Schlagwort-Archive: Staatskunst

TToG I § 121

John Locke: Two Treatises of Government

§ 121. And hence not being able to make out any princes title to government, as heir to Adam, which therefore is of no use, and had been better let alone, he is fain to resolve all into present possession, and make civil obedience as due to an usurper, as to a lawful king; and thereby the usurper’s title as good. His words are, Observations, 253., and they deserve to be remembered: If an usurper dispossess the true heir, the subjects obedience to the fatherly power must go along, and wait upon God’s providence.

But I shall leave his title of usurpers to be examined in its due place, and desire my sober reader to consider what thanks princes owe such politics as this, which can suppose paternal power (i. e.) a right to government in the hands of a Cade27, or a Cromwell23; and so all obedience being due to paternal power, the obedience of subjects will be due to them, by the same right, and upon as good grounds, as it is to lawful princes;

And yet this, as dangerous a doctrine as it is, must necessarily follow from making all political power to be nothing else, but Adam’s paternal power by right and divine institution, descending from him without being able to show to whom it descended, or who is heir to it.

§ 121. Da er nicht wirklich im Stande ist, den Rechtsanspruch eines Fürsten auf Regentschaft auf der Basis „Adams Erbe“ nachzuweisen, weshalb dieser unnütz ist und besser unberührt geblieben wäre, möchte er gern alles auf gegenwärtigen Besitz zurückfuhren. Damit macht er den Gehorsam des Bürgers gegen einen Usurpator gleichermaßen zur Pflicht wie gegen einen gesetzmäßigen König und legitimiert damit auch noch den Anspruch des Usurpators.

Seine Worte O. 253 verdienen in Erinnerung gebracht zu werden. Er verkündet: Wenn ein Usurpator den rechtmäßigen Erben verjagt, muss der Gehorsam der Untertanen gegen die väterliche Macht fortbestehen und der Vorsehung Gottes harren.

Ich behalte mir vor, den Anspruch der Usurpatoren am richtigen Ort zu untersuchen. Hier bitte ich den verständigen Leser zu erwägen, welchen Dank Fürsten einer Staatskunst wie dieser schulden, die es zu Wege bringt, väterliche Macht als Recht auf Regentschaft bei einem Cade27 oder Cromwell23 zu unterstellen?

Wenn dieser väterlichen Macht umfassender Gehorsam zukäme, würde der Gehorsam der Untertanen sogar diesen beiden zukommen. Gemäß demselben Recht und aus demselben Grund wie rechtmäßigen Fürsten.

So gefährlich diese Lehre auch ist, muss sich dies notwendigerweise ergeben, wenn alle politische Macht nichts anderes sein soll, als die nach Recht und durch göttliche Institution Adam zustehende und von ihm vererbte väterliche Macht, ohne jeden Nachweis, auf wen sie überging oder wer ihr Erbe ist.

27https://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Cade’s_Rebellion
27https://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Cade
23https://en.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell
23https://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell

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TToG I § 72

John Locke: Two Treatises of Government

§ 72. Thus this new nothing, that is to carry with it all power, authority, and government; this fatherhood, which is to design the person, and establish the throne of monarch’s, whom the people are to obey, may, according to Sir Robert, come into any hands, anyhow, and so by his politics give to democracy royal authority, and make an usurper a lawful prince. And if it will do all these fine feats, much good do our author and all his followers with their omnipotent fatherhood, which can serve for nothing but to unsettle and destroy all the lawful governments in the world, and to establish in their room disorder, tyranny, and usurpation.

§ 72. So könnte dieses „neue Nichts“, das alle Macht, Autorität und Regierung bei sich trägt, diese „Vaterschaft“, welche die Person des Monarchen bestimmt und ihm den Thron bereitet, dem das Volk zu gehorchen hat, nach Sir Robert in jedermanns Hände gelangen. Seine Staatskunst verleiht sogar der Demokratie königliche Autorität oder macht einen
Usurpator zu einem rechtmäßigen Fürsten. Durch all diese Kunststücke bescheren unser Autor und sein Gefolge große Wohltaten. Mit ihrer allmächtigen „Vaterschaft“ erreichen Sie nichts andere, als alle legitimen Regierungen der Welt zu erschüttern, zu zerstören und Verwirrung, Tyrannei oder Usurpation an ihre Stelle zu setzen.

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TToG I § 71

John Locke: Two Treatises of Government

§ 71. And thus what a monarchy he hath set up, let him and his disciples consider. Princes certainly will have great reason to thank him for these new politics, which set up as many absolute Kings in every country as there are fathers of children. And yet who can blame our author for it, it lying unavoidably in the way of one discoursing upon our author’s principles?

For having placed an absolute power in fathers by right of begetting, he could not easily resolve how much of this power belonged to a son over the children he had begotten; and so it fell out to be a hard matter to give all the power, as he does, to Adam, and yet allow a part in his life-time to his children, when they were parents, and which he knew not well how to deny them.

This makes him so doubtful in his expressions and so uncertain where to place this absolute natural power, which he calls fatherhood.

• Sometimes Adam alone has it all, as p. 13. Observations, 244, 245. & Pref.
• Sometimes parents have it, which word scarce signifies the father alone, p. 12, 19.
• Sometimes children during their father’s lifetime, as p. 12.
• Sometimes fathers of families, as p. 78, & 79. Sometimes fathers indefinitely, Observations, 155.
• Sometimes the heir to Adam, Observations, 253.
• Sometimes the posterity of Adam, 244, 246.
• Sometimes prime fathers, all sons or grandchildren of Noah, Observations, 244.
• Sometimes the eldest parents, p. 12,
• Sometimes all kings, p. 19. Sometimes all that have supreme power, Observations, 245.
• Sometimes heirs to those first progenitors, who were at first the natural parents of the whole people, p. 19.
• Sometimes an elective king, p. 23.
• Sometimes those, whether a few or a multitude, that govern the commonwealth, p. 23. Sometimes he that can catch it, an usurper, p. 23. Observations, 155.

§ 71. Nun sollen er und seine Schüler nachdenken, welche Art Monarchie sie da errichtet haben. Fürsten werden jedenfalls allen Grund haben, ihm für diese neuartige Staatskunst, die in jedem Land ebenso viele absolute Monarchen einsetzt wie es dort Väter gibt, zu ewigem Dank verpflichtet sein. Aber wer wollte jetzt unseren Autor kritisieren, obwohl sich bei jedem Diskurs über die Grundsätze unseres Autors unvermeidlich dieses Hindernis aufbaut?

Nachdem er „den Vätern durch das Recht der Zeugung absolute Macht“ zugesprochen hat, fällt es ihm nun mal schwer zu entscheiden, welcher Anteil dieser Macht einem Sohn über die Kinder, die er selbst gezeugt hat, gehören sollte. So konnte für ihn nur ein gewaltiges Problem daraus entstehen, alle Macht, wie er es tat, Adam zuzugestehen und doch einen Teil dieser Macht bei seinen Lebzeiten den Kindern zu überlassen, sobald diese selbst Eltern wurden.

Das konnte er ihnen ja kaum rechtmäßig verweigern. Deshalb sind seine Aussagen zweifelhaft und derart unbestimmt, wo genau diese absolute, natürliche zweifelhafte Macht, die er Vaterschaft nennt, anzusiedeln ist. So hat sie

• mal Adam allein S. 13, O. 244 & 245 und Vorwort;
• mal haben sie die Eltern, ein Wort das selten Vater allein bedeutet S. 12 & 19;
• mal die Kinder zu Lebzeiten des Vaters S.12;
• mal die Familienväter S. 78 & 79;
• mal Vater ohne nähere Bestimmung O. 155;
• mal Adams Erbe O. 253;
• mal die Nachkommenschaft Adams O. 244 & 246;
• mal die Urväter, Söhne oder Enkel Noahs O. 244;
• mal die ältesten Eltern S. 12 ;
• mal alle Könige S. 19;
• mal die Inhaber der höchsten Macht haben O. 245;
• mal die Erben jener ersten Vorfahren, die zuerst natürliche Eltern des ganzen Volks waren S. 19
• mal ein Wahlkönig S.23;
• mal diejenigen, egal ob wenige oder viele, die das Gemeinwesen regieren S. 23;
• mal derjenige, der sie an sich reißen kann, ein Usurpator S. 23, O. 155.

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