei oder dem peniblen Zählen von Erbsen zu anderen Ergebnissen bei den einzelnen Zahlen zu kommen. Den Trend jedoch bildet die Abschätzung ausreichend gut ab, um die politischen Konsequenzen der zu Grunde liegenden Überlegungen zu erfassen.

Hinzu kämen natürlich noch Netzentgelte, Konzessionen, Mehrwertsteuern etc.

Anmerkung:

Es kommt bei solchen Überlegungen nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit oder korrekte Fachsprache an. Wir sind als Partei aktiv, nicht als Institut oder Inquisition. Es ist unsere Aufgabe, sinnstiftende Vorschläge zu machen, Defizite bei den Vorschlägen und Begründungen der politischen Marktbegleiter aufzudecken und als PIRATEN für Transparenz im System auf allen Ebenen zu sorgen.

Ein neuer Strompreis

Ausgehend von den abgeschätzen Zahlen wird klar, dass Arbeitspreise unter den durchschnittlichen Erzeugungspreisen – mit Ausnahme der von Wasserkraft, PV und Windkraft – volkswirtschaftlich kontraproduktiv sind. Bei den drei Generativen fehlt der Anteil am Preis, der zur Speicherung langfristig notwendigerweise erwirtschaftet werden müßte. Derzeit sind das bei Speicherkapazitäten ca. 8 ct bis 12 ct. pro gespeicherter und wieder entladener kWh. Durch das mehrfache Speichern aktuell nicht benötigten Stroms und das Abrufen zu anderen Zeiten amortisieren sich die Speicher ihrer Lebensdauer entsprechend.

Entsprechend wäre sicherzustellen, dass Strom am Markt nicht mehr billiger als ca. 18 ct/ kWh abgegeben werden darf. Das ist für die Minderheit der Großverbraucher zunächst mal ein Schock, da dies für so manchen eine Versechsfachung des Strompreises bedeuten würde.

Aber keine Angst: Das beste kommt bekanntlich zum Schluss!

Das Konzept

Die Differenzerlöse der Preise, zu denen derzeit konventionelle Stromerzeuger Strom an den Börsen gegenüber dem vorgeschlagenen Referenzpreis verkaufen, sind an einen Energiewendefonds abzuführen, aus welchem wiederum notwendige Effizienzmaßnahmen finanziert werden. Die Erzeuger liefern ihren Strom wie bisher zu in etwa den Preisen ab, den sie momentan auch bekommen. Doch der Weiterverkauf geht zukünftig über eine reale Handelsbörse die den Stromverkaufspreis an Endverbraucher reguliert und transparent veröffentlicht.

In der Praxis bedeutet das, dass die Erzeuger ihren Strom, ihren Erzeugerpreis und ihre erwarten Gewinne wie bisher auf Basis Ihrer Kalkulationen bei der öffentlich kontrollierten Börse anmelden, also auch weiterhin untereinander im Wettbewerb stehen, dann bei Lieferung entsprechende Zahlungen erhalten und sich nach Rechnungslegung und Buchprüfung einer transparenten Rentabilitätsprüfung unterziehen. Entstehen unerwartete Verluste aus unerwarteten Entwicklungen am Rohstoffmarkt etc. werden diese über den Energiewendefonds ausgeglichen, entstehen unerwartete Gewinne, werden die bei den nachfolgenden Preisen mindernd angerechnet.

Verbraucher und Retailer kaufen an der Energiewendebörse – und nur dort – ein, soweit sie nicht selbst den Strom produzieren. Genossenschaften und Wirtschaftsvereine dürfen Ihre Mitglieder direkt zu ihren Erzeugungskosten beliefern. Die Netze gehen in staatliches / kommunales Eigentum über und Netzbetreiber werden per Ausschreibung durch unahängige regionale Gremien in Wettbewerbsform gesucht und bestellt.

Der Handel wird dadurch faktisch dreigeteilt. Damit ist eine Trennung von Erzeugung und Verbrauch auch technisch naheliegend. Dazwischen liegt das neue Marktsegment der Speicherung. Der Energiewendefonds dient deshalb auch zur Finanzierung des Aufbaus ausreichender Speichertechnologie. So kann jede Kommune, jede Genossenschaft, jedes Unternehmen, jedes Stadtviertel ja sogar jeder private Haushalt künftig seine eigene Versorgungssicherheit über den Bau eigener Speicher herstellen.

Anmerkung:

Dieses System ist vor allen dann unbedingt empfehlenswert, wenn sich der sich jüngst stark verunsichert zeigende Teil der CSU-Basis in Bayern Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen sollte und sich in Forderungen seitens der Parteispitze nach erneuter Verlängerung der Laufzeiten für AKW äußern könnte. Die plötzlich aufgetretenen Ängste und Sorgen in Bezug auf die Energieversorgung durch den als unberechenbar empfundenen Vladimir Putin und das russische Volk haben jedenfalls genug Potential, sich wie ein ansteckendes Virus zu verbreiten.

Durch diese Strategie kommt einerseits ein Abgabepreis zu Stande, der den volkswirtschaftlich relevanten Erzeugerpreis nicht unterschreitet und andererseits entsteht Druck, die Effizienz zu steigern. Mit auslaufender Technik realisierte Einnahmen werden in Richtung Effizienzsteigerung umgeleitet. Alle Erzeuger erhalten einen Preis, der die Erzeugung von Strom rentabel macht. Für PV und Wind finanziert sich somit sogar die Erweiterung um Speicher. Das EEG kann für neue Anlagen entfallen, da die Abnahmepreise feststehen und ausreichend hoch sind. Die Bevorzugung von generativem Strom bei der Abnahme ins Netz bleibt schadlos bestehen und es können planvoll degenerative Kapazitäten abgebaut werden.

In der Praxis wird sich eine Präferenzkette beim Energieeinkauf einstellen, die Strom bis 18 ct. / kWh ohne Netz und Speicher ganz klar bevorzugt. Wer flexibel genug ist, kann am meisten profitieren. Aber auch ohne Flexibilität ist die Teilhabe ohne Probleme möglich. Soweit die dafür zur Verfügung stehenden Quellen nicht ausreichen, müssen Stromverbraucher den Strom aus den nun deutlich teureren Quellen beschaffen, in eigene Erzeugungsanlagen und Speicher investieren oder ihre Möglichkeiten zur Energieeffizienz bzw. weiteren Verwendung genutzer Energie verbessern.

Damit ist das Phasing Out der degenerativen Anlagen gesichert. Für die „Big Four“ (RWE, Eon, Vattenfall und EnBW) bedeutet es mit Sicherheit das Aus, wenn sie ihren eingefahrenen Kurs und ihre unggeigneten personellen Strukturen beibehalten. Das ist klar. Allerdings ist die Auflösung dieser Großkonzerne für die Gesellschaft als Ganzes kein wirklicher Verlust. Die Teilstrukturen, besonders die Übertragungs- und Verteilnetze werden weiterhin gebraucht und weiter bestehen, ja sogar ausgebaut, was Arbeitsplätze schafft und nicht etwa vernichtet.

Wichtig dabei ist, zu beachten, dass die Abnahmepreise für die Erzeuger im Rahmen derer tatsächlicher Erzeugungskosten plus vertretbarer, gemeinverträglicher Gewinne liegen. Eine wie bisher vor allem ertragsorientierte Bewirtschaftung von Kraftwerken unter Ausblenden der erheblichen Subventionen aus Steuergeldern ist im Sinne der Energiewende und der Versorgung der Gesamtgesellschaft nicht länger zu vertreten.

Separat darzustellen sind im Anschluß die Kosten für den Stromtransport, also Netzentgelte, Anschlusspreise, Leistungspreise, Konzessionsabgaben und Meßdienstleistungen. Diese gehören systematisch außerhalb des Referenzpreises = Arbeitspreis berechnet.

Geht man von den aktuellen Kosten für diese Leistungen aus, addieren sie sich auf einen Referenzpreis von 18 ct/ kWh, dazu noch ca. 7 ct/ kWh Netz- und Meßkosten und ca. 20% Mehrwertsteuer. Somit läge der Endverbraucherpreis im Schnitt bei 30 ct/ kWh bis 46 ct/ kWh bei Nutzung von Braunkohlestrom.

Dabei entsteht das Problem, dass private Haushalte und kleine Gewerbetreibende eventuell am Markt nicht zum Zug kommen, da die Kontingente an günstigem generativen Strom schnell erschöpft sind. Diese Lücke wird über einige Jahre wirksam bleiben, bis ausreichend dezentrale, generative Erzeugungsanlagen geschaffen sind, um diese Menschen in wesentlich stärkerem Maße als bisher mit rein generativem Strom zu versorgen. Während dieser Phase sollten die Betroffenen ein Vorkaufsrecht auf ein jährlich um 20% abschmelzendes Kontingent an Strom aus allgemein gehandeltem generativen Strom haben. Der gesamte Strom aus bis zur Umsetzung des Referenzpreismodells als Gesetz per EEG geförderten Erzeugungsanlagen darf deshalb vorrangig nur an diese Verbraucher verkauft werden.

Auf diese Weise ließe sich ein transparentes und geordnetes System einrichten, in dem alle Beteiligten Zuverlässigkeit und Sicherheit auch beim Preis haben werden. Auf Seiten der Dienstleister verdienen dann diejenigen am besten, die auch tatsächlich einen Beitrag in die Zukunft aller leisten.

Am Ende des Prozesses steht ein Preissystem für die Endverbraucher von Strom, das transparent, fair, rational nachvollziehbar und volkswirtschaftlich einfach steuerbar (mit dem Ziel auf rein generative Erzeugung und Zwischenspeicherung von Strom) ist. So ganz nebenbei wird sich der Umstieg von der Verbrennungstechnologie mit ihren Wurzeln in der Steinzeit auf moderne, generative Stromerzeugung erheblich beschleunigen und sich in wenigen Jahren auch von selbst finanzieren.

Soziale Effekte

Elektrische Speicher, von der 20 kWh Autobatterie über die 200 kWh Einfamilienhausbatterie zum 1 MWh Großspeicher, erfüllen dabei in Verbindung mit der passenden Leistungselektronik all jene Aufgaben, die für Netzstabilität, den Ausgleich von Frequenz- und Spannungsschwankungen, sowie Versorgungssicherheit nötig sind. Dabei werden sich Strukturen herausstellen, die eine Einzelabrechnung von Kleinmengen wirtschaftlich uninteressant machen. Damit werden Tarifmodelle möglich, die unterprivilegierte Haushalte und Verbraucher durch Freikontingente für Strom, direkte pauschale Zahlungen auf Stromkonten oder sehr günstige Pauschaltarife entlasten. Die Starken ziehen dann die Schwachen mit. Das ist gesellschaftlich gestaltete Solidarität. Etwa 340.000 Haushalte mit geringem Einkommen waren 2013 von Stromsperren betroffen. Falls – pauschal angenommen – pro solchem Haushalt 2.000 kWh im Jahr bezogen werden, wären das in etwa 1,3 TWh. Ein Bruchteil dessen, was an überschüssigem Strom zu negativen Preisen exportiert wurde (ja, hier wird Geld gezahlt, dass Strommengen abgenommen werden) könnte man auch an Sozialleistungsempfänger verschenken.

Zusammenfassung

Das Referenzpreismodell reguliert zukünftig den Arbeitspreisanteil beim Strompreis durch eine fixierte Untergrenze von ca. 18 ct/ kWh. Der Referenzpreis wird turnusmäßig von einem unabhängigen Gremium überprüft und ein Jahr im Voraus festgelegt.

Im Referenzpreis sind enthalten

Die Vergütung an die Stromerzeuger gemäß deren nachgewiesenem Aufwand für Ressourcen, Arbeitskraft und Wartung plus einer gemeinverträglichen Gewinnmarge (EURIBOR plus 1,5%).

Eine nach Primärenergiefaktor und CO2-Emission gewichtete Energiesteuer. Die Energiesteuer wird am Energiegehalt der eingesetzen Ressource bemessen

Als Betreibermodell für Stromerzeugungsanlagen empfehlen sich dezentrale Genossenschaften sowie Einzelunternehmen, die energieeffiziente >90%) Kogeneration für Prozess und Heizwärme durch KWK betreiben.

Eine Differenz zwischen Referenzpreis und Erzeugerpreis plus Energiesteuer, der in einen Fonds fließt. Aus diesem Fonds werden soziale Freikontingente, Speicherkapazitäten, Netzausbau, Infrastrukturmaßnahmen und Effizienzmaßnahmen für energieintensive Betriebe finanziert. Den Fonds verwaltet ein öffentlich kontrolliertes Gremium unter Wahrung von 100% Transparenz.

Auf den Referenzpreis kommen Handelsaufschläge, Meßdienstleistungen, Netzengelte, Konzessionen, Anschlusskosten und Mehrwertsteuern. Den Handel führen wie bisher unabhängige Stromhändler. Diese kaufen zum Referenzpreis ein. Der Direktbezug vom Erzeuger entfällt.

Dass EEG wird für Neuanlagen beendet. Entsprechend entfallen NEV und andere Umlagen für den Netzausbau. Damit wird die EEG-Umlage in Summe auf dem jetzigen Stand eingefroren und beginnt ab 2020 zu sinken.

Sämtliche Beihilfen, Subventionen, Steuervergünstigungen etc. für Stromerzeuger und Endkunden entfallen endgültig. Die Kohleabbaugebiete werden endgültig stillgelegt, abgewickelt und die Fachkräfte samt der Gelder in der Schaffung von unterirdischen Infrastrukturen oder für Renaturierungen eingesetzt. Unterstützungen werden nur aus dem Differenzerlös zwischen Erzeugerpreisen und Referenzpreis bzw. erzieltem Handelspreis gewährt und bedürfen des Nachweises volkswirtschaftlicher Nachhaltigkeit.

Volkswirtschaftliches Volumen der Maßnahme:

Quelle

Erzeugung ct/ kWh

Anteil

Vwl. Kosten €

Δ Erzeugung / Referenzpreis

ct/ kWh

Zusätzliche Einnahmen €

KKW

10,0

109,3 TWh

10.093.000.000

16,15

18.034.500.000

Steinkohle

9,1

110,5 TWh

10.055.500.000

21,90

24.199.500.000

Braunkohle

10,0

153,5 TWh

15.300.000.000

26,24

40.278.400.000

Erdgas

12,0

86,0 TWh

10.032.000.000

16,90

14.534.000.000

Sonstige

12,0

32,0 TWh

3.840.000.000

19,80

6.336.000.000

Wasserkraft

1,2

17,8 TWh

213.600.000

2,4

427.200.000

Wind

13,0

51,0 TWh

6.630.000.000

0

0

PV

12,0

21,0 TWh

2.520.000.000

0

0

Biomasse

24,0

39,2 TWh

9.408.000.000

1,6

627.200.000

Geothermie

115,0

0,0 TWh

0

0

0

Ø /Summe

12,57

621,3 TWh

78.090.100.000

104.436.800.000

(Kennzahlen aus 2012)

Noch einmal zum Vergleich die notwendigen Mindestpreise bezogen auf den Primärenergieträger:

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0)/0,9 = 3,5 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh

Feststellung: Es steht ein jährliches Volumen von ca. 105 Mrd. Euro zur Finanzierung von Effizienzmaßnahmen für die Wirtschaft zur Verfügung. Durch das Preisregime wird die Abhängigkeit von Importen Zug um Zug zurückgefahren, werden regenerative und generative Kapazitäten und Speicherkapazitäten schon aus Eigeninteresse der Verbraucher auf allen Ebenen aufgebaut und der Verbrauch degenerativer Energieträger wird massiv zurückgefahren.

Zusätzlich spart der Staat jährlich ca. 28 Mrd. Subventionen. Der Bürger und die meisten Endverbraucher spüren nichts davon und die Industrie hat ein ganz anderes Interesse, kräftig bei der Effizienz nachzurüsten.

So geht Energiewende bei der Stromerzeugung.

Überprüfung der möglichen Erreichbarkeit der genannten Zielsetzungen:

Das voranstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt folgende Zielsetzungen:

Primärziele:

Verschlankung des Systems: JA

Preisstabilisierung: JA, bei langfristig ca. 0,30 €/ kWh plus Inflationsanstieg

Transparenz: JA

Planungssicherheit: JA

Vermittlung eines Gefühls der Gerechtigkeit im Sektor Strom: JA

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung: JA

Netzstabilität: JA

Versorgungssicherheit finanziert werden: JA

Prüfen, Verbessern, Umsetzen und Handeln – statt Heucheln, Beschwichtigen, Besserwissen und Verwässern.

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Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

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Die Verlierer der Energiewende

Kommentar zum Heise-Artikel

Viel zu lange auf „konventionell“ gesetzt? Das kann man so interpretieren, träfe damit aber den Kern der Sache nicht. Zumal schon das Wort „konventionell“ das Hauptproblem der bisherigen Standard-Stromerzeugung nur unzureichend beschreibt.

Konventionell ist Wasserkraft auch. Aber die ist wenigstens 100 % generativ. So genannte „regenerative“ Stromerzeugung ist dagegen genauso „konventionell“ wie die Verbrennung fossiler Energieträger. An mehr oder weniger zentralen Orten Feuer machen und damit im besten Fall noch einen Generator mit antreiben. Der größte Teil der Energie geht direkt und ohne weiteren Nutzen in die Atmosphäre. Das machen Menschen seit der Steinzeit so.

Der Kern des Problems ist die Ignoranz der Konzernverantwortlichen, das hierarchische Modell einer weitgehend zentralisierten Stromversorgung in einer Top-Down-Struktur als einzig denkbares System zu betrachten. Man hat sich demzufolge nicht zu lange in der Wärme der „konventionellen“ geräkelt, sondern eher im glanzvollen Schein eines Quasimonopols.

Verantwortlich sind aber letztlich nicht die Teriums und Theissens an den Spitzen der Konzerne, sondern die Aktionäre, die immer wieder solche Dinosaurier an die Spitze ihrer Unternehmen setzen.

Verschlafen wurde nicht der Umstieg auf so genannte „erneuerbare“, ob nun regenerativ und letztlich doch nur Verbrennungstechnik oder echt generative Stromerzeuger, wie Windkraft, PV-Anlagen und Wasserkraftwerke, die ohne Feuer auskommen und allesamt eines gemeinsam haben, was sie von den Verbrennern unterscheidet: Sie sind in der Regel dezentrale Erzeuger.

Kurz: Verschlafen wurde der Umstieg vom zentralen Top-Down-Konzept auf ein dezentrales Bottom-Up-Konzept. Teriums Hinweis auf die Ersatzbank übersieht, dass die Ersatzbankspieler entweder als erste verkauft werden – und das überwiegend nicht zum eigenen Vorteil – oder, mit einer Laufzeit von höchstens drei Jahren, dort nur eine kurze Zeit einen angenehmen Vorruhestand pflegen.

Die gute Nachricht dabei: Das macht nichts. Die Dinosaurier, die sich durch den Ressourcenwald fräsen und fressen braucht niemand. Schon gar nicht, wenn man hinschaut, was dabei hinten raus kommt.

Die Aktionäre der RWE – vor allem die Stadtwerke und Kommunen täten gut daran, die Konsequenzen zu ziehen und den Konzern auf Energiedienstleistungen umzustrukturieren:

– Systemdienstleistungen, wie Frequenz- und Spannungshaltung
– Regelenergie
– Speicherkapazitäten an den Umspannwerken und Trafostationen
– Transportnetze
– Infrastruktur für die Elektromobilität

Dafür lohnt es sich dann auch, staatliches Geld (=Steuergeld) einzusetzen.

Falls das machtversessene Politbüro aus Union und SPD um Angela Merkel, Hannelore Kraft und zukunftsblinde Gewerkschaftsvertreter herum tatsächlich einen so kapitalen Bock schießen sollte, die Energiewende zu Gunsten lebensverlängernder Maßnahmen für die längst überfällig abzuschaffenden Altlasten aus einer anderen Zeit zu opfern, dann hoffe ich, dass diese alteingesessenen Machtblöcke der Politik das gleiche Schicksal ereilt, dem die „Großen Vier“ mit ihren zentralisierten Großstrukturen auch nicht entkommen können.

Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen, heißt es. Für Union, SPD und einige zu starr und unflexibel programmierte Gewerkschafter gilt dies wohl bisher nicht. Jeder Handwerker und Arbeitnehmer, der so viele handwerkliche Fehler – und dies in Serie – begeht, wie die bisherigen Parteien in den letzten Jahren, erhielte nie wieder einen Auftrag von seinen Kunden.

Vielleicht merken das die Auftraggeber der vier Blockparteien und ihrer vernetzten Verbände ja doch einmal. Die Hoffnung stirbt erst mit ihren Trägern. Verdi braucht keine Angst um Arbeitsplätze zu haben. Die Arbeitnehmer der „Big Four“ sind in dezentralen Strukturen mindestens genau so gut wenn nicht besser aufgehoben. 45.000 Kohlekumpel auf und unter Tage können ihre Fähigkeiten mit Steuermitteln für die weitere Modernisierung von Infrastruktur – Stichwort Erdverkabelung – sinnvoller einsetzen.

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Offener Brief

Grüß Gott Herr von der Leyen,

Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Es freut mich, dass überhaupt eine Reaktion kommt, wenn auch auf einem Weg, den ich gar nicht erwartet hätte.

Sind Sie denn am Ende gar kein Mitglied dieser ehemals liberalen Partei? Dann bin ich an der Stelle falsch informiert. Ich habe vor ca. 2 Jahren in der Allgäuer Zeitung gelesen, Sie seien der Bezirksvorsitzende in Schwaben. Falls das nicht stimmt, dann ist die Augsburger Allgemeine samt ihren Ablegern leider keine vertrauenswürdige Informationsquelle.

Die personelle Zusammensetzung der FDP ist mir zugegebenermaßen entweder gleichgültig, bestenfalls widerwärtig, seit ich 1993 dort meine Mitgliedschaft beendet habe. Ich habe u. a. Politikwissenschaft studiert und sehe die Schnittmenge zwischen FDP und politischem Liberalismus als nahe Null an. Das einzig verbindende Element zwischen FDP und Liberalismus ist heute die Tatsache, dass es der FDP zu verdanken ist, dass „Liberalismus“ ein Schimpfwort wurde und mit Neo-Liberalismus verballhornt wird. Einem Konzept, das zutiefst autokratisch, antidemokratisch, unsolidarisch und hedonistisch ist und mit Freiheit rein gar nichts zu tun hat. Abgesehen von der Freiheit, jegliche denkbaren ethischen Grenzen zu überschreiten.

Mein verwendetes Zitat entspricht sicher nicht dem Sprachgebrauch, den Sie in öffentlichen Reden, Ansprachen und Vorträgen anwenden. Allerdings ist ziemlich genau wiedergegeben was Sie mir nach der Veranstaltung wörtlich so sagten. Verkürzt auf „billig“ habe ich lediglich Ihre Formulierung: „…so wenig wie möglich!“ Sie waren auch wegen meines Widerspruchs ein wenig aufgebracht, dass ich die Aussage Ihres Verbandes, Industriestrom in den USA koste im Gegensatz zu Deutschland dort nur 1,5 Cent, nicht akzeptiere. Insofern sehe ich in Ihrer Formulierung „Scheißegal“ nichts Anrüchiges. Betriebswirtschaftlich gesehen ist das auf den ersten Blick auch vollkommen richtig. Und wie gesagt: In Reden, Vorträgen und Ansprachen agieren Sie nicht so. Das kann ich auch gern so auf meinem Blog darstellen.

Ich habe damals im Drei Mohren den Vortragenden, Herrn Albath, danach im Gespräch gebeten, mir die Quellen und Fundstellen zu nennen, auf denen ich das nachprüfen kann. Er nannte mir dann als Quelle die Aussage des Präsidenten der IHK München und Oberbayern, Herrn Driessen. Ansonsten hat er mir nicht eine transparente und öffentlich zugängliche Fundstelle zu den Aussagen Ihres Verbands genannt.

Im Gegenzug habe ich ihm meine Fundstellen und Quellen, aus denen ich mich informiere übermittelt:

http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/Kohlesubventionen_1950-2008.pdf

http://www.foes.de/pdf/2010_FOES_Foerderungen_Atomenergie_1950-2010.pdf

http://www.foes.de/pdf/2010.10_FOES_Foerderungen_Strom_Atom_Kohle_Vergleich.pdf

http://www.e-control.at/de/industrie/strom/strompreis/internationale-vergleiche (links auf Grafik Vergleich klicken)

http://www.eia.gov/electricity/monthly/epm_table_grapher.cfm?t=epmt_5_03

http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/AEE_Strompreis_in_Deutschland_im_Vergleich_Apr12.pdf

http://www.unendlich-viel-energie.de/themen/strom

Dort finde ich die Industriestrompreis für USA mit durchschnittlich 6,81 US-Cent/kWh (was 5 Euro-Cent sind) für Frankreich mit 6,8 Cent/kWh und für D mit 7,4 Cent/kWh hinterlegt. Nicht hinterlegt sind allerdings die zusätzlichen Kosten, die in den jeweiligen Stromhandelssystem anfallen: Vertriebskosten, Netzentgelte, leistungsabhängige Gebühren, Stromsteuern, VAT und etwaige Umlagen. Es geht um reine Arbeitspreise = Energiepreise.

Ebensowenig hinterlegt sind die tatsächlichen Subventionen, die in den jeweiligen Ländern für nachprüfbare Marktpreise sorgen. Preise, die mit Marktwirtschaft und Regulierung über Angebot und Nachfrage in etwa so viel zu tun haben, wie die katholische Kirche des Mittelalters mit vernunftgeleitetem Handeln.

Von Ihrem Verband habe ich nicht eine belastbare Quelle erhalten. Ich bin Pirat, für die Mehrheit also ahnungsloser Chaot und realitätsentrückter Spinner im Internet. Nun, jeder darf verstehen was er will, sich aber nicht wundern, wenn er dann von einem Piraten Gegenwind bekommt, den dieser auf nachprüfbare Fakten stützt.

Bereits an Hand dieser Zahlen wird klar, dass die Behauptung von Herrn Driessen, in den USA koste Industriestrom 1,5 Cent/kWh, weil dort Gas so billig gefrackt werde, nicht korrekt ist. Indessen liegt der Gaspreis für Frackinggas mit Glück gerade mal bei 1,5 Cent/kWh. Und jeder der weiß, dass eine durchschnittliche Gasgeneratorenanlage im Schnitt rund 1 kWh Strom aus 3 kWh Gas gewinnt – hocheffiziente GuD sind mir in den USA nicht bekannt und im Übrigenauch bei weitem nicht so effizient wie allgemein behauptet – wird sehr leicht verstehen, dass damit der Strom in USA kaum billiger als 5 Cent/ kWh sein kann. Abgesehen von dem Strom aus längst abgeschriebenen Atomkraftwerken und / oder einzelnen uralten Wasserkraftwerken in den Rocky Mountains.

Ich glaube Ihnen gern, dass Sie Strom dort speziell für Ihr Werk billiger beziehen können als hier für Ihr Werk in Waal, doch ist es vollkommen irreführend, solche Ausnahmefälle hier bei uns in Vorträgen als generelle Marktsituation für die gesamte Industrie in den USA zu verkaufen. Denn umgekehrt könnte ich dann argumentieren, dass Industriestrom hier billiger ist als in den USA, denn ich kann hier an Hand der Website der EEX sehr einfach nachweisen, dass Strom bei uns 2,8 Cent / kWh kostet. Siehe EEX heute. Der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich ist marginal.

 http://www.eex.com/de#/de

Sie können diese Unterlagen gern studieren. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man sich beim VBW dem Thema mit mehr Rationalität und Realitätssinn nähert und eventuell sogar einen vernunftgeleiteten Dialog mit mir persönlich oder gar den Piraten beginnt. Für Bayern bin ich als Energiebeauftragter inzwischen der passende Ansprechpartner.

Der Vortrag von Herrn Brossardt am Montag, den 27.01.2014, hat mich diesbezüglich inhaltlich enttäuscht, insoweit er weiterhin nicht an Hand von Quellen nachprüfbare Aussagen getroffen hat. Ich hatte ihn meinen Bekannten als sehr guten Vortragenden angekündigt. Umso mehr wurde meine Erwartung enttäuscht, als er am Montag nur eine schwer verständliche Brüderle-Parodie gegeben hat. Ich habe ihn tatsächlich kaum verstanden.

Über diese Enttäuschungen hinaus finde ich die Aussage, die, mit Ausnahme von Herrn Driessen, lediglich ihr Verband so vehement vertritt, nirgends in ähnlicher Weise wieder. Nicht einmal beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft, dessen aktuelles Positionspapier auf deren Website (PDF) einsehbar ist. Dieser Verband liegt interessanterweise mit meinen Einschätzungen weitgehend auf einer Linie.

Um auf Ihren Hinweis zu kommen, Sie seien für preiswerten Strom, nicht billig bzw. „so wenig wie möglich“. Was ist bitteschön preiswert im Sinne von seinen Preis wert? Strom aus Kernkraft an der Börse zu 2,8 Cent/kWh zu verkaufen, während die Herstellung dieses Stroms noch immer aus Steuermitteln subventioniert wird, damit er überhaupt produziert wird? Wussten Sie, dass die finnische Regierung für den Strom aus dem neuen AKW Okiluoto mit einem Preis von knapp unter 11 Cent/kWh Erzeugungskosten kalkuliert wird? Wussten Sie, dass die Franzosen bereits in der Vorplanung für das Ersatz-AKW in Cattenom mit einem Erzeugerpreis von 8,6 Cent/kWh rechnen? Wussten Sie, dass die britische Regierung eine garantierte Einspeisevergütung für Atomstrom plant, damit dort neue AKW überhaupt erst von privaten Investoren gebaut werden? Der Betreiber von Hinkley Point wird eine feste Einspeisevergütung von 12,5 ct./kWh auf 35 Jahre plus eine garantierte, jährliche Inflationsausgleichsteigerung von 3,5% erhalten. Und das ohne eine feste Altlastenübernahme des Betreibers. Auch die werden freundlicherweise der Ertragskraft künftiger Erwerbstätiger überlassen. Was würden eine FDP herumkrakhlen und Sturm laufen, wenn irgendwer eine garantierte, jährliche Inflationsausgleichssteigerung nur für Rentner, Sozialhilfeempfänger und Arbeitnehmer unter dem Durchschnittslohn fordern würde!

Atomstrom lässt sich, auf eine gesamte Volkswirtschaft gesehen, nicht wirtschaftlich produzieren. Egal ob sie die Volkswirtschaft Katars, der Schweiz, der BRD, Rußlands, Der USA, Chinas oder die gesamte Weltwirtschaft als Referenz bemühen. Gerade Sie als „Liberaler“ und „Mann der Geschäftswelt“ sollten das erkennen können.

Ist denn Strom preiswert, der in Kohlekraftwerken mit einer Subventionierung von 8 Cent / KWh produziert wird, um dann an der Börse für 2,8 Cent/kWh verkauft zu werden? Ohne Subventionen wäre das so nicht möglich.

Haben Sie jemals die jährlichen Ausgaben der Volkswirtschaft aller 16 Bundesländer für degenerative (fossile oder auch Kohle, Öl, Gas und Uran) von aktuell 100 MRD Euro sowie die dazu zu rechnenden Subventionen von 28 MRD Euro für die Verwertung dieser Stoffe den 22 MRD Euro gegenübergestellt, die Rainer Brüderle – und in seiner Nachfolge Christian Lindner – als „ideologisierte und volksverdummende EEG-Umlage“ bezeichnen?

Sie haben vollkommen Recht: Arbeitsplätze spielen bei der ganzen Angelegenheit eine Rolle. Um welche aber soll ich mich sorgen? Um die 850 Arbeitsplätze an den Lechstahlwerken Meitingen, die bei 36 Mio. Euro Personalkosten im Jahr nur existieren, weil der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens aus den Subventionen für degenerativ erzeugten Strom ca. 72 Mio. Euro beträgt? Da reden wir noch gar nicht von den Entlastungen des Unternehmens aus der Befreiung von der EEG-Umlage. Die Mitarbeiter und deren Freunde und Familien, die nicht dort beschäftigt sind, refinanzieren über ihre Steuern und die Mehrbelastung beim EEG diese Arbeitsplätze. Oder soll ich mir um die knapp 68.000 im Kohleabbau Beschäftigten sowie die daran hängenden weiteren 80.000 Jobs sorgen machen, die nur deshalb überhaupt noch existieren, weil diese Unternehmen wider aller Vernunft noch immer ihrer langfristig fatalen Tätigkeit nachgehen?

All diese Leute sähe ich liebend gern in nachhaltigen Unternehmen beschäftigt. Zum Beispiel im Tiefbau und Spezialtiefbau, um unsere gesamten Netzinfrastrukturen für Gas, Strom, Wasser, Abwasser, Kommunikation, Straßenverkehr und Bahnen so weit als möglich unter die Erde zu legen. Dort stören sie niemanden und werden deutlich länger nutzbar bleiben. Beispielsweise wäre der Bau einer Stichbahn über Ellighofen an Ihr Holzwerk zu legen, um den LKW-Verkehr zu verringern, ein sinnvolle Alternative. Hier geht es um eine Infrastrukturaufgabe, die die Gesellschaft in eigenen Interesse leisten sollte, statt Infrastrukturen zu privatisieren.

Vielmehr sorge ich mich auch um den Erhalt der 360.000 Arbeitsplätze, plus alle weiteren daran hängenden, die in Bereich regenerative und generative Energiebereitstellung geschaffen wurden, und gerade mächtig unter Druck geraten sind. Seit dem Zusammenbruch der Konsumgüterindustrie für Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik haben die deutschen Länder keine solch leichtfertige Aufgabe der eigenen Technologieführerschaft mehr ¨bewerkstelligt¨.

Wenn ich die Innovationskraft unserer Automobilindustrie sehe, dann ist unsere gesamte Wirtschaft viel eher von Stillstand betroffen. Ein Stillstand, der zwar noch nicht in sinkenden Umsätzen und rückläufigen Renditen zum Ausdruck kommt, der aber das Verharren auf überkommenen Technologien und Denkweisen bewirkt, wenn sich unsere „Elite“, zu der Sie momentan gehören, nicht schleunigst auf die Hinterfüße stellt und nach vorne denkt. Der Umstieg auf Elektromobilität ist eine Aufgabe, die wenn, dann von unserer Automobilindustrie angeführt werden sollte. Dennoch habe ich als Käufer bis heute nicht EIN auch nur halbwegs akzeptables Elektrofahrzeug aus deutscher Produktion zur Auswahl.

Zu den Aussagen von Bertram Brossardt über die angeblich notwendigen Stromtrassen für Windstrom aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es auch noch einiges zu sagen. Die Notwendigkeit dieser Trassen wir vom verschiedenen Verbänden und politischen Gruppierungen übrigens bestritten. Angeblich wird ja ohne den Windstrom aus der „Thüringer Strombrücke“ in Nordbayern das Licht ausgehen. Den Windstrom, den Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Meck-Pomm herstellen können, kann Nordbayern ebenfalls bereits stellen. Die Deckungslücke in Unterfranken kann allein aus dem Leistungsüberschuss in Schwaben gedeckt werden. Es geht nur darum, ob und dass die Windkraftkapazitäten aufgebaut werden. Horst Seehofer tanzt zwischen den Meinungen hin und her ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von der Materie zu haben. Aber trotzdem setzen viele Menschen nach wie vor auf ihn, wenn es um die Lösung der Streitfragen geht. Denn es geht nicht um Probleme. Diese existieren gar nicht. Es geht um Interessen, Renditen und Streitlust.

Es geht um die Interessen institutioneller Anleger, da der Invest in eine Stromtrasse 9 % Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital garantiert (Bundesnetzagentur, siehe beiliegende PM). Und nicht nur das. Der Investitionskredit selbst wird auch garantiert. Ergo: Risiko Null, Rendite gesichert, egal, ob je eine kWh Strom über diese Leitungen fließt oder nicht.

Damit aber nicht genug: Der Windstrom, den die Trasse transportieren soll, wird nur mit ca. 1.300 Volllaststunden pro Jahr überhaupt erzeugt. Und auch dann ist nicht sicher, dass er auch dann erzeugt wird, wenn er in Nordbayern gerade gebraucht wird. Wie schon gesagt: In Schwaben benötigen wir diesen nicht, denn wir haben 5.000 MW Erzeugungskapazität und in der Spitze gerade mal 1.972 MW Bedarf. Selbst wenn wir die 2.688 MW Gundremmingen abziehen haben wir genug Leistung im Land, um uns zu versorgen. Die Lücke für Nordbayern auf diese Art zu schließen, ist ebenso sinnvoll: Denn das Jahr hat 8.760 Stunden. Es bleiben also rund 7.500 Stunden Leerlauf für die „Strombrücke“, die dann nur so da steht, oder aber mit 8 Cent/ kWh subventionierten Braunkohlestrom aus der Lausitz nach Bayern liefert. Der Transport kostet so nebenbei noch mal 1,7 Cent /kWh Netzentgelt. Damit die Rendite stimmt. Dazu sage ich: Nein, Danke.

Und das Netteste dabei: Die Leitungen gehen gar nicht bis Meck-Pomm, wo die meisten Windräder stehen.

Ich verstehe zwar durchaus, dass sich die Sache für jedes Unternehmen individuell anders darstellt. Dass Sie mit einem niedrigeren Strompreis leichter am Markt agieren können. Das gilt auch durchaus für etliche andere, wie z. B. die SGL Carbon, deren Chef Holzamer mir für ein Projekt einmal eine Zusage gemacht hat, die aber nicht gehalten wurde. Allerdings: Wenn Sie sich darauf verlassen, dass der subventionierte Strom aus Frackinggas oder Atomanlagen in den USA langfristig verfügbar sein wird, dann sollten Sie und die Personen mit Verantwortung intensiver um die Zukunftsfähigkeit solcher Preise kümmern.

Wieso? Fracking ist in etwa so nachhaltig und zukunftsfähig wie die Weltherrschaft von Fruchtfliegen. Jahr 1: 100 % Ausbeute, Jahr 2 nachfracken und noch bis zu 60 % rausholen, Jahr 3 noch mal nachfracken und gerade mal maximal 25 % rausholen, Im Jahr 4 neues Bohrloch an anderer Stelle. Die Tatsache, dass hunderte, über die Börsen finanzierte Energiefirmen Bohrrechte von Eigentümern gekauft haben und zu Fracken begonnen haben, hat zu einem Überangebot an Gas geführt. Der Preis ist nach oben durch den von regulärem Erdgas begrenzt. Also entwickelt sich der Preis nach unten. Der Chef der ältesten Company (Chesapeake) im Geschäft wurde dazu zitiert: „We are in the business since it began in 2006. We didn’t make any money on it. Now we are in black numbers only by selling drilling rights!“

Der Exxon Chef Rex Tillerson zumselben Thema: „We are loosing our shirts today, We are making no money at all!“

Und mit der Kernkraft sieht es nicht besser aus: Der Kraftwerkspark in den USA ist im Schnitt 29,8 Jahre alt, der in Frankreich über 26 Jahre. Die Betriebszeit eines AKW ist 40 Jahre. Dann ist es am Ende und muss ersetzt werden. Wo die Kosten für den Strom dann liegen, habe ich Ihnen oben schon erklärt. Das soll dann wohl wieder der Steuerzahler ausbügeln? Oder? Und der ist? Genau, Sie!

Die Wahrheit, lieber Prinz von der Leyen, ist einfach und erschreckend: Sie fordert von uns allen gar nichts. Wir können so weiterwurschteln wie bisher. Wir können uns weiterhin der Selbsttäuschung und dem Illusionieren hingeben: Energie ist vollkommen unterbewertet. Dazu ist Energie eine wunderbar intransparente Quelle für Abzockerei und Bereicherung ohne echte Gegenleistung, oder auch dem, was ein Lindner, Rösler, Brüderle, Westerwelle, Gröhe, Kauder, Schneider oder andere Wahrsager und Esoteriker als „Leistung“ bezeichnen. Angefangen beim Staat und den Steuern, über die vielfältigen Ertragsgarantien für institutionelle Anleger und andere Profiteure bis hin zu dem Teil der Investoren in EEG-gesicherte Erträge, die überdurchschnittlich stark von dem Gesetz profitieren.

Es ging bei diesem System nie um Reichtum für alle. Es ging darum, über Menge neue Technologien möglichst kostengünstig zu machen. Das ist weitgehend erreicht, und wo es nicht erreicht wurde, ist anzunehmen und zu prüfen, ob sich eine weitere Förderung dafür wirklich lohnt. Damit meine ich insbesondere die Ausschüttungen für Biomasse und Geothermie.

All das, was ich heute genannt habe, macht auch aus dem Strompreis den Sie bezahlen eine ziemliche Last. Allerdings können auch die Konkurrenten in anderen Ländern der Realität nicht ausweichen. Kostensenkung funktioniert vielleicht vorübergehend über Abschaffung von Steuern, Umlagen, Befreiung von Netzentgelten etc. Allerdings nicht für 15 Jahre. Wirkliche Einsparungen aber gehen nur über Effizienz bzw., über die Anschlussverwendung genutzter Energie, und: Über die massenhafte und großflächige Implementierung neuer Alternativtechnologien , die deutlich nachhaltiger sind und vor allem so weit als möglich ohne den Abbau – besser gesagt Raubbau – an vorhandenen Ressourcen auskommen. Nachprüfbare Tatsache ist, dass es für Industrie, Gewerbe und Handel in keinem einzigen Bundesland eine auch nur ansatzweise Verpflichtung auf Effizienz gibt. Bislang begnügt man sich mit Sprechblasen, die der Politik und den Bürgern suggerieren, man sei ja kaufmännisch tätig und von Haus aus an Einsparungen interessiert. Das Effizienzpotential sei ausgeschöpft – wofür es freilich noch nicht mal eine allgemeine Pflicht zur Dokumentation gibt.

Ich habe es Ihnen schon einmal, gesagt: Die billigste kWh ist die, die Sie gar nicht erst in Anspruch nehmen. Sie hatten mir damals vorgeschlagen, dass ich mir Ihren Betrieb mal ansehe. Danach haben Sie meinen Besuch abgewehrt. Warum also sollte ich Sie schonend und abgemildert in indirekter Rede zitieren? Ich hätte auch sagen können es sei Ihnen egal, wo der Strom herkommt. Ich komme gern zu den Veranstaltungen der VBW und höre mir die Positionen genau an. Ebenso habe ich Vorschläge, wie die Wettbewerbsposition unserer Unternehmen verbessert und gesichert werden kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn man miteinander redet, in Dialog kommt und Veranstaltungen nicht als Belehrungsstunden und das Abspulen von Mantras versteht, in denen Botschaften den Zuhöreren als Ersatzreligion aus berufenen Mündern verkauft werden.

Wir – ich meine damit den überschaubaren Teil an brauchbaren Leuten in der Piratenpartei – und ich, wurden bislang ignoriert, verteufelt, regelmäßig falsch zitiert, medial massiv bekämpft und leider nur selten gehört. Wo wir eine Stimme haben, haben wir im Vergleich zu anderen Parteien überdurchschnittlichen Erfolg. Siehe www.piratenwirken.de . Und mit Sicherheit fehlen uns noch etliche Fähigkeiten. Dennoch hat mich Ernst Prost, der Chef von Liquy Moly als „klugen Mann“ bezeichnet, schätzen mich die Energiefachleute der IHKs in Oberbayern und Schwaben, möchte mich der Umwelt- und Wirtschaftsrat in Berlin als Mitglied gewinnen (mir zu weit weg und warum sollte Geld dafür bezahlen,mein Wissen zur Verfügung zu stellen?), und hören etliche andere, wie z.B. der technische Leiter des Bundesverbands Wärmepumpe Egbert Tippelt, genau hin, wenn ich etwas sage oder Infos liefere.

Als Energiefachmann sage ich Ihnen, dass Ihre Kenntnisse über die Strompreise in den USA und Frankreich im Vergleich zu den deutschen Ländern weder transparent nachprüfbar noch ausreichend profund sind. Mag sein, dass Sie ihre aktuellen Sorgen um den Strompreis vorübergehend abmildern. Da sie PV installiert haben und sicher einen Teil Eigenverbrauch nutzen, sollten Ihnen die Ideen aus Berlin mächtig auf den Nerv gehen. Gabriel plappert Schnapsideen von Altmaier nach und versucht auch noch das ultrakonservative und überfällige Festhalten an der Kohle seiner eigenen Partei am Leben zu erhalten. DAS sollte Ihnen Sorgen machen.

Ich war immer zu sachlichem Dialog bereit, habe aber keine Angst davor, anzuecken. Das hat wenigstens mal eine Reaktion ausgelöst.

Besten Gruß

Thomas Blechschmidt

http://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2009/28/EG_(Erneuerbare-Energien-Richtlinie)

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