Schlagwort-Archive: Ladesäulen

Die aufhaltsame Elektronautenreise

Die aufhaltsame Elektronautenreise

Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen man losfährt, eine etwas umfangreichere Planung dabei hat und eines der moderneren Abenteuer unserer Zeit wagt: Eine Reise mit einem Elektrofahrzeug.

Der Ausgangspunkt war Buchloe im Allgäu, das Ziel Amberg in der Oberpfalz, hin und zurück an einem Tag. Eine Fahrt von ca. 500 Kilometern. Mit einem Nissan Leaf durchaus eine Herausforderung.

Was also ist das wichtigste, das ein Elektronaut zur Vorbereitung tun sollte? Richtig, sich ein Bild über die unterwegs verfügbaren Ladesäulen machen.

Erfreut stellt man fest, dass außer den freundlichen Schnellladesäulen bei ALDI SÜD die Tank&Rast AG in Kösching auf dem Rastplatz ebenfalls eine Säule installiert hat. Das entzückt das Elektronautenherz. In und um Amberg sieht es leider nicht so gut aus. Aber zumindest in der Stadt gibt es eine normale Typ 2 Ladesäule. Die Voraussetzungen für den Trip sind damit akzeptabel. Mit einer kalkulierten Ladezeit von vier bis fünf Stunden in Amberg, während der der Termin in Amberg locker stattfinden kann, wird die Reise in einem Tag machbar sein.

Die Hinfahrt verläuft nahezu planmäßig. Leider verursacht eine langsam arbeitende Ladesäule in Aichach eine Verzögerung von 45 Minuten, die noch Folgen haben wird.

Die Schnellladesäule für CHAdeMO auf der Raststätte „Köschinger Forst“ funktioniert erwartungsgemäß, nur: Man hat lediglich von der Fahrspur auf der A9 nach Norden aus Zugang. Daran habe ich als Nutzer und Elektronaut nicht gedacht. Die Planer sicher auch nicht. Welche Auswirkung wird das dann auf der Rückfahrt wohl haben?

Aber zunächst geht es weiter. In Amberg angekommen ist das Fahrzeug komplett leer. Und dann der Schock: Die Ladesäule am Landratsamt – die einzige für moderne Fahrzeuge nutzbare im Umkreis von 25 Kilometern – wurde demontiert. Doch leider wurde das nirgendwo im Internet kommuniziert. Zum Glück ist ein Mitarbeiter des Landratsamts bereit, eine Kabeltrommel mit Schuko-System zur Verfügung zu stellen. Das Laden wird quälend langsam, bis genügend Saft im Akku ist, um zur nächsten stärkeren Säule zu gelangen, wird es zwei bis drei Stunden dauern. An der nächsten regulären Säule angekommen der nächste Frust: Die lädt mit reduzierter Leistung. Das Fahrzeug wird und wird nicht voll. Also nächster Notfallplan: Weiterfahrt wenigstens nach Beilngries, dort angekommen die erste Freude seit Stunden: Die Säule geht mit voller Leistung ans Werk. Funktioniert tadellos und lädt. Nach einem Imbiss ist eine Stunde später genug Saft im Akku, um nach Kösching zu gelangen.

Doch die inzwischen fortgeschrittene Stunde macht klar: Der ursprüngliche Plan, in Kösching zu laden und dann nach Oberschleißheim zu ALDI SÜD zu fahren und somit genug Reichweite bis nach Hause zu haben, ist Makulatur, weil ALDI spätestens um 20:00 Uhr die Säulen abschaltet. Zu blöd. Von Kösching nach Oberschleißheim hätte es gerade gereicht. Jetzt kommt es also wieder auf jeden Kilometer an.

Und genau jetzt zeigt sich die Unzulänglichkeit der Planungen bei Tank&Rast:

Die Säulen stehen leider nur auf der Ostseite und sind auch dort nur über die Autobahn zu erreichen. Sie stehen lediglich ein paar Meter von der Versorgungsstraße entfernt, über die man die Rastanlage erreichen kann, ohne die Autobahn zu benutzen.

Verstehe wer will was sich die Planer dabei gedacht haben. Die Ladesäulen wären an einer Position sinnvoller gewesen, die sowohl vom Parkplatz als auch von der Servicestraße aus zugänglich ist. Denn dann könnten auch Elektronauten sie nutzen, die nicht auf der Autobahn noch Norden wollen, sondern nur zum Tanken kommen und in die andere Richtung zurückfahren.

Für mich als an diesem Tag etwas geplagten Nutzer ergibt sich jetzt eine widersinnige Situation: Ich fahre in Denkendorf auf die A9 Richtung München auf, fahre nach 14 km in Lenting wieder ab und auf der anderen Seite direkt in Richtung Nürnberg wieder auf um dann nach 2 km die Raststätte zu erreichen.

Nach dem Aufladen will ich Richtung München weiter. Dazu muss ich erst mal 12 km nach Norden fahren, in Denkendorf wieder ab und wieder auf und zurück. In Summe fehlen von der soeben getankten Reichweite schon wieder 25 Kilometer. Und dabei lädt die Schnellladesäule sowieso nur bis 80%.

Von den ca. 110 Kilometern Reichweite, die an der CHAdeMO getankt werden können sind 25 gleich wieder weg ohne dass man einen Kilometer voran gekommen ist.

Auf diese Art bleibt das Konzept der Tank&Rast-Schnellladesäulen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Für meinen aktuellen Bedarf: Echter Mist. Und so kommt es wie es kommen muss. Ich fahre bis Augsburg weiter und dort fehlen mir ca. 20 km Reichweite um es bis nach Hause zu schaffen. Also auch dort noch mal Nachladen. „Erfreulicher“weise läuft auch dort die Ladesäule auf reduziertem Level. Ich warte geschlagene 90 Minuten und fahre dann weiter. Statt der geplanten Ankunft zu Hause gegen 21:00 Uhr wird es 03:30 Uhr.

Es wird wirklich Zeit, die Ladeinfrastruktur massiv und sinnvoll auszubauen. Nicht nur an den bundeseigenen Rasthöfen der Tank&Rast. Dort sicher auch, aber bitte sinnvoll. Die Säulen gehören in den Trennstreifen zwischen Rastanlage und Servicestraße und müssen von beiden Seiten aus nutzbar sein.

Einstweilen hoffe ich da auf die Autohöfe, die schlicht besser gelegen und erreichbar sind und auch für die Ladezeit mehr bieten. Die tun sich hart, da sie vom Geschäftsmodell her nicht so konzipiert sind, selbst zu investieren.

Zum Ausbau gehört endlich ein Zuschussprogramm, das die Käufer von Elektrofahrzeugen bevorzugt. Die sollen den Zuschuss bekommen und bestimmen, wo die Säule gebaut wird. Damit entfällt das Risiko für Investoren, die Fahrern können zu normalen Strompreisen tanken und die Säulen entstehen dort, wo sie gebraucht werden, statt an Stellen, die nur wenige gut erreichen. Dann wird die Sache dynamisch.

Die Kaufprämie für Emobile allein wird es nicht ausmachen.

Bei Kilometerstand 73000 grüßt

Thomas Blechschmidt

NISSAN LEAF Modelljahr 2010

Elektromobilität Fördern – noch ein Placebo der Regierung Merkel

Elektromobilität – Konkurrenz für den ÖPNV auf der Busspur?

1.000.000 Elektroautos sollen bis 2020 über unsere Straßen rollen. So die Ankündigung der Bundesregierung [1/3]. 15.000 Exemplare haben es bisher geschafft. Das sind sagenhafte 1,5% des Zielwertes. Auch diese Ankündigung der Kanzlerin Merkel erweist sich als ebenso vollmundig, wie ihre Ankündigungen zur Senkung des CO2-Ausstoßes.

Hier herrscht scheinbar Nachholbedarf und das scheint nun auch der Bundesregierung irgendwie aufgefallen zu sein. Folglich hat sie im Bundeskabinett den Entwurf für ein Elektromobilitätsgesetz [2/3] beschlossen. Dieser kommt, wenig überraschend, aus dem Umweltressort, allerdings ist auch der „Minister für digitale Feldwege und Ausländermaut“, Alexander Dobrindt, einer der Initiatoren dieser Vorlage. Und das Bundesministerium für Verkehr hat sehr große Zufahrten und Tore für sehr große Autos mit Verbrennungsmotoren.

Die Zuständigkeit wird in §3 (4) des Gesetzentwurfs dem Dobrindt-Ministerium in Absprache mit dem Hendricks-Ministerium zugesprochen.

Angeblich sollen Elektroautos dem Käufern schmackhaft gemacht werden, indem sie im Straßenverkehr bevorzugt werden. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wäre da nicht die Tatsache, dass einige der vorgeschlagenen Maßnahmen an Absurdität kaum zu überbieten sind, bzw. sowieso schon im Ermessensspielraum der Kommunen liegen.

* reservierte Sonderparkplätze vor Ladesäulen
* kostenlose Parkplätze
* geringere Zufahrtsbeschränkungen
* Sondernutzungsrechte
+ besondere Kennzeichnung

„Nutze ich beinahe alles schon“, sagt Thomas Blechschmidt, Koordinator der AG Energiepolitik und Energiebeauftragter des LV Bayern der Piratenpartei. Er fährt ein rein elektrisch betriebenes Serienfahrzeug und zieht nach 15 Monaten und 34.000 Kilometern eine äußerst positive Bilanz [4]. Für ihn, der das Fahrzeug beruflich nutzt, rechnet sich das perfekt. „Die Sondernutzung von Busspuren wurde indessen von der Mehrheit deutscher Großstädte bereits abgelehnt“, so Blechschmidt weiter. „Aber mal im Ernst: Das einzige Neue, was die beiden Ministerien wirklich auf den Tisch legen, sind die besonderen Kennzeichnungen für Elektroautos. Alles andere können Kommunen schon seit jeher selbst bestimmen. Daran muss sie kein naseweiser Protegé von Horst Seehofer erinnern. Und auch mit dieser Aktion wird Alexander Dobrindt nicht schneller in Reichweite des bayerischen Throns gelangen.“

Als erstes darf man einen Blick darauf werfen, wer denn eigentlich alles von diesen „Erleichterungen“ profitieren soll. Hier wird schnell deutlich, dass es nicht nur um reine Elektroautos geht, sondern auch die so genannten „Hybridantriebe“ eingeschlossen sind. Also auch Fahrzeuge, die gerade mal 40 km rein elektrisch fahren können, ansonsten aber munter CO2 in die Luft pusten. Wenigstens ist der CO2 Ausstoß im Gesetzesentwurf auf 50 g/km begrenzt, so dass beispielsweise der Porsche Cayenne Hybrid mit 79 g/km nicht in den Genuss der Privilegien käme.[5]

Das dies im Sinne eines nachhaltig ökologischen Verkehrskonzeptes  sämtliche Kriterien für Inkonsequenz übererfüllt, dürfte jedem einleuchten. Zudem haben wir es mit einem Gesetzentwurf zu tun. Die Lobbyarbeit steht erst noch an. Konsequent wäre es, reine Elektrofahrzeuge zu fördern und maximal zusätzlich Brennstoffzellenfahrzeuge.

Absurd wird es allerdings, wenn man sich den zweiten konkreten Vorschlag ansieht.

Dieser sieht vor, dass Elektroautos nunmehr auch die Busspur benutzen können. Es ist natürlich ungemein hilfreich, wenn dem jetzt schon im Stau steckenden Nahverkehr die bislang einzige Möglichkeit, zügig voranzukommen, genommen wird. Dies wird zu Anfang auf Grund der geringen Zahl an Elektrofahrzeugen nicht zu erwarten sein. Die Laufzeit der Privilegierung bis 2030 aber beinhaltet eine nahezu 3-fache Austauschrate des gesamten deutschen PKW-Fuhrparks. Deshalb ist eine Privilegierung bis maximal 2021 dringend angezeigt.

Dieser Vorschlag ist überdies Gift für die „P&R“-Konzepte. Klüger wäre es, die P&R-Parkplätze rund um und in den Ballungsgebieten mit deutlich mehr Ladesäulen auszubauen. Ansonsten konterkariert dieser Entwurf jedes noch so nachhaltige und ökologische Verkehrskonzept.

Der Markt für Elektrofahrzeuge ist vorhanden. Es fehlt allerdings an Infrastruktur. Die Batteriekapazität der erhältlichen E-Fahrzeuge genügt für 90% der Alltagsanwendungen: 80% der täglichen Strecken liegen unter 49 km, 90% der täglichen Strecken unter 68 km[7]. Woran es fehlt: Ladesäulen allgemein, besonders an P&R-Plätzen, Großparkplätzen, Parkhäusern und, speziell an sinnvollen Punkten, diskriminierungsfrei zugängliche Schnellladesäulen an neuralgischen Orten wie: McDonalds, Burger King, Autobahnraststätten, Taxiständen. Es gibt derzeit ca. 5.600 öffentlich zugängliche Ladesäulen für PKW gegenüber 42.000.000 zugelassenen PKW).[6/8]

Elektrofahrzeuge sind bereits heute für jedermann vollständig alltagstauglich. Abgesehen von Menschen, die automobile Fortbewegung auf öffentlichen Straßen für eine Art privaten Wettbewerb halten, bei dem es darum geht, als erster irgendwo hinzukommen. Die vermeintliche Exklusivität des TESLA Model S wird durch die Tatsache, dass der komplette Strom im Kaufpreis inbegriffen ist, sofern bei TESLA getankt wird, noch stärker relativiert. Das Superchargernetz von Tesla ist bereits spürbar vorhanden und wird noch dieses Jahr deutlich besser. Besonders fortschrittlich ist der Mitsubishi iMiev – jetzt electric vehicle – der als erstes Serienfahrzeug bidirektional laden kann: 12 kWh Strom stehen fürs Fahren oder für anderweitige Nutzung zur Verfügung. Damit kann man Strom von der Ladesäule holen und z. B. auf einer Baustelle nutzen.

Ernst gemeinte und kluge Förderung von Elektromobilität wäre:

Jedem Elektrofahrzeugkäufer z. B. 7.000 Euro Zuschussgutschein, wenn er dafür einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt (keinen Schnelllader) errichtet, auch vor seiner Haustür. Und er soll das Recht haben, den Zuschssgutschein frei zu verkaufen, z.B. an einen Parkhausbetreiber.
Übernahme der Stromkosten für Elektrofahrzeugnutzer bis 2030 durch Staat oder Preisbegrenzung auf die Höhe EEG-Umlage für PV-Strom
Roamingzwang für Säulenbetreiber
Kostenfreie Nutzung des ÖPNV bei Parken auf einem P&R-Parkplatz (Verkehr draußen halten)

Jede Gemeinde bis 2018 mindestens eine Elektrosäule

Dann käme der Anreiz der Prämie jedem Elektronauten gleichermaßen zu Gute und wäre nicht ein Geschenk, das mit dem Kaufpreis des Fahrzeugs wächst, wie z. B. die Mehrwertsteuerbefreiung für Neu-Elektrofahrzeuge in Norwegen,

Doch genau an diesem Punkt versagt die Bundesregierung.

Fazit: Für die potentiellen Käufer von Elektrofahrzeugen tut die Bundesregierung nichts. Alle Statements dazu sind leere Worte, denen keinen echten Taten folgen. Diese Regierung wirkt wie ein Marionettentheater. Lediglich Batterien werden gefördert. Die stärksten Batterien weltweit werden in Deutschland (AKASOL in Darmstadt) produziert, allerdings noch in homöopathischen Dosen. Ein Konkurrenzunternehmen soll in Ulm gebaut werden. Dieses soll dann die technisch am weitesten entwickelten in den USA von und für TESLA produzierten Batterien übertreffen. Nur baut TESLA seine Batterien ganz ohne Förderung. Die Förderung bestimmter Komponenten und von Infrastruktur ist nur Alimentierung einiger Industriekonzerne [6]. Die Batterieforschung benötigt keine Förderung mehr, da bereits die relativ teuren AKASOL-Batterien in zunehmender Zahl gefertigt werden, die Preise fallen und die Nachfrage steigt allein wegen der eingetretenen Wirtschaftlichkeit für stationäre Anwendungen in Gewerbe und Industrie. Wenn etwas gefördert werden sollte, dann alles, was Elektromobilität nutzerfreundlich, einfach zu handhaben, berechenbar, finanzierbar und liebenswert macht. Die Komponenten und Fahrzeuge sind längst da und werden eingesetzt. z. B. 130.000 Nissan LEAF; 30.000 TESLA Model S; 35.000 E-Fahrzeuge von Renault. Diese Hersteller werden von ganz allein besser und besser, weil sie bereits im Segment etabliert sind und weil sie haben, was der stolzen Deutschen Automobilindustrie und der Bundesregierung fehlt: Der Wille.

Fragen, Wünsche, Informationen?

Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf!

Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

Frei von jeder Verkaufsabsicht. Wer meine Arbeit gut findet, kann gern spenden und meine Arbeit unterstützen.

Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

https://www.paypal.me/ThomasBlechschmidt

[1] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/eine-million-elektroautos-bis-2020-merkel-haelt-an-absatzziel-fest-12196498.html
[2] http://www.bsm-ev.de/elektromobilitaetsgesetz/elektromobilitaetsgesetz
[3] http://www.goingelectric.de/2014/09/24/news/regierung-beschliesst-elektromobilitaetsgesetz/#more-12405
[4] http://www.thomasblechschmidt.de/ein-jahr-mit-dem-nissan-leaf/
[5]http://www.volkswagenag.com/content/vwcorp/info_center/de/news/2014/09/cayenne.html
[6]http://www.thomasblechschmidt.de/ein-meilenstein-fuer-die-elektromobilitaet/
[7]http://www.kba.de/DE/Statistik/Projekte/fp_literaturhinweise_kongressbeitrag_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=6
[8]http://www.bosch-si.com/media/bosch_software_innovations/documents/emobility_2/get_eready_vortraege/Fraunhofer_ISI_Potenzialanalyse.pdf

Fragen, Wünsche, Informationen?

Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf!

Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

Frei von jeder Verkaufsabsicht. Wer meine Arbeit gut findet, kann gern spenden und meine Arbeit unterstützen.

Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

https://www.paypal.me/ThomasBlechschmidt

Ein „Meilenstein“ für die Elektromobilität !?!

Ein Meilenstein für Elektromobilität?

Am 14.05.2014 freuten sich womöglich viele Fahrer von Elektroautomobilen. An diesem Tag wurden entlang der A9 acht nagelneue Ladesäulen für die Ladesysteme Mennekes Typ 2 und CCS in Betrieb genommen.

Ähm, CCS? Nein, nein. Gemeint ist nicht das „Captured Carbon Storage“-System, von dem eine Angela Merkel mit leuchtenden Augen schwärmt, weil diese in ihrem mittlerweile erreichten Zustand wissenschaftlicher Unbedarftheit glaubt, man könne überschüssiges CO2 aus Verbrennungstechnologien einfach so in Bergwerken und geleerten Erdgasblasen unter Tage verstauen.

Nein, mit CCS ist hier „Combined Charging System“ bezeichnet. Ein Stecker, mit dem man sowohl mit Gleichstrom, als auch mit Wechselstrom sein E-Fahrzeug laden kann. Vorausgesetzt man fährt BMWi, VW-EGolf oder VW-EUp.

http://www.e-cosse.net/wp-content/uploads/2014/03/E-COSSE_rapid_charging_BMW-VW.pdf

Ja, wenn man davon nur vorher gewusst hätte. Die Information dazu kam nahezu zeitgleich mit der Inbetriebnahme. So wurde es halt mal wieder ein Event für ein paar „Großkopferte“. Betitelt mit dem Superlativ „Meilenstein“.

Wie eigentlich wirken Acht weitere Ladesäulen angesichts mittlerweile ca. 4.500 (http://www.goingelectric.de/stromtankstellen/) bundesweit bereits in Betrieb befindlichen eigentlich? Ja, genau, wie das Krabbeln eines Säuglings, begleitet vom Brabbeln der Mandatsträger.

Ein echter Meilenstein dabei sind die Investitionskosten von mindestens 3 Mio. Euro. Das ist zumindest der Zuschuss des Wirtschaftsministeriums. In der Online Community der Elektronauten werden Zahlen von 3 bis über 7 Mio. Euro genannt. http://www.goingelectric.de/forum/infrastruktur/status-ladestationen-an-der-a9-t4083-30.html

Für Acht Ladesäulen, die lediglich ein Schnellladesystem für Gleichstrom plus ein Wechselstromladesystem bieten. Nun, ob 3 oder 7 Millionen, ist am Ende dann auch schon egal. Eine Schnellladesäule des Typs Chademo – ein international anerkannter Standard

http://www.chademo.com/wp/wp-content/uploads/2014/03/2014-3-12_IEC_publication.pdf

kostet fertig installiert und in Betrieb gesetzt ca. 13.000 Euro. Die Technik wird vom meistverkauften E-Auto der Welt, dem Nissan LEAF und auch von Renault, Mitsubishi, sowie Citroen verwendet. TESLA liefert seinen Kunden einen Adapter für 300 € mit.

Da denke ich so bei mir:

Adam and Eve would have chosen a LEAF!“

Freudestrahlend wird in den Pressemeldungen der beteiligten Behörden und Institute verkündet, Elektromobilisten könnten nun über 430 km Autobahn von München bis Leipzig zügig bereisen. Dass dies nur für Fahrer eines BMWi oder eines VW EGolf oder EUp gilt, wird freilich verschwiegen. Und auch nuur für die, die die 2.800 € bis 3.900 € Aufpreis für die zusätzliche Gleichstromschnelladefähigkeit bezahlt haben.

So viel zur internationalen Offenheit in der BRD. Bei Ladekabeln für Mobiltelefone brüstet man sich, endlich einen gemeinsamen internationalen Standard geschaffen zu haben (der demnächst sowieso wieder von induktiven Ladern überholt wird). Bei der Elektromobilität aber kocht man fleißig einen typisch deutschen Eintopf. Den technischen Sinn eines Doppelsteckers hier zu diskutieren führt an dieser Stelle zu weit. Nur so viel: Gleichzeitig mit beiden Systemen ein Fahrzeug zu laden, ist eher kontraproduktiv und für Gleichstromladung bei 50 KW ist ein Kabel an der Säule mit dort angebrachtem Stecker für das Auto sinnvoller und praktischer, als dem Autohalter ein weiteres Kabel dazuzupacken. Denn für Mennekes-Ladesäulen (inzwischen europäischer Standard, den gerade Deutschland wollte!) braucht der Nutzer trotzdem ein reines Typ2-Kabel. Das CCS-Kombisystem ist hier nicht kompatibel, womit dieses Kabel bei ca. 3.500 der bestehenden Säulen nicht nutzbar ist. Eintopfköchin Angela wird es freuen: Je mehr Kabel der Nutzer braucht, desto mehr Umsatz, mehr Steuern und mehr Wachstum!

Selbst wenn ab 2017 tatsächlich nur noch CCS gelten sollte (was ist eigentlich mit dem Bestandsschutz für die jetzigen Autos?), ist dieses Verhalten heute eine ungerechtfertigte Benachteiligung, ja schlicht eine Ungleichbehandlung, der Fahrer von Fahrzeugen mit Chademo-System. Zu unerklärlichen hohen Kosten, bezahlt aus Steuermitteln. Na, wer wird denn da wohl wieder mit Mitteln der Allgemeinheit aufgepäppelt? Gibt es etwa doch schon ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, halt nur für Konzerne?

Das Wechselstrom-Schnellladesystem von Renault, auf welches man sich als zweiten europäischen Standard ab 2017 geeinigt hat, wurde ebenfalls eingespart. Fahrer der neuen Renault ZOE Modelle sind hier also nahezu genauso ausgesperrt, wie die der Chademo-Modelle. Die haben nur das Glück, dass die ZOE-Modelle wenigstens dreiphasig laden können, also 22 KW zur Verfügung stehen, wenn schon nicht die volle Leistung.

Ausgesperrt bleiben natürlich auch die Fahrer eines Tesla. Aber die haben wenigstens den Trost, dass ihr Wagen so oder so bis zu 500 km schafft und in Sachen Reichweite und Kosten/Nutzen-Verhältnis ohnehin eine Benchmark setzt, an der unsere Automobilweltkonzerne noch nicht mal riechen können.

Elektrofahrzeuge „Made in Germany“ sind technisch auf dem Stand des Nissan LEAF. Und dieser stammt aus dem Jahr 2009 (Vorstellung) bzw. 2006 (Konzeption). Während der erste Gewinner eines automobilen Wettbewerbs (Anfang des 20. Jahrhunderts!) überhaupt ein Elektrofahrzeug aus deutscher Produktion war: Der „Lohner“-Porsche. Vorsprung durch Technik eben.

Dieses Verhalten einseitiger Begünstigung nennen die einen Lobbykratie – ich nenne es mangelnde Fairness, faktische Ungleichbehandlung der Betroffenen und Verarschung von Steuerzahlern. Politik nach Gutsherrenart unserer üblichen Funktionseliten. Darf das immer so weitergehen?

Wie aber nennt man es, wenn man nur staunend zusehen kann, dass ein paar Ladesäulen so viel Geld kosten? Richtig. Intransparenz. Oder Mangel an Transparenz. Einmal, weil dieser überteuerte „Meilenstein“ zuvor kaum kommuniziert wurde, noch einmal, weil Fakten unterschlagen werden (Chademo ist ein international anerkannter, sicherer Standard mit TÜV http://www.chademo.com/wp/wp-content/uploads/2014/03/2014-3-12_IEC_publication.pdf , bzw. verzerrt dargestellt werden: CCS ist nicht das einzige Schnellladesystem auf das man sich in „ganz“ Europa geeinigt hat. Und zum dritten Mal, weil weder die Gesamtkosten noch die Verwendung dieser Steuermittel (wer hat was für welche Leistung bekommen?) transparent und öffentlich dokumentiert sind.

Das Schmankerl zum Schluss: Die ersten vier (!) Wochen ist das Laden an den Säulen kostenlos. Man muss nur an den Standorten eine Ladekarte mit RFID-Chip ausleihen.

Fazit:

* Elektromobilität zu fördern bleibt weiterhin ein Lippenbekenntnis, wenn man mit dieser Förderung kommuniziert, dass die Infrastruktur unsäglich teuer ist.

* Angela Merkel und ihre Große Koalition werden das Ziel von 1 Million Elektroautos auf deutschen Straßen in 2020, klar verfehlen. Es sei denn, man zählt dann die E-Mobile aus Nachbarländern hinzu, die bei uns geschäftlich oder im Urlaub unterwegs sind.

* Wie viele andere, leider auch wichtigere politische Ziele, wird auch dies eines sein, das diese Regierung ebenso verfehlen wird, wie die davor und womöglich auch die Nächste, so sie denn wieder ähnlich zusammengesetzt sein sollte.

* Zu Recht werden die meisten Bürger sagen, das sei alles viel zu teuer. Elektromobilität scheint unbezahlbar. Gefördert werden hier nur die Bilanzen von ein paar Unternehmen.

* Den Elektronauten von heute nützen diese Schnellladesäulen so gut wie nichts. Denn die Stromer von BMWi und VW verkaufen sich bei weitem nicht so gut, wie die Zulassungszahlen suggerieren. Die meisten Elektrofahrzeuge dieser Marken sind Vertriebszulassungen für Vorführwagen:

Zitat: „Ein großer Teil der bislang produzierten Fahrzeuge“, schreibt Krüger, „befindet sich derzeit als Vorführ- und Ausstellungsfahrzeuge bei den europäischen Händlern oder ist auf dem Weg zu den außereuropäischen Märkten“.

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroauto-herstellung-bmw-faehrt-i3-produktion-um-40-prozent-hoch-a-964633.html

Unausgesprochen im Hintergrund geht es um „Forderungen nach emissionsfreien Fahrzeugen im Flottenmix“, wie dem Artikel http://www.nachrichten-muenchen.de/?art=27601 zu entnehmen ist. Zu Deutsch: Elektrofahrzeuge als emissionsfreie Rechengröße für den vorgegebenen Flottenmix der deutschen Automobilindustrie.

* Für 3 bis 7 Millionen Euro darf man deutlich mehr erwarten. Vor allem strikte Technologieneutralität und Gleichbehandlung der Systeme.

Aus gegebenem Anlass mache ich folgende Vorschläge bzw. erhebe folgende Forderungen:

* Diese Acht mit Steuermitteln errichteten Säulen sind unverzüglich mit den Technologien der Standards von Renault, Chademo und Tesla Superchargern nachzurüsten.

* Die Bundesregierung soll endlich ernst machen mit der Förderung der Elektromobilität. Eine begrenzte Steuerbefreiung ist zu wenig. Vor allem im internationalen Vergleich.

* Ein geschicktes Fördermodell wäre ein Zuschuss von 7.000 Euro pro zugelassenem Fahrzeug, wenn der Käufer und Nutzer damit eine öffentlich zugängliche und nutzbare Ladesäule errichtet. Auch wenn diese dann vor seiner Haustüre steht.

* Es bedarf einer klaren Regelung, die alle Betreiber von Ladesäulen auf einen einheitlichen Nutzungsstandard verpflichtet (RFID, Load by Call, SMS, NFC).

* Einen einheitlichen Stromtarif für Elektronauten in Höhe der durchschnittlichen EEG-Einspeisevergütung), besser noch die Übernahme der Stromkosten durch die Bundesregierung bis 2020.

* Technologieneutralität und daraus folgend Gleichbehandlung aller technisch zugelassenen Systeme sind zwingende Voraussetzungen selbstverständlicher Fairness.

* Die Bundesregierung soll die Automobilkonzerne verbindlich beauftragen, ihre bisher verkauften Fahrzeuge für die Nutzer kostenfrei bis zum 01.01.2017 auf die Verwendung von CCS nachzurüsten und diese Umrüstung finanziell fördern.

☠Thomas Blechschmidt ☠

 

 Fragen, Wünsche, Informationen?

Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf!

Meinen und Glauben sind meine Sache nicht. Ich will alles selbst nachprüfen können.

Ich erstelle Expertisen, berate, erstelle Konzepte für Kommunen, Unternehmen, Privatleute und beantworte Fragen.

Auch spezifische, technische, politische.

Frei von jeder Verkaufsabsicht. Wer meine Arbeit gut findet, kann gern spenden und meine Arbeit unterstützen.

Ich arbeite soweit als möglich auf Basis von Fakten, logischen Deduktionen, evidenzbasierten Zusammenhängen.

https://www.paypal.me/ThomasBlechschmidt