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Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Das Referenzpreismodell – Vorschlag eines transparenten, funktionierenden Strompreismodells

Thomas Blechschmidt Schreibe einen Kommentar

Ein neues Basismodell für den Stromhandel

Der verbindliche Referenzpreis für den Arbeitspreis

Zielsetzungen:

Das nachstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt notwendige und hier beschriebene Zielsetzungen:

Primärziele:

  • volle Transparenz: Alle in den Kaufpreis eingehenden Kosten und Subventionen auf einen Blick einsehbar
  • volle Transparenz der Mittelverwendung (wo geht die EEG-Umlage im Detail hin, wo das Netzentgelt)

  • Preisstabilisierung
  • Verschlankung des Systems
  • Planungssicherheit
  • Vermittlung eines Gefühls von Gerechtigkeit im Sektor Strom.

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

  • Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung,

  • Netzstabilität

  • Versorgungssicherheit

Feststellung

Der „liberalisierte“ Strommarkt hat in keinem der konkurrierenden Industrieländer eine Struktur hervorgebracht, die ernsthaft als marktwirtschaftlicher Wettbewerb bezeichnet werden kann. Bezugspreise für Strom sind überwiegend subventionsgetrieben und weitgehend unbeeinflusst von Ressourcenpreisen. Der Anteil der Ressourcenpreise am durchschnittlichen Verkaufspreis ist für die Mehrheit der Endverbraucher marginal.

Derzeit läuft der internationale Wettbewerb einzig auf der Schiene, welche Nation den billigsten Strompreis für die Industrie und für den Export in Nachbarländer gewährleisten kann. Diese Form des Wettbewerbs ist auf Dauer ruinös, denn sie kann nur aufrecht erhalten werden, indem entweder alte, lediglich Arbeitsentgelt (den Brennstoffpreis) erwirtschaftende Kraftwerke bis zum Erreichen ihrer technisch maximal möglichen Laufzeit weiterproduzieren.

Wenn weiterhin z. B. Umweltaspekte weitgehend bis vollständig in den Hintergrund gedrängt werden, während Ressourcen unter Inkaufnahme steigender staatlicher Verschuldung ohne Gegenwert bis zum Exzess ausgebeutet werden oder bis eben ganze Länder samt deren Industrien zusammenbrechen. Nüchtern betrachtet hat es den Ostblock nur früher erwischt, weil er individuelle Kräfte und privates Engagement stärker behindert hat. Niemand kann garantieren, dass es den „Gewinner“-Ländern nicht früher oder später ähnlich ergeht.

Egal ob in Frankreich, Großbritannien, den USA, Japan oder Australien: Die Erzeugung und verbilligte Abgabe von Strom an Industrieunternehmen ist in allen Ländern staatlich gewährleistet. Damit befinden sich die einzelnen Industrienationen in einem Preiswettberwerb, für den sie die Zukunft der gesamten Menschheit mit einer irreversiblen Hypothek belasten: Die weitgehende Vernichtung einer Unzahl natürlicher Rssourcen. Es geht dabei nicht nur um den Erhalt von Kohleflözen, Erdöl oder Erdgas als ultimative Reserve-Ressource für die nächsten Generationen. Es geht auch um sauberes Trinkwasser, saubere Meere als funktionierende Biotope für die Ernährung, saubere Luft und Habitate für ein menschenwürdiges Leben.

Die PIRATEN, gestartet als Partei der Freiheit

https://wiki.piratenpartei.de/Kodex

hatten die Chance diesem neokonservativen, besser neofeudalen Ansatz, der die Freiheit des Individuums mit einer auf größere Finanzkraft und Gnade der Geburt in das passende soziale Umfeld gestützten Willkür verwechselt, ein klügeres und nachhaltigeres Modell entgegen zu setzen. Diese Chance wurde nachhaltig vergeben.

Nur wenige Länder wie z. B. Kanada (Wasserkraft) haben derart große Potentiale an rein generativer Stromerzeugung, um bei diesem ruinösen Preiskampf mitzuhalten. Doch auch deren Überschusspotential reicht zwar für die eigene Versorgung, die Lücke in den USA zu decken, falls die sich irgendwann doch entschliessen, zumindest ihre Kohlekraftwerke stillzulegen, dazu reicht es nicht. Auf dieser Handlungsebene spielt sich aktuell das ab, was in blankem Euphemismus als „Wettbewerb“ bezeichnet und verehrt wird.

Obendrein werden derzeit leider ausschließlich Preisverbilligungen über politische Maßnahmen von den Regierungen umgesetzt, statt den Unternehmen durch Effizienzmaßnahmen oder andere technische Möglichkeiten zu höherer Effizienz und Energieproduktivität zu verhelfen. Allein in der Nutzung von Abwärme stecken noch enorme Potentiale, die bisher nicht wirklich erschlossen wurden.

Trotz aller Lippenbekenntnise, plakativ gesetzter Grenzwerte für Emissionen und wohlklingender Reden: Es gibt in kaum einem der entwickelten Industrieländer verbindliche Anforderungen an die Steigerung der Energieeffizenz von Verkehrsmitteln, Industrieanlagen, Produktionsmethoden, ja zum großen Teil noch nicht mal bei der Beheizung und Klimatisierung von Gebäuden. Noch nicht einmal in Ansätzen. Schlimmer noch: Selbst die politischen Gralshüter des Umweltschutzes, die Grünen Parteien in Europa und anderen Ländern sind sich der Zusammenhänge noch nicht einmal bewußt.

Mit dem Auto müssen wir zum TÜV. Schlimmer noch, das Auto wird oft gehegt und gepflegt als stünde jedes einzelne unter Artenschutz und UNESCO-Weltkulturerbe. Mit der Energie, unserer eigentlichen Lebensgrundlage, gehen wir dagegen um wie mit unerwünschten Herbstlaub: Was Probleme macht, wird beim Nachbarn abgeladen.

Die volkswirtschaftlichen Erzeugungspreise und Börsenpreise sind derzeit weder transparent nachvollziehbar noch haben sie erkennenswert mit den tatsächlich berechneten Arbeitspreisen an den Strommärkten zu tun. Hintergründe dazu gibt es viele.

Hier ein paar Highlights:

1.Subventionen zu Lasten der Staatskasse (aus Steuermitteln oder durch Darlehensaufnahme der öffentlichen Hände)

So wird der Abbau von Steinkohle noch immer durch den „Kohlepfennig“ quersubventioniert, obwohl wir seit 40 Jahren wissen, dass dies ein volkswirtschaftliches Zuschussgeschäft ist. Welcher Vermieter z. B. würde zulassen, dass der Mieter 40 Jahre lang z. B. zwar die Miete aber keine Nebenkosten bezahlt?

Importkohle ist von Zöllen und Energiesteuern ausgenommen, unverändert werden weiterhin Beihilfen für den Bau und Betrieb von Kohle-, Atom- und Gaskraftwerken gezahlt, nach wie vor Unmengen an kostenlosen Emissionszertifikaten bereit gestellt, werden Infrastrukturen wie die Zufahrten und Versorgungsanschlüsse von Kraftwerken weiter aus Steuergeldern bezahlt etc.

All das finanzieren die Erwerbstätigen und Rentner über Preise, Steuern, Umlagen und Abgaben. Was nur Recht und Billig ist, solange der Nutzen für diese Mehrheit der Bevölkerung real existiert. Die einen finanzieren es zum Teil über Mehrarbeit, nahezu alle aber vor allem durch Verzicht. Der soziale Futterneid-Wettbewerb „Wer kann sich was leisten?“, „Wer steht besser da?“ überfordert zunehmend mehr Menschen und läßt sie ihre wirtschafltiche Grundsubstanz verlieren.

Bei den rein generativen Erzeugern zahlen zwar zunächst einmal – und in der Theorie – die Netznutzer die Anschlüsse über das Netzentgelt. Aber nur die, die nicht befreit sind. In der Realität zahlen 99% der Netznutzer, die gerade mal ein Drittel des Stroms verbrauchen, fast die gesamten Netzentgelte. Eine rechnerische Belastung aller Stromverbraucher für den Netzausbau mit 1 ct. / kWh erscheint auf diesem Weg mit 3 ct. / kWh auf der Rechnung eines durchschnittlichen Arbeitnehmers oder Rentners.

Bedeutet: All dem zum Überfluss ist das System der Netzentgelte so gestaltet, dass es wie bei der EEG-Umlage für Großverbraucher großzügige Rabatte bis hin zu vollständiger Befreiung gibt. Die Kosten werden auch hier auf die Mehrheit der Kleinverbraucher und vor allem auf Gewerbetreibende und Mittelständler umgelegt.

2. Das Fehlen einheitlicher Berechnungskriterien für Strom an allen relevanten Märkten.

Es ist vollkommen unverständlich, wie man auf die Idee kommen kann, einen einheitlichen Europäischen Energiemarkt schaffen zu wollen, in welchem dann nationale Steuern, Abgaben und Umlagen unverändert bestehen bleiben. Wenn ein EU-Binnenmarkt für Strom – oder allgemein für Energieträger – geschaffen werden soll, dann muss der Endverbraucherpreis in Lissabon genauso zusammengesetzt sein wie in Stockholm oder Tuntenhausen.

Vorläufig abgesehen von der jeweiligen nationalen Mehrwertsteuer, deren Ungleichheit in Europa ebenfalls ein anachronistischer Witz gegenüber der Idee eines Binnenmarktes ist.

Einerseits werden die reinen Erzeugungspreise aus dem Ressourcenpreis des jeweiligen Brennstoffs zu Grunde gelegt, andererseits werden jedoch alle weiteren Kosten weitgehend externalisiert und von Land zu Land unterschiedlich erhoben: Preise für Bauflächen, Infrastrukturkosten, Erschließungskosten, Konzessionsabgaben, Abwasserentsorgung, kostenlose CO2-Zertifikate, CO2-Steuer in Schweden seit 1991, in Großbritannien seit ein paar Jahren, EEG-Umlage in Germanien, etc.

Auf diese Weise werden leider regelmäßig Äpfel an Bäumen mit Streuobst, geernteten Äpfeln, Granatäpfeln, Sinasäpfeln, Adamsäpfeln, Pferdeäpfeln, Apfelsaft, Apfelmost, Apfelmus, Apfelstrudel, Äppelwoi, Cidre und Apfelkuchen verglichen. Äpfel mögen stets der Grundstoff sein, doch das Endprodukt ist jeweils ein Anderes.

Das beginnt bei den Brennstoffen, zieht sich über Kraftwerksanlagen, deren Kosten mal vollständig in die Preiskalkulation eingerechnet werden (Windkraft, Photovoltaik, kleine KWK), mal anteilig als Investition des Betreibers (GuD, Kohlekraftwerke, AKW). Während die Gemeinschaft der Erwerbstätigen und Rentner, genannt „der Staat“, einmal mehr den Rest, meist den Löwenanteil trägt und dessen reale Investitionen auf Grundlage dieses Kapitaltransfers (geleistete Subventionen) als so genannte „stranded assets“ einfach ausgebucht werden. Als Sahnehäubchen oben drauf wird ein vollkommen von Investitionen, Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeitsgedanken abgekoppelter Markt „modelliert“, in dem diese Investitionen als „sunk costs“ bei der Gestaltung der Börsenstrompreise schlicht ausgeklammert werden. Gerade so als lebten wir noch immer in den feudalen Zeiten der einfachsten und wüstesten Kameralistik.

Sämtliche Beihilfen, Zuschüsse, direkt vom Staat übernommenen notwendigen Baukosten für Infrastrukturen oder Betriebsflächen, Wertberichtigungen durch Abschreibung etc. bleiben bei der resultierenden „Berechnung“ der Börsenstrompreise außen vor. Die realen, volkswirtschaftlichen Stromgestehungkosten sind unwichtig.

Jeder Handwerker, Dienstleister oder sonstwie Selbständige, der grundlegende größere Investitionen wie Hallen, Werkstattgebäude und Ausrüstung nicht durch eine ausreichende Preiskalkulation wieder erwirtschaften würde, wäre ziemlich schnell in der Insolvenz. Und stellen wir uns vor, die Banken würden bei Finanzierungen festlegen: Nun, lieber Kunde, Ihre investierten Eigenmittel sind für uns „sunk costs“ und können deshalb beim Beleihungsauslauf und Ihrer Bonität nicht berücksichtigt werden.

Jeder ist an der Stelle gemäß einem realen Marktverständnis voll für sein eigenes Ggeschäft verantwortlich. Bei großen Konzernen dagegen, an denen die Politik Interesse hat, weil sie Aufmerksamkeit und Wichtigkeit versprechen, ist es aber kein Problem, die Grundaustattung erst von der Bevökerung durch Staatsverschuldung garantieren zu lassen, sie anschliessend den unternehmerisch aktiven Parteifreunden und Parteispendern zu schenken und am Ende, wenn diese nach Jahrzehnten fröhlicher Betriebswirtschaft ohne echte Kostendeckung und Verantwortungsübernahme für ihre angerichteten Schäden und Verluste in finanziell Schwierigkeiten kommen, darf die nächste oder übernächste Generation als Belohnung noch für die Kosten dieses systemrelevanten Erbes aufkommen.

Das beginnt bei der Errichtung von Kraftwerken durch die öffentliche Hand in den ersten vier Jahrzehnten der Nachkriegszeit, geht über die Veräußerung staatlich finanzierter Kraftwerke zu geringen Erlösen nach einer Abschreibungszeit von 10 bis 25 Jahren, über die Übernahme der Entsorgung von unverwertbaren Reststoffen, bis hin zum Rückbau technisch außer Dienst gegangener Anlagen durch die öffentliche Hand. All dies verzerrt den Blick auf die realen volkswirtschaftlichen Kosten und leitet die Wähler in die Irre. Diese Art der Politik besteht in Desinformation gepaart mit grober Fahrlässigkeit.

Problembeschreibung

Man kann es drehen und wenden wie man will. So lange wir zu keiner rationalen Betrachtung des Themas kommen und uns auf keine einheitliche Vorgehensweise, die alle relevanten Faktoren einbezieht, festlegen, werden wir weder zu einer vernünftigen Beurteilung der Strompreise, noch zu einem fairen und sinnvollen Handelssystem kommen. Und erst Recht keine Energiewendeziele erreichen. Das vorläufige Ergebnis wird ein sich immer weiter verstärkender Wettlauf um fossile und nukleare Ressourcen sein.

Im Vergleich kann es also nur darum gehen:

1. Die Schnittstellen der Bemessung sind überall gleich zu setzen; d.h. Strompreis ab Kraftwerk oder Strompreis im Netzanschluss des Stromverbrauchers.

2. Für alle Stromerzeuger sind die gleichen Berechnungskriterien für die Preisbestimmung zu Grunde zu legen.

Diese sollten umfassen:

Brennstoffpreis
– Personalkosten des laufenden Betriebs (ohne Marketing und Vertrieb)
Effizienzgrad des Erzeugers (kalkulatorisch aus dem Wirkungsgrad angesetzt, Abgleich und nachträgliche Korrektur durch Messung, Boni und Mali nach Effizienz)
– Investitionskosten der Erzeugungsanlage bezogen auf technische Laufzeit
(TLCC nach DIN ISO EN 50001) = Abschreibung und verpflichtende Rücklagenbildung
– Speicherkosten
Verschleißteile, Wartung und Monitoring (Meßdienstleistung)
– Beihilfen, Zuschüsse, Subventionen und direkte eingebrachte Leistungen der öffentlichen Hand
– eine rechnerische Rückvergütung für vermiedene Speicherkosten von 3 ct/kWh
Refinanzierungszinsen der Investitionen in volkswirtschaftlich verantwortbarer Höhe, z. B. Basiszinssatz plus 1,5%
– Rückstellungen für den Rückbau der Erzeugeranlagen, Entsorgungskosten, Lagerung nicht weiter verwertbarer Stoffe
– per Primärenergiefaktoren und Emissionsfaktoren gewichtete Energiesteuer (mindestens Europäische CO
2-Steuer, als Lenkungssteuer zur Bevorzugung einer klimafreundlichen Stromerzeugung)

Auf diese Weise läßt sich ein aussagekräftiger Wert bestimmen, wie viel Geld eine Volkswirtschaft für die Erzeugung einer kWh Strom aufbringen muss.


Dieser Wert ist der real wirksame
Erzeugerpreis. Er hat dann als Leitpreis = Referenzpreis für den Arbeitspreisanteil am Markt für alle zu gelten.

Auf diesen Preis werden die Zusatzkosten für die Verteilung (Netzentgelte, Leistungspreise, Anschlussgebühren, Konzessionsgebühren, Handel und Vertrieb, Speicherumlagen) und die Mehrwertsteuer aufaddiert.

Einen Leistungspreis neben dem kWh-Preis für alle angeschlossenen Verbraucher zu berechnen, entspräche einigen Vorschlägen, die dahingehend gemacht wurden. Größere, dezentrale Einspeiser beanspruchen schließlich auch größere Anschlussleitungen.

Angesichts des gewollten Zusammenwachsens einzelner Stromliefergebiete in den Europäischen Ländern zu einem gemeinsamen „Energie“-Binnenmarkt und wie sich andeutet auch darüber hinaus, sind einige gravierende Veränderungen unumgänglich. Diese können dem angeblich „freien“ Spiel der Kräfte am Markt überlassen werden, was auf eine Fortsetzung des bisherigen Versagens der Politik hinausläuft, oder speziell der Stommarkt wird initial in mindestens einen europaweit regulierten Markt verwirklicht. Im Mittelpunkt mit einer von den verschiedenen Marktakteuren komplett unabhängigen, gewählten Europäischen Regulierungsbehörde (allgemeines Vorschlagsrecht für jedermann, allgemeine Wahl, Bestätigung durch EU-Parlament) unter Gewähr vollständiger Transparenz und umfassender Datenoffenlegung im Internet. Die nationalen Finanzbehörden ziehen die fällige CO2-Steuer ein und finanzieren aus dieser Quelle direkte finanzielle Unterstützung sozial Bedürftiger und einkommensschwacher Bürger zur Kompensation der gestiegenen Stromkosten, Projekte zum Ersatz fossiler und nuklearer Stromerzeugung, Projekte zur Speicherung elektrischer Energie, Erdverkabelung von Verteilnetzen (bis 150 KV).

Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale

Auf der oben genannten Grundlage ist es möglich, Vergünstigungen für einzelne Unternehmen, ganze Branchen, Verwaltungen oder auch bedürftige Personen transparent zu machen und zu begründen.

Darüber hinaus beendet ein solches mindestens europaweites Preisregime den derzeitgenzwischenstaatlichen Wettbewerb der Subventionierung elektrischer Energie. Alle sind gleichermaßen betroffen und das Argument der notwendigen Wettbewerbsfähigkeit zum Erhalt der Arbeitsplätze entfällt zumindest als Hindernis für den notwendigen Energiewandel.

Rahmenbedingungen für einen stabilen Strompreis bei wettbewerbsfähigen Energiekosten für Unternehmen:

Transparenz: Alle Unternehmen, die vergünstigte Preise für Strom oder andere Energieträger in Anspruch nehmen, haben sich der vollkommenen Transparenz bei Beschaffung, Einsatz und Effizienz zu unterwerfen. Wenn die Erwerbstätigen und Rentenr die wirtschaftliche Tätigkeit des Unternehmens bezuschussen – und dadurch in vielen Fällen erst möglich machen – dann hat die Gesellschaft insgesamt auch das Recht, auf effizienten Einsatz der Mittel achten zu können und diesen zu kontrollieren.

Unternehmen ohne unabhängige Energiemanager und Effizienzmanagement erhalten keinerlei Vergünstigungen mehr, sondern bezahlen mindestens den Referenzpreis.

Effizienz: Jedes Unternehmen muss verpflichtend ein von unabhängigen – und mit der Unternehmensleitung vor Ausschreibung (durch z.B. Bafa, KfW, IHK oder HWK) unverflochtenenExperten geleitetes und kontrolliertes Energieeffizienzsystem zulassen, soweit es nicht selbst ein solches transparent einrichtet und für unabhängige Experten offen zugänglich macht. Die Unabhängigkeit der Experten ist dabei „conditio sine qua non!“. Eine solche Verpflichtung bedeutet für die Unternehmen keine Bedrohung, sondern zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten zur inneren Wertschöpfung und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit.

Denn machen wir uns nichts vor: Mit dem Finger auf das Ausland und dessen angeblich billigeren Strompreise zu zeigen verschafft der Volkswirtschaft, sowie den Arbeitnehmern, deren Arbeitsplätze daran hängen, in den deutschen Ländern mit Glück vielleicht noch ein paar Jahre Zeit. Wer heute nach Frankreich oder in die USA geht, weil er dort zu günstigeren Strompreisen produzieren kann, macht sich selbst etwas vor. Die Erzeugungskosten für Strom aus vermeintlich billigeren Quellen werden auch dort mittelfristig, wenn nicht gar kurzfristig, nicht zu halten sein. Denn auch für diese Länder gelten die gleichen Bedingungen zur Energiebereitstellung: Es herrscht eine extrem schnelle Verknappung degenerativer Ressourcen. Die Erschließung neuer, aber schwerer auszubeutender Lagerstätten und stark gestiegene Sicherheits- und Umweltanforderungen für neue Kraftwerke werden länderübergreifend die Preise treiben. Wenn aus politischen Gründen nicht heute, dann zum Ausgleich umso heftiger in ein paar Jahren.

Warum wohl wollen die britischen Betreiber für den Strom aus dem neu geplanten AKW Hinkley Point eine Einspeisevergütung von 12,5 Cent/kWh auf 35 Jahre plus 3,5% jährliche Steigerung zum Inflationsausgleich? Ganz einfach: Weil es sich sonst nicht rechnet.

Der Glaube an den „billigen“ Atomstrom ist Selbstbetrug bzw. Vorspiegelung falscher Tatsachen seitens der bisherigen an den Regierungen beteiligten Parteien. Entsprechendes gilt für Kohle und Gas, aber auch für Biomasse und Geothermie. Sogar bei der Windkraft sollten wir doch lieber erst Mal noch abwarten, wie die sich über 30, 40 Jahre bewährt und was sie dann wirklich kostet.

Wie ernst zu nehmend finden wir den Energiekommissar Günther Öttinger, der zwar bei jeder Gelegenheit gegen jede feste Einspeisevergütung zu Felde zieht, aber ausgerechnet für neue Kernkraftwerke ein solches „Grundeinkommen für Energiekonzernedurch EU-Recht garantieren will? Angeblich können Schwaben rechnen. Dieser aber ist entweder kein echter Schwabe, oder er rechnet mit einem Füllhorn an Belohnungen für seinen Einsatz zur weiteren Verwendung einer Technologie, die sichschon vor Berücksichtigung ihrer problematischen Folgen für die Sicherheit und langfristige Unschädlichkeit für die Menschen – noch nicht einmal rechnet. Unzählige fähige Entwickler und Unternehmer haben längst gezeigt, dass wir das besser können. Wer oder was hindert uns also daran, die Energiepolitik endlich auf die richtigen Gleise zu stellen? Runter vom Abstellgleis!

Es sind die bisherigen Parteien CSU/CDU, die FDP, die SPD, ja sogar die GRÜNEN unter der Knute der NRW-Domina Kraft. Wäre denen eine sachorientierte Energiepolitik auch nur halb so viel wert, wie sie uns glauben machen wollen, dann hätten sie Hannelore Kraft und deren Kohlepolitik gestoppt. Das könnten sie, nur fehlt ihnen dazu unübersehbar zumindest in NRW der Schneid.

Weitere Bedingungen für ein neues Strommarktdesign

Ein zentraler Punkt: Die reinen Erzeugungspreise für Strom mit allen genannten Komponenten werden einheitlich und transparent auf offenen Plattformen veröffentlicht. Der Knackpunkt dabei ist, dass die Erzeuger für den erzeugten Strom auch nicht mehr bekommen, als zur Deckung der Erzeugungskosten plus einer gemeinveträglichen Gewinnmarge notwendig ist. Zu den zu veröffentlichenden Informationen gehören zusätzlich die der verursachten Emissionen, die Mengen an unverwertbaren Reststoffen und deren Kosten für sichere Entsorgung bzw. Lagerung und die Infrastrukturkosten.

Der problematische Punkt an der Diskussion um Strompreise manifestiert sich darin, dass die aktuellen Einkaufspreise an der Strombörse für so genannte „energieintensive Unternehmen“ deutlich unterhalb des volkswirtschaftlichen Durchschnittwertes für Strom nur durch Subventionen, Zuschüsse, Beihilfen und Übernahme von Infrastrukturkosten durch die öffentliche Hand möglich sind.

Weg mit dem bremsenden Filz

Rentner und Berufstätige finanzieren auf diesem Weg die internationale Wettbewerbsfähigkeit einiger Unternehmen und nicht nur einige tausend Arbeitsplätze, sondern auch die Gewinne dieser Unternehmen und der an ihnen beteiligten Konzerne. Wie teuer sind beispielsweise die ca. 850 Arbeitsplätze in Bayerns einzigem Stahlwerk in Meitingen, wenn dort bei einer Lohnsumme von geschätzt 35 Mio. Euro Brutto die Summe der Preisnachlässe für den benötigten Strom bei ca. 76 Mio. Euro Netto liegt?

Wie ist unter diesem Blickwinkel die Bereitschaft des Eigentümers zu sehen, andernorts für eines seiner anderen Großunternehmen 220 Mio. Euro für den Bau einer durch ihn privat finanzierten Bundesstraße B20 als Umgehung der Stadt Bad Reichenhall aufzuwenden? http://www.kirchholztunnel.de/

Kleine Nebeneffekte dieses Bauvorhabens: Auf der privat gebauten, vierspurigen Straße darf der Bauherr für eine gewissen Laufzeit Maut für die Nutzung erheben und zudem dient diese Strasse als Transportstrecke für 320 LKW-Fahrten täglich, die dieser Unternehmer veranlassen muss, um den gesamten Berg, den er auf österreichischer Seite hinter der Grenze gekauft hat, abzubauen und als Rohmaterial (Dolomit) für seine Betonwerke abzutransportieren.

Gestalten hier unsere gewählten Abgeordneten Politik oder sind diese nur Erfüllungsgehilfen eines einzelnen, neofeudal agierenden modernen Lehnsherrn?

Ein Wegfall dieser Arbeitsplätze in bayerisch Schwaben wäre natürlich eine Herausforderung, doch noch lange kein Untergang oder der Beginn der Deindustrialisierung in den deutschen Ländern. Die Industrien in Deutschland haben mehrere Strukturwandel durch Innovation, neue und bessere Produkte und den Leistungswillen ihrer Mitarbeiter gemeistert. Aber noch keinen einzigen dadurch, dass – unter Einsatz von aus Steuermitteln finanzierten Vergünstigungen – an ineffizienten Produktionsmethoden festgehalten wurde.

Wenn also ein international tätiger Papierhersteller unsere Politik vor die Entscheidung stellt, entweder für günstige Energiekosten zu sorgen oder aber den Aufbau einer neuen Produktionslinie in Frankreich statt in Augsburg zu realisieren, dann kann die Antwort darauf nur lauten:

OK, wenn ihr nur baut, wenn die Energiekosten 30% tiefer liegen, dann werden wir euch bei dem Ziel unterstützen, um 30% energetisch effizienter zu produzieren. Einfach einen billigeren Strompreis zu garantieren unterstützen wir aber nicht.“

Und dann heißt es: Planungsunterlagen auf den Tisch, Transparenz in das Verfahren und Suche nach besserer Nutzung der Energie – hier z.B. Nachnutzung der abfallenden Wärme. Laufenden Geschenken aus Steuermitteln oder auf Kosten der übrigen Stromverbraucher, um ein paar Arbeitsplätze im Land zu halten, die nur bestehen können, weil es diese Subventionen gibt, entgegnen wir mit einem entschiedenenNein!“. Unsere Fachkräfte – über deren Mangel die Wirtschaft ohnehin seit Jahren jammert – und finanziellen Mittel lassen sich besser einsetzen.

An der Stelle darf die Frage, ob sich diese Strukturen und Unternehmen in der Form für die Volkswirtschaft auch wirklich lohnen, nicht einfach nur erlaubt sein – sie sollte ohne Wenn und Aber verbindlich gestellt und transparent beantwortet werden. Arbeitsplätze sind wichtig, allerdings sollte auch hinterfragt werden dürfen, ob wirklich jeder Arbeitsplatz in seiner aktuellen Form erhalten werden muss. Märkte regeln solche Dinge theoretisch von allein und unrentable Arbeitsplätze sterben mit den überkommenen Arbeitstrukturen weg. Doch auch Marktkräfte können sich nur entfalten, wenn es keine überlagernden Strukturen gibt, die dies wirkungsvoll verhindern. Im Fall des Strommarktes richten sich Preise für Stromverbraucher nach allem möglichen, nicht aber nach realen Erzeugungspreisen.

Der Referenzpreis

Dieses Problem ist lösbar. Ein Referenzpreis als Arbeitspreis für Strom wäre eine nachhaltige und realitätsbezogene Lösung und Grundlage für eine – auch marktwirtschaftliche – Steuerung neben den gesetzlichen Leitlinien: Bestehend aus dem Erzeugerpreis, wie oben beschrieben, plus eine, nach Emissionsfaktoren und Primärenergiefaktoren, gewichtete Energiesteuer. Damit kommen die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Kosten in die Rechnung mit hinein und der Primärenergieträger spiegelt sich bei der Auswahl des Energieträgers wider.

Zieht man verschiedene Quellen zu Rate, ergeben sich für die einzelnen Strompreise aus verschiedenen degenerativen Primärenergieträgern in etwa folgende Kosten aus Erzeugungspreis plus Subventionen (SV). Stand Kaufkraft 2013!

Kernkraft: 2,4 ct/kWh plus 7,6 ct/kWh SV = ca. 10 ct/kWh
Steinkohle: 2,7 ct/kWh plus 6,4 ct/kWh SV = 9,1 ct/kWh
Braunkohle: 2,3 ct/kWh plus 7,7 ct/kWh SV = 10 ct/kWh
Erdgas: 9 ct/kWh plus 3 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 12 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh plus 0 ct/kWh SV = 1,2 ct/kWh

http://www.foes.de/pdf/2010.10_FOES_Foerderungen_Strom_Atom_Kohle_Vergleich.pdf
http://www.greenpeace-energy.de/uploads/media/Stromkostenstudie_Greenpeace_Energy_BWE.pdf
http://www.sueddeutsche.de/geld/studie-zu-energiekosten-das-maerchen-vom-teuren-oekostrom-1.1515904
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Hinkley_Point

Dem gegenüber sind die volkswirtschaftlichen Kosten für die Stromproduktion aus regenerativen und generativen Quellen nur als ungefähre Mittelwerte darstellbar. Denn bei den re-generativen hängen die Rohstoffpreise stark von Wetter, Erntemenge, Bodenpreisen und ähnlichen Faktoren ab. Bei den rein generativen ist dies in erster Linie der Standort der Anlagen. So sind PV-Anlagen z.B. in Südbayern und im südlichen Baden-Württemberg ertragsstark – in Thüringen und anderen Ländern dagegen nur knapp halb so ertragreich, während es bei Windkraft genau anders herum ist. Windkraftanlagen in Südbayern sind kaum rentabel – in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein dagegen deutlich interessanter.

Erzeugungspreise im Mittel für re-/ generativen Strom

  • Biomasse: 24 ct/kWh
  • Wind: 13 ct/kWh
  • PV: 12 ct/kWh
  • Wasser: 1,2 ct/kWh
  • Geothermie: 115 ct/kWh

(Zahlen von 2012)

Der wesentliche Unterschied: Diese Energiequellen brauchen keine Subventionen, um zu diesen Preisen zu produzieren. Sie erhielten anfangs feste – an etlichen Stellen sicher im Vergleich zu hohe – Vergütungen aus der EEG-Umlage.

Diese Umlage ist keine Subvention im klassischen Sinne. Sie wird statt von den Rentern und Berufstätigen auf die gleiche intransparente Weise über Steuermittel und Schulden, direkt von der Mehrheit der Stomverbraucher bezahlt. Mittlerweile brauchen die generativen diese Umlage nur noch, um gegen die subventionierten Preise der degenerativen Energiequellen anzukommen. Das geschickt eingefädelte Strickmuster der gelb-schwarzen Regierung bis 2013, wie die Umlage inzwischen berechnet wird, führt dazu, dass sich die re-/ generativen Stromquellen durch ihren eigenen Erfolg verteuern:

Die Differenz der Einspeisevergütung zum Börsenpreis wird in die Berechnung der EEG-Umlage einbezogen. Je billiger der Börsenstrompreis – für dessen Sinken ja eben das EEG sorgt – desto höher die EEG-Umlage.

Angeblich, um das System fairer zu machen. Der Effekt ist jedoch, dass die EEG-Umlage kaum sinken kann, solange die kostenlos vom Staat bereit gestellten Altkraftwerke ins Netz einspeisen. Dadurch sichert die EEG-Umlage die Lebenserhaltung eben der Kraftwerke, die aus klimapolitischen Gründen abgeschaltet gehören. Die Umlage wird garantiert in etwa stabil bleiben obwohl die Vergütungen weitersinken.

Als Nebeneffekt wird sich aber auch eine Stabilisierung, wenn nicht sogar Steigerung der Stromproduktion aus Kohle einstellen. Klingt das nach verantwortungvoller Klimapolitik?

Um die volkswirtschaftlich (gesellschaftlich) wirksamen Kosten zur Stromerzeugung also darzustellen, ist es notwendig, die Menge an erzeugten kWh aus den einzelnen Primäerenergiequellen mit dem jeweiligen Erzeugungspreis zu multiplizieren, die Gesamtkosten aller Erzeugungsarten zu addieren und durch die Summe der insgesamt erzeugten kWh zu dividieren. Heraus kommt sinnigerweise – oder Humor des Schicksals – ein Durchschnittspreis, der 2012/ 2013 bei ca. 12,6 ct/ kWh lag.

Soweit trivial.

Dieser läßt sich nun mit den Erzeugerkosten für die einzelnen Primärenergieträger vergleichen: Die darüber liegenden sind relativ teuer, die darunter liegenden relativ günstig. Warum relativ? Nun fehlen noch jegliche Steuerungseffekte aus einer gewichteten Energiesteuer. Die umweltpolitische – und langfristig auch gesellschaftspolitische – Relevanz der Primärenergiefaktoren (PE) und der CO2-Faktoren ist noch nicht aufaddiert. Eingerechnet werden noch die Effizienzgrade der verwendeten Technologie durch Multipikation mit dem Kehrwert des Wirkungsgrads.

Es kämen also bei Beibehaltung des Energiesteuersatzes von 2,05 ct./ kWh hinzu (in Klammern PE-Faktor + CO2-Faktor):

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0+0) = 3,25 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh (Verbandsangabe)

Diese Preise sind ab dem Referenzpreis von 18 ct/ kWh aufwärts unabdingbare Minimalpreise für den Verkauf von Strom an der Börse.

CO2-Faktoren: http://www.kea-bw.de/service/emissionsfaktoren/

Damit sind die volkswirtschaftlich relevanten Arbeitspreise für Strom inklusive nachgelagerter Kosten (mit Ausnahme der Kernkraft) relativ plausibel und mit wissenschaftlicher Methodik abgeschätzt. Natürlich wird jeder wissenschaftliche Analyst abhängig von seiner Motivation in der Lage sein, mit hinreichendem Hang zur Haarspalterei oder dem peniblen Zählen von Erbsen zu anderen Ergebnissen bei den einzelnen Zahlen zu kommen. Den Trend jedoch bildet die Abschätzung ausreichend gut ab, um die politischen Konsequenzen der zu Grunde liegenden Überlegungen zu erfassen.

Hinzu kämen natürlich noch Netzentgelte, Konzessionen, Mehrwertsteuern etc.

Anmerkung:

Es kommt bei solchen Überlegungen nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit oder korrekte Fachsprache an. Wir sind als Partei aktiv, nicht als Institut oder Inquisition. Es ist unsere Aufgabe, sinnstiftende Vorschläge zu machen, Defizite bei den Vorschlägen und Begründungen der politischen Marktbegleiter aufzudecken und als PIRATEN für Transparenz im System auf allen Ebenen zu sorgen.

Ein neuer Strompreis

Ausgehend von den abgeschätzen Zahlen wird klar, dass Arbeitspreise unter den durchschnittlichen Erzeugungspreisen – mit Ausnahme der von Wasserkraft, PV und Windkraft – volkswirtschaftlich kontraproduktiv sind. Bei den drei Generativen fehlt der Anteil am Preis, der zur Speicherung langfristig notwendigerweise erwirtschaftet werden müßte. Derzeit sind das bei Speicherkapazitäten ca. 8 ct bis 12 ct. pro gespeicherter und wieder entladener kWh. Durch das mehrfache Speichern aktuell nicht benötigten Stroms und das Abrufen zu anderen Zeiten amortisieren sich die Speicher ihrer Lebensdauer entsprechend.

Entsprechend wäre sicherzustellen, dass Strom am Markt nicht mehr billiger als ca. 18 ct/ kWh abgegeben werden darf. Das ist für die Minderheit der Großverbraucher zunächst mal ein Schock, da dies für so manchen eine Versechsfachung des Strompreises bedeuten würde.

Aber keine Angst: Das beste kommt bekanntlich zum Schluss!

Das Konzept

Die Differenzerlöse der Preise, zu denen derzeit konventionelle Stromerzeuger Strom an den Börsen gegenüber dem vorgeschlagenen Referenzpreis verkaufen, sind an einen Energiewendefonds abzuführen, aus welchem wiederum notwendige Effizienzmaßnahmen finanziert werden. Die Erzeuger liefern ihren Strom wie bisher zu in etwa den Preisen ab, den sie momentan auch bekommen. Doch der Weiterverkauf geht zukünftig über eine reale Handelsbörse die den Stromverkaufspreis an Endverbraucher reguliert und transparent veröffentlicht.

In der Praxis bedeutet das, dass die Erzeuger ihren Strom, ihren Erzeugerpreis und ihre erwarten Gewinne wie bisher auf Basis Ihrer Kalkulationen bei der öffentlich kontrollierten Börse anmelden, also auch weiterhin untereinander im Wettbewerb stehen, dann bei Lieferung entsprechende Zahlungen erhalten und sich nach Rechnungslegung und Buchprüfung einer transparenten Rentabilitätsprüfung unterziehen. Entstehen unerwartete Verluste aus unerwarteten Entwicklungen am Rohstoffmarkt etc. werden diese über den Energiewendefonds ausgeglichen, entstehen unerwartete Gewinne, werden die bei den nachfolgenden Preisen mindernd angerechnet.

Verbraucher und Retailer kaufen an der Energiewendebörse – und nur dort – ein, soweit sie nicht selbst den Strom produzieren. Genossenschaften und Wirtschaftsvereine dürfen Ihre Mitglieder direkt zu ihren Erzeugungskosten beliefern. Die Netze gehen in staatliches / kommunales Eigentum über und Netzbetreiber werden per Ausschreibung durch unahängige regionale Gremien in Wettbewerbsform gesucht und bestellt.

Der Handel wird dadurch faktisch dreigeteilt. Damit ist eine Trennung von Erzeugung und Verbrauch auch technisch naheliegend. Dazwischen liegt das neue Marktsegment der Speicherung. Der Energiewendefonds dient deshalb auch zur Finanzierung des Aufbaus ausreichender Speichertechnologie. So kann jede Kommune, jede Genossenschaft, jedes Unternehmen, jedes Stadtviertel ja sogar jeder private Haushalt künftig seine eigene Versorgungssicherheit über den Bau eigener Speicher herstellen.

Anmerkung:

Dieses System ist vor allen dann unbedingt empfehlenswert, wenn sich der sich jüngst stark verunsichert zeigende Teil der CSU-Basis in Bayern Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen sollte und sich in Forderungen seitens der Parteispitze nach erneuter Verlängerung der Laufzeiten für AKW äußern könnte. Die plötzlich aufgetretenen Ängste und Sorgen in Bezug auf die Energieversorgung durch den als unberechenbar empfundenen Vladimir Putin und das russische Volk haben jedenfalls genug Potential, sich wie ein ansteckendes Virus zu verbreiten.

Durch diese Strategie kommt einerseits ein Abgabepreis zu Stande, der den volkswirtschaftlich relevanten Erzeugerpreis nicht unterschreitet und andererseits entsteht Druck, die Effizienz zu steigern. Mit auslaufender Technik realisierte Einnahmen werden in Richtung Effizienzsteigerung umgeleitet. Alle Erzeuger erhalten einen Preis, der die Erzeugung von Strom rentabel macht. Für PV und Wind finanziert sich somit sogar die Erweiterung um Speicher. Das EEG kann für neue Anlagen entfallen, da die Abnahmepreise feststehen und ausreichend hoch sind. Die Bevorzugung von generativem Strom bei der Abnahme ins Netz bleibt schadlos bestehen und es können planvoll degenerative Kapazitäten abgebaut werden.

In der Praxis wird sich eine Präferenzkette beim Energieeinkauf einstellen, die Strom bis 18 ct. / kWh ohne Netz und Speicher ganz klar bevorzugt. Wer flexibel genug ist, kann am meisten profitieren. Aber auch ohne Flexibilität ist die Teilhabe ohne Probleme möglich. Soweit die dafür zur Verfügung stehenden Quellen nicht ausreichen, müssen Stromverbraucher den Strom aus den nun deutlich teureren Quellen beschaffen, in eigene Erzeugungsanlagen und Speicher investieren oder ihre Möglichkeiten zur Energieeffizienz bzw. weiteren Verwendung genutzer Energie verbessern.

Damit ist das Phasing Out der degenerativen Anlagen gesichert. Für die „Big Four“ (RWE, Eon, Vattenfall und EnBW) bedeutet es mit Sicherheit das Aus, wenn sie ihren eingefahrenen Kurs und ihre unggeigneten personellen Strukturen beibehalten. Das ist klar. Allerdings ist die Auflösung dieser Großkonzerne für die Gesellschaft als Ganzes kein wirklicher Verlust. Die Teilstrukturen, besonders die Übertragungs- und Verteilnetze werden weiterhin gebraucht und weiter bestehen, ja sogar ausgebaut, was Arbeitsplätze schafft und nicht etwa vernichtet.

Wichtig dabei ist, zu beachten, dass die Abnahmepreise für die Erzeuger im Rahmen derer tatsächlicher Erzeugungskosten plus vertretbarer, gemeinverträglicher Gewinne liegen. Eine wie bisher vor allem ertragsorientierte Bewirtschaftung von Kraftwerken unter Ausblenden der erheblichen Subventionen aus Steuergeldern ist im Sinne der Energiewende und der Versorgung der Gesamtgesellschaft nicht länger zu vertreten.

Separat darzustellen sind im Anschluß die Kosten für den Stromtransport, also Netzentgelte, Anschlusspreise, Leistungspreise, Konzessionsabgaben und Meßdienstleistungen. Diese gehören systematisch außerhalb des Referenzpreises = Arbeitspreis berechnet.

Geht man von den aktuellen Kosten für diese Leistungen aus, addieren sie sich auf einen Referenzpreis von 18 ct/ kWh, dazu noch ca. 7 ct/ kWh Netz- und Meßkosten und ca. 20% Mehrwertsteuer. Somit läge der Endverbraucherpreis im Schnitt bei 30 ct/ kWh bis 46 ct/ kWh bei Nutzung von Braunkohlestrom.

Dabei entsteht das Problem, dass private Haushalte und kleine Gewerbetreibende eventuell am Markt nicht zum Zug kommen, da die Kontingente an günstigem generativen Strom schnell erschöpft sind. Diese Lücke wird über einige Jahre wirksam bleiben, bis ausreichend dezentrale, generative Erzeugungsanlagen geschaffen sind, um diese Menschen in wesentlich stärkerem Maße als bisher mit rein generativem Strom zu versorgen. Während dieser Phase sollten die Betroffenen ein Vorkaufsrecht auf ein jährlich um 20% abschmelzendes Kontingent an Strom aus allgemein gehandeltem generativen Strom haben. Der gesamte Strom aus bis zur Umsetzung des Referenzpreismodells als Gesetz per EEG geförderten Erzeugungsanlagen darf deshalb vorrangig nur an diese Verbraucher verkauft werden.

Auf diese Weise ließe sich ein transparentes und geordnetes System einrichten, in dem alle Beteiligten Zuverlässigkeit und Sicherheit auch beim Preis haben werden. Auf Seiten der Dienstleister verdienen dann diejenigen am besten, die auch tatsächlich einen Beitrag in die Zukunft aller leisten.

Am Ende des Prozesses steht ein Preissystem für die Endverbraucher von Strom, das transparent, fair, rational nachvollziehbar und volkswirtschaftlich einfach steuerbar (mit dem Ziel auf rein generative Erzeugung und Zwischenspeicherung von Strom) ist. So ganz nebenbei wird sich der Umstieg von der Verbrennungstechnologie mit ihren Wurzeln in der Steinzeit auf moderne, generative Stromerzeugung erheblich beschleunigen und sich in wenigen Jahren auch von selbst finanzieren.

Soziale Effekte

Elektrische Speicher, von der 20 kWh Autobatterie über die 200 kWh Einfamilienhausbatterie zum 1 MWh Großspeicher, erfüllen dabei in Verbindung mit der passenden Leistungselektronik all jene Aufgaben, die für Netzstabilität, den Ausgleich von Frequenz- und Spannungsschwankungen, sowie Versorgungssicherheit nötig sind. Dabei werden sich Strukturen herausstellen, die eine Einzelabrechnung von Kleinmengen wirtschaftlich uninteressant machen. Damit werden Tarifmodelle möglich, die unterprivilegierte Haushalte und Verbraucher durch Freikontingente für Strom, direkte pauschale Zahlungen auf Stromkonten oder sehr günstige Pauschaltarife entlasten. Die Starken ziehen dann die Schwachen mit. Das ist gesellschaftlich gestaltete Solidarität. Etwa 340.000 Haushalte mit geringem Einkommen waren 2013 von Stromsperren betroffen. Falls – pauschal angenommen – pro solchem Haushalt 2.000 kWh im Jahr bezogen werden, wären das in etwa 1,3 TWh. Ein Bruchteil dessen, was an überschüssigem Strom zu negativen Preisen exportiert wurde (ja, hier wird Geld gezahlt, dass Strommengen abgenommen werden) könnte man auch an Sozialleistungsempfänger verschenken.

Zusammenfassung

Das Referenzpreismodell reguliert zukünftig den Arbeitspreisanteil beim Strompreis durch eine fixierte Untergrenze von ca. 18 ct/ kWh. Der Referenzpreis wird turnusmäßig von einem unabhängigen Gremium überprüft und ein Jahr im Voraus festgelegt.

Im Referenzpreis sind enthalten

Die Vergütung an die Stromerzeuger gemäß deren nachgewiesenem Aufwand für Ressourcen, Arbeitskraft und Wartung plus einer gemeinverträglichen Gewinnmarge (EURIBOR plus 1,5%).

Eine nach Primärenergiefaktor und CO2-Emission gewichtete Energiesteuer. Die Energiesteuer wird am Energiegehalt der eingesetzen Ressource bemessen

Als Betreibermodell für Stromerzeugungsanlagen empfehlen sich dezentrale Genossenschaften sowie Einzelunternehmen, die energieeffiziente >90%) Kogeneration für Prozess und Heizwärme durch KWK betreiben.

Eine Differenz zwischen Referenzpreis und Erzeugerpreis plus Energiesteuer, der in einen Fonds fließt. Aus diesem Fonds werden soziale Freikontingente, Speicherkapazitäten, Netzausbau, Infrastrukturmaßnahmen und Effizienzmaßnahmen für energieintensive Betriebe finanziert. Den Fonds verwaltet ein öffentlich kontrolliertes Gremium unter Wahrung von 100% Transparenz.

Auf den Referenzpreis kommen Handelsaufschläge, Meßdienstleistungen, Netzengelte, Konzessionen, Anschlusskosten und Mehrwertsteuern. Den Handel führen wie bisher unabhängige Stromhändler. Diese kaufen zum Referenzpreis ein. Der Direktbezug vom Erzeuger entfällt.

Dass EEG wird für Neuanlagen beendet. Entsprechend entfallen NEV und andere Umlagen für den Netzausbau. Damit wird die EEG-Umlage in Summe auf dem jetzigen Stand eingefroren und beginnt ab 2020 zu sinken.

Sämtliche Beihilfen, Subventionen, Steuervergünstigungen etc. für Stromerzeuger und Endkunden entfallen endgültig. Die Kohleabbaugebiete werden endgültig stillgelegt, abgewickelt und die Fachkräfte samt der Gelder in der Schaffung von unterirdischen Infrastrukturen oder für Renaturierungen eingesetzt. Unterstützungen werden nur aus dem Differenzerlös zwischen Erzeugerpreisen und Referenzpreis bzw. erzieltem Handelspreis gewährt und bedürfen des Nachweises volkswirtschaftlicher Nachhaltigkeit.

Volkswirtschaftliches Volumen der Maßnahme:

Quelle

Erzeugung ct/ kWh

Anteil

Vwl. Kosten €

Δ Erzeugung / Referenzpreis

ct/ kWh

Zusätzliche Einnahmen €

KKW

10,0

109,3 TWh

10.093.000.000

16,15

18.034.500.000

Steinkohle

9,1

110,5 TWh

10.055.500.000

21,90

24.199.500.000

Braunkohle

10,0

153,5 TWh

15.300.000.000

26,24

40.278.400.000

Erdgas

12,0

86,0 TWh

10.032.000.000

16,90

14.534.000.000

Sonstige

12,0

32,0 TWh

3.840.000.000

19,80

6.336.000.000

Wasserkraft

1,2

17,8 TWh

213.600.000

2,4

427.200.000

Wind

13,0

51,0 TWh

6.630.000.000

0

0

PV

12,0

21,0 TWh

2.520.000.000

0

0

Biomasse

24,0

39,2 TWh

9.408.000.000

1,6

627.200.000

Geothermie

115,0

0,0 TWh

0

0

0

Ø /Summe

12,57

621,3 TWh

78.090.100.000

104.436.800.000

(Kennzahlen aus 2012)

Noch einmal zum Vergleich die notwendigen Mindestpreise bezogen auf den Primärenergieträger:

Kernkraft: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0)/0,33 = 26,15 ct/kWh
Steinkohle: 9,1 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,30 = 31,00 ct/kWh
Braunkohle: 10 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,6)/0,25 = 36,24 ct/kWh
Erdgas: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,35 = 28,90 ct/kWh
Sonstige: 12 ct/kWh + 2,05 x (2,6 + 0,3)/0,30 = 31,80 ct/kWh
Wasserkraft: 1,2 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0)/0,9 = 3,5 ct/kWh
Biomasse: 24 ct/kWh + 2,05 x (0,2+0,03)/0,30 = 25,60 ct/kWh
Wind: 13 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 13 ct/kWh
PV: 12 ct/kWh + 2,05 x (0 +0) = 12 ct/kWh
Geothermie: 55 ct/kWh + 2,05 x (0 + 0) = 55 ct/kWh

Feststellung: Es steht ein jährliches Volumen von ca. 105 Mrd. Euro zur Finanzierung von Effizienzmaßnahmen für die Wirtschaft zur Verfügung. Durch das Preisregime wird die Abhängigkeit von Importen Zug um Zug zurückgefahren, werden regenerative und generative Kapazitäten und Speicherkapazitäten schon aus Eigeninteresse der Verbraucher auf allen Ebenen aufgebaut und der Verbrauch degenerativer Energieträger wird massiv zurückgefahren.

Zusätzlich spart der Staat jährlich ca. 28 Mrd. Subventionen. Der Bürger und die meisten Endverbraucher spüren nichts davon und die Industrie hat ein ganz anderes Interesse, kräftig bei der Effizienz nachzurüsten.

So geht Energiewende bei der Stromerzeugung.

Überprüfung der möglichen Erreichbarkeit der genannten Zielsetzungen:

Das voranstehend vorgeschlagene und beschriebene Modell verfolgt folgende Zielsetzungen:

Primärziele:

Verschlankung des Systems: JA

Preisstabilisierung: JA, bei langfristig ca. 0,30 €/ kWh plus Inflationsanstieg

Transparenz: JA

Planungssicherheit: JA

Vermittlung eines Gefühls der Gerechtigkeit im Sektor Strom: JA

Sekundärziele:

gesicherte Finanzierung von

Umrüstungen hin zu einer 100% generativen Stromerzeugung: JA

Netzstabilität: JA

Versorgungssicherheit finanziert werden: JA

Prüfen, Verbessern, Umsetzen und Handeln – statt Heucheln, Beschwichtigen, Besserwissen und Verwässern.

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Die Energiewende – machbar, zukunftsweisend, notwendig.

Energiewende – machbar und zukunftsweisend!
Von Thomas Blechschmidt, Dr. Michael Berndt und Jörg Dürre
Erarbeitet und verfasst von der AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland
Müssen heute zehntausende Bundesbürger auf die Straße, um für die  Energiewende zu kämpfen? Das ist ein Armutszeugnis für die Regierenden!  Immer noch halten nach einer Umfrage des Bundesverband der Energie- und  Wasserwirtschaft 89% der Bundesbürger die Energiewende für „sehr  wichtig“ oder „wichtig“. Aber mehr als jeder zweite ist der Auffassung,  dass die Energiewende „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ vorankommt[1].
Die  Piratenpartei forderte in ihrem Bundestagswahlprogramm,  dass die Energiewirtschaft zu einem dezentralen, transparenten,  umweltschonenden und nachhaltigem System ausgebaut werden soll. Die  Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen und Atomkraft ist durch den  Einsatz nachhaltiger, erneuerbarer Ressourcen zu ersetzen. Das Ziel muss  dabei sein, preisgünstige und umweltfreundliche Energie  bereitzustellen, um in Zukunft einen hohen Lebensstandard und hohe  Lebensqualität zu ermöglichen [2].
Und nichts ist mittlerweile so  kostengünstig, wie die »Erneuerbaren Energien« es sind:
So  ist z. B. die Braunkohleverstromung nur scheinbar günstig. Nach eigenen  Angaben hat die RWE AG im Jahr 2013 den mit Braunkohle erzeugten Strom  für durchschnittlich 5,1 ct/ kWh abgesetzt [3]. Hierzu kommen nach  Schätzungen des Umweltbundesamtes aber noch Umweltkosten (durch  Schadstoffemissionen und Treibhausgase) in Höhe von 10,75 ct/ kWh [4].  Damit ergäben sich gesellschaftliche (volkswirtschaftliche) Kosten in  der Größenordnung 16ct/ kWh bei der Braunkohlestromerzeugung. Dabei sind  die Beihilfen und Steuervergünstigungen auf Kosten der Steuerzahler noch gar nicht eingerechnet. Dem gegenüber stehen Stromgestehungskosten  z.B. von Windkraftanlagen an Land je nach Standort zwischen 4,5 und 10,7  ct/kWh [5] und Umweltkosten von 0,26 ct/kWh [4]. Auch mit  Photovoltaik-Freiflächenanlagen kann bei nachweisbaren Gesamtkosten von 7-11 ct/kWh [4,5] der Strom bereits heute günstiger als mit Kohle  erzeugt werden.
Selbst zukünftig erforderliche Maßnahmen zur  Versorgungssicherheit werden den Strompreis nur geringfügig erhöhen:  Durch das Vorhalten von Reservekraftwerken oder die Schaffung eines  neuen sogenannten Kapazitätsmarktes – hier werden aktuell mögliche  jährliche Zusatzkosten von ca. 3 Mrd. € diskutiert [6] –würde bei einem  Nettostromverbrauch von ca. 570 Mrd. kWh jährlich, der Strompreis aus  Erneuerbaren Energien nur um lediglich weitere 0,5 ct/kWh steigen!
Die  Piraten setzen sich für ein  Energiespeicherfördergesetz ein, um ähnlich dem EEG, Investitionsanreize  zum Aufbau von Stromspeichern zu schaffen, welche die dezentrale  Energieversorgung unterstützen. Dabei ist darauf zu achten, dass die  Förderung einen bedarfsgerechten Ausbau berücksichtigt [7].
Der  Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung erspart unserer  Gesellschaft aber nicht nur Kosten, sondern schafft zusätzliche  hochwertige Arbeitsplätze. Im Jahr 2012 waren in der deutschen  Braunkohleindustrie direkt und indirekt ca. 86.000 Menschen beschäftigt  [8]. Es wurden 161 Mrd. kWh Strom erzeugt [9]. Im gleichen Jahr waren im  Bereich der erneuerbaren Energien 377.000 Menschen beschäftigt [10] und  es wurden hier 144 Mrd. kWh Strom erzeugt [9]. Also ein weiterer Grund,  möglichst schnell von Kohlestrom zum erneuerbaren Strom zu wechseln!
Beim  Strom erweist sich die Sorge um das Netz zunehmend als unbegründet!  Denn bereits heute leisten unsere Stromnetze schon vielmehr als ihnen  zugestanden wird: »…um den neuen Herausforderungen durch die  Integration erneuerbarer Energien (Anteil von 39 Prozent an der  Stromerzeugung) gerecht zu werden und gleichzeitig eine sichere und  wirtschaftliche Stromversorgung zu gewährleisten… müssen bis zum Jahr  2020/25 je nachdem, welche Übertragungstechnik eingesetzt wird,  zusätzliche Trassen auf der Höchstspannungsebene mit einer Länge von  1700 bis 3600 km gebaut werden, bei gleichzeitiger Optimierung des  bestehenden Verbundnetzes«, so die Studie der deutschen Energieagentur  (dena) aus dem Jahr 2010, mit der immer noch neue Stromtrassen begründet  werden [11]. Von den im Energieleitungsausbaugesetz (ENLAG)  vorgesehenen Ausbaumaßnahmen von fast 1.900 Kilometern wurden bislang  jedoch nur ca. 270 Kilometer (Stand November 2013) tatsächlich in  Betrieb genommen [12]. Dennoch war der Anteil von erneuerbarem Strom  während des Sturmtiefs „Xaver“ am 06. Dezember, einem industriellen  Arbeitstag, fast den ganzen Tag über genau diese 39% [13]! Und das Netz  hat diesen Anteil verkraftet! Und auch z.B. im regionalen Verteilnetz  der EON -Gesellschaft E.DIS AG „liegt der Anteil grünen Stroms im  E.DIS-Netz heute schon bei rund 80% des gesamten Netzabsatzes  [14]. Darüberhinaus sind längst deutlich abweichende Ansätze zur  Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Netze erarbeitet worden. Die  einfache Addition der Spitzenlasten aus den Standardlastprofilen heraus ergibt jedenfalls keine sachgerechte Grundlage für den Glauben an die  Notwendigkeit der Höchstspannungsleitungen.
Hierzu Thomas Blechschmidt, Koordinator der AG Energiepolitik: »Auch  im Süden erweisen sich die Befürchtungen als unbegründet. Bei meinen  Besuchen der Leitstellen für die Überwachung der Übertragungs- und  Verteilnetze in Schwaben erhielt ich zur Frage nach dem Verhältnis von verfügbarer Leistung zu maximal auftretendem Lastabruf die Information,  dass einer höchsten je abgerufenen Last von 1.972 MW glatt 5.000 MW verfügbare Leistung in bayerisch Schwaben gegenüberstehen. Wozu brauchen wir also eine Höchstspannungstrasse? Selbst nach Abschalten der beiden AKW-Blöcke in Gundremmingen mit 2.688 MW haben wir noch ausreichend  Leistung im Land. Unser Netz hier ist selbst bei Spitzeneinspeisung von  PV-Strom noch immer nicht ausgereizt.«
Die  Energiewende muss solidarisch finanziert werden [15]! Heute profitieren  2.098 Unternehmen in Deutschland von der besonderen Ausgleichsregelung  des EEG [16] mit einer geschätzten Befreiung von der EEG-Umlage von mehr als 5 Mrd. € [17]! Nach Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare  Energie e.V. betragen die reinen Förderkosten für Strom aus Wind-,  Solar- und Bioenergie  sowie Wasserkraft und Geothermie im nächsten Jahr  mit 2,54 ct/kWh nicht einmal die Hälfte der EEG-Umlage von 6,4 ct/kWh  EEG-Umlage) [18]. Seit Jahren fordert die Piratenpartei, dass die Zahl  der von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen deutlich reduziert wer­den  muss! Nur Unternehmen, die tatsächlich von den niedrigen Strompreisen existenziell ab­hängig sind, sollen eine Reduzierung oder Befreiung  erhalten [15]. Denn heute müssen finanzschwache Familien mit ihrer privaten Stromrechnung auch Tochterunternehmen von Konzernen wie z.B.  Shell, BAYER, BASF [16] subventionieren, die jedes Jahr Milliardengewinne erwirtschaften! Und wieso müssen diese Familien 2,05  ct/kWh Stromsteuer bezahlen, die fast vollständig in die deutsche  Rentenversicherung fließen [19]?
Doch Piraten denken weiter. Die Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien ist nur ein Teil der Energiewende. Weitere wesentliche Bereiche sind auch die Energieeffizienz bei Gebäuden und die Elektromobilität.
Durch  die aktuelle Förderpolitik werden Technologien gefördert, die mit enormen Energieaufwand die vorletzten 10% Prozent Einsparung über mehr Wärmedämmung herausholen. Die Basismaßnahmen aber, die bereits 70% und mehr Energieeinsparung bewirken, werden unverständlicherweise nicht gefördert. [20] Eine Förderung entsprechend der tatsächlichen Verringerung des  Primärenergiebedarfs wäre richtig.
Nennenswerte Förderung gibt es aber erst ab Erreichen von mindestens 70% der Standardwerte für Wärmebedarf. [21] Doch  diese Förderung wiegt am Ende die Mehrkosten nicht auf. Zudem fehlt eine Verpflichtung der Vermieter auf Energieeffizienz. Der  „Energieausweis“ ist an der Stelle noch immer kein ausreichendes  Instrument.
Zu wenig berücksichtigt wird bisher auch der Aspekt der „energetischen  Amortisation“ von eingesetzten Materialien zur Wärmedämmung. Der Energieaufwand bei der Herstellung von Dämmstoffen ist beträchtlich: Für 1 m² PUR mit 10 cm Dicke z. B. werden 133 kWh zur Herstellung benötigt.  Nicht gerechnet Anbringung, Verschnitt und spätere Entsorgung. Dämmt  man ein Einfamilienhaus der 80er Jahre mit 250 m² Aussenfläche mit 10 cm  PUR – was bei einem Standardgebäude in der Regel nicht ausreicht, um  die geforderte Norm zu erreichen – so liegt der energetische Aufwand bei  einmalig 33.500 kWh für die Dämmung. Bei einer Einsparung von ca. 7.200  kWh pro Jahr. Die energetische Amortisation liegt also bei ca. 5  Jahren. Die wirtschaftliche Amortisation liegt auch bei steigenden Brennstoffkosten bei mehreren Jahrzehnten, zu rechnen ist mit 35 Jahren. Dannist das Material derart gealtert, dass es ersetzt werden muss. Ein Nullvorteil für den Nutzer also.
Die Energieeffizienz zu fördern wäre der richtige Ansatz! [22]
Auch die Wärmeerzeugung läuft hierzulande leider noch immer vielfach mittels Verbrennung fossiler Brennstoffe. Thomas Blechschmidt:  »Anstatt weiterhin den Mythos von der deutschen Vorreiterrolle in Sachen Energieeffizienz und Energiewende zu hegen und zu pflegen, wäre es aus Sicht der Piraten wesentlich bedeutender, die Anstrengungen anderer Länder intensiv zu untersuchen und für die eigenen Länder in Betracht zu ziehen!« Dänemark und Schweden sind an dieser Stelle schon weiter.
Dort werden  Verbrennungsheizungen mit fossilen Energieträgern nicht mehr neu  zugelassen und die Bestände abgebaut. Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist in Dänemark die Regel, Wärmepumpen sind auf dem Vormarsch und in Schweden in 95% der Neubauten das Maß der Dinge [23]; [24] »Auch  in den deutschen Ländern wären Wasser-Wärmepumpen im Bereich der flächigen Siedlungen und „kalte Nahwärme“ oder ggf. heiße Nahwärme aus  KWK – an Stelle des immer noch selbstverständlichen Einbaus von  Gasthermen – in Neubauten ein Meilenstein in Richtung Energiewende. Die Förderung wenig effizienter  Luft-Wärmepumpen [25] ist einzustellen, um unnötigen Stromverbrauch  einzudämmen. Schweden hat übrigens bereits seit den 90er Jahren eine  CO2-Steuer und dadurch keinen Schaden an seiner Stellung als   Industrieland hinnehmen müssen.« So Thomas Blechschmidt[26]
Den Gipfel schießt allerdings Bayerns CSU-Regierung ab, die in Ihrem 10.000Häuser-Programm sogar den Einbau neuer Ölheizungen fördert.
Zu einer erfolgreichen Energiewende gehört auch das Thema Elektromobilität.
Schon Anfang der 90er Jahre fuhren in Los Angeles Elektroautos (EV1)  mit einer Reichweite von ca. 200 km [27]. Warum schaffen die Elektromobile der deutschen Autokonzerne dann im Jahr 2014 immer nur noch Reichweiten von höchstens 190 km? Das Model S des amerikanischen Herstellers TESLA hingegen überzeugt heute schon seine Käufer durch Reichweiten bis 500 km, die auch im Winter nur um ein vertretbares Maß absinken.
Die Piraten wollen die Chancen der Elektromobilität intensiv nutzen. Die Jahresfahrleistung von privaten PKWs beträgt durchschnittlich nur 14.300 km [28], die problemlos elektrisch mit regenerativen Strom zurückgelegt werden könnten: Bei 40 Millionen zugelassenen Fahrzeugen mit einem  Gesamtkraftstoffverbrauch von 26,8 Mrd. Litern Benzin plus 9,8 Mrd.  Litern Diesel im Jahr 2008 [29] ergibt sich für die privaten Haushalte ein Primärenergieeinsatz von rund 41 TWh. Ganz Deutschland verbraucht ca. 600 TWh Strom, davon 23% erneuerbar. Die gleichen Fahrleistungen mit Elektrofahrzeugen ergeben höchstens einen Strombedarf von 5,7 TWh. Die Elektromobilität bietet somit die Chance zur Erreichung von Nachhaltigkeit im Verkehr zu günstigen Preisen.
Die teilweise in der Kritik stehenden Biokraftstoffe kosten für die gleiche Strecke ungefähr das Doppelte gegenüber Ökostrom. Die gleichberechtigte  Anrechnung von Fahrleistungen mit heimischem Ökostrom auf die 10% Quote  könnte sogar zur Verminderung der EEG Umlage genutzt werden. [30] Die  Piratenpartei befürwortet eine offene Diskussion zu Kosten und die zusätzlichen Anrechenbarkeit von Ökostrom auf die sogenannte  Biokraftstoffquote, wie es bereits in der EU Richtlinie vorgesehen ist. Der Flächenverbrauch für Öko-Verkehrsenergie könnte ganz nebenbei erheblich gesenkt werden, da durch Solarstrom fast achtzig mal mehr Kilometer Reichweite von gleicher Fläche zu erzielen sind. [31]
Deutschland hat heute noch immer ein Schienennetz, von dem lediglich knapp 50% elektrifiziert sind – der Rest fährt mit Dieselkraftstoff.[32] Unterschiedliche Antriebe führen zu vielen Lokomotivwechseln und Rangierfahrten. Reststrecken oder Teilstrecken der Transportaufgabe müssen mit Dieseltraktion gelöst werden. Ein durchgängig elektrifiziertes Schienennetz würde eine deutlich höhere Transportleistung ermöglichen. Da mit wäre die Bahn gegenüber dem LKW öfter die bessere Wahl. Sämtliche westeuropäischen Nachbarn haben seit Jahrzehnten die wichtigsten Strecken vollständig elektrifiziert. Wir haben an dieser Stelle erheblichen Handlungsbedarf, denn eine Elektrifizierung brächte wie beim Automobilverkehr eine erhebliche Einsparung an Energie und Schadstoffemissionen und vermeidet Verkehr auf Autobahnen.
Die Piratenpartei verlangt Rechtssicherheit für die Bürgerbeteiligung an der Energiewende. Entscheidungen dürfen dabei nicht über die Köpfe der Bürger hinweg getroffen werden. Der Vorrang von Eigeninitiativen der Bürger vor staatlicher Vorwegnahme der Planungen soll gewährleistet werden. Energiegenossenschaften und wirkliche Bürgerbeteiligungsformen dienen dabei als wesentlicher Baustein der Energiewende.
Die Piratenpartei fordert die Regierung und besonders den in der Hauptverantwortung stehenden Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf, die bisher so erfolgreiche Energiewende konsequent fortzuführen, statt nun auf begonnenem Weg eine Kehrtwende zu vollführen. Die Belastung der Eigenerzeugung erneuerbaren Stroms ist dabei zu unterlassen.
Wir Piraten kämpfen weiter für eine Energiewende in Bürgerhand!
Wenn Du  bei diesem und ähnlichen Themen mitarbeiten möchtest,  kannst Du uns in einer Sitzung der AG Energiepolitik besuchen – egal ob Du Pirat bist oder nicht. Die Sitzungen finden jeden zweiten Dienstag um 20:30 Uhr im https://wiki.piratenpartei.de/Mumble statt. Bitte informiere Dich auf der https://wiki.piratenpartei.de/AG_Energiepolitik Wikiseite der AG über die Details.

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Quellen:
[1] Pressemitteilung des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. vom 11.02.2014
[2] Bundestagswahlprogramm der Piratenpartei Deutschland, Seite 55;
[3] RWE AG: Geschäftsbericht 2013, Seite 43;
[4] Umweltbundesamt: „Schätzungen der Umweltkosten in den Bereichen Energie und Verkehr“, August 2012, Seite 6;
[5]   Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE:   „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“, Studie Version November   2013, Seite 2;
[7] Bundestagswahlprogramm der Piratenpartei Deutschland, Seite 57;
[8] Bundesverband Braunkohle: „10 Jahre Braunkohle als Wirtschaftsfaktor“;
[9] AG Energiebilanzen;
[10]   Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,   Faltblatt: Erneuerbar beschäftigt!  Stand: Aug. 2013, Seite 7;
[11] „dena Netzstudie II (November 2010)“;
[12] Bundesnetzagentur: Pressemitteilung vom 11.12.2013;
[13] EEX-Transparenzplattform, Gesetzliche Veröffentlichungspflichten der Übertragungsnetzbetreiber, Anzeigetag 06.12.2013;
[14] E.DIS AG
[15] Bundestagswahlprogramm der Piratenpartei Deutschland, Seite 56;
[16] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle;
[17] Windkraft-Journal;
[18] Pressemitteilung des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. vom 04. September 2013:
[19] Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern;
[22] Informationen berechnet aus http://www.ivpu.de/pdf/oekobilanz.pdf und frei verfügbarem Fachwissen.
[27] Dokumentation:“Warum das Elektroauto sterben musste  …“
[31] http://www.cedelft.eu/publicatie/impact_of_electric_vehicles/1153 Potential interactions with the electricity supply (Deliverable 3). Flächenverbrauch auf S.50
[32]

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Dänemark und Schweden beenden die Verbrennung fossiler Energieträger

Ist es typisch deutsche Borniertheit oder sind etliche Exponenten deutscher Eliten nur zu bequem, sich in der Welt umzusehen? Nun Ja, die Borniertheit, die Deutsche gern Ihren Landsleuten vorwerfen, gibt es auch in anderen Ländern. Und auch in denen werfen sich die Landsleute dieses gern gegenseitig vor.

Allerdings dürfte es zutreffen, dass das Trauma zweier verlorener Weltkriege bei den Eingeborenen der deutschen Länder bis heute eine zusätzliche Triebfeder darstellt, in vielen friedlichen Disziplinen die Weltspitze anführen zu wollen.

So wie einst galt: „Nürnberger Tand, zieht durch alle Land!“ und Waren aus Nürnberger Produktion im Mittelalter tatsächlich in alle Welt gehandelt wurden, so bieten die Länder der BRD regelmäßig (meist eingebildete) Superlative. Aus Deutschland kommen:

Die besten Autos der Welt; die besten Waffen der Welt; die besten Atomkraftwerke der Welt; die Besten U-Boote der Welt; die besten Biere der Welt; die meisten Spielkarten der Welt; die meisten Spielwürfel der Welt, die meisten Achterbahnen der Welt; die besten Maschinen der Welt; die besten Schiffsmotoren der Welt; die einzigen Autobahnen der Welt, auf denen man unbegrenzt schnell Fahren darf…

Darüber hinaus sind „wir“ regelmäßig Weltspitze beim Handel; beim Umweltschutz; beim Fußball; beim Biathlon; bei Goldmedaillen im Sport; bei Kreuzfahrten; beim Urlaub machen; und und und …

und natürlich sind die Deutschen Weltmeister bei der Energiewende.

Klar. Wer denn sonst? Schließlich haben die Bayern auf der Welt die meisten PV-Anlagen (20% der weltweit installierten Leistung), die BRD hat 50%; wir haben den größten Anteil an Biomassestrom, die meisten Windkraftanlagen und unsere Automobilindustrie führt das Elektroauto als industrielles Massenprodukt gerade ein: BMWi3; VWEup; VW EGolf;

Während andere – ja was eigentlich? – zustande bringen:

  • China wird allein dieses Jahr so viel PV zubauen, wie die gesamte BRD installiert hat und baut mindestens die gleiche Menge jährlich in den folgenden 20 Jahren dazu. Denn die Chinesen wollen und werden ihre Gesellschaft komplett auf generative Stromerzeugung umrüsten. Und reden nicht nur davon.
  • Texas allein hat mehr Windkraft als die gesamte BRD, auch wenn die im Land der Ölbarone nur schwach genutzt wird und keiner darüber redet.
  • Das meistgefahrene E-Auto der Welt ist der LEAF von Nissan (über 200.000 Stück, seit 2009 am Markt, Reichweite 175 km), Nummer 2 der Tesla Model S, ca. 22.000 Stück (Reichweite bis 500 km).
  • Norwegen als Erdölselbstversorger hat die meisten Elektrofahrzeuge pro Kopf
  • Dänen und Schweden haben bei der Gebäudebeheizung die Nase vorn:

http://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/daenen-verbieten-oel-und-gaskessel–69582460.html

http://www.ecoquent-positions.com/eilt-verbot-fuer-neue-oel-und-erdgasheizungen-in-daenemark/

Besonders in Dänemark denkt man konsequent und logisch statt hysterisch und emotionalisiert oder herablassend-jovial:

Alles hängt zusammen

Dänemark ist auf einen solchen grundlegenden Schritt besser vorbereitet als Deutschland. Das liegt zunächst daran, dass die Energiewende dort nicht als Kostentreiber wahrgenommen wird.

Die Einführung neuer Technologien verlangt nach Geld, dessen ist man sich dort bewusst. Hier in Deutschland redet man von Kosten, als ob das Geld dann weg, verbraucht quasi aufgegessen oder verbrannt wäre.

 

Dabei ist all das nicht neu. Die erste deutsche Energiewende bestand in der weitgehenden Umstellung der Stromversorgung auf Kernenergie und der Umstellung des Eisenbahnsystems auf Strom und Diesel. Diese wurde über das Steuersystem finanziert. Bezahlen mussten die Verbraucher all das ebenfalls, allerdings bekamen sie die Rechnung – anders als bei der jetzigen Energiewende – nie schwarz auf weiß ins Haus geschickt.

In Dänemark schleppen die regenerativen Energien keine solche psychologische Vorbelastung mit sich herum. Zweitens sind der Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme besser auf derartige tiefgreifende Veränderungen vorbereitet. Es steht ein erheblicher Verlust von Arbeitsplätzen in der klassischen Energiebranche bevor, die in andere Bereiche verlagert werden. Dieser Prozess geht in Dänemark relativ geräuschlos von statten, weil die Arbeitnehmer gezielt für die neuen Jobs qualifiziert werden.

(Zitiert aus der oben angegeben ecoquent website)

Damit ist eigentlich schon alles gesagt und auch gut beschrieben, was die bisherigen Parteien in unseren Ländern immer noch unterlassen. Egal ob Rot, Schwarz, Gelb oder Grün. Auch mit Blau oder gar Pseudo-Orange wird es niemals besser.

In Skandinavien gilt: Wissen statt Glauben. Durch Recherche, Nachfragen und Faktenprüfung. Keine mächtigen Energiekonzerne, kein Glaube an hierarchische Ordnung, Autorität oder mit akademischem Weihrauch garnierte Großmannssucht und Eitelkeit á la Hans-Werner Sinn, der in München sein elitäres Ifo-Institut betreibt, von dem aus er regelmäßig Un-Sinn zu verkünden geruht, sofern er nicht gebeten wird, seine Eitelkeit in Talkshows auf den Markt zu tragen und Thesen zu verkünden, die meist in kurzer Zeit durch die Realität widerlegt werden:

http://www.klima-luegendetektor.de/2014/02/09/ifo-institut-die-sinn-wende-ins-nichts/

Links:

http://www.kebmin.dk/en

http://www.kebmin.dk/node/845

http://www.iwr.de/news.php?id=23461

http://www.eregion-m.de/daenemarkt-verbietet-einbau-von-oel-und-ergasheizungen/

Doch nicht nur die Dänen, auch die Schweden haben die Deutschen kühl und sachlich abgehängt und Heizen zu 92 % nicht mit Öl, sondern fast alle Neubauten mit Wärmepumpe. Oder eben viel mit Pellets. Und das im hohen Norden bei langen, kalten Wintern!

http://environment.about.com/od/renewableenergy/a/oilfreesweden.htm

Damit nicht genug: Das Ziel Schwedens heißt: Kein Öl mehr importieren ab 2020. Dürfte den Norwegern nicht gefallen,denkt man. Aber im Gegenteil: Die verkaufen Ihr gutes Nordseeöl auch lieber an Chemie und Pharma. Erdöl ist zu schade zum Verbrennen. Begleitet wird dieses Ziel durch gesetzliche Maßnahmen, wie den zwingenden Austausch von Ölheizungen bei Verkauf eines Hauses oder kommunale Vorschriften zum Einbau ausschließlich nicht-degenerativer Heizungen.

http://sweden.se/society/energy-use-in-sweden/

http://miljo.lth.se/fileadmin/miljo/personal/KarinE/Swedish_district_heating_case-study_KEricsson.pdf

http://www.theguardian.com/environment/2006/feb/08/frontpagenews.oilandpetrol

Wo also bleibt da unsere Politik? Ach Ja, bei uns ist ja alles anders. Weil wir so hochindustrialisiert sind, der Exportweltmeister oder zumindest der zweite Sieger. Nein, nicht pro Kopf, sondern in absoluten Zahlen.

Dumm nur: Schweden und Dänen exportieren pro Kopf mehr und sind stärker industrialisiert. Haben auch mehr regenerative und generative Energiequellen am Start. Aber dort sind die Voraussetzungen ja nicht vergleichbar.

Stimmt. Dort haben Politiker neben der schlechten Angewohnheit nüchterner und im Sinne Ihrer Bürger zu Denken und zu Handeln, sowie  ganz offensichtlich gegenüber den Interessen irgendwelcher Lobbyisten noch die Hosen anzuhaben, zu allem Überfluss offensichtlich auch noch Mut.

Den Mut, Dinge, die als notwendig erkannt sind, anzugehen, politisch die Voraussetzungen für Umstrukturierungen zu schaffen und zu Handeln, an statt wie ein Haufen Jammerlappen ängstlich auf die nächsten Wahlergebnisse zu schielen. Und weil im System BRD ja ständig irgendwo irgendwie irgendwelche Wahlen sind, sind ständig in Berlin mehr Bedenkenträger als aktiv handelnde Personen am Werk. Insgesamt könnte man sagen gibt es drei Mal mehr Bedenkenträger mit Mandat im Bundestag, als dieser überhaupt Abgeordnete hat. Höchste Zeit, die Zuständigkeiten zu Umsetzungen einerseits wieder auf Länderebene, besser noch dezentraler auf regionale und lokalre Ebenen herunterzubrechen und andererseits die gemeinsamen Maßstäbe und Normen für Europa verbindlich und einheitlich in Brüssel festzulegen und dort vollständig und transparent zu veröffentlichen. Weg mit dem Monopol des Beuth-Verlags! Was alle zu beachten haben und soviel regelt muss auch transparent zugänglich sein.

Das alles fehlt der weichgespülten Seifenoper Berlin und ihren derzeitigen Nebenbühnen in den verschiedenen Landeshauptstädten.

Zeit, das zu Ändern.

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Ha, Wer will denn hier wirklich noch eine Energiewende?

Antwort: Die Bürger.

Die Bürger in Deutschland stehen mehrheitlich hinter der Energiewende!

Für Interessierte habe ich hier mal ein paar Links zu Quellen und Fakten zusammengestellt. Nachstehend nach jedem der geposteten Links meine persönliche Meinung zu dem jeweiligen Artikel.

http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2014/02/59472/

Relativ gut recherchiert mit interessanten Zahlen zum „Wärmemarkt“. Leider werden hier nur die neokonservativen bzw. neofeudlaen Meinungen von Hildegard Müller als Sprecherin des BDEW veröffentlicht. Die halten allerdings nachprüfbar keiner umfassenden Betrachtung und Prüfung stand. Dieser Verband stemmt sich mit allen Mitteln gegen eine dezentrale Organisation der Energieversorgung.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/forsa-umfrage-deutsche-finden-energiewende-schlecht-organisiert-12528632.html

Wie können wir den Bürgern klar machen, dass es nicht die Politik ist, die die Akzeptanz der Energiewende verspielt sondern es sind die bisherigen Parteien? Auch viele Grüne Denken, Reden und Handeln inzwischen Eliten- und Establishmentkonform. Mit meinen Piraten ist leider in der Hinsicht nicht viel zu machen.

http://www.welt.de/wirtschaft/article119717471/Energiewende-ist-bei-Deutschen-weiterhin-beliebt.html

Leider wendig fundierte Spekulationen über die Bedeutung der ermittelten Meinungen.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/forsa-umfrage-deutsche-finden-energiewende-schlecht-organisiert-12528632.html

Ein Ansatz in die richtige Richtung. Wärme per Wärmepumpe ist effizienter und nachhaltiger als Verbrennung von degenerativen oder regenerativen Stoffen.

http://www.die-buergerenergiewende.de/emnid-umfrage-zur-buerger-energiewende/

Sehr gute und umfassende Fragen. Darauf aufbauend könnte die Piratenpartei eine eigene Umfrage erstellen. Schwierig für uns Piraten ist allerdings der Crosscheck mit soziodemographischen Daten, der den Grad der Übereinstimmung zwischen der befragten Gruppe und dem Bevölkerungsquerschnitt belegt. 

http://www.fr-online.de/wirtschaft/umfrage-zur-energiewende–mehr-tempo-bei–energiewende,1472780,25947084.html

Deutlicher Hinweis auf den in der Bevölkerung vorhandenen Willen zur individuellen Energieautonomie. Der Kurs in Richtung dezentrale Energieversorgung wird ganz klar unterstützt. Das vom Stiebel-Eltron Boss gewünschte heilige Grälchen „steuerliche Absetzbarkeit“ ist allerdings kaum ein Schlüssel zu mehr Energieeffizienz bei Gebäuden, solange Vermieter nicht für einen höheren Primärenergiebedarf auf Grund schlechter Bausubstanz zur Kasse gebeten werden. Denn die Mehrkosten für den Brennstoff trägt der Mieter. Dem Vermieter ist das egal. Miete erhöhen geht kaum, schon gar nicht wenn die Kappungsgrenzen für Mieterhöhungen wegen der parteipolitischen Erfüllungsambitionen angeblicher „sozialer Gerechtigkeit“ weiter gesenkt werden sollen.

Unter solchen Bedingungen gibt es keinen Spielraum für Investitionen, auch nicht, wenn sich der Steuerzahler mit ein paar Prozent daran beteiligt. Der Weg geht nur über die Schaffung von Marktbedingungen, die nachlässige Vermieter direkt am Geldbeutel erwischen: Liegt der Primärenergiebedarf nach Norm um x% über dem gebäudespezifischen Standardwert für Bestand (85 kWh/m²a), dann hat der Vermieter den Anteil der Energiekosten zu tragen, der diesem Bedarf über 100% hinaus entspricht.

Formel: Kostenanteil Vermieter = 1-(x% / 100 + x%)

Beispiel für ein Gebäude / Wohnung mit einem Primärenergiebedarf von 250 kWh/m²a bei 100 m² N(P)utzfläche, Gasheizung = 25.000 kWh = 1.650 € zu erwartende Gaskosten nach Norm. 8.500 kWh wäre der Normprimärenergiebedarf.

100-(25.000/8500+25.000) = 0,75. Oder 75%. Der Vermieter müsste für seine veraltete Bausubstanz einen Mietabschlag von 75 % der Energiekosten, im Beispiel 1.232,00 Euro im Jahr, hinnehmen.

http://www.handelsblatt.com/technologie/das-technologie-update/energie/umfrage-deutsche-glauben-nicht-an-erfolg-der-energiewende/9245366.html

Dem Motto „Dümmer geht immer!“ kann man auf viele Arten gerecht werden. Mehr ist zum Handelsblatt nicht zu sagen.

http://www.presseportal.de/pm/67764/2591162/aktuelle-forsa-umfrage-deutsche-sind-nicht-ueberzeugt-vom-gelingen-der-energiewende

Bundesverband Holz-und Waldbesitzer. Sprecher Philipp zu Guttenberg. Ein jeder BILDe sich seine Meinung dazu, wie sinnvoll es ist, einen so vielseitigen Nutzstoff wie Holz zu verbrennen, wenn es nachweisbar auch mit generativen Energieträgern möglich ist, Wohlstand und Lebensqualität zu erhalten, ja sogar noch zu steigern.

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Fakten und Hintergrundinfos zum Thema Wärmedämmung

Zum Thema Wärmedämmung:

Wirtschaftlichkeit von Dämmung bei enbausa.de

Zum Verständnis dieses Themas braucht es ein wenig Mühe: Lesen, lesen, lesen und selber Denken.

Für die Beispielrechnung werden Dämmstärken von 10, 15 und 20 Zentimetern Mineralwolle (Lambdawert 0,04 W/mK) angenommen. Damit verbessert sich der U-Wert einer ungedämmten Ziegelwand von 1,2 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m2K) auf 0,30 bzw. 0,22 und 0,17 W/m2K. Mineralwolle und Styropor sind die kostengünstigsten Dämmstoffe.

Problem: 10 cm senken den Wärmeverlust von 1,2 auf 0,3 W/m². Das sind 75 % des Wärmeverlustes. Gefördert wird nach ENEV aber erst ab Erreichen von 0,24 W/m², für die man mindestens 14 cm benötigt. Die Kosten zwischen 10 cm und 14 cm Polystyrol springen von z. B. 6,19 €/m² auf 8,66 €/m² und bei 20 cm auf 12,38 €/m² bei dem genannten Lambda-Wert 0,40 W/mK).

 

Eine nahezu volle Förderung verdoppelt also bereits beim Material die Kosten und bringt aufs Ganze gesehen 13 % mehr. Aber die Förderung setzt erst ab 80 % Einsparung ein und würde bereits 35 % mehr kosten. Dazu sei angemerkt: Die Zahl der gebrauchten Wohngebäude, die einen U-Wert von 1,2 W/mK oder besser erreichen ist im Bestand der BRD bis zu Baujahren um 2000 herum eher die Ausnahme. Die große Menge erreicht U-Werte um 1,6 und schlechter. Bedeutet: Mehr Dämmung, um Förderung zu bekommen.

KFW Energieeffizienz Sanierungskredit

Die Förderung besteht dann in Zinsvergünstigungen auf die Sanierungsdarlehen durch die KfW, was bei voller Förderung ca. 13.250,00 € auf die Laufzeit ausmacht. Dafür liegen die Kosten dann halt doppelt so hoch. Aus diesem Grund schrecken viele davor zurück, überhaupt etwas zu machen. Vermieter sowieso, denn die Energierechnung zahlt der Mieter allein. Deshalb wäre es für uns ein Ansatzpunkt, eine Formel für die Belastung der Vermieter durch überdurchschnittliche Energiekosten zu entwickeln.

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Grafenrheinfeld – das Ende eines AKW, und was dann? Antworten auf Fragen eines Bürgers

Fiktives Gespräch zwischen Richard Bethmann (RB), Mitbürger im Regierungsbezirk Unterfranken und Thomas Blechschmidt (TB), Mitglied der AG Energiepolitik der Piratenpartei Deutschland und Energiebeauftragter des Landesverbands Bayern der Piratenpartei.

Das fiktive Gespräch geht auf eine umfangreiche Anfrage von Herrn Bethmann an die Piratenpartei  zurück, die im Dialogstil beantwortet wird.

Richard Bethmann (RB): Interessiert verfolge ich Ihre Energiepolitik. Ich war selbst in der Energiebranche tätig unter anderen im Fachausschuss Kernenergie Deutschland als 2. Vorsitzender, weiterhin in KTA Ausschüssen, Betriebsrat, Kraftwerk usw.

Thomas Blechschmidt (TB): Ihr Interesse freut uns sehr. Etliche unserer AG-Mitglieder sind selbst beruflich mit Energie befasst. Ich arbeite als selbständiger Energiemanager und leite das Regionalbüro München und Südbayern der Fa. ISOCAL. Mein persönlicher Fokus ist Energieeffizienz. Mit Kernenergie waren Sie ja schon befasst. Derzeit sehe ich mit lachendem und weinendem Auge, dass Großbritannien Strom aus Kernenergie mit 11 ct./kWh fester Einspeisevergütung honorieren will. Einen besseren Beweis dafür, dass diese Energieform eben keine Grundlage für billigen Strom hergibt, gibt es nicht. Man könnte noch Erträge für die Energiewende generieren, wenn man einzelne AKW später vom Netz nimmt und die Überschüsse in einen Energiewendefonds steckt. Die Verantwortung für die Risiken übernimmt aber niemand. Diese können nur gemeinsam getragen werden. Und ob sich das mit den zusätzlichen Sicherungskosten für die dann vermehrt anfallenden Abfälle ausgleicht, ist fraglich.

RB: Mein Vorschlag zur EEG ist die Speichermöglichkeiten zusätzlich aufzunehmen.

TB: Diesen Vorschlag haben wir in der AG bereits mehrfach andiskutiert, aber noch nicht zur Position gemacht. In erster Linie wegen Uneinigkeit über die Speichertechnologien, aber auch mangels Detailwissen und Zeit, da wir ehrenamtlich tätig sind. Ich selbst begrüße diese Idee sehr, denn speziell die Speichertechnologien und vor allem ihre Leistungselektroniken bieten sehr preisgünstige Lösungsmöglichkeiten für systemische Probleme. Für weniger als zehn Euro pro Stück sind elektronische Bauteile in Ladesysteme integrierbar, die in Millisekunden reagieren und ausgleichend auf Frequenz- und Spannungsabweichungen wirken. Vergleichen Sie dazu das Konzept I.D.E.E. von Tomi Engel:

http://wiki.piratenpartei.de/Datei:Piratenpartei_Energieworkshop_2013.1_Vortrag_IDEE.pdf

RB: Hier sehe ich zu Batterie Systemen, Pumpspeicherwerken usw. zusätzlich die Power to Gas Möglichkeit für zukunftsweisend.

TB: Wie gesagt:  Wir sind da noch nicht abschließend zu einem Ergebnis gekommen. Das ist aber auch gut so. Ich bin sicher, diese Systeme werden sich gegenseitig ergänzen. Aktuell den größten Entwicklungsspielraum haben Batteriesysteme wie Redox-Flow, die bereits wirtschaftlich betreibbar sind, Li-Ion-Akkus für die Elektromobilität und einige Neuentwicklungen chemischer Elektrizitätsspeicher wie Li-Schwefel oder Li-Polymer auf Basis von extrem dünnschichtigen Elektroden aber auch die Natrium-Schwefel-Batterien, die wir in den deutschen Ländern geflissentlich ignorieren, sind sie doch ein Produkt der japanischen Industrie, die klug genug war, sich das in Deutschland entwickelte aber verschmähte Patent zu sichern und umzusetzen.

Bezeichnend für diese Haltung war zum Beispiel ein Vortrag  am 17.02.2014 im Sparkassenforum in Kaufbeuren von Prof. Hannes Brachat zur Zukunft des Automobils, in welchem der Entwicklungsstand von Elektrofahrzeugen zwar angeschnitten, aber die real existierende Marktführerschaft von Nissan (200.000 zugelassene Nissan LEAF) und TESLA ( ca. 30.000 zugelassene Fahrzeuge aller Modelle) mit keinem Wort erwähnt wurde. Hier gilt es die Scheuklappenmentalität dringend zu überwinden. Das erste Elektroauto war bezeichnender Weise  ein Porsche im Jahr 1898. Die ersten Brennstoffzellenfahrzeuge mit großer Reichweite waren die U-Boote der Walther-Klasse der deutschen Kriegsmarine am Ende des WK II.

RB: Ich sehe aktuell eine Chance für ein Gaskraftwerk mit zusätzlicher Power to Gas Anlage, zum Beispiel in Schweinfurt oder Grafenrheinfeld wo laut momentaner politischer Festlegung das Kraftwerk Ende 2015 stillgelegt wird.

TB: Dieser Vorschlag ist – linear gedacht – logisch und richtig. In der Energiebilanz betrachtet dagegen ungeeignet. Allein der Modus in dem die Umsetzung erfolgt hat erhebliche Verbesserungspotentiale. Kraftwerke werden traditionell zentral an regional gut gelegenen Standorten gebaut. Ihre Größe wird an Hand der aufaddierten Standardlastprofile der im betreffenden Gebiet liegenden Verteilnetze plus der Leistungsverluste in Umspannwerken und Übergabestationen hochgerechnet. Dies bedeutet, dass alle zu erwartenden und theoretisch denkbaren Lastspitzen in allen angeschlossenen Netzen so in die Hochrechnung einfließen, als würden Sie gleichzeitig auftreten. Im Ergebnis sind die Hochrechnungen regelmäßig deutlich überdimensioniert. Meine Recherchen für den Regierungsbezirk Schwaben haben beispielsweise ergeben, dass wir hier 5.000 MW installierte Leistung haben, denen eine höchste jemals im entsprechenden Übertragungsnetz in Summe abgerufene Leistung von 1.972 MW gegenübersteht.

Die erste Aufgabe an der Stelle für Sie wäre es, die Leitzentrale des Übertragungsnetzbetreibers und die lokalen Energieversorger aufzusuchen und die real abgefragten Lasten herauszufinden. Dadurch lässt sich der tatsächliche Bedarf für ein neues Kraftwerk bzw. die tatsächliche Notwendigkeit der „Thüringer Stromtrasse“ evaluieren. Denn die wird sich dann sehr wahrscheinlich als unnötig erweisen. Zumindest für den Transport von Strom aus dem Norden nach dem Süden.

Der für uns wesentliche Aspekt ist aber, dass wir als Piraten für eine deutliche dezentralisiertere Stromversorgung stehen und das Konzept zentraler Großkraftwerke als unwirtschaftlich ablehnen. Die Dezentralisierung in Dänemark beispielsweise ist dort bereits seit 2000 weitgehend umgesetzt und dabei der KWK-Anteil auf rund 60 % hochgegangen, was allerdings auch dem hohen Urbanisierungsgrad Dänemarks geschuldet ist. Dieser wird mit der Zeit sukzessive gegen größere Kapazitäten an generativen Stromerzeugern und Batteriespeichern ausgetauscht werden, soweit Gas sich verteuert und die Alternativen günstiger werden. Aber der unmittelbare Handlungsdruck ist deutlich geringer, vor allem da Dänemark bei der Gebäudeversorgung mit Wärme die Verwendung von degenerativen CO2-Schleudern beendet hat: Kein Öl, und kein Gas-Gerät darf mehr neu verbaut werden und in Kürze auch nicht mehr ersetzt werden. Die Alternative ist Fernwärme aus KWK oder Wärmepumpe mit Strom aus Wind oder PV.

Ein Beispiel für die Probleme mit zentralen Gaskraftwerken ist das Mega GuD-Kraftwerk Irsching bei Ingolstadt. Die Leistung des Geräts beeindruckt und lässt Männerherzen höher schlagen. Nichts desto trotz läuft es kaum, rechnet sich nicht und zu allem Überfluss produziert es so viel Abwärme, dass die in der Umgebung kaum genutzt werden kann. In der Realität ist es nicht mal an die Fernwärme Ingolstadts angeschlossen! Nun sollen es „Kapazitätsmärkte“ richten, sprich: die Erbauer und Betreiber werden für das Errichten und Bereithalten bezahlt. Im Ergebnis werden also die privaten und gewerblichen Endverbraucher dafür zur Kasse gebeten.

RB: Hier könnten Synergieeffekte: Infrastruktur, Netzanbindung, usw. bestens genutzt werden.

TB: Ja, sinnvoll aber nur, wenn an den zentralen Schnittstellen statt großen Kraftwerken große Speicher errichtet werden. Großkraftwerke: Klares Nein. Stellen Sie sich vor, dort in Grafenrheinfeld würde ein GuD-Kraftwerk wie in Irsching gebaut, das die Leistung des AKW 1:1 ersetzt. Dann wären bis zu 2.700 MW Wärme zu verteilen, oder eben ganz schlicht in die Umwelt entsorgt.

Das Kraftwerk kann aber nur dann zuverlässig laufen, wenn die Wärme wirksam abtransportiert wird. Auf die Nutzung der Abwärme zu verzichten wäre wirtschaftlich unsinnig. Was wollen Sie mit so viel Wärme machen bzw. wie groß müsste das Fernwärmenetz sein, dass dann dazu zu errichten wäre?

In der BRD liegt der Wärmebedarf für Wohngebäude derzeit bei ca. 560 TWh, das GuD dort würde bei nur halber Laufzeit pro Jahr ca. 12 TWh Wärme produzieren. Also um die 2% des Bundesgesamtbedarfs. In ganz Unterfranken leben allerdings grade Mal 2% der Bevölkerung. Das Fernwärmenetz müsste dann also ganze Unterfranken bis nahe an Frankfurt reichen, um die Wärme sinnvoll verwenden zu können. Liefe das GuD dann aber wie das AKW die meiste Zeit durch, wäre der Überschuss noch deutlicher.

An dieser Stelle: „Kalte Nahwärmenetze“ sind übrigens effizienter und günstiger.

Fazit: Ein zentrales Kraftwerk am Standort des AKW ist der falsche Weg. Viele kleinere KWK-Anlagen mit weitgehender Nutzung der Abwärme sind sinnvoller. Da wäre ein Großspeicher mit 3 GW zu errichten. Am Anfang steht aber eine Erfassung der real auftretenden Leistungsabrufe (Lasten) und ein Vergleich mit den bisher hochgerechneten Standardlastprofilen.

Gleiche Voraussetzungen gelten natürlich auch für die Forderungen aus dem Raum Leipheim für ein GuD als Ersatz für Gundremmingen.

RB: Zu Speichertechnologien könnten vermutlich ca. 30 % EU Förderung genutzt werden. Zusätzlich eventuell Sonderförderungen von EU, Bund, Land usw.

TB: Förderung ist immer erfreulich. Allerdings gehört dazu die transparente Aufrechnung der Förderung zur Ermittlung der realen volkswirtschaftlichen Kosten von Wärme- und Strombereitstellung. Denn diese Intransparenz und der regelmäßige geistige Kurzschluss von Politikern, dann mal eben schnell den Bau eines Kraftwerks vom Bund zu verlangen, verbilligen den finanziellen Aufwand für die Energiebereitstellung nicht. Sie verlagern nur den Kostenträger von den Nutzern auf die Allgemeinheit. Ein GuD rechnet sich wie jede andere Anlage auch: Kaufpreis/ komplette Investition mit Zuschüssen umgerechnet in Abschreibung oder Finanzierungsrate plus Zinsen  oder Leasingrate und am Ende plus Betriebskosten. Warum das für Finanzinvestoren und Großkonzerne nicht gelten soll, ist nicht einzusehen. Welchen Grund gibt es, einer Kapitalgesellschaft ein von der Allgemeinheit finanziertes Produkt nach 10 Jahren zum Abschreibungspreis von nominell 1,00 Euro zu verkaufen und den Betrieb samt den daraus entstehenden Erträgen steuerlich auch noch zu begünstigen? Sind wirklich alle damit gestützten Arbeitsplätze es wert, erhalten zu werden?

Die gängige Methode, Subventionen, Zuschüsse und Beihilfen unter den Teppich zu kehren (stranded Assets) ist nicht mehr hinnehmbar. Leider arbeiten die bisherigen Parteien unverdrossen immer weiter nach diesem Prinzip. Jeder Handwerker oder Dienstleister, der solche Schönfärberei betreibt oder so schlampige Arbeit abliefert, verliert seine Kunden und keine Bank würde einen Privatmann auf dieser Basis finanzieren. Nur die bestehende Politikerkaste kann es sich offenbar leisten, jeden denkbaren Fehler zu begehen und auch zu wiederholen.

RB: Früher oder später gehen die fossilen Brennstoffe zu Ende. Ob in der nächsten oder übernächsten Generation weiß keiner so genau.

TB: Das stimmt so leider nicht ganz. Es gibt noch jede Menge fossiler Brennstoffe. Das Thema ist: Wie kann man die Stoffe möglichst billig aus der Erde holen. In den USA üblich sind dafür Aktiengesellschaften, deren Anleger dann ggf. halt kein Geld verdienen. In China verschuldet sich der Staat dafür und hier in Europa ist es gängige Methode, die Risiken und Kosten dafür dem Steuerzahler aufs Auge zu drücken. So wird Kohlestrom bei uns mit 8 Cent /kWh gefördert, denn sonst wäre er nicht konkurrenzfähig bzw. wäre es nicht möglich, Strom für 2,8 Cent an die energieintensive Industrie zu liefern. An dieser Stelle läuft ein intensiver Wettbewerb um Standorte in Europa. Der aktuell komplett auf dem Rücken der KMU und Endverbraucher ausgetragen wird. Ohne hohe Exportüberschüsse könnten wir uns unser Subventionssystem gar nicht leisten.

Gebundener Kohlenstoff zur Energieversorgung reicht bei dem jetzigen Verbrennungstempo noch locker 1.000 Jahre. Dann würden allerdings gut 0,5 % des atmosphärischen Sauerstoffs in Kohlendioxid und Wasser gebunden werden. Das wäre für die dann Lebenden schwierig. Abgesehen von den Folgen für das Klima, über die man trefflich streiten kann.

Doch das ist nicht der primäre Fokus: Allein bei der wirtschaftlichen Betrachtung unter Einrechnung aller externen Kosten wird klar, dass die Bewertung von Strom und z.T. auch Wärme unter den aktuellen Bedingungen vollkommen verzerrt wird. Die derzeit bezahlten Preise sind irreal und deutlich zu niedrig. Wir leben aktuell massiv von der Substanz.

RB: Energiewende vor Ort Anregungen und Möglichkeiten

RB: Zur Energiewende möchte ich Möglichkeiten für Grafenrheinfeld unterbreiten.
Nach dem Motto: „Umbau statt Rückbau“
Der Standort des Kraftwerks Grafenrheinfeld ist so zentral gewählt, dass es an einem günstigen Netzknoten liegt.

TB: Für eine künftige Stromversorgung ist Dezentralität die nachhaltigste Form. Standorte sind von daher sekundär.

RB: Was bei der Energiewende noch fehlt ist die Speicherkapazität und das Ausgleichen von Spitzenleistungen.

TB: Das ist richtig. Beides. Es fehlen Speicher, Speicher und Speicher. Das Ausgleichen von Spitzen ist auch ein Thema. Es gibt eine Reihe recht einfacher technischer Möglichkeiten. Ein großer Teil der Netzschwankungen ist aber vor allem dem Handelssystem geschuldet. Die synchrone Zuschaltung und Wegnahme von Leistung zu jeder Stunde verursacht die Probleme im Hoch- und Höchstspannungnetz. Entgegen den Unkenrufen und dem Geschrei einiger Lautsprecher aus Politik und Industrie. Diese wollen in erster Linie ihre Geschäftsmodelle schützen. Die regenerativen und generativen Erzeuger speisen überwiegend in das Verteilnetz ein. Ein paar Prozent gehen in das Mittelspannungsnetz.

RB: Hier würde sich am KKW Standort Grafenrheinfeld eine Kombination mit einem Gaskraftwerk und einer power to gas Anlage (Methanisierungsanlage) anbieten.

TB: Theoretisch „Ja“. Die aber Frage ist, wie viel generative Stromerzeuger es in der Gegend gibt. Regenerativ erzeugten Strom aus Biomasse in Gas umzuwandeln macht keinen Sinn,auch wennich das bereits von CSU-Mitgliedern gehört habe. Der Strom für die Methanisierung muss ja irgendwo  herkommen.

RB: Power to Gas Anlagen wurden bereits mit Fraunhofer IWES und Solar Fuel errichtet. Solar Fuel begann mit einer 250 kW Methanisierungsanlage in der Nähe von Stuttgart. Zur Zeit ist eine power to gas Anlage von Audi in Werlte mit 6,3 MW im Bau; bei EON edis AG 15517 Fürstenwalde/ Spree mit ca. 2 MW speist bereits mit H2 ins Gasnetz ein.

TB: Das ist richtig. Diese Pilotprojekte sind bekannt und hervorragende Trendsetter. Aber um den Bedarf am Beispiel Grafenrheinfeld deutlich zu machen (wir nehmen an, das zu versorgende Verteilnetz sei ganz Unterfranken):

– Das AKW hat 1.350 MW Leistung. Die stehen das ganze Jahr zur Verfügung: 8.760 Stunden.

– Windkraft in Unterfranken dürfte im Schnitt an die 1.300 Stunden mit Volllast zur Verfügung stehen

– Bei PV sind es etwa 900 Stunden.

– Zusammen können wir – ohne die Gleichzeitigkeiten beider Erzeuger zu berücksichtigen – also von ca. 2.200 Stunden ausgehen. Zur Verfügung stehen müssten aber vier Mal so viele Produktionsstunden. Das bedeutet mindestens die vierfache Kapazität an Windkraft und PV zusammengerechnet. Hinzuzurechnen sind die Speicher- und Konversionsverluste mit ca. 50 %. Also eine weitere Verdoppelung der Kapazität. Verteilen wir die auf Wind und PV nahe dem umgekehrten Mengenverhältnis, so hätten wir also etwa 1.000 MW PV mal 4 mal 2 = 16.000 MW PV zu installieren, was in etwa 2,7 km² ohne Zufahrts- und Erschließungswege entspricht. Dazu kämen 3.200 MW Windleistung. Die derzeit gängigen Windräder haben 5 MW. Also müssten in Unterfranken allein dazu noch 640 Windräder aufgestellt werden.

Dann würde ein Schuh draus. Die nutzbare kWh Strom kostet dann allerdings immer noch ein Vielfaches dessen, was aktuell der Endverbraucher zahlt: Ein grobes Beispiel mit ein paar realen Nutzungsgraden Strom aus PV in Unterfranken ca. 11 ct./kWh geteilt durch 0,75 Methanisierungsverluste geteilt durch 0,3 Verbrennungsverluste bei der Rückverstromung in einem BHKW: 49 Cent pro kWh ohne Investitionsabschreibungen und Zinsen der Anlage. Dafür kann ich jetzt schon eine Menge Redox-Flow-Batterien bauen, die ca. 70 Jahre arbeiten.

Deshalb ist eine dezentrale Erzeugung und Speicherung durch viele private Investoren besser. Da hierbei die Power-to-Gas-Stufe entfällt.

RB: Die CO 2 Abgabe des Gaskraftwerkes wird zwischengespeichert und zur Methanisierung wieder verwendet.

TB: Die vorangegangene Schilderung zeigt, dass die Power-to-Gas Methode Zukunft hat, aber vor einer großtechnischen Anwendung erst eine Kostendegression erfolgen muss. So eine zentrale Großanlage wäre in etwa 20 Jahren ein Thema. Ich sehe allerdings den Bedarf nicht, denn bis dahin ist das Problem anderweitig aufgelöst. Die Treiber der Entwicklung sind die vielen kleinen privaten Initiativen. Und das ist es, was die aktuellen Kapriolen beim „Erzeengel“ Gabriel auslöst. Er bekommt politischen Druck von den Kohleleuten, den Energieversorgern, der Großindustrie, den energieintensiven und den institutionellen Anlegern. Wie leider erst am Montag im Gespräch mit Staatssekretär Franz Pschierer vom bayerischen Wirtschaftministerium feststellbar, ist die Politik an der Stelle gehörig unter Druck. Und zu einem gewissen Grad wird seitens einiger Konzerne offene Erpressung versucht. Die derzeit mit Mandaten betreuten Politiker haben das Instrumentarium zur Verhandlung mit den Industriekonzernen nicht ausreichend zur Verfügung.

Wenn das Management eines Papierproduzenten in Augsburg schildert, dass er bei der Weiterentwicklung des Standorts mit einem Standort seines Konzerns in Frankreich in Konkurrenz steht, der günstigere Industriestrompreis bieten könne, dann wären unsere Volksvertreter gut beraten, nicht nur die aktuellen Strompreise in Frankreich zu kennen, sondern auch deren Zukunftsfähigkeit. Der KKW-Park in Frankreich ist knapp über 26 Jahre alt. Frankreich kann es sich also nur noch maximal 13 Jahre leisten, Strom ohne Refinanzierung der Investitionen zu verschenken. Das nützt uns zwar aktuell wenig, aber das Verständnis für diese Zusammenhänge ist essentielle Grundlage für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Standorte. Wenn dabei ein paar größere Industrien auf der Strecke bleiben,  nur weil sie sich weigern, zukunftsdienlich ihre Standorte zu entwickeln, gewinnen wir mittelfristig mehr, als wir verlieren.

Die Lösung kann an der Stelle nur heißen, statt Subventionen in degenerative Stromerzeugung zu stecken, um die Strompreise künstlich niedrig zu halten, lieber gesetzlichen Druck und staatliche Investitionen in Energieeffizienz.

RB: Das erzeugte und noch nicht benötigte Gas sollte über die Gasleitung (Direktanschluss) mit dem Gasnetz in bereits vorhandene Gaslager gespeichert werden.

TB: Eben das ist mit vielen dezentralen Einzelanlagen besser und schneller realisierbar. Der Pfad sollte dabei dem Beispiel der PV folgen. Kleine Methanisierungsanlagen hoch fördern und dann die Fördersätze mit der Zeit abbauen. Allerdings sollte man genauer hinsehen und die Bildung von Reichtum durch Umlagen verhindern. Das Problem des EEG ist nicht die geförderte Technologie, das Problem sind die zu langsam angepassten Fördersätze und der zu großzügige Umgang mit Renditeerwartungen. Es wurden bequeme Einkommen für Leute finanziert, die eigentlich nichts hatten außer Grundbesitz. Und auch keine Leistungen an die Gesellschaft einbringen. Keinen Mehrwert schaffen. Wer mehr haben will, sollte aber auch mehr einbringen.

RB: Da das KKG Ende 2015 vom Netz gehen soll, ist es jetzt an der Zeit sich mit Lösungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Hier macht es Sinn die Politiker, EON, ÜZ, Fachfirmen und Institute rechtzeitig einzubinden.

TB: Im Prinzip stimme ich Ihnen da zu. Allein die Einbindung der Genannten macht mich allerdings skeptisch, was die Erfolgschancen angeht. Wir sind Piraten. Von daher sehen wir die einzige Chance in einem streng moderierten Prozess in absoluter Transparenz, bei dem am Ende die Bürger mitentscheiden können müssen.

Von dem abgesehen, warum sollte ein Kalb den Metzger fragen, wie seine persönlich beste Lebensplanung aussehen könnte? Man darf die Genannten Eliten bei dieser Sache nicht mehr allein lassen. Nie wieder. Es ist eben nicht deren Aufgabe, solche Dinge zu entscheiden, sondern die Umsetzung so effizient wie möglich zu gestalten. Die Entscheidung trägt immer der, der die Verantwortung hat. Die Verantwortung tragen heißt in der Realität, die Rechnung bezahlen. Und das sind die, die durch Ihre Arbeit das Sozialprodukt erwirtschaften: Alle Bürger, den die bürgen für das Ganze.

RB: Mit der vorhandenen Infrastruktur wäre ein weiterer Meilenstein der Energiespeicherung von z.B. einer 100 MW Methanisierungsanlage (eventuell im Bausteinsystem erweiterbar auf 1000 MW, je nach Bedarf und Wirtschaftlichkeit) denkbar.

TB: Wie beschrieben: 100 MW sind zwar ein Meilenstein und ein guter Beitrag – da haben Sie Recht – allein wo und wie soll der zur Methanisierung notwendige Strom sinnvoll erzeugt werden?
Speichert man den Strom aus den EE-Anlagen direkt, halbiert sich der Bedarf an PV-Anlagen und Windrädern, der zur Fütterung der Methanisierungsanlagen notwendig wäre. Verzichtet manauf Rückverstromung des erzeugten Gases und verbrennt das Gas wieder, kann man locker noch mal die Hälfte der EE-Anlagen einsparen. Die müssen ja auch irgendwo hin.

RB: Bereits vorhandene Infrastruktur: Netzanbindung, Flächen, Gebäude, Büros, Schulungsräume, Straßen und Wege, Personal, Kantine, Info, Parkplätze, Destilliertes Wasser (Deionatanlage), Wasserlabor, Werkstätten elektrisch und mechanisch, Trafos, Wechselrichter, Batterien, Notstromdiesel, Maschinenhaus, Hilfskesselhaus, Feuerwehr, Lagerkapazitäten, Wasser, Tel, DSL, Öl, Gas, usw.

TB: Richtig. Allerdings ist ein großer Teil technisch veraltet, ein anderer Teil zu den neuen Technologien inkompatibel. Die Aufgabe dieser Strukturen wäre also wahrscheinlich kein sehr großer Verlust.

RB: Eine Finanzierung wäre vorstellbar mit:
-Einsparungen in den Rückbaukosten (stattdessen Umbaukosten,

TB: Wie angedeutet: Der Effekt wird vernachlässigbar sein. Um Neubauten und Neuinstallationen kommen wir nicht herum. Die Investitionen sind dezentral ziemlich sicher nachhaltiger eingesetzt.

RB: Wer würde sich finanziell beteiligen, unter welchen Bedingungen wäre ÜZ, EON, Kommunen usw. bereit mitzumachen? Dies wird ein wesentlicher Punkt bei der weiteren Durchführung dieser Maßnahme sein!?

TB: Die ersten beiden sicher nur unter ähnlichen Bedingungen wie die Netzausbauer: Staatlich garantierte Renditen auf Eigenkapital, Monopolstellung, Betriebs- und Nutzungsgarantien, Darlehensbürgschaften etc.

Da es eine Bürgerentscheidung sein sollte, sollte es auch in Genossenschaftsform oder per Kommunalobligationen mit gesicherter Verzinsung auf moderatem Niveau umgesetzt werden.

RB:Zuschüsse und Förderungen von EU (? 30 % Zuschuss bei den Speicherkosten?), Bund, Staat usw…

TB: …kosten am Ende auch nur Steuergeld, bzw. bedeutend mittlerweile aber zunehmend Verzicht der weniger Privilegierten (Schleichende Verarmung). Wenn, dann transparent und in die Gesamtrechnung einbezogen. Oder sollte etwa die EZB einfach noch mehr Geld dafür drucken?

RB:Beteiligung von Firmen, Bürgern, Kommunen, andere Stromversorgern, freien Kapitalmarkt usw.,

TB: Da stimme ich ihnen zu. Aber nicht als „Bedingungsloses Grundeinkommen“ für Konzerne.

RB:Einsparungen bei Energie Importen sowie bei den Netz und Netzregelkosten,

TB: Richtig. Zumindest auf Dauer.

RB: -Emissions Zertifikats Zahlungen für CO 2 können gegengerechnet werden,

TB: Das ist eine Frage für auf Emissionen und Primärenergiefaktoren basierte Hebesätze auf die Energiesteuer.

RB: -Einnahmen aus Gaslagerkapazitäten und Energieeinnahmen.

TB: Spekulativ. Das würde sich mit Voranschreiten eines solchen Projekts zeigen. Aber da das Geld immer in Kreisläufen zirkuliert, kommt die Finanzierung am Ende aus der Wirtschaftsleistung der Region. Die Frage ist, wem man die Möglichkeiten lässt, sich wie stark daran zu bereichern. Diese Frage ist am Ende sowieso immer die zentrale Frage der Gesellschaft, die leider viel zu viele mit dem Schlagwort „soziale Gerechtigkeit“ zu lösen versuchen.

RB: Am Erstgespräch zur Sondierung sollten eventuell folgende Personen teilnehmen:  Erwartungshaltung bei Gewinnsparten?
EON, KKG Herr Scheuring, Herr Klinger

Politik: BMWi Sachverständige, Frau Dr. Weisgerber ( Nachfolger von Herrn Glos, frühere EU Abgeordnete, usw.), Herr. Eck (Bayerischer Staatssekretär), Herr Dr. Otto Hünnerkopf MdL Umwelt, Energie Bayern, ÜZ Aufsichtsratsvorsitzender, Herr Fell, Landrat Herr Töpper usw.
Fachfirmen (z. B. Solar Fuel, Siemens, usw.)
Erfahrungsträger aus bereits laufenden Projekten (z. B. Fraunhofer Institut, FH Schweinfurt Prof. Paulus, Prof. Wiener, usw.) EON, KKG Herr Scheuring, Herr Klinger

TB: Das alles sind Leute, die stark involviert sind, daher keine neutrale Analysegrundlage haben und daher wiederum einem transparenten und moderierten Prozess unterworfen werden müssten. Gerade der Rückgriff auf Großkonzerne wie Siemens führt zu einer weiteren Runde der garantierten Umlenkung enormer Renditen in eben die Strukturen, die uns das Problem erst eingebrockt haben. Keiner aus diesen Reihen darf das Gespräch leiten. Auch kein ehemalig involvierter wie z. B. ein Heiner Geißler. Alle Bürger müssen vollumfänglichen, transparenten Zugang zu allen Informationen bekommen, Fragen stellen können und am Ende entscheiden. Die sollen Bürger sollten regionla aus in einem offenen Bewerbeverfahren eine neutrale Person auswählen, die das Ganze leitet.

RB: Fast alle der genannten Personen und Ansprechpartner und weitere (Firmen usw.) haben bereits Kenntnis hiervon und würden mitarbeiten und unterstützen. Es fehlen allerdings noch die Regierung von Unterfranken und die in Unterfranken existierenden Planungsverbände.

TB: Interessant. Wir wären als Piraten jederzeit bereit, uns federführend einzubringen. Und wir haben den stärksten Grad an Unabhängigkeit aufzuweisen.

RB: Hierzu sollten Termine und Tagesordnungspunkte festgelegt werden.

TB: Wir können uns gern in Würzburg treffen.

RB: Themen: Durchführungsmöglichkeiten, Größenordnung, Aufgabenverteilung zur weiteren Planungen.
Die Planung hierfür sollte bereits jetzt beginnen, um dem Fachpersonal des KKW Perspektiven aufzeigen zu können und hiermit Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten.

TB: Da stimme ich Ihnen zu.

RB: Sollten wir es nicht vermeiden mit Rückbau Geld und Infrastruktur zu vernichten?

TB: Wie bereits gesagt: Eine Analyse wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlicheit über die an der Stelle möglichen Einsparungen Nüchternheit und evtl. Enttäuschungen bringen.

RB: Weitere Möglichkeiten Wasserstoff, Batterietechnik zur Kurzzeitspeicherung, Wärmeverwendung könnten hier erprobt werden. usw.

TB: Das ist richtig. Es fehlt aber an transparenten und verwendbaren Daten.

RB: Hierdurch könnte überschussige Energie aus alternativen Energien genutzt werden.

TB: Ohne das wäre es sowieso ein unsinniges Projekt.

RB: Mit der technischen Erzeugung von Energie durch Photovoltaik und Wind die sonst abgeregelt werden müssten, wäre auch mit dem Zwischenschritt der Methanisierung, ein vielfaches weniger an Flächenbedarf als bei Biogasanlagen nötig.

TB: Wie gezeigt, wird die Methanisierung von überschüssigem Strom aus RES den Bedarf an RES eher vergrößern als verringern. Zudem sind Windflächen und PV-Flächen nicht verloren. Hierfür gibt es diverse Nutzungskonzepte. Eine Nutzung nur der Spitzen für die Methanisierung allerdings würde den Bedarf noch deutlicher in die Höhe treiben.

RB: Die Wärme die durch Wirkungsgradverluste des Gaskraftwerks und der Methanisierungsanlage entsteht könnte zu Heizzwecken usw. verwendet werden.

TB: Sind Ihnen die Kosten für Fernwärmeleitungen bekannt? In der Bilanz rechnet sich so etwas nur mit massiven Subventionen. Dann kaufen Sie Fernwärme für 11 ct./kWh wie z. B. in München und refinanzieren zusätzlich den Bau der hochisolierten Leitungen über Steuergelder. Das geht deutlich nachhaltiger. Aber grundsätzlich unterstütze ich Ihre Intention, eine hohe Anlageneffizienz zu erreichen.

RB: Bei unserer Umwelt käme es zu Verbesserungen, die eventuell mit Emissionsrechte Zahlungen vergütet werden kann.

TB: Das Konzept weist allerdings in eine richtige Richtung.

RB: Für Spitzenlastgaskraftwerke ist eine kostendeckente Vergütungsregelung durch die Politik notwendig.

TB: Widerspruch, energisch. Der Bau von Spitzenlastgaskraftwerken ist genau der falsche Weg. Wir binden uns damit zumindest vorerst wieder an eine fossile Ressource. Noch dazu an eine, deren Kosten in kurzer Zeit extrem steigen werden: Die Vorstellung, dass Fracking billiges Gas bringt ist eine Illusion, die David Copperfield nicht besser hätte verkaufen können. RES-Gas ist (noch) zu teuer. Eine KWK-Anlage als Spitzenlastkraftwerk ist ebenso der falsche Weg. Für diese Dinge gibt es bereits ausreichend Batterietechnik. Und auch die sollte durch Ausweitung der Stückzahlen endlich in die Kostendegression geführt werden. Irgendwelche Verbrennungsanlagen für degenerative Ressourcen sind hier der veraltete und falsche Weg.

RB: Durch Forschung und Studien in diesen Bereichen könnten in Schweinfurt die Fachrichtungen der Hochschulen erweitert werden.

TB: Ein sinnvoller Nebeneffekt.

RB: Die Frage die sich für mich immer wieder stellt: Was kostet die Energiewende wirklich? Jährlich werden ca. 23 Milliarden an EEG Umlage gezahlt; darin enthalten über 4 Milliarden Umsatzsteuer einige Milliarden weniger an energie Rohstoff Einkaufkosten Emissions Abgabe Verringerung bei 4 € bzw. 25 € gewünschte Kosten je Tonne CO2 Einnahmen durch zusätzliche Arbeitsplätze Stromvergünstigung durch die erneuerbaren an der Strombörse ca 3 – 4 Cent je kWh Einsparungen durch günstigeres Regelverhalten bei Power to Gas Nutzung der abgeregelten Energie Wind und Photovoltaik, besonders im Sommer Tatsächliche Kosten ??? oder ein Gewinn ???

TB: Halten Sie mal diese Zahlen dagegen:

– 100 MRD Euro für Importe degenerativer Energieträger jährlich

– 28 MRD Euro für direkte und indirekte Subventionen für Kohle, Erdgas, Erdöl und Uran

– nicht bezifferbare Kosten für Rückbau und Lagerung der radioaktiven Reststoffe

RB: Wäre hier ein Untersuchungsausschuss sinnvoll? (siehe Anlage)

TB: Nur falls der wirkliche Ergebnisse und prüfbaren Nutzen hätte. Das bezweifle ich, solange sich die Verantwortlichen dabei mit sich selbst beschäftigen und über sich selbst Befinden dürfen.

RB: Früher oder später wird man an der Power to Gas Technologie nicht vorbeikommen, darüber sind sich viele Fachleute einig, warum dann nicht schon jetzt ein klares Ziel das nachhaltig, unabhängig und gut ist, nicht schon jetzt verfolgen.

TB: Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Technologie auf breiter Front zum Einsatz kommt, ist recht hoch. Unabhängig von den Meinungen von Fachleuten, sondern mehr wegen der Vorliebe der allermeisten Ingenieure in D für Verbrennungstechnologien. Der Germane kommt vom Lagerfeuer einfach nicht los. Strom versteht der Deutsche im allgemeinen intuitiv nicht. Das ist schlicht Realität. Vor allem, könnte es an Ressourcen für Akkus und Batterien einige zeit lang mangeln. Die Zeit indes ist dafür noch nicht reif. Ein Pilotprojekt mit 1 MW in Grafenrheinfeld jedoch wäre ein Anfang. Weitere Piloten sollten wenn, dann dezentral aufgebaut werden. 100 MW sind aber deutlich zu groß. Lieber viele 1 MW Anlagen dezentral verteilt. Am Ende aber sage ich einen Anteil von 20% am gesamten Energienutzung für synthetisches Methan und H2 aus Elektrolyse voraus. Das werde ich aber wahrscheinlich nicht mehr erleben.

RB: Ich denke bei den vielen Subventionen Steinkohle, Erneuerbaren, Kernenergie Endlagerung usw. hätte hier die Power to Gas Technologie einen berechtigten Platz die jetzt schon im größeren Stil zu entwickeln.

TB: Das ist richtig, für mich aber nicht wünschenswert. Ich bevorzuge die negative Subventionierung durch Bepreisung der negativen Folgen. Zudem bedingen diese Subventionen die Wettbewerbsfähigkeit einiger großer Unternehmen auf dem Weltmarkt. Das bedeutet: Der Schlüssel zu dem Problem liegt im  gemeinsamen Willen der meisten Staaten, nicht in der EU und schon gar nich thier in D.

Wir subventionieren derzeit, wie die meisten anderen Industrieländer auch, den Strompreis für Unternehmen, die bei realen Preisen eigentlich keine Chance hätten. Da das aber alle Industrieländer so handhaben, kann man damit aber nur international Schluss machen. Diese Einsicht fehlt aber noch. Das größte Hindernis für die Energiewende ist ein internationales Übereinkommen, sämtliche Subventionen, Beihilfen und sonstige Leistungen für degenerative Strom- und Wärmeerzeugung einzustellen und auch keine Ersatzleistungen in anderer Form zuzulassen.

Vielen Dank für den interessanten Dialog,

Ihr Thomas Blechschmidt

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Solarthermie, sinnvolles Potential oder nettes Gimmick für die Energiewende?

Thomas Blechschmidt (TB) kommentiert das Interview von Doreen Brumme (DB), (Ecoquent Positions) mit dem Verfasser einer Dissertation zu dem Thema, Herrn Roger Corradini.

Ausgangsposition Roger Corradini (RC):

Über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland wird durch Wärmeanwendungen verursacht; regenerative Energien decken diesen Teil lediglich zu knapp 10%.

Doreen Brumme für Ecoquent Positions: Herr Corradini, wir haben gerade Ihre Dissertation auf unserem Blog vorgestellt. Warum haben Sie sich dem Thema „Regional differenzierte Solarthermie-Potentiale für Gebäude mit einer Wohneinheit“ gewidmet?
Roger Corradini: Über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland wird durch Wärmeanwendungen verursacht. Regenerative Energien tragen hierfür lediglich 10 Prozent bei – zudem stagniert dieser Wert seit Jahren. Im Stromsektor sind wir bereits bei einem Anteil von 25 Prozent angelangt und das mit kontinuierlichen jährlichen Steigerungen. Somit beschränkt sich die Energiewende aktuell auf eine Stromwende – von einer Wärmewende ist nur wenig sichtbar.

TB: Wenn diese Energie tatsächlich verbraucht würde, wäre die Situation sowieso hoffnungslos. Dennoch ist es richtig, dass der Anteil an nicht-fossilen Energieträgern bei der Wärmebereitstellung seit Jahren stagniert. Die Ursache hierfür ist eine politische. Das Thema Wärme ist wegen des durchschnittlich deutlich niedrigeren Preises für Wärmeenergieträger und des Mangels an Transparenz der mit Wärme verbundenen Prozesse aktuell das Stiefkind der politischen Bemühungen um die so genannte „Energiewende“.

RC: Gerade im Sektor der Gebäude mit einer Wohneinheit – also Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser –, die 80 Prozent des Wohngebäudebestands stellen, haben wir sehr geringe Neubau- und Modernisierungsraten von weniger als 1 Prozent jährlich.

TB: Gut beobachtet. Das trifft genau zu. Die Gründe hierfür liegen ebenfalls in der mangelnden Schaffung geeigneter Rahmenbedinungen durch die Politik. Dabei müssten dies nicht unbedingt Fördermittel oder Zuschüsse sein.

RC: Neben einer Verbesserung der Gebäudehülle ist es daher auch sinnvoll, regenerative Wärmeerzeuger verstärkt zu installieren. Die Potenziale für eine solarthermische Wärmebereitstellung im Wohngebäude werden im Allgemeinen unterschätzt. Aktuell trägt die Solarthermie lediglich zu gut 1 Prozent des Wärmeverbrauchs in diesen Gebäuden bei. Ziel meiner Arbeit war es, aufzuzeigen, welche relativ leicht erschließbaren Potenziale in Deutschland schlummern und diese auch regional differenziert aufzuzeigen.

TB: Die solarthermische Bereitstellung von Wärme ist zwar eine technisch interessante Möglichkeit, aber die Potentiale sind pro nutzbarer kWh Wärme im Vergleich zu degenerativen Brennstoffen sehr teuer und nicht ganzjährig verfügbar. Insgesamt aus meiner Sicht eine Nischentechnologie für den Sommerbetrieb von Schwimmbädern. Die Adsorption von Umweltwärme, Zwischenlagerung in Latentwärmespeichern auf niedrigem Temperaturniveau und ganzjährige Nutzung über Wärmepumpen stellt rein generativ bereit gestellte Wärmeenergie – also ohne jede weitere Verbrennung degenerativer oder regenerativer Ressourcen – sicher. Vgl. dazu das Konzept des Eis-Energie-Speichers.

DB: Ecoquent Positions: Es gibt Stimmen, die da sagen, hierzulande gäbe es gar kein Potential für Solarthermie. Würden sie uns eine kurze Einschätzung darüber geben, wie Sie das Potential der Solarthermie für Deutschland sehen?

Roger Corradini: Hier wird offensichtlich die Energie der Sonne unterschätzt. Meine Untersuchungen haben gezeigt, dass je nach Dämmqualität der Gebäude und solarthermischer Anlagengröße 15 bis 40 Prozent des üblichen Energieverbrauchs fürs Heizen und Warmwasser eingespart werden können. Dies sind immerhin zwischen 300 und 550 Liter Heizöl beziehungsweise Kubikmeter (m³) Erdgas jährlich. Und das ohne zusätzliche Dämmung am Gebäude selbst und mit überschaubaren Anlagengrößen mit 10 bis 20 Quadratmetern (m²) Kollektorfläche – dafür findet sich auf jedem Dach noch Platz.

TB: Stimmt. Das Potential der Sonne wird unterschätzt. Und zwar massiv. Allerdings ist das Potential an direkt der Sonneneinstrahlung ausgesetzen Flächen der Konkurrenz mit Photovoltaik ausgesetzt. Es gibt zwar Verfechter rein solarthermischer Heizsysteme, wie das „Sonnenhaus“-Konzept, unter anderem finanziert von der HELMA AG, die PV als unsinnige Technologie ablehnen und verteufeln, aber der klügere Weg ist, die reichlich vorhandene diffuse Sonnenenergie, die bereits in Form von Wärme vorhanden ist, über Absorber auf verschatteten Flächen zu nutzen und die Sonnenseiten für die direkte Stromproduktion zu verwenden. Über die dann erreichbaren Jahresarbeitszahlen von bis zu 5,0 und höher der damit verknüpften Sole-Wasser-Wärmepumpensysteme entsteht eine ganzjährig verfügbare Nutzung der Wärmeenergie, die die Sonne in unsere Atmosphäre einstrahlt und das ohne Konkurrenz zur Stromerzeugung. Im Gegenteil. Der PV Strom läßt sich weitgehend auch noch direkt für den Betrieb der Wärmepumpen nutzen. Dieses Potential beträgt 100% des Bedarfs. Rein generativ. Und 100% ist das, was wir gut gebrauchen können. So nebenbei erschlagen wir damit auch so ziemlich alle anfallenden Klimatisierungs- und Kühlungsanforderungen im Gebäudebereich ohne nenneswerten weiteren Stromverbrauch.

DB: Ecoquent Positions: Gibt es eine konkrete Zahl, auf die sich das Potential beziffern lässt?

Roger Corradini: In meiner Arbeit habe ich in drei Szenarien unterschiedliche Anlagengrößen betrachtet. In der Minimal-Variante sind es 10 m² Kollektorfläche, die sich bis zur optimalen Variante auf 20 m² steigert. Natürlich können auch größere Anlagen gebaut werden – meine Potenzialstudie sollte jedoch zeigen, dass bereits bei dieser moderaten Größe erhebliche Potenziale bestehen. Das technische Substitutionspotenzial bewegt sich dann letztlich für ganz Deutschland zwischen 17 bis 25 Prozent der ohne Solarthermieanlage benötigten Heizöl- oder Erdgas-Menge.

TB: Den analytischen Ansatz habe ich mir mit großem Interesse angesehen. Das gefällt mir ausgezeichnet. Verfeinert und auf eine größere Grundgesamtheit ausgeweitet wäre das sicher eine gute Grundlage für die Beurteilung der Potentiale in verschiedenen Gemeinden.

DB: Ecoquent Positions: Sie haben in Ihrer Analyse sowohl die förderlichen als auch die bremsenden Einflüsse auf die Entwicklung der Solarthermie in Deutschland aufgezeigt. Was sind die bedeutendsten Hemmnisse und warum?

Roger Corradini: Ein entscheidendes Hemmnis stellt sicherlich die direkte Dachflächen-Konkurrenz zur Photovoltaik dar. Mit einer rund sieben Mal höheren Förderung pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) wird die Photovoltaik durch die aktuell geltenden Fördermechanismen klar bevorzugt.

TB. Zu Recht, denn die Ausbeute an veredelter Energie in From von Strom ist deutlich sinnvoller und nützlicher.

RC: Dazu kommt, dass der Gewinn einer Photovoltaik-Investition durch die auf 20 Jahre gesicherte Einspeisevergütung belastbar ermittelt werden kann – bei der Solarthermie hingegen stellt sich eine Energiekostenersparnis ein, die maßgeblich von der zu erwartenden Preissteigerung der konventionellen Energieträger Öl oder Gas abhängt.
Kurz, die Photovotaikanlage verdient Geld und die Solarthermie spart Geld – ersteres ist quantifizierbar und zweiteres nur abschätzbar.

TB: Genau das ist das Problem. Und wie dieses sinnvoll umgangen werden kann, habe ich beschrieben. Solarthermie wird schlicht nicht gebraucht. Es gibt wirtschaftlichere Technologien, die auch noch verlustfrei arbeiten, 100 % abdecken, also auch keine Zusatzheizungen erforderlich machen.

RC: Unterstellt man die Preissteigerungen für Öl und Gas der Vergangenheit, erreicht man durch die Einsparungen der Solarthermie ebenfalls die Gewinnzone. Erschwerend kommt die Unberechenbarkeit des Förderprogramms für Solarthermie hinzu: Es wurde in den vergangenen zwölf Jahren 20 Mal angepasst. Die Förderhöhe pro Kollektorfläche schwankte erheblich zwischen 45 Euro (€)/m² und beinahe dem Vierfachen. Das Förderprogramm wurde auch vorübergehend ausgesetzt oder auf unbestimmte Zeit gestrichen. Dies führt beim potenziellen Solarthermie-Käufer zu erheblichen Unsicherheiten und letztlich einem zurückhaltenden Kaufinteresse. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Förderprogramm häufig eher als Bremse denn als Motor für den Solarthermie-Zubau betrachtet werden kann.

TB: Das trifft allerdings auch für die Fördersysteme für PV zu. Mit massiven Verwerfungen auf den Arbeitsmärkten. Das Problem ist nicht Förderung hier für das und dort für dieses nicht. Das Problem ist das Fehlen negativer Sanktionen für unverändertes Verhalten. Oder glaubt wirklich jemand, dass heute alle Autofahrer einen Gurt anlegen würden, wenn man das Angurten seinerzeit mit einer Belohnung von 50 DM pro Jahr gefördert hätte?

RC: Umso überraschender und erfreulicher ist es daher, dass trotz dieser Hemmnisse bereits eine Vielzahl von Privatpersonen in diese sinnvolle Technologie investiert haben – so besitzt jedes 10. Wohnhaus mit einer Wohneinheit in Deutschland eine Solarthermieanlage und nur jedes 40. eine Photovoltaikanlage. Hier wirken verstärkt emotionale Treiber wie Versorgungsunsicherheiten, ein allgemeiner Wertewandel in der Gesellschaft hin zu einem grünen Gewissen oder auch einfach die positiven Emotionen, auf dem eigenen Dach einen Teil seines Energieverbrauchs selbst zu erzeugen.

TB: Nun, die emotionalen Treiber mögen zwar wirken, aber gerade in sonnenreichen Gebieten wie im Süden Bayerns ist dieses Verhältnis umgekehrt. Die Leute bauen die solarthermischen Anlagen sogar wieder ab, wenn diese nach 15 Jahren am Lebensende sind. Der durchschnittliche Vorsprung liegt schlicht in der deutlich schlechteren Leistungsfähigkeit im Vergleich zum Preis für PV-Anlagen älterer Bauart. Diese Technologie mit solchen Argumenten derart abzuwerten qualifiziert Herrn Corradini nicht als fachlich neutralen Experten. Die vernünftige Entscheidung zwischen PV und Thermie ist in der Realität eine wirtschaftliche und keine emotionale.

DB: Ecoquent Position: Welche Empfehlungen haben Sie für die neue Bundesregierung? Wie sollte die Förderung gestaltet werden, um Anreize für Investitionen seitens der Verbraucher zu schaffen?

Roger Corradini: Um die Energiewende zum Erfolg zu führen, darf sie sich nicht weiter auf eine Stromwende beschränken. Es muss dringend eine intensive und kontinuierliche Wärmewende initiiert werden. Möchte die Politik maßgebliche Anteile des Wärmeverbrauchs im Wohngebäudebereich regenerativ decken, so bedarf es dringend einer Verstetigung der Förderbedingungen für regenerative Wärmesysteme.

TB: Das unterschreibe ich. Allerdings nicht mehr nach dem Prinzip der pauschalen Förderung nach Schätzung, sondern entweder durch Förderung des Ertrags, unterschieden nach generativer und regenerativer Bereitstellung von Wärme oder schlicht durch negative Sanktionierung der degenerativen Technologien. Sprich eine nach den Faktoren Primärenergie und Emissionen gewichtete Energiesteuer. Vgl dazu meinen Vorschlag eines Referenzpreises für Strom.

RC: Diese Instrumente und insbesondere deren Finanzierungsvolumen sollten an effektive Energie- beziehungsweise CO2-Einsparungen gekoppelt werden und müssten damit nicht einmal Größenordnungen erreichen, wie sie auch heute noch im Stromsektor bestehen. Nur so lassen sich beschleunigt – neben den aus ideellen Bewegründen gebauten Anlagen – auch jene Potenziale heben, die nur in Angriff genommen werden, wenn sich für den Verbraucher klare und berechenbare wirtschaftliche Vorteile ergeben.

TB: Das ist genau richtig. Allerdings stehen gerade in deutschen Ländern zwischen den „Verbrauchern“ und der Nutzung besserer Technologien im Wohngebäudebereich noch die Vermieter, denen die Energiekosten des Mieters in der Regel egal sind. Deshalb ist ein komplementäres Fördermittel die Verpflichtung der Vermieter, für den Energiebedarf, der über den aktuell gültigen Standard hinausgeht, finanziell aufzukommen.

DB: Ecoquent Positions: Mit der Gemeinde Büsingen in der einzigen deutschen Exklave haben wir ein sehr gutes Beispiel, wie solare Fernwärme in Nahwärmekonzepte einfließen kann. Was braucht es Ihrer Meinung, damit Büsingen in ganz Deutschland Schule macht?

Roger Corradini: Anders als in meiner Arbeit geht es hier um ein solarthermisches Nahwärmekonzept, das ich nur befürworten kann. Die von mir ausgewiesenen Potenziale können sich noch erhöhen, unterstellt man viele weitere solcher Projekte. Solarthermische Wärmebereitstellung kann in vielfältiger Form den Wärmebedarf decken. Dies können kleine Einzelanlagen auf Einfamilienhäusern oder auch größere auf Mehrfamilienhäusern sein, ebenso aber auch solare Nahwärmekonzepte wie in Büsingen oder München sowie solarthermische Anlagen zur Bereitstellung von Prozesswärme für Produktionsprozesse.

TB: Die Verwendung solarthermisch gewonnener Wärme in Fernwärmenetzen ist zwar die logische Fortführung des Prinzips und vermag durchaus den Nutzungsgrad solarthermischer Kollektoren zu verbessern, dennoch steht und fällt die Frage mit der bilanzierten gesamtenergetischen Betrachtung von Fernwärmenetzen überhaupt. Denn neben den notwendigerweise sehr großen Volumina an heißem Wasser, die bewegt werden müssen, sind große Rohrquerschnitte und sehr starke Dämmungen erforderlich. Der Energieaufwand zur Bereitstellung der dazu notwendigen Infrastruktur ist enorm. Deutlich besser eignen sich „kalte Nah- und Fernwärmenetze“, da sie keine Abwärmeverlsuste aufweisen und auf Dämmungen verzichtet werden kann.

RC: Das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft! Wie bereits vorher erwähnt, fehlt es an entsprechenden förderpolitischen Rahmenbedingungen für diese beschleunigte Wärmewende. Jede Fördermaßnahme sollte sich an den tatsächlich vermiedenen Energieträgermengen orientieren, weil hierdurch letztlich sichergestellt wird, jene Technologien bevorzugt zu fördern, die am meisten Energie beziehungsweise Treibhausgase vermeiden.

TB: Das ist richtig.

DB:Ecoquent Positions: Betreiben Sie selbst auch eine solarthermische Anlage?

Roger Corradini: Ich betreibe seit 2007 eine eigene Solarthermieanlage, mit der ich sehr zufrieden bin. Natürlich ist diese mit umfangreicher Messtechnik ausgestattet und kann somit nicht mit einer Anlage mit typischer Überwachungs- und Wartungsintensität verglichen werden.
Selbst wenn man sich wie ich in der Potenzialstudie auf theoretischer Ebene mit solchen Anlagen beschäftigt, ist es wichtig, echte Betriebserfahrungen zu haben. Die teilweise sehr negativen Erfahrungen in der Planungsphase mit einigen Fachbetrieben und der Erkenntnis, dass eine intensive Planung Erträge sichert, waren sicherlich eine Initialzündung, mich mit diesem Thema näher zu beschäftigen.

Daher habe ich auch gemeinsam mit der Wüstenrot-Stiftung ein Solarthermie-Fachbuch erstellt, in dem eine Vielzahl von Hinweisen zum effizienten Bau und Betrieb von Solarthermieanlagen gegeben werden. Gerade Interessenten an dieser Technologie kann ich es demnach nur empfehlen. Es wird Anfang 2014 erscheinen und neben der Variante als Druckwerk auch als kostenloses PDF verfügbar sein.

TB: Da freuen sich alle Piraten sehr.

DB: Ecoquent Positions: Wie schätzen Sie den deutschen Weg in Richtung Energiewende ein, sowohl im Rückblick auf die bisher zurückgelegte Wegstrecke als auch in Hinblick auf das Ziel?

Roger Corradini: Es sind einige Anstrengungen unternommen worden und auch schon wesentliche Weichen gestellt. Die Erfolge sind derzeit etwas einseitig auf den Stromsektor beschränkt. Regenerative Strom-Anteile von knapp einem Viertel sind erfreulich und begrüßenswert und sollten auch weiter ausgebaut werden. Dennoch müssen zusätzlich im Verkehrssektor und vor allem im dominierenden Wärmesektor, der über die Hälfte des Energieaufkommens verursacht, beschleunigt Maßnahmen ergriffen werden.

TB: Dem kann man nur zustimmen.

RC: Schafft es die neue Bundesregierung, die „Energiewende“ auf breiter Ebene über alle Energiesektoren voranzutreiben, kann ihr eine Vorreiterrolle in Europa zugesprochen werden. Beschränkt sich die Umsetzung jedoch weiter ausschließlich auf den Stromsektor, werden die Gesamtziele schwerlich erreichbar sein und man wird sich am Ende vorwerfen lassen müssen, die Energiewende einseitig vorangetrieben zu haben.

TB: Das sehe ich deutlich schlechter. In nahezu allen betroffenen Sektoren haben die deutschen Länder die Technologieführerschaft nicht erreicht oder verloren. Noch nie war ein Umweltminsiter oder Wirtschaftsminister auf der INTERSOLAR, der weltgrößten Leitmesse für Solarenergie, noch nie auf der ecartec, der Fachmesse für Elektromobilität schlechthin.
Die Marktführer im Bereich PKW für Elektromobilität sind Nissan mit 120.000 auf den Straßen der Welt fahrenden LEAF und der Premium Hersteller TESLA.
Der Marktführer für elektrischen Gütertransport mit 40-Tonnern ist ein Joint-Venture von Italienern mit verschiedenen Speditionen, elektrisch angetriebene Busse kommen aus Italien und China und im Gegensatz zu Ländern wie Italien, Frankreich, Österreich und der Schweiz haben die deutschen Länder noch lange kein voll elektrifiziertes Schienennetz. Und damit entsprechend nur ein Viertel der Leistungsfähigkeit der Schiene bezogen auf die Dimension des Streckennetzes.
Der Marktführer für große, elektrochemische Stromspeicher ist NGK aus Japan.
Bei der Gebäudebeheizung sind in Schweden, Dänemark und Norwegen sind in Neubauten Verbrennungsheizungen mit degenerativen Energieträgern nicht mehr zulässig, in Altbauten besteht innerhalb weniger Jahre Austauschpflicht. Und das ohne Solarthermie.
In China werden motorisierte Zweiräder mit Verbrennungsmotoren nicht mehr zugelassen und das Land wird dieses Jahr im Bestand an PV-Anlagen Deutschland überholen. China wird dann pro Jahr mindestens 35 GW PV zubauen und so in wenigen Jahren einen Versorgungsgrad mit PV haben, den sich deutsche Energiemanager weder vorstellen können, noch wollen.
Die Realität ist: Einmal mehr nach den Segmenten elektrische Haushaltsgeräte und elektronische Unterhaltungskonsumgüter  sind wir dabei, Chancen aus einer Überheblichkeit heraus sausen zu lassen, die ihresgleichen in der Welt sucht. Diese Überheblichkeit ist der einzige internationale Wettbewerb, in dem wir außer den USA derzeit wohl keinen ernsthaften Gegner haben.

Hauptsache das Auto ist groß, laut, braucht auch ausreichend Benzin und wird alle zwei Tage gewaschen, sonst könnte der Nachbar denken, man könne sich nichts leisten.

Ecoquent Positions: Wie lange haben Sie an der Dissertation gesessen und welches Thema beschäftigt Sie gerade im Alltagsgeschäft?

Roger Corradini: Eine Promotionsarbeit ist stets eine herausfordernde und zeitintensive Aufgabe. Bei mir musste, zwischen den Anforderungen meiner Tätigkeit im Management der Forschungsstelle für Energiewirtschaft und meinen familiären Ansprüchen, ausreichend Raum geschaffen werden, um diese wissenschaftlich anspruchsvolle Arbeit durchführen zu können. Dennoch ist es mir gelungen, die Arbeit in einem Zeitraum von drei Jahren zu erstellen und ich freue mich sehr, dass sie in dieser vielfältigen Form Interesse findet.

TB: An der Stelle bedanke ich mich auch noch einmal für die Mühe.

Roger Corradini: Ich beschäftige mich natürlich auf Projektebene weiterhin mit den Herausforderungen der Wärmewende. Wie bereits erwähnt wird das Solarthermie-Fachbuch in Kürze erscheinen. Ich hoffe durch meine Arbeit für viele interessierte Personen und Entscheidungsträger fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verfügung stellen zu können. Und somit die Entscheidungen, im Sinne einer neuen Energierationalität, auf allen Ebenen zu unterstützen und voranzutreiben.

TB: Da bin ich gern dabei und ich denke, das auch für die Piraten sagen zu können. Vielleicht sehen wir uns mal und diskutieren auf einem Podium.

Ecoquent Positions: Vielen Dank, Herr Corradini, dass Sie sich die Zeit für unser Blog genommen haben

TB: Fazit: Mit Solarthermie läßt sich das Heizlastprofil eines  Gebäudes über das Jahr nur mit sehr großen Zusatzinvestitionen generativ abbilden. Von daher ist die Behauptung,  PV sei ein Zubrot für die Energiewende ein Irrtum.

Fragen, Wünsche, Informationen?

Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf!

Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

Frei von jeder Verkaufsabsicht. Wer meine Arbeit gut findet, kann gern spenden und meine Arbeit unterstützen.

Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

https://www.paypal.me/ThomasBlechschmidt

 

Wärme in der Energiewende

Implikationen des Wärmemarktes für die Energiewende. Politische Entscheidungen und Regelungen als Treiber der Entwicklung, Ausblicke, Fails (Defizite) und Korrekturmöglichkeiten.

von Thomas Blechschmidt, Energiebeauftragter des LV Bayern der Piratenpartei

Gegenstand: Energiewende, Notwendigkeit streitig, aber mehrheitlich Konsens, Umsetzungsmöglichkeiten von der bisherigen Politik aka Politik der Bisherigen nicht erkannt

Übergeordnete Regelungen: EU-Verträge und EU-Richtlinie 202020 (Richtlinie 2009/28/EG des EP und EuR vom 23.04.2009)

http://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2009/28/EG_(Erneuerbare-Energien-Richtlinie)

Bemerkenswert: Diese Richtlinie wird auch von Drittstaaten wie den EWR-Staaten in föderales bzw. nationales Recht umgesetzt. (N, CH, FL)

Die Richtline legt fest (Kurzform):

– dass Einsparziele beim Energieeinsatz erreicht werden sollen

– dass dies in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zu geschehen hat

– dass und wie viel „erneuerbare“ Energien dazu beizutragen haben

– bis wann Ziele und Maßnahmen der Mitgliedsstaaten bzw. der Mitglied-Bundesstaaten zu treffen sind

Das Suffix 202020 steht hierbei für das Zieljahr 2020, für 20% erneuerbare und 20% Einsparung am „Verbrauch“ – insoweit Energieverbrauch überhaupt als eine sinnvolle Bezeichnung für eine physikalische Unmöglichkeit gelten kann. Die Zahl 20 weist dabei auch auf das weiterführende Ziel der Reduktion von Treibhausgasen um 20% bis 2020 hin.

Auswirkungen und Umsetzungen in Bundesrecht der BRD und im nationalen Recht der Bundesländer:

Sektor Verkehr: Im Wesentlichen keine. Lediglich die KfZ-Steuer für Elektrofahrzeuge ist für 10 Jahre ab Zulassung ausgesetzt. Daneben gibt es einzelne Förderprogramme, die vor allem zum Aufbau einer Ladestationsinfrastruktur sowie zu einzelnen E-Mobility-Projekten geführt haben. In Unternehmen ist bislang recht wenig passiert. Die DB AG hat z. B. einen Teil ihres Stromeinkaufs auf Grünstromverträge umgestellt.

Von den jüngsten Irrungen und Wirrungen der Bundespolitik (Eckpunktepapier Gabriel) wird die DB AG durch Umlagebeteiligungen für eigenerzeugten Strom betroffen sein, was zur Rechtfertigung weiterer Fahrpreissteigerungen beitragen wird.

Sektor Strom: Auf dem Stromsektor hat sich in der BRD am meisten getan. Vor allem zu nennen ist das EEG mit all seinen Nebenregelungen und Befreiungstatbeständen und parallel dazu das KWKG (KraftWärmeKopplungsGesetz). Aktuell besteht politisch keine Einigkeit, wie es weitergehen soll. Das Ziel 20% erneuerbar ist Stand 2013 zwar im Grunde erreicht bzw. in Reichweite, aber der Bestand des Erreichten angesichts der sichtbaren Unfähigkeit der bisherigen Parteien, sich über Einzelinteressen hinweg auf Konsolidierung und gezielten weiteren Ausbau vor allem der generativen Energieträger zu einigen, ist akut gefährdet. Ich gehe davon aus, dass es die „Verantwortlichen“ schaffen werden, die Meßlatte doch noch auf allen vier Feldern zu reißen.

Sektor Wärme: Die Wärme ist zumindest in den deutschen Ländern ein Stiefkind der Politik in Sachen Energiewende. Der Politzirkus im Umfeld des Berliner Reichstags hat relativ pragmatisch die seit 1977 existierenden Wärmeschutzverordnungen weiterentwickelt, wobei diese Wärmeschutzverordnungen seit 2002 als „Energie-Einspar-Verordnungen“ mit EnEV und Jahreszahl betitelt werden. Im Zuge der Weiterentwicklung dieser Bestimmungen und Vorschriften wurde die letzte Verordnung als EnEV2009 in 2009 in Kraft gesetzt. Diese wurde an einigen Stellen nachgebessert, soll aber ab 01. August als EnEV2014 überarbeitet in Kraft treten. Die Änderungen in der EnEV2014 sind gegenüber der EnEV2009 allerdings marginal und bleiben stellenweise weit hinter den Schritten zurück, die für das Erreichen der EU-rechtlich und vertraglich verbindlich vereinbarten Ziele erforderlich wären.

Relevante Gesetze und Rechtsverordnungen zur Entwicklung der Wärmenutzung in der BRD sind

http://www.energiemanager-online.de/Newsletter_Anlagen/EnEV-2013-Referentenentwurf-1.pdf

http://www.energiemanager-online.de/Newsletter_Anlagen/EnEV-2013-Referentenentwurf-2.pdf

http://www.energiemanager-online.de/Newsletter_Anlagen/EnEG-2013.pdf

http://www.bmu.de/service/publikationen/downloads/details/artikel/das-erneuerbare-energien-waermegesetz/

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/eew_rmeg/gesamt.pdf

http://www.bhkw-infozentrum.de/download/kwkg2012_20120712_lesefassung.pdf

http://www.bhkw-infozentrum.de/download/kwk-gesetz_2012_DR_1709617.pdf

http://www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/index.html

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/enwg_2005/gesamt.pdf

Siehe auch:

https://piratenpad.de/p/Arbeitscamp+Energie+Buchloe

https://ag_energiepolitik.piratenpad.de/buchloe-enev

Allein die Vielzahl an Rechtsnormen, die auf die Nutzung von Wärme Einfluss nehmen führt direkt zu dem Trugschluss, dass das Thema intensiv durch die Politik behandelt würde. In der realen Umsetzung entfalten diese Normen aber kaum Wirkung. Auch wenn hunderte mehr oder weniger gelungener Sanierungen und Effizienzmaßnahmen dokumentiert sind, so registrieren wir keinen nennenswerten Rückgang des Verbrauchs von Gas, Erdöl oder Kohle und entsprechend auch keine Reduktion bei der Emission von Treibhausgasen, einem eminent wichtigen Sekundärziel der Energiewende.

Woran liegt das?

Nun, systematisch sinnvoll ist zunächst die Unterscheidung von Heizwärme für Gebäude und Prozesswärme für gewerbliche oder industrielle Zwecke.

Der Prozesswärmesektor wird in der Regel im industriellen Bereich direkt abgehandelt und durch speziell ausgebildete Fachleute optimiert, soweit für die Industrie dafür ausreichende finanzielle Anreize geschaffen werden.

An dieser Stelle sei bemerkt: Eine verbindliche Verpflichtung zur Energieeffizienz für Industrie, Gewerbe und Handel besteht in der Bundesrepublik nicht. Zu Null Prozent. Weder für Strom, noch für Wärme, noch für Verkehr. Demgegenüber besteht für die Gebäudebewirtschaftung in der BRD ein sehr weit ausgebauter Fächer an Verpflichtungen zur Energieeffizienz. Dieser geht zwar stellenweise in eine Detailversessenheit über, das es jedem halbwegs vernünftig Denkenden jegliche Motivation raubt, überhaupt an Verbesserungen der Technik und Substanz von Gebäuden zu Denken, dafür aber fehlt es auf den einfachen Ebenen,wo sehr viel mit vetrgleichsweise geringen Mitteln erreichbar ist, an jeglichem Handlungsdruck. das Prinzip Bestand ist Bestand“ geht vor und die energetische Gebäudesanierung ist zu einem taktischen Mittel bei der Ertragssteigerung der Immoblienmbesitzer geworden. Wir werden erleben,wie sich Vermieter darauf spezialisieren, Altmieter mit niedrigen Mieten und geringen Steigerungschancen zu entsorgen, indem sie disee schlicht aus demHaus sanieren und das saanierte Objekt nachher für eine wesentlich höhere Miete und Rendite neu vermieten.

Wer das Verstehen will, muss lernenzu Denken wie ein Makler oder Bauträger: Man kauft ein Haus mit 1.000 m² vermietbarer Wohnfläche z. B. für 1,2 Millionen € bei 5 € Miete pro m². Ergibt 60.000 € Jahresrohmiete oder einen platt gesagten 5%er.

Dann investiert man 1.200 € pro m² in die energetische Sanierung und saniert in dem Zug auch die normale Wohnsubstanz und ergänzt z. B. Aufzug, Balkone, neue Stromversorgung, neue Medien, etc. wobei ein guter Teil der Zusatzkosten bei den Aufwendungen für die energetische Sanierung untergebracht wird. Nebenher baut man das Dachgeschoss aus und schafft zusätzlichen Wohnraum. der richtig hochpreisig vermietet werden kann.

Der Gesamtinvest liegt nachher also bei 2,4 Mio. €. Dem Altmieter darf man 11% der anteiligen energetischen Sanierungskosten auferlegen. Also 121 € pro m² und Jahr.  Das sind gut 10 € auf die ursprünglichen 5 € on Top oben drauf. Vollkommen legal. Der Mieter wird sehr wahrscheinlich ausziehen müssen. Nachmieter, die die höheren Preise bezahlen, sind aber reichlich vorhanden, da speziell in Städten immer Mangel an komfortablem  Wohnraum herrscht.

Auf diesem Weg geht die Rechnung auf. Aber wo bleibt der Vorteil?

Nun: Das ist einfach: Mit der neuen Miete ist die Immobilie bei dem gleichen pauschalen Ansatz über die Rohmiete dann auch deutlich mehr wert. Vor allem, wenn über Balkone und Dachausbau die vermietbare Fläche vergrößert und die Dachwohnungen – luxuriöseren Ausbau verausgesetzt, mit Dachterrasse etc. – sofort für nich einmal 30% mehr vemrieterwerden kann.

Dann haben wir in der Rechnung:

Altbestand 1.000 m² für 15 € / m² = 180.000 € / a

Neubau DG: 200 m² für 20 € / m² = 40.000 € / m²

Balkone, ca. 30 m² für 15 € / m² =     450,00 € / m² (eigentlich nur ein Vermietargument)

Insgesamt ca. 220.000 € Jahremieteinnahmen. Als 5%er ein Ertragswert von ca. 4.400.000 €

Nach zehn Jahren Haltefrist verkauft man das Haus dann steuerfrei am Stück oder teilt es auf und verkauft die Wohnungen. Auch steuerfrei.

Alles verstanden? Großstädtische Immobilie in D mit unserem Steuerrecht = Lizenz zum Gelddrucken.

Industrie:

Es gibt noch nicht einmal einen halbwegs brauchbaren Ansatz zur nachgeordneten Nutzung von Abwärme aus dem industriellen Bereich.

Ein Beispiel: Das Lechstahlwerk Meitingen in Bayern wird mit Strom betrieben. Der Stromverbauch liegt bei geschätzt 950 GWh. Die gesamte Energie wird in Wärme umgewandelt um Stahl und notwendige Legierungsmetalle zu Schmelzen, die Schmelzen zu mischen, zu walzen und zu formen. Danach wird abgekühlt. Die Energie wird dabei ungenutzt in die Umwelt abgegeben. Selbst eine nur anteilige Wiederverwendung als Abwärme wäre bereits ein Stück mehr Effizienz. Doch es besteht weder eine Pflicht für den Betreiber, noch ein Anreiz dazu. Im Gegenteil: Als energieintensiver Betrieb im internationalen Wettbewerb sind die Lechstahlwerke auch noch von so ziemlich allem befreit, was es an Zusatzkosten auf den Arbeitspreis von Strom so gibt. Sie kaufen als Megastromverbraucher (>10 GWh/a) direkt an der EEX ein, bezahlen aktuell ca. 2,8 Cent/kWh und profitieren von der EEG-Umlage gleich doppelt: Sie sind davon befreit und erhalten dafür einen seit Jahren sinkenden Base-Load-Preis (Quantitativ größte Strommengenpakete, bis 3 Jahre im Voraus) an der EEX.

Der jährliche Benefit für die industriellen Großverbraucher insgesamt beläuft sich auf 28 MRD Euro Subventionen aus Steuermitteln plus ca. 15 MRD Euro ersparte EEG-Umlage plus 5 MRD Euro aus dem Preisverfall bei Strom. 48 Mrd. € pro Jahr!

Nach diesem Exkurs zum eigentlichen Thema: Der Gebäudesektor wurde mehr oder weniger wirksam verpflichtet, im Bereich Wärme eine Effizienzsteigerung erreichen, die den EU-vertraglichen Bestimmungen entspricht, aber Industrie, Gewerbe und Handel sind, wie beim Strom, wieder weitgehend von den Anstrengungen ausgenommen. Dort gilt: Weiter wie bisher. Frei nach Horst Seehofer: „Bayern geht es gut!“ oder auch „Deutschland geht es gut!“. „Wir machen alles richtig!“ Nur ohne nennenswerte Effekte.

In Wahrheit leben wir auf Pump, auf einer Art matriellem Ressourcenkredit zu Lasten der Generationen, die gerade den bürgerlich-konservativen Wirtschaftsparteien angeblich so sehr am Herzen liegen. Das funktionier nur, weil Ressourcen keine angemessenen Preis haben (Wiederherstellungswert des jeweiligen Stoffs ohne natürliche Lagerstätten auszubeuten)

Im Gebäudesektor haben wir wieder einige Unterscheidungen zu treffen:

Wohnwirtschaftliche Nutzung vs. Nichtwohngebäude. Für beide Gebäudetypen gelten unterschiedliche und gleiche Normen gleichzeitig.

Die Heiz- und Kühllasten von Nichtwohngebäuden werden nach der DIN V 18599 berechnet, die umfangreicher und detaillierter ist, als die Heizlastberechnung der DIN 12831 für Wohngebäude. Für beide Gebäudetypen gilt zudem die EnEV2009 bzw. demnächst 2014 als energetisch bestimmende Baunormenvorschrift.

Anzumerken ist, dass die DIN V 18599 sich auch sehr gut zur Beurteilung von großen Wohngebäuden vor allem auch mit gewerblichen Flächenanteilen eignet und entsprechend mindestens für MFH ab 6 Einheiten, besser jedes Gebäude, verbindlich werden sollte.

Für die Durchführung der jeweiligen Berechnungen sind unterschiedlich zertifizierte Personen notwendig. Heizlasten nach DIN 12831 berechnen in der Regel z.B. Heizungsbauermeister, oder ggf. ein Fachplaner, Ingenieur oder Architekt mit Zusatzqualifikation. Heizlasten nach DIN V 18599 berechnen ausschließlich Fachplaner und Ingenieure, ebenfalls mit Zusatzqualifikation. Keine Heizungsbauer.

Zur DIN 12831 ist dabei zu sagen, dass sie seit der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 verpflichtender Bestandteil der Heizungsplanung ist. Allerdings wurden die Planungen seither weder dokumentiert, noch hinterlegt oder gar von einer öffentlichen Stelle geprüft. Ein klassisches Beispiel für den Fail (Defizit) einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Privatwirtschaft.

In der Folge bildete sich weitestgehend das Verhalten heraus, diese Berechnungen bei der Angebotsabgabe außen vor zu lassen, um auf diese Weise Preisvorteile zu erzielen. Deshalb ist bei Neubauten seit 1977 so gut wie nie eine Heizlastberechnung vorhanden. Die Heizlasten wurden weitgehend „Pi Auge mal Daumen“ oder an Hand von Erfahrungen (Kubatur, Nutzfläche) geschätzt. Im Ergebnis sind alte Heizungsanlagen regelmäßig deutlich zu groß dimensioniert und deshalb in der Folge außerordentlich ineffizient.

An der Stelle sei gesagt: Exakt das Gleiche gilt für die Effizienzmaßnahme „hydraulischer Abgleich“ die eine möglichst effiziente und sparsame Verteilung der Wärmeenergie in Gebäuden ermöglichen soll. Auch dieser ist seit 1977 Vorschrift und damit zwingender Bestandteil eines jeden Angebots und jeder Durchführung – allein, er wird ebenso selten berechnet bzw. durchgeführt wie die Heizlastberechnung.

Hinweis: Der Nachweis des hydraulischen Abgleichs gegenüber KfW für Zuschüsse ist seit 2011 nötig. Die KfW verlangt das Dokument, die Bauämter aber nicht. Das ist unlogisch.

Politische Defizite: keine Dokumentation und Speicherung bei Bauamt. Keine Kontrollen.

Seit den Modifikationen der EnEV2009 in 2011 besteht für alle Neubauten und Sanierungen eine Pflicht zur Einholung des so genannten EnEV-Nachweises oder auch Energieausweises. Dieses Dokument muss der Bauherr in seinen Unterlagen hinterlegen. Die Ergebnisse allerdings werden nach wie vor nicht bei einer öffentlichen Stelle erfasst bzw. kontrolliert. Zum Vergleich: Jeder PKW muss regelmäßig zum TÜV. Bei Gebäuden, die ungleich werthaltiger und dauerhafter sind, lassen wir dagegen so ziemlich jeden baulichen Fehler zu. Hauptsache Dachfarbe, Außenmaße und Baustil passen den Gremien der jeweiligen Kommune.

Genau die gleichen Vorschriften gelten für Bestandsgebäude, falls diese saniert werden und dabei einen zuschußfähigen Effizienzstandard erreichen sollen. Einzelmaßnahmen sind förderfähig, bestimmte Effizienzstandards für das Gebäude müssen dabei aber nicht erreicht werden.

Ein weiteres Beispiel: Eine der wenigen Vorschriften der EnEV2009, die für alle Wohngebäude gleichermaßen gilt, ist die vorgeschriebene Dämmung der obersten Geschoßdecke. Für 2009 verbindlich angekündigt, wurde die Maßnahme noch einmal für Ende 2012 als verbindliche abzuschließende Pflichtverbesserung für jedes Wohngebäude ins Gesetzblatt geschrieben. Bei wie vielen Wohngebäuden dies nicht erfolgte, ist unbekannt, da es keine Kontrollen gibt. Interessant wären daher Stichproben in Stadtvierteln aus den Baujahren bis 1990. Das gleiche dürfte für die Austauschpflicht von Ölkesseln vor 1978 und kleiner 40 KW gelten.

Politische Defizite: fehlende Kontrollen, fehlende Dokumentation, fehlende ausreichende Anreize zu umfassenderen Maßnahmen.

Im internationalen Vergleich:

Südtirol, Liechtenstein, Skandinavien: Zwischen Neubau und Bestand wird nicht unterschieden. Bei Sanierung muss in etwa der gleiche Standard erreicht werden wie bei Neubau. Das Südtiroler Klimahaus darf z.B. nur 5 kWh/m²/a Wärmebedarf haben (BRD 10 kWh/m²/a). Gerechnet als Primärenergiebedarf. Und das gilt ab 2016! Unabhängig davon, ob so niedrige Werte insgesamt sinnvoll sind, sind uns die Südtiroler (und andere Provinzen in Italien) an der Stelle um Jahre voraus. Nebenbei bemerkt: In Italien kümmern sich Provinzen und Regionen um die Energiepolitik.

In Skandinavien (Schweden, Dänemark) fließt generativ erzeugter Strom aus Windkraft oder Solar vollständig in die Primärenergieberechnung ein. Bedeutet: Wer explizit Windstrom kauft oder PV-Strom produziert, hat einen so niedrigen PE-Faktor (Primärenergiefaktor), dass er sein Haus ohne überzogene Dämmung mit einer Wärmepumpe heizen kann. In Deutschland wird EE-Strom nur anteilig und unterwertig pauschal in die PE-Berechnung einbezogen.

Dänemark und Schweden haben die deutschen Länder an der Stelle beim Thema Energiewende längst überholt, da dort Verbrennungsheizungen mit degenerativen Brennstoffen (Öl, Gas oder Kohle) faktisch nicht mehr betrieben werden dürfen. Das Mittel der Wahl heißt dort Wärmepumpe, in verdichteten Räumen Nahwärme. Was bei uns in vergleichbarem Umfang nicht wirtschaftlich wäre, da die Verstädterung in Sandinavien deutlich höher liegt. Viele Häuser auf dem Land sind nur Ferienhäuser und werden weiter klassisch mit Scheitholz beheizt.

Beispiel Dänemark: Verbrennungsheizung mit degenerativen Brennstoffen im Neubau ab sofort nicht mehr zulässig, Austausch im Bestand ca. 2016 nicht mehr zulässig. Beispiel Schweden: Exakt gleich plus Zusatzgesetz: Bei Verkauf einer Immobilie, muss die degenerative Verbrennungsheizung zwingend gegen eine regenerative Verbrennungsheizung (Pellet) oder eine Wärmepumpe ausgetauscht werden.

Die deutschen Länder verfügen im Grunde seit der Wärmeschutzverordnung von 1977 über ein geeignetes Mittel zur Begrenzung des Energiebedarfs in Gebäuden. Die verschiedenen EnEVs forcieren diese Ansprüche. Für diese Rechtsnormen aber gilt:

Sie sind Normen des Bundes, zur Umsetzung bedarf es in den einzelnen Ländern jeweils nationaler bzw. regionaler Durchführungsverordnungen, denn Energiepolitik ist im Grundgesetz nicht als Bundeskompetenz geregelt und deshalb Ländersache. Seit der Föderalismuskonferenz 1 jedoch überlassen die Landespolitiker den Bundespolitikern zunehmend die Zuständigkeit. Die Folge ist, dass sich mehr Bremsen aufbauen als Fortschritte erzielt werden, denn es fehlt an Umsetzungen im Landesrecht.

Im bundesrepublikanischen Behördendschungel verweist der Bund dabei auf die Zuständigkeit der Länder zur Durchsetzung einzelner Bundesvorgaben der EnEV, wie zum Beispiel der Verhängung von Ordnungsgeldern zwischen 5.000 und 50.000 Euro für die Nichteinhaltung zwingender Vorschriften.

Es mag zwar einer verbreiteten, bestehenden ordnungspolitischen Mentalität entsprechen, für Verstöße Bußgelder zu verhängen, doch wirken diese nun mal nicht wenn es niemanden gibt, der sie auch verhängen darf und die Eintreibung ggf. gerichtlich durchsetzt. Der Bund überlässt die Verhängung den Ländern, die jedoch auf die Zuständigkeit des Bundes, via Auslegung des Grundgesetzes, bei der Beurteilung der Angemessenheit der Höhe verweisen.

Deshalb werden weder amtliche Kontrollen und Prüfungen durchgeführt, noch Bußgelder verhängt. Dies bedeutet für die Hausbesitzer seit der EnEV2009 eine erhebliche Rechtsunsicherheit, da die Gewähr für Bauleistungen nach 4 Jahren verjährt, die normgerechte Durchführung jedoch durchaus nach zehn Jahren geprüft und sanktioniert werden kann. Dann hat der Häuslebauer den Schaden und die Strafe, kann aber die Bauausführenden nicht mehr haftbar machen.

Unter dem Strich: Es geht nichts. Weder vor noch zurück. Und viel zu wenige scheren sich darum.

Defizite der Politik: Fehlende Exekutivbestimmungen, fehlende Kontrollorgane, fehlender Gebäude-TÜV, fehlende differenzierte und belastbare Höhen der einzelnen Ordnungsgelder (Es kann beispielsweise nicht zielführend sein, wenn ein Beamter am Bauamt in der Lage wäre, einem Heizungsbauer eine OWI von 50.000 Euro aufzudrücken, wenn der den hydraulischen Abgleich beim Einfamilienhaus unterlässt.)

Inhaltlich wird die Effizienz von Gebäuden in Deutschland an Hand von zwei Faktoren bestimmt:

– spezifischer Transmissionswärmeverlust

Wärmeenergieverlust eines Gebäudes durch seine Hülle (physikalische Transmission)

– Primärenergiebedarf

Der Bedarf an Energie, der aus der gesamten Bereitstellung der zur Beheizung des Gebäudes benötigten Endenergie aufgewendet wird. Hier geht der Wärmeverlust durch Luftwechsel mit ein. Inklusive z.B. Förderung und Transport und einem Nachhaltigkeitsfaktor für z.B. nachwachsende Energieträger wie Holz.

Zur Berechnung verwendet werden Primärenergiefaktoren:
Netzstrom 2,6; Erdgas 1,1; Erdöl 1,1; Holz, Biomasse 0,2; PV-Strom, Windstrom: 0,0.

Die Faktoren haben diskutierbare Größenordnungen, sind aber im Prinzip ein brauchbarer Ansatz.

Merke: Heizen ist im Grund ein reaktiver Prozess: Ersetzen verloren gegangener Wärme. Heizen bedeutet daher auch Erwärmen der Atmosphäre.

Für die beiden Bewertungskriterien gelten bestimmte, einzuhaltende Werte. Allerdings hat bisher niemand die Frage nach der Suffizienz gestellt, geschweige denn diese in die Berechnung einbezogen. Wird ein Einfamilienhaus mit 150 m² beispielsweise als Passivhaus nach bundesdeutschem Standard errichtet, dann beträgt dessen Primärenergiebedarf zwar nur maximal 10 kWh/m²/a oder 1.500 kWh/a, der Primärenergiebedarf nur für die Herstellung der Dämmung allein für die Außenwand aber liegt bei über 50.000 kWh. Für den zum halb so teuren Standard  eingesparten ca. 2.500 kWh/a Primärenergiebedarf kann man also sehr lange Heizen, vor allem mit Wärmepumpe.

Beispiel: Der Bedarf eines Neubaus, 150m² im Passivhausstandard liegt bei 1.500 kWh/a Wärmeenergie und steht einem Energiebedarf von 50.000 kWh für die Herstellung nur der Außenwanddämmung (nicht Dach, Boden, etc) entgegen. Baut man das gleiche Einfamilienhaus dagegen nach Standard der EnEV2009 mit ca 60 kWh/m²/a, kann man über den Einsatz einer Sole/Wasser- oder Wasser/Wasser-Wärmepumpe und den Kauf oder die Erzeugung von Solar-, Wasser- oder Windstrom das Gebäude mit Primärenergiebedarf 0 kWh/m²/a heizen.

Allein: Die deutschen Rechtsnormen sehen die komplette Anrechnung von generativem Strom durch gezielte Stromtarifwahl gar nicht vor, und die Anrechnung von eigenerzeugtem Strom aus einer PV-Anlage oder einer kleinen Windkraftanlage nur zu einem geringen Teil.

Politische Defizite: gezielten Einsatz von generativ erzeugtem Strom vollständig anrechenbar machen

Bug 2 der geltenden Rechtsnormen: Transmissionswärmebedarf als Förderkriterium. Da sich, wie gezeigt, der Primärenergiebedarf eines Gebäudes auch bei durchschnittlicher Bauweise auf Null oder nahe Null reduzieren lässt und dann eine Wärmepumpe zum Einsatz kommen kann, stellt sich die Frage, ob eine weitere Verschärfung der Grenzwerte für den Transmissionswärmeverlust überhaupt sinnvoll ist. Meine Antwort: Nein

Defizite und Handlungsbedarf der Politik:

– Transmissionswärmeverlust als Förderkriterium herausnehmen und die Verschärfung der Grenzwerte unterlassen. Der Primärenergiebedarf als einziges Förderkriterium genügt.

– Grenzwerte für Bestandsgebäude wieder senken und stattdessen Wärmepumpen und Heizungsumrüstung auf Flächenheizung massiv fördern. Allerdings keine Luftwärmepumpen sondern nur Systeme mit COP größer 4,0 und jährlicher Bestätigung durch die Jahresarbeitszahl (darf nie 4,0 unterschreiten, sonst Entschädigung bezahlen). Die Umrüstung auf effiziente Wärmepumpen muss auch für Bestandsgebäude wieder gefördert werden.

– Umweltwärme mit PE-Faktor 0 einbringen und die gesamte Förderung von Kollektoren endlich einstellen. Der volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Faktor von Solarthermie ist zu gering.(Verwertbarkeit der gesammelten Wäre zu niedrig).

– generativen Strom voll anrechnen (egal ob per Vertrag mit Zertifikat geliefert oder selbst hergestellt. Aber nur aus Wind-, Sonnen- und Wasserkraft 100% generativen Strom. Nicht aus Biomasse!

Die jetzige Förderung jedenfalls führt dazu, dass Energie in die Herstellung und Verarbeitung von Dämmstoffen gesteckt wird, um Häuser zu verbessern, die sich mit der gleichen Energiemenge 25 Jahre oder länger heizen ließen. Der Primärenergiebedarf für die Herstellung wird dem betreffenden Haus nicht aufgerechnet, da er bei der Herstellung in der Industrie anfällt – die, wie bereits erläutert, keinen gesetzlichen Anforderungen an Energieeffizienz oder gar zur Senkung des Primärenergiebedarfs unterworfen ist.

Ergebnis: Das Problem wird nur verlagert, nicht gelöst. Der anfallende CO2-Ausstoß, der beim Haus über 25 Jahre oder länger durch eine weniger Heizarbeit eingespart wird, fällt dafür bereits im Jahr der Errichtung der Sanierung komplett an.

Politisches Defizit: Fehlende Implementierung der Logik der Emissionszertifikate in den Bereich privaten oder kleinunternehmerischen Endverbrauchs. Erreicht werden kann dies auch nich tmit dem lächerlichen ineffektiven System der Zertifikate, sondernnur durch eine gehebelte Energiesteuer nach CO2, SO2 und Nox-Anteilen (Emissionsfaktoren) sowie Primärenergiefaktoren.

Beispiel: Energiesteuer 2 ct/kWh. Für PV-Strom mal Faktor 0,0 = Energiesteuer Null, für Braunkohlestrom mal Faktor 4,0 für CO2, SO2 und NOx mal 1,1 PE-Faktor = Energiesteuer 8,8 ct. / kWh. Plus Arbeitspreis und weitere Kosten. Dann ist die Verschwendung mit der Braunkohleverbrennung schnell vorbei und dieser Rohstoff bleibt den künftigen Generationen für die Carbonfaserproduktion erhalten.

Weitere Faktoren und Kriterien mit Verhinderungspotential:

Energieberater: Die Richtlinie der EU fordert für die Umsetzung den Einsatz von fachkundigem Personal. Zwingende Voraussetzung: Neutralität, sprich Unabhängigkeit von weiteren wirtschaftlichen Interessen. Weshalb der jeweilige „Energieberater“ seine Unabhängigkeit von Verkaufsinteressen nachweisen muss. Deshalb sind in der gesamten EU Heizungsbauer, Elektriker, Installateure, Kaminkehrer, Bauingenieure ausführender Baufirmen und andere in der Bauausführung oder Belieferung tätige Personen von der förderfähigen Energieberatung ausgenommen.

Ausnahme: Bundesrepublik Deutschland. Hier wurden und werden Handwerksmeister und Kaminkehrer eigens als so genannte Gebäudeenergieberater qualifiziert. In der Vergangenheit sogar Baumarktfachverkäufer und Rechtsanwälte (Ex-MdB Axel Berg, SPD, aus München arbeitet heute als Energieberater).

Der Nachweis der Unabhängigkeit wird in D so „geführt“, dass durch das Erheben einer Vergütung für die Beratungsleistungen oder Berechnungen von Gebäuden nach EnEV oder DIN V 18599 bzw. das Führen der Nachweise die Vermutung gilt, dass der Erbringer damit wirtschaftlich unabhängig sei, und somit keine Interessenkonflikte auftreten würden. Der Heizungsbauer macht im Notfall eben den Nachweis gleich mit und unterschreibt auch selbst den Nachweis für die Mittel zur Förderung seiner weiteren handwerklichen Arbeit.

Bauingenieure und Architekten gelten in unseren Ländern sogar dann als unabhängig, wenn sie in ausführenden Unternehmen als Angestellte mitarbeiten, mit den Ausführenden verwandt sind und sogar ihr Büro in den gleichen Geschäftsräumen betreiben.

Der Endverbraucher kann sich (nur) nach herrschender politischer Meinung also ausreichender Sachlichkeit und Neutralität sicher sein!!!

Zudem sind in Deutschland berufliche Vorkenntnisse gefordert, die auch 30 Jahre zurückliegen können. Der direkte Nachweis der Qualifikation durch Lehrgang und Prüfung genügt im Gegensatz zu anderen Ländern nicht. Deshalb sind etliche Energieberater ohne jede Leidenschaft und im Grunde nur mit weiteren Gewinnerzielungsabsichten unterwegs, denen an der energetischen Verbesserung der Gebäude im Grunde gar nichts liegt. Dazu kommt der Ausweichparagraph der EnEV, der jede Umsetzung von Effizienzmaßnahmen unter den Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit stellt. Die Anforderungen an das vorangehende Qualifikationsniveau sind im Vergleich zu den bislang erzielten Effekten für Gebäudeenergieeffizienz und Emissions- bzw. Energieaufwandsreduzierung viel zu hoch bzw. folgen zu sehr den Interessen bestimmter Verbände.

Politische Defizite: Sicherstellung echter Unabhängigkeit, Schaffung einer, wenn notwendig, öffentlichen Stelle zur Energieberatung von Amts wegen

Förderungen bei der Wärme im Gebäudebereich:

– vergünstigte Darlehen oder Zuschüsse bei Erreichung bestimmter Transmissionswärmekennwerte und Primärenergiebedarfe. Verpflichtende Anrechnung der Einsparungen bei der Bonitätsbewertung durch die Banken und eine staatliche Absicherung der Sanierungsdarlehen, damit die bestmöglichen Zinssätze erreicht werden.

– Änderung des Mietrechts, um Immobilienbesitzer zur Verbesserung der Immobilien anzuhalten.

Variante 1: Verpflichtung zu Mietverträgen all inklusive, also Warmmieten und Abrechnung nur noch direkt und ausschließlich vom Mieter zu vertretender Nebenkosten wie Licht- und Gerätestromverbrauch und Wasserverbrauch.

Variante 2: Deckelung der Heizkosten für den Mieter bei einer Grenze, die sich aus der Berechnung des Wärmeenergiebedarfs nach EnEV bestimmt. Beispielsweise darf eine Wohnung im Bestand nicht mehr Heizkosten haben, als die derzeit im Sanierungsfall zu erwartenden 85 kWh/m²a. Alles darüber trägt der Vermieter. Oder er saniert.

Allerdings: Wärmebedarf und Verbrauch weichen wegen des Nutzerverhaltens oft voneinander ab, da die Berechnungsnorm ein Nutzerverhalten unterstellt, das selten zutrifft.

Zusammenfassung für politische Maßnahmen:

Einzustellende Förderungen (auch national und kommunal):

–      Kesseltauschboni

–      Solarthermische Kollektoren

–      BAfA-vor-Ort Beratungen

–      Förderung auf Grund rechnerisch unterstellter Transmissionswärmefaktoren

–      Förderung für Energiebedarfe, die z. B. den Wert Neubau der EnEV2014 unterschreiten. (Passivhausförderungen und Niedrigenergiehausförderung). Förderung unter 40 kWh/m²a ist nicht mehr sinnvoll, da der PE-Bedarf Null bei dieser Bauqualität technisch leicht erreichbar ist.

–      Pellet- und andere Biomasseheizungen

–      Abwärmenutzung aus Biomasse-BHKW

–      Hochtemperatur-Nahwärmenetze

–      Erdsonden, Erdkollektoren, Luftwärmepumpen, Wärmepumpensysteme unter COP 4,0 und JAZ 4,0. (monovalent und ohne Heizstabeinsatz)

–      Förderungen für kontrollierte Wohnraumlüftungen mit WRG (nur bei medizinischer Indikation)

–      Andere Zuschüsse für Energieberatungen oder Tests wie Blower-Door-Test und Thermographie

–      Qualifizierte Baubegleitung (Zuschußverfahren)

Beizubehalten bzw. neu und zusätzlich zu fördern sind sinnvoller Weise

–      Latentwärmespeicher / Pufferspeicher / TWW-Speicher

–      Akkuspeicher für Strom in Wohngebäuden, sofern sie für bidirektionales Laden und die Regelung von Frequenz- und Spannungshaltung ausgelegt sind

–      Wärmepumpen mit COP 4,0 und besser und jährlichem Nachweis der JAZ 4,0 und besser (monovalent und ohne Heizstabeinsatz)

–      Kellerwanddämmungen im Bestand inkl. Grabungskosten)

–      Energieberatungskosten und qualifizierte Bauleitung (nicht Baubegleitung) als darlehensfähige Kosten

–      Sanierungsdarlehen in vollem Umfang durch staatliche Absicherung

–      Dynamische Regelungssysteme für hydraulischen Abgleich (z.B. WILO Geniax)

–      Energiemanagementsysteme für Wohngebäude

–      Umrüstungen auf Flächenheizsysteme

–      „Kalte“ Nahwärmenetze (Temperaturniveau 0 °C bis 12 °C) in Wohnquartieren, Stadtvierteln, Baugebieten

Negativ zu fördern sind

–      Degenerativ betriebene Heizungen: Öl, Gas und Kohlekessel, besser noch Phasing Out mit Zeithorizont wie Dänemark und Schweden (durch Pe- und Emissionsfaktor auf Energiesteuer)

–      Ungenutzte Abwärme aus Industrie und Gewerbe (durch Energieflussnachweise)

–      Klimaanlagen, Wasser-Luft oder ähnliche Rückkühlsysteme

Weitere notwendige gesetzliche Maßnahmen

–      DIN V 18599 verbindlich für ausnahmslos alle Gebäude

  • Verschmelzung mit EnEV und EEWG

–      Berechnung der Heizlast über Daten aus dem EnEV-Nachweis zwingend in den Energieausweis

–      Kontrollpflichten für Bauämter / Gebäude-TÜV in 5-Jahres-Rhythmus (Bewohner-Schutz)

–      Verpflichtung der Vermieter, für überdurchschnittliche Energiekosten einzustehen

–      Verbindliche Bindung des Mietzinses an den EZB-Basiszins (angelehnt an Schweizer Modell, aber verbindlich /  Euribor/ EZB-Leitzins plus 1,5%)

–      Zu unterlassen sind Umlagen oder Steuern auf eigenproduzierten und eigenverbrauchten RES-Strom

Dann klappt es mit der Energiewende, sie bleibt erschwinglich, auch für Mieter und Unternehmen

Fragen, Wünsche, Informationen?

Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf!

Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

Frei von jeder Verkaufsabsicht. Wer meine Arbeit gut findet, kann gern spenden und meine Arbeit unterstützen.

Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

https://www.paypal.me/ThomasBlechschmidt

 

Zum Positionspapier „Energiepolitik“ des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW)

Kommentar an den BMVW von Thomas Blechschmidt, Energiemanager, Koordinator bei der AG Energiepolitik (Bund) und Energiebeauftragter der Piratenpartei Deutschland im LV Bayern:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Positionspapier zur Energiewende, das mich im Januar 2014 erreicht hat, hat mein Interesse und auch einige Hoffnungen geweckt. Es hinterlässt bei mir den Eindruck, dass bei den Repräsentanten des wichtigsten Verbandes der Wirtschaft in den deutschen Ländern – entgegen den Unkenrufen ideologisierter Ökofetischisten, Verschwörungstheoretiker und einiger anderer Menschen, die die Rettung der Zukunft in der radikalen Abschaffung kapitalistischer Wirtschaftsstrukturen sehen -, nach wie vor ausreichend Sachverstand vorhanden ist, um die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte volkswirtschaftlich sinnvoll und betriebswirtschaftlich darstellbar zu gestalten.

Auch wenn einige vollkommen falsche und teilweise haarsträubende Ansichten über die sinnvollste Ausrichtung der künftigen Energiepolitk in den deutschen Ländern nach wie vor unreflektiert und mit unerwartet hartnäckiger Naivität und Faktenverweigerung aus den Spitzten einflussreicher Verbände an die Öffentlichkeit gerichtet werden.

Ja, man kann es nicht anders sagen. Ob beim Neujahrsempfang der schwäbischen Metall- und Elektroindustrie in Augsburg oder aus dem Mund des IHK-Vorsitzenden für München und Oberbayern, ob durch den frisch gebackenen Wirtschafts- und Energieminister in Berlin oder durch den aktuellen Energiekommissar bei der EU.

Dort werden Thesen verkündet und Forderungen aufgestellt, die sich bei Ihnen zum Glück nicht wiederfinden. Ich denke, es wird Zeit, dass wir miteinander sprechen, denn wir liegen in vielen Dingen sehr nah beieinander.

Ich selbst wundere mich allerdings, warum nach wie vor so viele Menschen auch aus Ihren Branchen bei Wahlen denen die Treue halten, die sich unübersehbar überhaupt nicht für deren Meinungen und Belange interessieren. Und warum sie diese Parteien nach wie vor aktiv unterstützen.

Doch ich komme besser zu Ihrem Positionspapier:

Bundesverband Mittelständische Wirtschaft

Positionspapier

Energiewende

Forderungen und Positionen des Mittelstands

 Juni 2012

Ziele der Energieversorgung

Energie bedeutet Antrieb, Licht und Wärme. Unsere moderne, mittelständisch geprägte Wirtschaft ist auf Energie angewiesen. Dabei steht die Energieversorgung in Deutschland vor einem gewaltigen Wandel. Die CO2-Emissionen bei der Verbrennung fossiler Energieträger und die ungelösten Probleme bei der Atomtechnik machen ein neues Energiekonzept erforderlich.

Thomas Blechschmidt: „D’accord!“

Ein neues Energiekonzept muss die drei Ziele der Energieversorgung erfüllen:

ƒ. Versorgungssicherheit

ƒ. Bezahlbarkeit

ƒ. Nachhaltigkeit

Thomas Blechschmidt: „Richtig. Beinahe vollkommen richtig. Allerdings  ist mir das noch zu unscharf. Das Postulat der „Bezahlbarkeit“ indessen ist relativ. Es hängt für jeden von seiner Ertragslage ab. Egal, ob Hartz-IV-Empfänger, Kleinrentner oder Gewerbetreibendder. Unsere Exporteure konkurrieren mit Energiepreisen im Ausland. Deshalb subventionieren wir seit Jahrzehnten die Großverbraucher von Strom massiv. Die direkten und indirekten Subventionen liegen bei 28 MRD Euro.Dass das niemal sein vernünfiutges Ergebnis nach sich ziehen kann, weil alle Staaten es tun und auf diese Art ein folgenschwerer Verbilligungswettbewerb über die grundlegendste aller Ressourcen erfolgt, der darin zum Ausdruck kommt, dass „Energie“-Preise weltweit viel zu billig ist, ist offenbar bisher niemandem aufgefallen.

Zumindest zieht das niemand in Erwägung oder zum Vergleich in den aktuellen Diskussionen heran. Die schrillen Töne wenden sich gegen die EEG-Umlage, die an alle Misslichkeiten schuld sein soll.

Subventionen aller Art erhöhen aber die Preise für Inlandsverbraucher, wenn nicht direkt beim Energieträger, dann im Umweg über Steuern, Netzentgelte, NEV, etc. Dazu kommt die Verwendung von Steuermitteln, um Folgelasten oder Infrastrukturkosten von den Großverbrauchern fernzuhalten. Allzu leichtfertig wird die Höhe der EEG-Umlage als Ursache allen Übels herangezogen. Doch was sind die zu erwartenden 23 Mrd. EEG-Umlage für 2014 im Vergleich zu ca. 110 Mrd. Importkosten für degenerative Brennstoffe? Was sind Sie im Vergleich zu den 28 Mrd. direkten und indirekten Subventionen – Jahr für Jahr – für die Verbrennung von Kohle, Erdöl, Erdgas und die Kernenergie?

Joe Kaeser, der jüngst zum Siemensherrscher gekürte derzeit „oberste“ Siemensianer, hat sich am 21.01.2014 in seiner Audienz beim Bayerischen Rundfunk darüber mokiert, dass es sich unsere Volkswirtschaft niemals wird leisten können, 400 oder 600 Mrd. Euro an Subventionen in eine rein generative Stromerzeugung zu stecken. Damit meint er die EEG-Umlage, im Besonderen die für Photovoltaik, die aber keine Subvention ist, sondern eine zielgerichtete Umlage für einen bestimmten Zweck. Und er hat vorsorglich schon mal die gesamte Summe beim zu erwartenden Ausbaustand hochgerechnet. Was er vollkommen unterschlägt: Die inzwischen knapp 190 MRD Euro Beihilfen und Subventionen für Kernenergie und die gesamte Summe der Subventionen für Kohle, Erdöl und Erdgas seit Gründung der Montanunion. Derzeit liegen die bei ca. 26 MRD Euro von den jährlich 28 MRD Euro Subventionen für alle degenerativen Energieträger. Auf die knapp 60 Jahre, die das schon läuft hochgerechnet, haben sich die Volkswirtschaften der deutschen Länder das umgerechnet wie viel kosten lassen? Optimistisch von einer linearen Nulllinie ausgehend bis zum heutigen Volumen sind das über 50 Jahre rückwirkend betrachtet lockere 700 MRD Euro. Und allein wegen der „Endlagerung“ ist noch lange kein Ende in Sicht.

Nun, was mir bei Ihren Stichpunkten noch fehlt: Die Ziele

– 100 % generativ bis 2050,

– ein klares Ja zur sozialen Ausgewogenheit durch Einkommensanpassung,

– der Anspruch, höchstmögliche Effizienz bei der Energienutzung herzustellen – und das Primat der Dezentralität (Vorrang vor Großanlagen)

Von diesen Zielen hat sich die Energiekommission des BVMW (Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft), die sich aus Unternehmerinnen und Unternehmer unterschiedlicher Branchen zusammensetzt, leiten lassen. Ein zentrales Ergebnis lautet:

Die neue Energieversorgung soll so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig sein.

Thomas Blechschmidt: Wie gesagt, Dezentralität muss organisatorisches Prinzip und Leitlinie erster Ordnung sein. So dezentral wie möglich und zentral wie nötig ist der entscheidende Schritt zu wenig. Klar ist, dass dies für die bisher streng zentral organisierten Energiekonzerne das Todesurteil darstellt. Aber die Dinosaurier sind durch veränderte Umweltbedingungen gestorben. Sollen es die Menschen den Dinos nachmachen? Ein Schaden für den Planeten wäre es jedenfalls nicht.

Dieses Positionspapier begründet das Konzept der Dezentralität und stellt dessen Implikationen vor. Den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft folgend, liegen unserer Argumentation diese Annahmen und Kriterien zugrunde:

ƒ. Deutschland ist ein Industriestandort – Energie muss bezahlbar bleiben, um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes zu erhalten.

Thomas Blechschmidt: „Die Energie Ja. Der größere und wachsende Teil der Energiekosten besteht aber aus allem möglichen, nur nicht aus Kosten der Energie. Deshalb gilt dies nur für den als J oder kWh messbaren Anteil. Wir täten gut daran, die Netze wieder in öffentliches oder besser bürgerliches Eigentum zu überführen und dem jeweiligen Lebenszyklus entsprechende Abschreibungen (kommende DIN EN ISO 50001) bei moderaten Renditen auf die Kosten umzulegen. Damit könnten die Unternehmen über den Wegfall der Netzentgelte nachhaltig unterstützt werden.“

Nachhaltige Strukturen sind zu fördern. Das bedeutet auch: Vielfalt statt  Monokulturen.

Thomas Blechschmidt: Absolut! Und eine klare, transparente Darstellung der Energieflüsse und der Kapitalflüsse samt Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Kosten. Die Priorisierung der Energiequellen muss dabei ausnahmslos nach den allgemeinen Lasten erfolgen: Transparente Internalisierung der externen Kosten.

ƒ. Energieeffizienz: Nachhaltigkeit heißt nicht Verzicht.

Thomas Blechschmidt: „Da stimme ich Ihnen zu. Wider Grünen oder „anti-kapitalistischen“ Unernst und die Naivität, Realitäten mit Romantik verändern zu wollen. Das gab es bereits einmal und es begleitete die Menschen bis in einen Weltkrieg.“

ƒ. Nachhaltige Kommunikation und Transparenz bei der Planung von Projekten – Informationen schaffen Vertrauen.

Thomas Blechschmidt: „Mit Transparenz laufen sie bei uns offene Türen ein. Dazu gehört auch die offene Kommunikation mit den Bürgern und die frühzeitige Berücksichtigung derer Bedenken und Wünsche. Infrastrukturen dürfen auch gern Geld kosten, bevor ihre Kosten sich wegen Rechtsstreitigkeiten und Verfahrenstaktiken verdreifachen. Das wird aber nur mit dezentralisierten, pseudonymisierten Bieterverfahren möglich werden. Planungsmonopole wie z. B. das der DB Projektbau GmbH sind konsequent abzubauen.“

ƒ. Wahrung der Technologieneutralität und der Unabhängigkeit.

Thomas Blechschmidt: „Perfekt. Das bedeutet auch keine verborgenen – also GAR KEINE – Subventionen mehr für irgendwelche Technologien. Alle Fördermaßnahmen müssen transparent und offen kommuniziert und regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden.“

ƒ. Sicherheit garantieren – die Qualität der heutigen Energieversorgung muss erhalten bleiben.

Thomas Blechschmidt: Das ist auch bei uns unstreitig. Allerdings sehen wir die Gefahren nicht als so groß, wie sie von manchen gezeichnet werden und wir sind uns der eigentlichen Ursachen bewusst. Im Ergebnis zeigt sich, dass Strom ein nur bedingt marktfähiges Produkt mit genau definierten, unveränderlichen Eigenschaften ist und sich durch Preiskämpfe auch nicht verbessern lässt. Im Gegenteil: Die Preiskämpfe lösen umfangreiche spekulative Hochrechnungen und darauf basierende Vorbestellungen für den Strombedarf über bis zu drei Jahre aus. Und das schlägt sich am Ende in destabilisierenden Schwankungen in den Netzen nieder. Der geeignete Ausgleichsmechanismus sind Speicher, Speicher und noch mal Speicher.

ƒ. Die mittelständische Struktur im Sektor der Erneuerbaren Energien ist Garant für Innovation, Wettbewerb und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Thomas Blechschmidt: Es ist genau die Vielfalt der Mittelständischen Unternehmen, die diese enorme Belastungsfähigkeit begründet. Leider spiegelt sich das auf der politischen Ebene unserer Gesellschaft nicht wieder. Dort haben wir zwei Monopolisten und ansonsten ein paar mehr oder weniger brauchbare Mehrheitsbeschaffer. Und ausgerechnet in der politischen Landschaft vermeiden wir das, was im normalen Leben alltäglich ist: Alte, ausgelatschte Schuhe durch neue zu ersetzen. Ja, sogar die Reanimation ganz offenkundig vollkommen unbrauchbar gewordener Schuhe ist in unseren Ländern leider der normale Weg. Wen also wundert, wenn das alles einem Großteilder Bevölkerung als Käse vorkommt und sie die Nase rümpft?

ƒ. Der Mittelstand bekennt sich zum Art. 20 a des Grundgesetzes, in dem der Schutz der natürlichen Lebensgrundlage im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung bestimmt wird. Dies schließt die ökologische Verantwortung des Mittelstands ein.

Thomas Blechschmidt: „Damit stimmen Sie mit den Piraten zu 100 % überein. Und wir fallen mit unseren Positionen nicht so Mir nichts – Dir nichts einfach mal um, nur weil ein paar Pöstchen locken. Wir rechnen also für die Zukunft mit Ihrer Unterstützung und unserer Präsenz bei Ihren Veranstaltungen und Diskussionen. Wir sind aktuell die beste Möglichkeit, sinnvoll gerichteten Druck auf die Bequemlichkeit der Arrivierten zu erzeugen. Denn wir müssen uns nicht verbiegen“

Das vorliegende Positionspapier gliedert sich in die Abschnitte:

1. Politische Rahmenbedingungen

2. Energieproduktion

3. Netze

a. Übertragungsnetze

b. Verteilnetze

4. Speicherung

5. Energieverbrauch

6. Zusammenfassung

1. Politische Rahmenbedingungen

Bündelung der nationalen Energiekompetenz in einem Ministerium

 Thomas Blechschmidt: Diesen Gedanken haben die Piraten bislang nicht diskutiert. Ich persönlich bin für ein eigenes Energieministerium. Energie ist eine so universelle und grundlegende Schlüsselgröße, dass sie letztlich die einzig konstante Determinante für jeden sozialen Interaktionsprozess darstellt. Das erhebt sie über den Rang einer Währung hinaus und macht sie damit sogar zur geeigneten Grundlage einer jeden Währung. Eine kWh ist immer eine kWh. Ein Dollar oder ein Euro nicht. Deren Nutzwert schwankt.

 Das Regulierungsregime für die Netze und die Standortwahl für die Produktion von Energie beeinflussen sich gegenseitig. Beide Elemente tragen wesentlich zu den Energiekosten bei. Die Netznutzungsentgelte beeinflussen den Strompreis für kleine und mittlere Unternehmen erheblich. Im Durchschnitt liegen die Entgelte für die Netznutzung bei etwa 20 Prozent des Endabnehmerpreises.

– Wir schlagen vor, dass die Kompetenzen für Netze und Energieproduktion in einem Ministerium gebündelt werden.

Thomas Blechschmidt: Ja, Und zwar in einem eigenen Ministerium. Dort sollten gleichzeitig alle Infrastrukturnetze verwaltet, generell geplant und koordiniert in einem Zug aus- und umgebaut werden, sobald die dezentralen Gliederungen der Länder das wünschen.

Übergangsweise sollten neue Gesetze nur noch gemeinschaftlich von Umwelt- und Wirtschaftsministerium eingebracht werden.

Thomas Blechschmidt: Was m. E. eher bedeuten würde, dass sich die beiden Ministerien wie gehabt meistens im Weg stehen. Ein Ansatz, der für die Übergangszeit Stillstand bedeutet. Mehr Druck sollte von außen kommen.

Europäischer Pfad für einen nachhaltigen Energiemix

Um den Umbau der Energieversorgung voranzutreiben, muss die EU ihre fachliche Kompetenz im Energiebereich ausbauen. Denkbar wäre die Erarbeitung eines Grünbuchs durch die Europäische Kommission, um eine öffentliche und wissenschaftliche Diskussion anzustoßen. Nationale Hoheitsrechte könnten so gewahrt und zeitgleich ein europaweiter Konsens hergestellt werden.

Thomas Blechschmidt: „Grünbuch klingt ein wenig arg nach einer Idee der einschlägigen Partei. Schwarzbücher und Weißbücher oder rote Listen sind trotz der farblichen Pendants in der Politik unverdächtig. Und wenn es um faktenbasierte Politik geht, wäre Orange die bessere Farbe. Die Grünen haben über 30 Jahre lang bewiesen, dass sie das nicht leisten können. Sie sind und bleiben einfach zu ideologieverhaftet und verstehen überwiegend nicht, dass sich Menschen nicht gern Vorschriften machen lassen wollen. Die Frage nach nationalen Hoheitsrechten halte ich in Europa und insbesondere für Energiepolitik für gänzlich überflüssig. Auf dieser Ebene kann zwar alles verhindert aber so gut wie nichts gelöst werden. Zudem widersprechen nationale Hoheitsrechte dem Leitgedanken der Dezentralisierung. Schlimm genug, dass Berlin entscheiden will, ob sich Windräder in Bayern lohnen oder nicht.

Was die fachliche Kompetenz bei der EU angeht: Tiefer als mit Günther Öttinger geht es nicht mehr. Der versteht jede Menge von Strukturpolitik und Organisation oligopoler und zentralisierter autokratischer Strukturen. Von Energie versteht er noch immer weniger als gar nichts. Der Name Öttinger stand mal für das Tuning von Dieselmotoren. Was aber auch nur deren Verbrauch erhöht. Ansonsten steht der Name für Billigbier unterdurchschnittlicher Qualität, was die Wirkung und das Aroma angeht.

Die Problematik der hohen Atomrisiken und die Verschmutzung durch CO2 können langfristig nicht national gelöst werden. Dies beinhaltet auch, in den atomstromlastigen Nachbarländern Frankreich und Tschechien auf einen Wechsel in der Energiepolitik hinzuwirken.

Thomas Blechschmidt: Der Mittelstand in den Deutschen Ländern kann den Kernenergie-Aspiranten und den alten AKW-Ländern am glaubwürdigsten deutlich machen, dass sich diese Technologie volkswirtschaftlich einfach nicht rechnet. Wenn jemand den ultimativen Beweis angetreten hat, dass Kernenergie unwirtschaftlich ist, dann sind es ausgerechnet die rein neoliberal und kapitalistisch denkenden Engländer mit ihrem Wunsch nach einem Atomenergieeinspeisegesetz, welches ausgerechnet vom natürlichen Feind fester Einspeisevergütungen, dem EU-Kommissar Öttinger, unterstützt wird.

Ich denke, genau das sollten wir auch tun. Jeder, der Atomenergie haben will, soll für den Erhalt, den Neubau und die Folgelasten von Kernkraftwerken auf jede kWh Strom aus einem AKW eine Umlage bezahlen um den Strom und auch die notwendige Altlastenbewirtschaftung von dort zu refinanzieren. Dann wird schnell klar werden, was Kernkraft für ein wirtschaftspolitischer Irrsinn ist. Die Technik taugt auch nicht als strategische Reserve, denn zentrale Strukturen lassen sich sehr einfach ausschalten.

Dezentrale Planung stärken

Das dezentrale Konzept beinhaltet, dass zunächst regionale Energiepläne entwickelt werden. Der optimale Planungsraum besteht aus einem Oberzentrum und dem dazugehörigen Umland. Anschließend werden prognostizierte Angebots- oder Nachfrageüberzuschüsse zu einem nationalen Energieplan aggregiert.

Thomas Blechschmidt: An der Stelle erhalten Sie den ersten ernsthaften Widerspruch: Kommunal oder Lokal statt regional. Wie sollte man regional definieren? Ganz NRW, NDS, Bayern oder Landesteile? Je schärfer die Analyse-Details, desto besser das Ergebnis. Zudem sind lokale Überblicke auch lokal steuerbar und in der Summe reaktionsfähiger als große Kolosse. Noch konkreter: Bottom-Up! Der Weg geht über kommunale Energiekonzepte mit real erfasstem Energieeinsatz durch kumulative Verfahren für die anonymisierten Rohdaten nach oben. Einen nationalen Energieplan brauchen höchstens ein paar Minister oder Staatssekretäre für die Galerie, die eigene Show oder das politische Schaufenster.

Damit ergibt sich ein Dreiklang der Politikebenen:

EU ==> Leitlinie zum Energiemix

Thomas Blechschmidt:

Ziel: 100 % generativ;

Weg: phasing out degenerativer Energieträger (Öl, Kohle, Gas, Uran),

particular phasing in and phasing out regenerativer Energieträger (Biomasse, Biogas, Holz) und

phasing in rein generativer Energieträger (Solar, Wind, Wasser) bis 100 % generativ.

BUND ==> Festlegung von Anreizstrukturen (z.B. EEG)

Thomas Blechschmidt: Korrekt: Das EEG kann bereits weitgehend abgebaut bzw. in Richtung auf differenzierte Förderung für unterschiedlich ertragreiche Standorte so verändert werden, dass der Zubau generativer Energiequellen und passender Speicher dem lokalen / regionalen Bedarf besser passend entgegen kommt.

Region ==> regionale Energiepläne und Verantwortung zur Umsetzung

Thomas Blechschmidt: Die Umsetzungszuständigkeit und Planungshoheit gehört ausschließlich in die Hände der Kommunen. Sonst niemand. Kommunen dürfen sich zusammenschließen. Die Finanzierung der Infrastruktur und der Anlagen sollte durch Genossenschaften, direkte Kreditaufnahme bei der EZB durch kommunale Obligationen bei moderaten, gesicherten Renditen von max. 2,5 % liegen. Denn die Anleger = Bürger profitieren ja bereits von konstanten Preisen. Was wir für unsere Grundbedürfnisse nicht mehr brauchen sind institutionelle Anleger, die einen Wettbewerb um private Kunden über das Versprechen hoher Renditen führen.

Kosten

Um den Industriestandort Deutschland und die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes zu erhalten, müssen die Energiekosten bezahlbar bleiben. Der hohe Anteil der staatlichen Lasten am Strompreis (40 Prozent)…

Thomas Blechschmidt: „Zwischenruf! Vorsicht. Das ist zu kurz und zu linear gedacht. Kosten sorgen vor allem Anderen für den Anreiz zu Effizienz. Wenn, dann einen Basisbetrag, der nach PE-Faktoren und Emissionsfaktoren erhöht oder eben gesenkt wird.“

…belastet vor allem kleine und mittlere Unternehmen (Vgl. hierzu Abbildung 1). Haushaltskonsolidierung und die Finanzierung des Rentenfonds dürfen nicht zu Lasten der Endenergieabnehmer gehen.

Thomas Blechschmidt: Bitte erläutern Sie, was damit genau gemeint ist. Wo sind die 28 MRD Subventionen für degenerative Energiequellen und Träger sichtbar? Das EEG ist eine staatlich festgelegte Belastung, aber keine Last, die dem Staat zu Gute kommt. Es ist die Form der Anschubfinanzierung für neue Technologien, um über den Skalareffekt der Massenproduktion wettbewerbsfähige Preise zu realisieren. Was früher aus Bundesanleihen, Staatsanleihen, Kommunalobligationen oder anderen staatlich sanktionierten Papieren finanziert wurde (Ausbau der Kernenergie, Verschenken der Kraftwerke für Symbolbeträge), oder gar aus Steuermitteln bestritten wurde und bis heute wird (Kohlepfennig, Schaffung von Infrastrukturen, Fördermittel, Beihilfen, F&E_Gelder, Schuldentilgung, Zinszahlungen, Steuervergünstigungen etc.) wird beim EEG spezifisch, zielgerichtet und zweckgebunden erhoben. Die Fehler liegen in der Mittelverwendung und den Berechnungskriterien, nicht im Instrument. Mindestens die Hälfte der Entwicklung des EEG ist schlampigem Management und politischer Manipulation (Ausweitung der Ausnahmen und Veränderung der Berechnungsgrundlage) geschuldet. Zu Ihrer Grafik:

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz 0,2%

Strombeschaffung, Vertrieb und Service: 31 %

Netzentgelte 22,6 %

EEG*-Umlage 13,7%

Konzessionsabgabe 6,5%

Stromsteuer 8,0%

Mehrwertsteuer: 19,0 %

Thomas Blechschmidt: Korrekterweise fehlen hier die Subventionen und auch die Verwendung der Einnahmen aus dem EEG. Der volkswirtschaftlich wirksame Energiepreis (Referenzpreis) wäre die erste und wichtigste Ausgangsbasis, denn er schließt alle externen Kosten ein.

Betriebswirtschaftliche Betrachtungen blenden die vielen Subventionen aus, die genau deshalb zu kostenintensiven und gleichzeitig sinnfreien Belastungen führen. Der Erhalt der Kohleabbauarbeitsplätze um jeden Preis ist das beste Beispiel. Diese 150.000 Arbeitskräfte (samt denen des sekundären und tertiären Effekts) könnten ihr Know How auch ebenso sinnvoll in die Verlegung von Infrastruktur unter die Erde einbringen. Nichts spricht dagegen, Arbeitsplätze über Steuermittel zu schaffen oder zu erhalten. Wenn es am Ende einen Nutzen bringt. Sonst wäre es sinnfrei, Lehrer und Verwaltungsbeamte zu beschäftigen. Aber durch den Erhalt der Arbeitsplätze beim Kohleabbau füttern wir ein Problem mit Milliarden Euro, das unter dem Strich mehr Schaden als Nutzen bringt. Horst Seehofer verweist seine Ministerin bei der Verlagerung von Lasten in die Zukunft mit dem Argument in die Schranken, weil wir unseren Kindern keine solchen Lasten hinterlassen dürfen. Da hat er Recht, die viel größeren Lasten aber, die er in der GroKo weiter zulässt, sieht er nicht.

Wir plädieren für eine Abschaffung der Stromsteuer. Mindestens aber ist die Stromsteuer entsprechend zu reduzieren, wenn vorübergehend die EEG-Umlage weiter erhöht werden sollte. (Vgl. hierzu Abbildung 2 und Abbildung 3)

Thomas Blechschmidt: Tut uns leid. Nein. Auf keinen Fall. Kosten sorgen auch für den Anreiz zu Effizienz. Wenn dann einen Basisbetrag, der nach PE-Faktoren und Emissionsfaktoren erhöht oder eben gesenkt wird. Bei Primärenergiefaktor „0“ durch den Einsatz rein generativer Energieträger beträgt die Energiesteuerlast dann eben auch Null Euro. Aber eines der einfachsten Leitinstrumente für den Einsatz von Energieträgern aus der Hand zu geben wäre ein ordnungspolitisches Laissez-Faire auf Kosten der Zukunft. Steuern sind zum Steuern da. Geben wir Ihnen die sinnvollste Richtung vor

Grafik: Strompreis in ct/kWh + Steuern und Abgaben ct/kWh

EU-27     13 / 32

Dänemark  13 / 43

Frankreich  10 / 27

Österreich  15 / 34

Deutschland 14 / 40

Abbildung 2: Strompreise im europäischen Vergleich (Cent/KWh, Standardvertrag)3

 Die Zahlen sind interessant, aber nicht nachvollziehbar. Wer in der BRD hat 40 Cent / kWh bezahlt? Haben Sie da nicht genau hingesehen? Ist das ein Durchschnittspreis oder sind das die jeweils höchsten gefunden Tarife? Gegliedert und gewichtet nach Industrie intensiv, KMU / GHD und Haushalten wäre ehrlicher. Und transparenter. Zusätzlich würde dadurch das Ziel der Nachhaltigkeit und der Senkung der Emissionen gefördert. Bei PE-Faktor Null wäre z. B die Stromsteuer Null. Wer sich anstrengt wird belohnt. Das wären Anreize, die auch wirken, statt für Eliten lenken.

2011  2010  2009 2008  2007 2006

Durchschnittspreis Energie in Cent/kWh   

5,09  5,13  5,95  5,96  6,23  4,34

Durchschnittspreis Netz in Cent/kWh    

3,17  2,89  4,11  2,54  2,66  2,46

Durchschnittspreis ges. Abg. in Cent/kWh

5,10  3,33  2,55  2,42  2,23  1,79

Durchschnittspreis Entlastung Stromsteuer

-0,63  -0,67  -0,61 -0,67  -0,70  -0,52

Durchschnittliche Gesamtkosten (ohne MwSt.)

12,73 10,68 12,00 10,25 10,42

Abbildung 3: Beispiel für die Strompreisentwicklung bei einem mittelständischen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe mit Individualvertrag (Jahresverbrauch rund 13.000 MWh)

Thomas Blechschmidt: Wie man unschwer sieht, spricht diese Tabelle die gestiegenen Kosten für Mittelständler durch die EEG-Umlage an. 13.000 MWh wären allerdings 13 GWh und somit EEG-Umlage-entlastungsfähig auf Antrag. Die Einkaufspreise noch größerer Stromverbraucher sind allerdings im Forwardhandel auf 3 Jahre auf unter 3 Cent / kWh gefallen und haben die nächsten Jahre keine Chance sich zu erholen. Es sei denn, die aktuelle Bundesregierung erhört das Betteln der Herren Theissen und Terium und subventioniert die Energieriesen noch stärker. Dieser Preissturz ist eine Folge der EEG-Einspeisung, die die Großanbieter zwingt auf die satten Renditen der Vorjahre zu verzichten oder abgeschriebene, degenerative Kraftwerke stillzulegen, weil sie eben nicht für 0 ct/kWh produzieren können.

 

Das Problem an der Sache ist, dass all die Investitionen des Staates von den 50er bis ib die 90er Jahre, all die damals und heute noch laufenden Subventionen aus Steuermitteln ermöglicht haben, lange Zeit zu extrem günstigen Kosten Strom zu produzieren und dennoch satte Gewinne einzufahren. Dabei wäre es korrekt gewesen, die Gewinne zu thesaurieren um am Lebensende der Anlagen die notwendigen neuen Infrastrukturen zu finanzieren.

Ein weiteres, grundlegendes Problem liegt an einer unvermuteten, gänzlich anderen Stelle: Es scheint, als würden weite und bestimmende Teile der Bevölkerung nach wie vor kameralistisch denken und den Unterschied zwischen Kosten und Investitionen nicht kennen, oder sich dessen nicht bewußt sein. Diese effektive Bildungslücke erstreckt sich bis in die höchsten akademischen Kreise und macht vor allem vor Berichterstattern nicht halt. Bei der Mehrheit der aktuellen poilitischen Akteure sehe ich diesbezüglich einen Anteilnahme 100%, was Wirtschaftwissen angeht.

Über kurz oder lang wäre z. B. eine PV-Anlage in mittelprächtiger Lage in der BRD bei (800 kWh/KWpeak*a Jahresertrag) mit 20 MW plus 4 MWh Redox-Flow-Speicher bei 1 MW Leistung passender als ein Gaskraftwerk, Kohlekraftwerk oder gar Atomkraftwerk. Kosten der kWh Strom vom Invest umgerechnet ca. 16 Cent/kWh gleichbleibend für 25 Jahre. Der Strompreis im Netz wird diesen Betrag sowieso über die Zeit erreichen und übersteigen. Nicht nur hier, sondern in noch stärkerem Maße in anderen Ländern. Atomkraftwerke haben eine Lebensdauer von ca. 40 Jahren, dann müssen sie durch Neubauten ersetzt werden. Der Atomkraftwerkspark in Frankreich ist im Schnitt über 26 Jahre alt, der in den USA über 29 Jahre. Wie sehen deren Zukunftsaussichten also aus?

2. Energieproduktion

Verbrauchernahe Energieerzeugung stärken

Eine dezentrale Energieerzeugung ist durch viele kleine Energieproduzenten gekennzeichnet. Als besonderes Merkmal gilt dabei der Mix aus unterschiedlichen Energieerzeugungsanlagen. Die Vorteile einer dezentralen Energieerzeugung liegen auf der Hand:

ƒ. Der optimale Strommix bestimmt sich nach den regionalen, geographischen Gegebenheiten.

Thomas Blechschmidt: Fast. Aus den lokalen Gegebenheiten. Eine Region kann Berlin sein, kaum Fläche, dafür viele Verbraucher; oder der Landkreis „Märkischer Kreis“. Riesige Fläche. Kaum Verbraucher, weite Entfernungen. Welchen Sinn hat es da, 100 MW KWK in Schwerin bereit zu stellen und in den Süden des Kreises Strom durchzuleiten? Da wären ein 5 MW Windrad vor Ort samt einem großen Redox-Flow-Speicher sinnvoller.

ƒ. Ein sehr viel geringerer Netzausbau ist notwendig. Da Netzentgelte heute rund 20 Prozent des Strompreises für Gewerbekunden ausmachen, ist auf diese Position ein besonderes Augenmerk zu legen.

Thomas Blechschmidt: Da haben Sie Recht. Im Bereich der Höchstspannung besteht aktuell sogar gar kein Bedarf. Netzentgelte als „Stückkosten“ pro kWh sind in etwa so clever, wie eine PKW-Maut pro Fahrt unabhängig von der Strecke. Es empfiehlt sich eine stärker leistungsabhängige Vergütung. Passende Stromzähler mit Messwandlertechnik auch für kleine Verbraucher gibt es bereits. Bei den LKW haben wir bereits eine Abrechnung nach Kilometern, aber nicht nach Stückzahl bzw. Transportgewicht. Es sind im Grunde immer Pauschalen, die am Ende auch die Wirksamkeit bestimmen. Deshalb: Netze vergesellschaften. Und zwar alle. Als Genossenschaften organisiert stellen diese dann Anlagemöglichkeiten für die Bürger als Individuen und als Gemeinschaft dar, die durch maßvolle Verzinsungen des eingesetzten Kapitals der Allgemeinheit dauerhaften Nutzen bringen. Die geschaffenen Werte dienen der Sicherung der Anlage. An der Stelle ist es schlicht opportun die Abschreibungszeit am realen Lebenszyklus festzumachen. Und nicht an der Präferenz oder dem Goodwill irgendwelcher privater oder institutioneller Anleger oder gar Ratingagenturen.

ƒ. Dezentrale Strukturen bedeuten eine höhere Transparenz für die Bürger. Eine verbrauchernahe Planung und Versorgung in der Region stärkt die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Thomas Blechschmidt: Richtig. Wobei zu beachten ist, dass Mehrwertabschöpfungen durch den Staat in Form von Umlagen auf eigenerzeugte und eigengenutzte Energie unterbleiben. Zumindest bis das Ziel 100 % generativer Energieversorgung aller erreicht ist. Dann ergeben sich evtl. Spielräume für Mehrwertabschöpfungen.

ƒ. Der Liberalisierung des Strommarktes vor zehn Jahren hat nicht die erhofften Preissenkungseffekte gebracht.

Thomas Blechschmidt: Was deutlich machen sollte, dass die zugelassenen Formen der Liberalisierung ganz offensichtlich völlig unzureichend gestaltet wurden. Liberalisierung ist nicht gleichzusetzen mit unternehmerischen Wirtschaftsformen, die der Gewinnmaximierung und nur dieser unterworfen sind. Subsistenzwirtschaft statt Substanzauszehrung aller Produktionsfaktoren ist anscheinend doch die cleverere Wirtschaftsweise.

Dank neuer Technologien, die dezentrale Erzeugungsstrukturen ökonomisch und ökologisch sinnvoll machen, kann eine neue Liberalisierungsrunde eingeläutet werden.

Thomas Blechschmidt: Bitte Vorsicht mit solchen (h)eiligen Wünschen. Die Liberalisierung hat zwar anfangs Preissenkungen ermöglicht, aber nur um anschließend umso höhere Steigerungen zu verursachen. Beispiel Netzentgelte: Statt Netze kommunal oder national über zinsgünstige Obligationen zu refinanzieren, müssen wir heute den Investoren 9 % Rendite auf das eingesetzte Kapital garantieren, damit sie den Auftrag übernehmen und zusätzlich die Garantie für die Darlehen übernehmen. Das nenne ich mal ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ für Netzbetreiber.

ƒ. Kraft-Wärme-Koppelung steigert die Effizienz von Kraftwerken signifikant und funktioniert am besten dezentral. Dies spricht auch für die Dezentralität von konventionellen Kraftwerken.

Thomas Blechschmidt: Ich bitte darum, die gedachten Größenordnungen zu benennen. Große Spitzenlastkraftwerke mit wenig Laufzeit bringen nur jede Menge Kosten für kaum Nutzen. Da freut sich dann der Hersteller. Die KMU und Endverbraucher bezahlen den Spaß, ohne etwas davon zu haben.

ƒ. Dezentralität stärkt den Mittelstand vor Ort, fördert das Wirtschaftswachstum und schafft neue Arbeitsplätze.6 Im Jahr 2011 arbeiteten 381.600 Personen in der vom Mittelstand geprägten Branche der Erneuerbaren Energien. Dezentralität ist auch für die Großindustrie ein bekanntes Konzept: Beispiele: Kraftwerke im Ruhrgebiet, Kraftwerke rund um VW, Wolfsburg, Blockheizkraftwerke in Industrieparks.

Thomas Blechschmidt: Dann bedeutet Dezentralität – sinnvoller Weise – kurze Entfernung zur Übertragung der Leistung. Sicherung der gesamten Leistung in einem eng begrenzten Raum durch Akkumulation der Einzellasten bei Bereitstellung verschränkter, kleinerer Überkapazitäten benachbarter Netzkreise. Einen eminent stabilisierenden Effekt hätte die komplette Vermaschung der Verteilnetze.

Großanlagen sind kostenintensiv und erzeugen hohe Abhängigkeiten. Zudem besteht die Gefahr, dass Folgekosten des Netzausbaus sozialisiert, also von den Energieabnehmern getragen werden.

Thomas Blechschmidt: Gut erkannt. Deswegen keine Großanlagen. Die Unternehmer sprechen genau aus, was wir ebenfalls denken.

Wir empfehlen, dass die Bundesregierung in ihrem Energiekonzept Dezentralität als Leitbild verankert.

Thomas Blechschmidt: Applaus!

Der individuell realisierbare Grad einer dezentralen Versorgung mit Erneuerbaren Energien sollte regional beantwortet werden. Bereits heute existieren rund 26 Regionen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, in Zukunft rund 80 Prozent des verbrauchten Stroms auf Basis Erneuerbarer Energien bereitzustellen. Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft prognostiziert, dass eine überwiegend dezentrale Energieerzeugung in einigen Regionen bereits 2015 auf breiter Basis möglich wird.

Der optimale Strommix

Der Wandel zu einer nachhaltigen Stromversorgung darf nicht zu Lasten der Energiesicherheit gehen. Um diese auch im zukünftigen Energiesystem zu gewährleisten, müssen in der Übergangsphase konventionelle und Erneuerbare Energieträger optimal aufeinander abgestimmt werden. Nur so kann die Qualität der Netzfrequenz erhalten bleiben. Langfristig müssen auch die Erneuerbaren und regelbaren Erzeugungsanlagen Verantwortung für die Netzstabilität übernehmen. Biogas-, Biomasse und Geothermieanlagen sind bereits heute ebenso grundlastfähig wie konventionelle Energieträger.

Thomas Blechschmidt: Nur leider nicht dauerhaft so kostengünstig wie Wind, PV und Wasserkraft. Speziell Geothermie wird auf der Kostenseite unterschätzt. Sie hat kaum Potential zur Kosatensenkung.

Die Entwicklung von Speichertechnologien ist der notwendige Schritt zur Grundlastfähigkeit von Strom aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen.

Thomas Blechschmidt: Wie ich im letzten Jahr schon gesagt habe: Speicher, Speicher, Speicher,…

Bis zur Marktreife von Speichertechnologie brauchen auch konventionelle, dezentrale Kraftwerke Planungssicherheit.

Eine zentral organisierte Energieversorgung kann auch wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen. Viele Großprojekte, beispielsweise Windparks in der Nord- und Ostsee, verursachen hohe Kosten, die von den Endkunden getragen werden.

Thomas Blechschmidt: Zudem ist die Haltbarkeit auf See äußerst fraglich.

So liegen die Stromgestehungskosten einer Offshore-Windenergieanlagen trotz höherer Volllaststunden mit 0,10-0,15 Euro / kWh deutlich über den Erzeugungskosten von Onshore-Anlagen (0,06-0,08 Euro / kWh).

Thomas Blechschmidt: Allerdings auch Onshore nur da, wo auch wirklich genug Wind weht. Windräder im Süden Bayerns und Baden-Württembergs sind keine Investitionen sondern Don-Quichotterien.

Hinzu kommen höhere Kosten für die Übertragungsnetze. Durch eine dezentralere Energieerzeugung können unnötige Kosten vermieden und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft erhalten bleiben.

Thomas Blechschmidt: Ganz genau. Das kommt dann KMU und Endverbrauchern zu Gute. Nur die Kapitalanleger vermissen lukrative Anlagemöglichkeiten, aber da man Geld nicht essen kann…

Keine Angst vor dem Ausstieg aus der Atomkraft

Der Mittelstand hält einen zügigen Ausstieg aus der Atomenergie für möglich. Die durch den Ausstieg entstehende Lücke lässt sich durch einen Mix aus konventionellen Quellen und Erneuerbaren Energien schließen. Die Ausrichtung der neuen Energieversorgung sollte dabei so dezentral wie möglich und so zentral wie nötig gestaltet sein. Aus ökonomischer Sicht halten wir einen Ausstieg aus der Atomkraft für vertretbar. An den Strombörsen basieren die Marktpreise nicht auf Durchschnittskosten, sondern auf Grenzkosten. Das bedeutet, dass nicht die „preiswerten“ Atomkraftwerke den Strompreis bestimmen, sondern zum Beispiel die teureren Gaskraftwerke. (Vgl. hierzu Abbildung 4). Ein Abschalten der Atomkraft vermindert die Gewinne der vier Energieoligopolisten, führt aber nicht direkt zu einer Erhöhung der Strompreise. Die Versorgungssicherheit wäre auch bei einem zügigen Ausstieg aus der Atomenergie nicht gefährdet.

Thomas Blechschmidt: Sie stimmen mit meiner Einschätzung überein. Nicht mal die „Thüringer Strombrücke ist systemrelevant!“

So wurden nach Angaben der Bundesnetzagentur für den Zeitraum 2010-2020 bereits Investitionen in neue Kraftwerkskapazitäten in Höhe von rund 45 GW geplant. (Vgl. hierzu Abbildung 5). Alle derzeit noch laufenden Atomkraftwerke (nach dem Moratorium) haben eine Gesamtleistung von 11,87 GW.

Langfristig: Einspeisevergütung und Vorrang der Einspeisung können entfallen

Die Einspeisevergütung sowie die Vorrangregelung für die Erneuerbaren Energien können langfristig entfallen.

Thomas Blechschmidt: Je schneller die aktuellen Ausnahmen bei der EEG-Umlage gegen ein System zur Belohnung nach Steigerung der Effizienz ersetzt wird, umso schneller. Deshalb ist ein Referenzpreis für Strom und eine Verknüpfung von Kostennachlässen mit Effizienzsteigerungen der sinnvollste Weg, die EEG-Umlage dauerhaft einzuschmelzen. Auf der anderen Seite ist es dabei notwendig, Herrn Günter Öttinger die rote Karte für sein Vorhaben zu zeigen, Atomstrom aus neuen AKW mit einem Fixum von 11 Cent/kWh zu von den KMU und den Endverbrauchern vergüten zu lassen.

Sobald Produktion und Speicherung Erneuerbarer Energien weniger kosten als die Energieerzeugung mit konventionellen Kraftwerken, sind beide nicht mehr notwendig und können für die einzelnen Erzeugungsarten abgeschafft werden. Dies trägt dazu bei, den Strom bezahlbar und den Wettbewerb auf den Erzeugermärkten zu erhalten.

Stattdessen: EEG – Einführung eines Stetigkeitsanreizes

Für Erneuerbare Energien muss es zu einer Markt- und Systemintegration kommen. Einige Erneuerbare Energieerzeugungsanlagen sind regelbar und somit bereits heute in der Lage, aktiv am Lastmanagement teilzunehmen. Dieses ist notwendig, da zur Erhaltung der Netzstabilität die Einspeisung von Strom den Verbrauch nicht übersteigen darf.

Thomas Blechschmidt: Ist das nicht ein anderes Wort für Speicherförderung? Übersehen wird dabei allerdings die Fähigkeit von Speichersystemen zur Systemdienstleistung, speziell für die Netzstabilität. Denn Speichersysteme können mit der passenden Leistungselektronik für wenige Euro einmaliger Kosten für stabile Spannungen und Frequenzen im Netz sorgen.

Bisher fehlen hier allerdings die Anreize, damit Anlagen, die in der Grundlast laufen, ihren Strom bei Kapazitätsüberschüssen vom Netz nehmen. Ein solcher Anreiz könnte durch die Einführung einer zeitlich begrenzten Prämie im EEG für die Bereitstellung von „Erneuerbarer Regelenergie“ etabliert werden. Dieses Instrument würde helfen, den Anteil der Erneuerbaren Regelenergien zu stärken und einen eigenständigen Markt herauszubilden, an dem sich dann zukünftige die Preise für Regelenergie bilden.

Thomas Blechschmidt: Interessanter Ansatz. Solange die Regelleistung ebenso dezentral bereit gestellt wird, wie die Erzeugung. Technisch machbar.

Ebenso könnte ein Kombikraftwerksbonus mit dem Ziel eingeführt werden, eine bedarfsorientierte Einspeisung zu honorieren und die Technologieentwicklung zu fördern.

Thomas Blechschmidt: Tut mir leid. Diesen Gedanken sehe ich als Eigentor, denn er würde dem Ausbau von Speicherkapazität entgegenwirken. Und ein neues Tor für indirekte Subventionen öffnen.

Langfristig sollten Vergütungen und Prämien zu einem neuen Instrument als “Stetigkeitsprämie” zusammengefasst werden. Mit einer solchen Stetigkeitsprämie könnten Kombipakete, zum Beispiel aus Windkraft und Speichertechnologie oder regelbarer Erneuerbarer Energie, mit konventionellen, grundlastfähigen Energieerzeugungsanlagen frühzeitiger konkurrieren.

Thomas Blechschmidt: Das halte ich für eine grundsätzlich hervorragende Idee. Haben Sie dafür bereits eine Formel entwickelt? Notwendige Bedingungen für Konkurrenzfähigkeit dieses Systems lauten:

A) Belohnungs- / Strafsystem für Emissionen

B) Streichung aller verdeckten und indirekten Subventionen

Überarbeitung EEG – Entbürokratisierung

Das EEG gilt als Regelungsdschungel. Die Politik muss hier Klarheit schaffen und bürokratische Hürden abbauen.

Thomas Blechschmidt: Das ist leider nicht nachvollziehbar. Die Komplexität liegt vielmehr in dem undurchschaubaren Wust an verschiedenen, nicht aufeinander abgestimmten Gesetzen, Verordnungen, Fördersystemen, Subventionen etc. Das EEG selbst ist dagegen (noch) ein klares, eindeutiges und ziemlich gut handzuhabendes Regelwerk.

Um eine Überförderung zu vermeiden, sollte eine halbjährliche Degression der Fördersätze stattfinden, wobei den Betreibern eine lange Vorwarnzeit eingeräumt werden muss.

Thomas Blechschmidt: Warum denn? Die flexible Degression ist der bessere Weg. Allerdings nur, wenn die Absenkungsindizes aus der Preisentwicklung der Komponenten und Baukosten abgeleitet werden. Roll-Over-Periode: 3 Monate zum Vorjahresvergleichszeitraum.

3. Netze

a. Übertragungsnetze

Netzausbau mit Augenmaß – Dezentralität vermindert Kosten

Ein wesentlicher Nutzen der Dezentralität ist ein geringerer Bedarf an Übertragungsnetzen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht fallen somit durch eine dezentrale Energieversorgung geringere gesamtwirtschaftliche Kosten an. Zusätzlich reduziert die lokale Nutzung dezentral erzeugten Stroms die Übertragungsverluste. Virtuelle Kraftwerke, Intelligente Netze und die optimale Nutzung der bestehenden Trassen durch ein effizientes Lastmanagement verringern den Bedarf an neuen Leitungen weiter. Eine dezentrale Energieversorgung wirkt somit für den Stromverbraucher kostendämpfend.

Thomas Blechschmidt: Korrekt, falls das klug und richtig umgesetzt wird. Die Begehrlichkeiten von Oligopolisten und Finanzinvestoren in verträgliche Schranken zu verweisen ist eine Sache. Die andere, mindestens ebenso wichtige, wäre den Netzausbau von unten zu organisieren:

Step 1: 0,4 KV Ebene: Komplett in die Erde, parallel dazu ein hochleistungsfähiges Datennetz, ein „kaltes Nahwärmenetz“ und Gasleitungen

Step 2: Vermaschung aller 0,4 KV Netze durch Verbindung der einzelnen Äste mit Nebenästen

Step 3: Permanente Aggregation aller lokal erfassten Leistungen / Lasten parallel zu Step 1 & 2)

Step 4: 10 – 60 KV Leitungen im Zuge der Vermaschung der 0,4 KV Ebene unter die Erde. Alle Leitungen grundsätzlich unter öffentlichen Grund. Keine Royalties für private Grundstücksbesitzer.

Step 5: Installation von großen Akkumulatoren (Natrium-Schwefel,  Redox-Flow, LiPeFo-Großakkus, Li-Ion-Hochleistungsakkus,) an den Umspannwerken 10 KV bis 60 KV  zu 110 KV. Ausgerüstet mit intelligenter Leistungselektronik zur Frequenz-und Spannungshaltung.

Step 6: Gleiches Verfahren bei 110 KV zu 220 KV / 380 KV. Untergrund von Bahnen und Autobahnen / Bundestraßen für die Leitungsverlegung nutzen. Abwärme in die Erde ableiten bzw. im Winter direkt unter die Oberfläche in die Tragschicht der Straße. Auf diese Weise könnten tausende Tonnen Tausalz der Umwelt erspart bleiben.

Ausschreibung der Übertragungsnetze

Eine dezentrale Energieversorgung reduziert den Bedarf an Netzausbaumaßnahmen. Für Neuinvestitionen in Übertragungsnetze, die dennoch notwendig werden, empfehlen wir eine Ausschreibung der Netze. Alle möglichen Einnahmen aus der Ausschreibung sollen dazu verwendet werden, die Netzkosten der gewerblichen Wirtschaft zu senken oder Speichertechnologien zu fördern. Denkbar wäre hier, dass die Bundesnetzagentur die Eigentumsrechte in Form von Lizenzen in einem Pool bündelt und anschließend versteigert. Der Vorteil von Investitionen in Übertragungsnetze liegt darin, dass solche Geldanlagen eine hinreichend attraktive Renditeerwartung und Eigenkapitalverzinsung erwirtschaften.

Thomas Blechschmidt: Das mag für Investoren ein betriebswirtschaftlicher Vorteil sein, für die Bürger, Endverbraucher etc. erwächst daraus nur wieder eine Verteuerung. Unnötiger Weise. Keine Versteigerung, auf keinen Fall, Vergabe an regionale Genossenschaften, Shares an die Bürger, festgelegte Verzinsung von Euribor + 1,5 %. Besser als Sparbuch und langfristiger Wert als Vorsorge fürs Alter. Im Prinzip ist das die gleiche Forderung, nur unter Aussparung der Ebene, die den Großteil der „attraktiven Rendite“ auffrisst. Die Einbindung institutioneller Anleger führt leider regelmäßig nur zur Verteuerung für die sozial Schwächsten.

Zusätzlich trägt eine Erneuerung der Netze dazu bei, Netze zu stabilisieren und Leitungsverluste zu minimieren.

Thomas Blechschmidt: Das trifft zu.

Langfristig: Neues Netzregime

Netzentgelte werden für den Transport und die Verteilung des Stroms erhoben. Die Umlage von Netzanschlusskosten auf die Netzentgelte belastet Endenergieabnehmer und begünstigt zeitgleich die Agglomeration von Großkraftwerken an der Küste und im Süden. Daher sollten zukünftig die Netznutzungsentgelte teilweise gemäß dem Verursacherprinzip umgelegt werden. Großanlagenbetreiber auf der Stromerzeugungsebene werden dann sowohl an den Kosten des Netzanschlusses als auch an den Wartungs- und Instandhaltungskosten der von ihnen stark beanspruchten Trassen beteiligt. Eine Mehrbelastung für die Endabnehmer entsteht durch die Umverteilung nicht. Der Wandel zu einem solchem Netzregime stärkt die dezentrale Stromerzeugung und schützt vor langfristig höheren Kosten.

Thomas Blechschmidt: Das ist richtig, wird aber auf schärfsten Widerstand der so genannten „energieintensiven Betriebe“ stoßen, da die Großanlagenbetreiber – sofern Kraftwerke damit gemeint sind – die Kosten auf die Stromabnehmer umlegen werden. Mit Kostenneutralität ist dabei nicht zu rechnen. Die Erwartungen „auskömmlicher Renditen“ treiben dann die Preise und die Steuern, da auf dem Umweg über die Politik wieder Subventionen eingefordert werden.

b. Verteilnetze

Regionale Kooperationen zur Finanzierung der Verteilungsnetze

Eine Lösung für die Erneuerung der Verteilnetze könnten regionale Kooperationen sein. Kleinere Netzbetreiber können sich die hohen Investitionen oftmals nicht leisten. Jährlich laufen derzeit rund 1.000 Konzessionsverträge aus. Dies bietet zusätzlich auch Stadtwerken und mittelständischen Unternehmen die Chance, Strom- und Gasnetze selbst zu betreiben.

Thomas Blechschmidt: Alles richtig. Aber: Stadtwerke arbeiten wie Wirtschaftsunternehmen leider auch allzu oft rein nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Besser die Investition über Genossenschaften einsammeln, eine feste Rendite von 1,5 % oder 2 % sichert stabile Kosten, und verursacht keine hoch dotierten Posten für die GF, Vorstände oder womöglich bequem entsorgte unbequeme politische Altlasten.

An den notwendigen Investitionen zur Erneuerung der Verteilnetze könnten sich zukünftig auch mehr Bürger beteiligen.

Thomas Blechschmidt: Genau, ganz genau.

Solche Investitionen bieten eine attraktive Rendite…

Thomas Blechschmidt: Ich bitte um Vorsicht mit den Verlockungen mittels Geldversprechen. Irgendwer muss die Renditen erwirtschaften. Je größer die Volkswirtschaft und das BIP, desto mehr muss der Einzelne durch Verzicht oder Mehrarbeit beitragen,um die Renditeerwartungen zu befriedigen. Das führt exponentiell zu einer Einkommens- und Vermögensspreizung die das gesamte System unter Garantie kippen läßt. Es ist nicht die Frage ob, sondern die Frage „Wann?“

…und stärken zeitgleich die Akzeptanz in der Bevölkerung. Durch die direkte Einbeziehung der Bürger könnten Bauvorhaben schneller umgesetzt, eine dezentrale Energieversorgung gefördert und die Erneuerbaren Energien stärker integriert werden.

Thomas Blechschmidt: Richtig. Wenn es für die Betroffenen in erkennbarer Reichweite liegt, direkt davon zu profitieren, desto eher sind sie dabei.

Intelligente Energienetze fördern – Lastmanagement optimieren

Intelligente Energiemanagementsysteme unterstützen einen effizienten und sicheren Netzbetrieb. Durch die sogenannten Smart Grids können Energieerzeuger, Verbraucher, Speicheranlagen- und Netzbetreiber miteinander in einem Energieinformationssystem verbunden werden.

Thomas Blechschmidt: Nur in der Theorie machbar. Technische Systeme werden nie intelligent sein. Schlicht, weil zur Intelligenz spontane Kreativität erforderlich ist. Die besteht in der Fähigkeit, sich die Verknüpfung von Fakten vorzustellen, die nichts miteinander zu tun haben. Datenschutz hat Priorität!

Somit entstehen kleine Netzwerke, in denen die Energieflüsse gesteuert werden. Um einen optimalen Einsatz dezentraler Energiesysteme durch Virtuelle Kraftwerke und ein regionales Lastmanagement zu ermöglichen, müssen regionale Energiekonzepte entworfen werden.

Thomas Blechschmidt: Noch eine Ebene dezentraler: Kommunal / lokal. Abhängig von der Bevölkerungsdichte und der Energieabnahmedichte. Die bestimmende kleinste Einheit ist die Kommune.

4. Speicherung

Forschungsförderung für dezentrale Speicher

Für den notwendigen Umbau der Energieversorgung bedarf es vor allem ausreichender Speichermöglichkeiten. Während KWK-Anlagen, Biogasanlagen und Geothermie konstante und sogar steuerbare Einspeiseverläufe aufweisen, schwankt die Energiegewinnung bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen.

Mit Energiespeichern werden Erzeugung und Bereitstellung elektrischer Energie voneinander gelöst, Sicherheitsreserven gebildet und gegebenenfalls ein Energieüberangebot ausgeglichen. Die Speicheraufgabe kann durch dezentrale Speicher im Verteilnetz gelöst werden.

Thomas Blechschmidt: Richtig. Wegweisende Technologien im Einsatz sind aktuell Redox-Flow-Akkus, NaS-Akkus und auch Li-Ionen-Akkus, die sich aber nur in sehr großer Zahl wirksam bemerkbar machen können (500.000 E-Autos mit 10 kWh Kapazität könnten die gesamter Regelleistung in der BRD sichern. Vgl, dazu I.D.E.E.-Konzept von Tomi Engl: http://wiki.piratenpartei.de/Datei:Piratenpartei_Energieworkshop_2013.1_Vortrag_IDEE.pdf

Dazu muss eine Vielzahl an Speicheranlagen im Verteilnetz installiert sein. Dezentrale Speicheranlagen sichern vor Ort die Energieversorgung, dienen der Lastdeckung und wirken netzstabilisierend. Für die Entwicklung neuer Stromspeichertechnologien und zur Stärkung des Technologiewettbewerbs müssen Anreize über Forschungsprogramme massiv ausgeweitet werden. Neue, bezahlbare Speicher sind der Schlüssel für langfristig sinkende Energiepreise.

Thomas Blechschmidt: Das halte ich für technisch richtig, politisch und volkswirtschafltich aber für ein Risiko, zumindest solange man den Strompreis als Arbeitspreis (Energiepreis) sieht und der Vorstellung nachhängt, für die Infrastruktur habe der Staat zu sorgen und deshalb koste sie nichts. Die Idee langfristig sinkender Strompreise behindert eher alle Vorhaben, weil dann jeder warten wird, das dies oder das billiger wird. Strom und Energie allgemein sind gemessen an den volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen, die sie mit sich bringen, derzeit viel zu billig. An der Stelle warne ich davon, Illusionen aufzubauen. Langfristig können wir froh sein, wenn wir die Preise irgendwann stabilisieren. Deshalb: Raus mit allen Renditeerwartungen und Ausnahmen. Mit den energiepolitischen Tagträumern von FDP, Union, SPD, LINKEN und zum Teil GRÜNEN ist keine sachgerechte Lösung zu erwarten.

Akzeptanz durch Transparenz, Kommunikation und weniger Bürokratie

Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren erschweren den Umbau der Energieversorgung.

Thomas Blechschmidt: Die behindern alle Vorhaben. Nicht nur die für die Energieversorgung. Allein deshalb sollten für Infrastruktur ausschließlich auf „öffentlichen“ Grund zurückgegriffen werden müssen.

Widerstände in der Bevölkerung behindern die Umsetzung solcher Projekte zusätzlich. Mittelständische Investoren und Projektnehmer haben oftmals nicht die finanziellen Mittel, um langwierige Auseinandersetzungen durchzuhalten. Dezentralität begünstigt die politische Durchsetzbarkeit von neuen Energieprojekten, weil das Energieversorgungskonzept regional diskutiert und abgestimmt wurde. Um den Ausbau einer dezentralen Energieversorgung voranzutreiben, müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und vereinfacht werden.

Thomas Blechschmidt: Dieser Wunsch gilt nicht nur für Verfahren diesem Gebiet. Er gilt für viele andere Sachverhalte auch und noch mehr.

5. Energieverbrauch

Thomas Blechschmidt: Ersetzen Sie bitte dieses Wort schleunigst durch Energieaufwand oder Energieeinsatz. Energieverbrauch gibt es nicht. Alles wird letztlich in Wärme umgewandelt oder gespeichert. Dieser Mangel an Wissen und Verständnis ist mit Schuld daran, dass sachlich untaugliche, einseitig lineare Denkweisen die Energiepolitik nach wie vor bestimmen.

Umfangreiche Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz und der Gebäudesanierung sind für eine umweltverträgliche Energieversorgung unverzichtbar.

Thomas Blechschmidt: Irrtum. Eben nicht. Die Gebäudesanierung ist von der Eingriffstiefe der Maßnahmen her bereits über dem Limit an Sinnhaftigkeit. Bei der Gebäudesanierung wird es Zeit, die Grenzwerte auf Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Noch mehr Dämmen und Passivhausstandard um jeden Preis bringen es am Ende nicht. 150 % energetischer Mehraufwand um die Effizienz um  weitere 10 % zu verbessern sind spätestens dann widersinnig, wenn ein Gebäude auch ohne dicke Dämmung mit einem Primärenergiebedarf von Null versorgt werden kann. Auch wenn das die Hersteller der Dämmungen nicht freuen mag. Eine Neubewertung ist überfällig.

Im Mittelstand nimmt das Thema Energieeffizienz eine bedeutende Rolle ein, denn die Energiepreise belasten vor allem kleine und mittlere Unternehmen.

Thomas Blechschmidt: Hier gilt eine simple Maxime: Jede nicht benötigte kWh ist die günstigste kWh.

Maßnahmen, die zur Energieeffizienz beitragen, stärken die internationale Wettbewerbsfähigkeit und reduzieren den Fixkostenanteil in den Unternehmen. Somit führt die Energieeffizienz nicht nur kurz-, sondern auch langfristig zu einer Win-Win-Situation.

Thomas Blechschmidt: Nahezu 2.000 Experten wurden bei der IHK zu Europäischen Energiemanagern weitergebildet. Warum verzichten noch immer über 95 % der Unternehmen auf deren externen, neutralen Sachverstand? Fragen Sie das bitte Ihre Mitglieder.

Der Mittelstand steht für Nachhaltigkeit und ist gewillt, Energieeffizienzmaßnahmen umzusetzen. Hierfür muss der Zugang zu Finanzierungsmitteln gewährleistet sein, ohne die die notwendigen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen nicht zu bewältigen sind.

Thomas Blechschmidt: In der Tat. Und eben deshalb sind Genossenschaften der bessere Weg, da die den Staatshaushalt nicht belasten. Förderung aus Steuermitteln scheitern an der „Schuldenbremse“. Finanzierung durch Gewinn und renditeorientierte Kapitalanleger treiben die Preise. Da bleibt nur das kleine Kapital, moderat angelegt mit vernünftiger Verzinsung. Das stärkt am Ende auch die Verbraucher im Binnenmarkt und damit wieder den heimischen Mittelstand.

Das Thema Energieeffizienz verdient eine intensive Diskussion. Dieses Positionspapier hat eine andere Zielrichtung. Zu Maßnahmen der Energieeffizienz wird der BVMW gesondert Stellung nehmen.

Transparenz herstellen

Energierechnungen müssen transparenter und verständlicher gestaltet werden.

Thomas Blechschmidt: Und vor allem öffentlich einsehbar. Damit rennen Sie bei den Piraten offenen Türen ein. Beispielsweise wäre es sinnvoll, den Energieeinsatz jedes Fahrzeugs pro 100 km in kWh als Vergleichsmaßstab verpflichtend zu veröffentlichen.

Strombeschaffungskosten, Netzentgelte, EEG-Umlage, Stromsteuer sowie Abgaben an den Staat beeinflussen die Endkundenpreise. Die vom Staat verantworteten Kostenbestandteile müssen langfristig wieder sinken.

Thomas Blechschmidt: Das ist eine schwer haltbare Forderung, da sie einer Kristallkugel entstammen könnte. Der Staat – also die verfasste Gesellschaft –  braucht Einnahmen um arbeiten und wirken zu können. Allerdings sollten Steuern eine dienende Funktion haben, um damit das zu tun, was das Wort sagt: Steuern. Also Lenkungseffekte erzielen und Verhaltensweisen beeinflussen. Und keine obsoleten Strukturen zur großzügigen Alimentierung  politisch installierter Exponenten und deren Förderer aus verschiedenen kapitalstarken Kreisen zu sichern. Aktuell haben wir Neofeudalismus und indirekte Frondienstbarkeiten zu Gunsten kleiner Eliten. War es einst im Mittelalter so, dass der Lehensmann zwei oder drei Tage pro Woche auf dem Gut seines Herrn unentgeltlich zu Arbeiten herangezogen wurde, so arbeitet der durchschnittliche Steuerzahler und anhängig Beschäftigte mehr als die Hälfte der Zeit für den „Staat“ und seine Strukturen. Siehe Steuerzahlerstichtag in der zweiten Julihälfte.

Transparente Energierechnungen müssen Aufschluss darüber geben, aus welchen Bestandteilen sich der zu zahlende Endenergiepreis zusammensetzt.

Zusammenfassung

Die Energieversorgung in Deutschland sollte so dezentral wie möglich und so zentral wie nötig ausgestaltet sein.

Thomas Blechschmidt: „Sollte“ ist zu wenig. Nur eine Forderung als „Conditio sine qua non“ wird der Bedeutung des Mittelstands für die gesamte Gesellschaft gerecht.

Nur so lassen sich die Ziele Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit miteinander in Einklang bringen. Dezentralität steht dabei für einen Mix aus konventionellen und regenerativen Energieträgern.

Thomas Blechschmidt: Das sind keine Ziele für eine Energiewende, sondern deren bedingende Parameter. Und deshalb leider nur der halbe Ansatz. Komplementär benötigen wir ein verbindliches Phasing-Out-Szenario für Kohlekraftwerke, Ölkraftwerke und Gaskraftwerke, (und natürlich auch für die Beendigung der Nutzung dieser Ressourcen als Brennstoffe für Heizungen). Anschließend ein Phasing-Out für alle regenerativen, um die landwirtschaftliche Übernutzung von Anbauflächen für Energiesubstrate und Biomasse wieder deutlich herunterzufahren.

Erneuerbare Energien sind vor allem mittelständisch geprägt und können dezentral, unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, effizienter und wirtschaftlicher eingesetzt werden. Dies fördert den Technologiewettbewerb und stärkt die regionale Wertschöpfung. Ein dezentrales Energiekonzept steht für langfristig stabile Preise.

Thomas Blechschmidt: Sie stimmen mir ja doch noch zu!

Mit sinkenden Stromgestehungskosten können Vorrangregelung und Einspeisevergütung entfallen.

Thomas Blechschmidt: Einspeisevergütungen durchaus. Vorrangregelung erst dann, wenn alle direkten und indirekten Subventionen und Steuervergünstigungen für degenerative Energieträger und Energiequellen abgebaut und wirksam unterbunden sind sowie ein ausreichendes Netz an Speichern steht. Erst dann herrscht wirklich Chancengleichheit. und generative können ihre Vorteile voll ausspielen. Ein Arbeitspreis für Strom unter 15 Cent / kWh ohne Add-Ons wie Netzentgelte, Steuern, etc. wird allerdings dann nicht möglich sein.

Um die Wettbewerbsfähigkeit für kleine und mittlere Unternehmen zu erhalten, muss der Strompreis von unnötigen Abgaben an den Staat befreit werden.

Thomas Blechschmidt: Der Staat ist nicht das Problem. Das Problem sind die vielen direkten und indirekten Belastungen und Umverteilungen: Energiesteuerbefreiung für Kohle, Subvention des Kohleabbaus, Sicherung der Kohle-Arbeitsplätze aus Drittmitteln, Fonds, etc. Subventionen und Beihilfen für Kernenergie, Kostenübernahme für die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen, Entlastung von Altlastenentsorgung, Subventionen für Flächenwiederherstellung, Flächenentsiegelung, Atommülllagerung, Altschuldenabbau für Bundesanleihen, die für den Aufbau der Versorgung mit Kernenergie aus den 70ern noch immer weiter anliegen, Finanzierung der Freizertifikate für die Kohleverbrenner, etc.

Zusätzlich sollte ein Teil der anfallenden Netzkosten gemäß dem Verursachungsprinzip umgelegt werden.

Thomas Blechschmidt: Genau umgekehrt: Das Netz ist besser kommunal und gemeinschaftlich über lokale Genossenschaften zu finanzieren. Transportkosten und vor allem Anschlussleistungen sind von den Nutzern zu bezahlen und dadurch Teil der Refinanzierung. Eine Umschichtung auf die „Verursacher“ sprich Kraftwerke würde lediglich die Kosten dort auflaufen lassen aber über die Preise doch wieder bei den Abnehmern ankommen.

Der wiederauflebende Wettbewerb auf den Erzeugermärkten schützt zusätzlich vor unnötigen Kosten. Die Systemintegration der Erneuerbaren Energien kann durch die Einführung einer Stetigkeitsprämie sowie die Ausweitung der Forschungsmittel für Speichertechnologien beschleunigt werden. In Verbindung mit einem intelligenten Lastmanagement bleiben Versorgungssicherheit und Netzstabilität erhalten.

Thomas Blechschmidt: Vor allem in Verbindung mit mobilen (E-Mobility . I.D.E.E.-Konzept) und stationären (Gewerbebetriebe, Bürogebäude, MFH, EFH) Akkuspeichern.

Ich danke dem BVMW für das aufschlussreiche Positionspapier.

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