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2. Marktvolumina:

2. Marktvolumina:

2.1. Am Spotmarkterfolgt die physische Erfüllung der Stromlieferverträge: EPEX SPOT SE; EXAA

Day-Ahead, Vortagshandel:

2014: Day-Ahead EPEX SPOT: 263 TWh

2015: Day-Ahead EPEX SPOT: 264 TWh

Intra-Day, zeitnaher Handel

2014: Intra-Day EPEX SPOT: 26 TWh

2015: Intra-Day EPEX SPOT: 38 TWh

S. 167

Die physische Erfüllung an beiden Märkten erfolgt in die Regelzonen der fünf ÜNB:

APG, 50Hertz, Amprion, TenneT, TransnetBW.

Terminkontrakte (EEX): z. B. Phelix Futures, bedeuten nur die finanzielle Erfüllung zwischen den Vertragspartnern zum fixierten Termin. Es erfolgt keine Stromlieferung, sondern ein Barausgleich der Differenz des vereinbarten Terminpreises und des Spotmarktpreises. S. 165

Phelix-Day-Base: Arithmetisches Mittel der 24 Einzelstunden-Preise eines gesamten Tages:

32,76 € / MWh in 2014

31,63 €/ MWh 2015

Phelix-Day-Peak: Arithmetisches Mittel von 8:00 bis 20:00 Uhr:

36,80 € / MWh 2014

35,06 € / MWh 2015

S. 168

Marktgebiet Deutschland/Österreich: Börsenplätze

EEX in Leipzig (European Energy Exchange AG),

EPEX SPOT SE in Paris

EXAA Wien (Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG).

Deutschland und Österreich sind gemeinsames Liefergebiet, was bedeutet: Einzelne „Produkte“ (Stromkontraktarten) werden an allen drei Börsen mit für die beiden Länder jeweils einheitlichen Börsenpreisen gehandelt („eine Preiszone“).

(wird August 2018 durch EU-Kommission aufgelöst, droht auch für D)

Börslich registrierte Händler: Vgl. Graphik S. 165

Vermitteltes Stromvolumen 2013 (Spotmarkt), Lieferort Deutschland, 5.930 TWh, S. 139.

Vermitteltes Volumen (nur Broker), S. 181

2014: 4.946 TWh

2015: 4.847 Twh

Nota bene: der Clearingbedarf steigt. Zum Clearing registriertes Volumen für „German Power“ betrug 2015 802 TWh (keine vorherigen Zahlen). Anteil am gesamten OTC-Handel: 18%.

2.2. Kommentar:

Auch diese Informationen vom Spotmarkt deuten darauf hin, dass das Nachfragemodell alles andere als zuverlässig ist. Es wäre nachhaltiger, volkswirtschaftlich effizienter und letztlich intelligenter, das Ganze neu aufzustellen, konsequent Bottom-Up von echten Energieflüssen und Leistungsverschiebungen auszugehen, statt willkürlich nicht an physikalischen Realitäten orientierte Handelsflüsse zum Beurteilungsmaßstab und Ergebnisparameter zugleich zu machen.

Zum Vergleich: Die Nettostromerzeugung lag bei 590 TWh. Jede kWh wurde im Schnitt also knapp zehn Mal gehandelt. Ohne jeden Zugewinn an nutzbarer Energie. Spekulation mit bewertbaren Gütern wirkt in mancher Markttheorie nivellierend und kann Preise nach unten treiben. Aber auch nach oben und dadurch Menschen überfordern. die sich das nicht mehr leisten können Siehe Nahrungsmittelkrisen bei Mais, Weizen, etc. vor zehn Jahren.

Einschub in Gesamtrahmen:

Dieser Markteffekt der Preisnivellierung tritt dauerhaft allerdings nur A) bei strukturell unverknappbaren Handelsgütern und B) bei tatsächlich freier Preisbildung ein. Märkte auf denen einzelne Stakeholder mit signifikanten Marktanteilen operieren, leisten dies nicht. Dort werden Preisverfälle nur zugelassen, um neue Mitbewerber vom Markt fernzuhalten.

Der Nebeneffekt von price leverage besteht in der Rückwirkung auf vor allem Löhne, Renten, bislang unverknappbarer Ressourcen und immaterieller Ressorucen wie Bildung.

Diese sinken real, also in Relation zu den Gesamtvermögen und den Preisen für sich verknappende Güter wie Wohnraum, Ackerland, Natrurräume, sauberes Wasser, saubere Luft, Strassen und andere Infrastruktur.

Bereits mittlere Krisen werden dann unmittelbar zu Katastrophen. Der Kern dabei besteht in der Vernachlässigung der Auswirkungen vor allem auf zukünftige Generationen und aus dem Arbeitsleben ausgeschiedene.

Dieses Phänomen läßt sich ohne stetige, an Zwecke gebundene Umverteilung durch Steuererhöhungen nicht ausgleichen. Weder durch Mietpreisbremsen, Mindestlöhne, bedingungslose Grundeinkommen und schon gar nicht durch mehr Arbeitsplätze, denn diese Jobs müssten der Natur des Zusammenhangs nach überwiegend low budget jobs sein, deren Brutto- und Nettovergütung langsamer wachsen dürfte, als Wirtschaft und Inflation insgesamt. Das Problem läßt sich nur über faire Umverteilung nach Anteil an der betrachteten Volkswirtschaft lösen, nicht über den Interessenausgleich einzelner, aberunterschiedlich wirkmächtiger Gruppen. Die Tarifpartner sind Teil des Problems, nicht der Lösung.

Die Verkaufsvolumina der ÜNB (Spotmarkt), die die Börse maßgeblich zur Vermarktung von EEG-Elektrizitätsmengen nutzen, haben gegenüber dem Vorjahr erneut abgenommen. Der verkaufsseitige Anteil der ÜNB an der EPEX SPOT ist von 38 Prozent im Jahr 2011 auf 18 Prozent im Jahr 2015 gesunken Dies ist eine Folge der verstärkten Direktvermarktung von Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen. S. 25

Bedeutet: Wenn deutlich mehr RES-Strom direkt vermarktet wurde, wurde angesichts steigender Erzeugung umso mehr direkt nachgefragt. Da RES-Strom fast ausschließlich auf den Nebenen 1 (NS / 97%) und 3 (MS / 3%) eingespeist wird – ausgespeist sowieso – kann RES-Strom daher unmöglich Leitungen und Netzknoten auf den Ebenen 3 (HS) und 4 (HöS) „verstopfen“ oder eine Herausforderung für die ÜNB sein. Er ist vielmehr bereits jetzt eine von Endkunden klar bevorzugte Alternative bei Direkteinkauf.

Was die Netzebene 3 und 4 stresst, sind die Einspeisungen aus degenerativen Großkraftwerke, die durch eine über wenige „Stakeholder“ einflussgetriebene Politik mit allen Tricks, Finten, Assen im Ärmel und einer vielschichtigen Verschleierung durch manipulatives „Wording“ mit aller Gewalt und über jegliche rationelle Vernuft hinaus mit politischer und verbaler Gewalt am Leben erhalten werden.

Es wird daher aus reinen Gründen rationaler Vernunft allerhöchste Zeit:

  • Die unteren Netzebenen und deren aus der Volatilität im jeweiligen Strang resultierende Kapazitäten zur zeitlichen Lastverschiebung zu ermitteln, aufzusummieren und als Reserveenergiequellen bzw. Flexibilitätsoptionen für Regelenergie in die Planspiele einzubeziehen.
  • Das rechnerisch ermittelte Potential an Energie lässt einen ziemlich exakten Rückschluss auf das vorläufige Speicherpotential und die diesem zuverlässig zuordenbaren Leistungen zu.
  • Der nächste Schritt besteht darin, dieses Speicherpotential durch geeignete Marktsteuerung (Umlage der bisher unbeachteten ressourcenvernichtenden Kosten auf die jeweilige Methode der Erzeugung in allen Paris 21 Staaten) über den Markt zu aktivieren. Beispiele bei internationalen Handelsvereinbarungen gibt es genügend.

    2.3 EEG-Vermarktung

    Was die EEG-Mengen betrifft, spielt auf Verkäuferseite deren Vermarktung durch die Übertragungsnetzbetreiber eine wichtige Rolle und erfolgte erneut fast vollständig (zu 99,8 Prozent) preisunabhängig. Allerdings ist die von

    den ÜNB vermarktete Menge mit rund 48 TWh weiter gesunken (2014: 51 TWh, 2013: 55 TWh). S. 169

Erzeuger integrieren ihre Anlagen effektiver via Speicher oder Last/Leistungsmanagementstrategien

Vergleich der Monitoring-Berichte von Bundesnetzagentur (BnetzA) und Bundeskartellamt (BKartA) 2014 und 2016

Veränderungen, Kontinuitäten, Widersprüche, Merkwürdigkeiten und Fragezeichen

1. Dicke Hunde, Ungereimtheiten, Fragwürdiges

2. Marktvolumina

3. Faszinosa

4. Versorgungsrolle der BRD

5. Markt, Macht und Konzentration

6. Marktdaten, Kapazitäten, Erzeugung, Nutzung

7. Reserven, Sicherheiten, Regelenergie

8. Regelleistung

9. EU-Recht

10. Administratives

11. Versorgungssicherheit

12. Leitungsbedarf, Netz-Ist-Stand

13. Ausgleichsenergie, Re-Dispatch

14. Mittlere Übertragungskapazität

15. Umlagen, Netzentgelte, market enabling factors

16. EEG-Umlage

17. Wärmestrom

18. Ökostrom

19. Import / Export

20. Market structures

21. Konsumentenverhalten

22. Preise

23. Fehleinschätzung der Rolle der EEG-Umlage

24. Wettbewerb

25.Netzstrukturdaten

Nun auch noch das? – Martin Schulz stellt sich!

Schilderhebung vorweg: Das Highlanderprinzip – Es kann nur Einen geben.

Martin Schulz erhält spontan die Ehre einer exklusiven Sendung mit Anne Will.

Anne Will hatte Recht. Vor einem Jahr sagte sie, der Wettbewerb um das Kanzleramt würde zwischen Angela Merkel und Martin Schulz ablaufen. Eine Hellseherin?

Auch wenn sie das in etwa mit „selbstbesoffener Hoffnung für mehr Spannung und einen guten Impuls für die Demokratie“ charmant als Understatement apostrophiert, zeigt das nur einmal mehr, dass sie meistens eine kluge Frau ist.

Nun, mich hat das nicht überrascht. Es lag im Bereich des Möglichen und es gibt gute Gründe dafür.

Sturzgeburt? Quatsch. Unsinn. Unhaltbar. Postfaktisch. ;=) Wer das in dieser Art bezeichnet, hat erstens keine gut, Nein, noch nicht mal ausreichend entwickelte Analysefähigkeit und zweitens einen Mangel an kreativer Geisteskraft.

Gabriel gab auf? Wohl kaum. Eine Fehleinschätzung. Gabriel hat das getan, was er schon immer tut. Er kalkuliert die Chancen und die Risiken und setzt auf das bessere Ergebnis. Kanzler zu werden ist für einen Menschen, der auf seine Art so viel erreicht hat und so lange schon eine deutlich wahrnehmbare Persönlichkeit in der Politik nicht nur seines Landes ist, entweder eine Frage echt konservativer Besorgnis um den Erhalt des Bestands (= Merkel), eines Willens zur Veränderung im Sinne einer konservativen Rückkehr in frühere, vermeintlich glänzende Zeiten (= Schulz) oder eine Frage persönlicher Eitelkeit (= Schröder). Gabriel hat nichts von alle dem. Er hat Spaß an herausragenden Rollen, aber er liebt auch eine bestimmte Komfortzone und hat für sinnfreien Stress nicht viel übrig. Das Amt des Kanzlers bringt viel Rumgezicke von allen Seiten mit sich, worauf er mit seiner Persönlichkeit unwiderstehlich reagieren muss. Er würde sich ebenso ins Kanzleramt tragen lassen, wie in das des Ministerpräsidenten damals in Niedersachsen. Und er agiert mit Recht so, vor allem weil er noch jung genug ist, zu warten.

Die zur Schau gestellte Empörungskultur politischer Marktbegleiter ist das eigentlich empörende.
Hätte Sigmar Gabriel die notwendige Eitelkeit, so hätte er einen wahrnehmbar kleineren BMI und wäre eher als joggender oder sportelnder Streber unterwegs wie weiland Joschka Fischer statt als schnoddriger Bonvivant. Ein solcher entspräche zwar auch Fischers wirklichem Charakter, aber Fischer brauchte mehr Selbstüberwindung, um so weit zu kommen wie er kam. Der Rückfall in sich selbst nach dem Amt zeigt das.

Deutschland braucht eine Erneuerung: Da hat er Recht, der Martin Schulz.

Die braucht aber vor allem seine SPD. Das hat er nicht verstanden. Ich denke eher, die SPD kann weg. Ihre „sozialen und demokratischen Traditionen“ und „sozialdemokratischen Werte“ sind mehr Hindernis als Chance.

Ein solcher sozialromantischer Selbstbeweihräucherungsverein muss erst mal beweisen, ob er in der Lage ist, die Beharrlichkeit und den stockkonservativen Unveränderbarkeitswillen seiner überalterten Funktionäre, Mitglieder und Glaubensbekenntnisse zu überwinden. Wer es noch nicht einmal schafft, trotz allen Geboten der von Vernunft, das Thema der Beendigung von Kohleverstromung auch nur in Angriff zu nehmen: Wie soll eine derartiger Verein zur Beweihräucherung dann auch nur daran denken irgendetwas voran zu bringen?

150 Jahre deuten bei menschlichen Angelegenheiten auf eine längst überfällige Grablegung hin. All diese Traditionen und „altehrwürdigen“ Bärte oder Zöpfe sind verstaubte Spinnweben, die samt der darunter verborgenen Mumie entsorgt gehören.

Aufbruchsstimmung kann sich auch schnell als Strohfeuer erweisen. Die SPD muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie emotional wahrgenommen wird:

Arrogant, erhaben, herablassend, oberlehrerhaft, pseudo-staatstragend, dünkelhaft, spröde wie die roten Rolling Stones Steinmeier und Steinbrück?

Oberlehrerhaft und besserwisserisch wie Hans-Jochen Vogel?

Siebengescheit, neunmalklug und ideologisch verblendet wie Oskar Lafontaine?

Unbedarft bis lächerlich wie Rudolf Scharping?

Oder selbstherrlich, arrogant, hedonistisch, großkotzig und indifferent wie Gerhard Schröder?

Oder hochnäsig, herablassend, arrogant und übermütterlich wie Hannelore Kraft?

Ob Martin Schulz Kanzler kann? Klar, das ist keine so eine große Herausforderung, wie viele meinen. Die Herausforderung liegt zuvörderst darin, in einer politischen Organisation an die Kandidatur gespült zu werden. Noch ist es eher so, als würde es der, der sich am wenigsten dagegen zu wehren weiß.

Schulz ist schlagfertig.
Schulz hat nutzbaren Verstand.
Schulz hat genug kommunikative Erfahrung.

Schulz wirkt in etwa sechs Mal so lebendig wie „uns Mutti“ und ist (noch) von keiner ausschließlich drögen, betulichen, protestantischen, langweiligen Entourage umgeben.

Die Protestanten mögen mir meine Wahrnehmung von Merkel, von der Leyen, Pofalla, de Mazière, etc. verzeihen. Das klingt jedes Mal wie evangelische Gebete, wenn die auftreten. Zudem halte ich rein gar nichts von protestantischer Ethik,

Schulz kann Klartext.
Schulz ist unbefangen.
Schulz hat Humor!

Schulz wirkt frischer und lebendiger als seine Vorgänger. Leidenschaft allein reicht aber nicht.

Mal sehen wie dieser Schulz gegen die asymmetrische Wahlkampfstrategie der Union, besser gesagt der CDU, zum Tragen kommen wird.
Trotz aller Unbefangenheit: Ein bisschen wirkt er schon wie ein Marktschreier, Gebrauchtwagenverkäufer, Versicherungsvertreter, Finanzdienstleister, Makler oder Immobilienprofi.

Das größte Problem für Schulz wird sein, wie er seinen eigenen Verein wiederbelebt. Da sehe ich eher eine durchgehende Reverenz auf alles, was deren heutigen Zustand bewirkt hat.

Populismus als Gegenstück zu auf Fakten und Evidenz basierender Politik haben Martin Schulz und der Großteil der SPD genauso gut drauf wie alle anderen. Er fokussiert auf die gleichen unbestimmten und undefinierbaren Sprechblasen wie alle anderen:

Soziale Gerechtigkeit, Steuergerechtigkeit, bla, bla, bla.

Das Bundesverfassungsgericht hat es aus guten Gründen bisher nie und nicht für möglich gehalten, das Eigentum zu bestimmen. Was sich aus der Natur der Sache ergibt, da man eine ideelle Kategorie eben nicht konkret bestimmen kann. Besitz wäre der richtige Begriff, nur leider wurde der Begriff Eigentum verfremdet und von seiner eigentümlichen Rolle her Mangels Verständnis auf Besitz übertragen.

Zum Glück steht Gerechtigkeit nicht auch noch im Grundgesetz. Gerechtigkeit ist derart subjektiv und von individueller Wahrnehmung und Bewertung abhängig, dass sie nie – wie auch immer man es versucht – herstellbar ist. Genau deswegen – wegen dieses Mangels an Objektivierbarkeit – ist Gerechtigkeit kein politischer Wert, nicht einmal ein Wert an sich. Sondern lediglich eine Kategorie um Emotionen bar jeglicher Fakten anzusprechen. Tauglich für Populismus wie wenig anderes.

Bekämpfung von Steuerflucht, Sicherung der Rente, usw., bla, bla, bla. Dazu braucht man:

Eier. Die hat Schulz.

Absolute Mehrheit in beiden Gremien, Bundestag und Bundesrat: Die bekommen er oder die SPD nie.

Martin Schulz: Es genügt nicht, diesen ganzen zigmal wiedergekäuten Sums wiederholt auszusprechen. Es genügt schon zwei Mal nicht, die angesprochenen Unzuträglichkeiten, Ungerechtigkeiten und Defizite und die Lösungen dazu mit den immer gleichen Begriffen zu benennen und die immer gleichen Lösungen vorzutragen. Das ist kalter Kaffee, uralt, bitter, wirkungslos.
Wir reden hier über Kraft, Leistung und Energie. Das bedeutet, die Beziehung lautet 1 : 2 : 8.

Martin Schulz hat zwei Herausforderungen:

Seine eigene Glaubwürdigkeit, oder besser noch, ausreichend Hoffnung und Zutrauen auszulösen, dass er es schafft, einerseits die eigene Partei zu reformieren. Das glaubt er selbst nicht. Wenn er das weiterhin nicht kapiert, wird er halt scheitern. Was nicht schlimm wäre, da das ganze Spektakel sowieso mehr zur Unterhaltung taugt als zu echter Entwicklung.

Im Interview setzt er unverändert auf ehemalige Klientel. Wen aber will er neu anlocken? Nur weil plötzlich als Gegenreaktion auf die AfD ein paar tausend in die SPD eintreten? Kuckuck. Bei den Piraten sind bis 2013 44.000 Leute eigetreten. Und wo sind die Piraten jetzt? Ob es die aber noch gibt? Marx Vorstellung von einer Revolution der Arbeiterklasse ist im Grunde nur daran gescheitert, dass es keine Klassen gibt. Vergiss das nie, Martin Schulz.

Andererseits geht es darum glaubhafte, evidente und nachweisbare Fakten und Lösungsvorschläge zu präsentieren, an die sich seine Partei kaum gewöhnen kann.

Die Vorschläge, die im Interview präsentiert wurden, zeigen einen Ausschnitt, der keinerlei Stück Hoffnung untermauert. Das Problem löst sich nicht durch die Neuauflage alter, roter Socken.

Die SPD hatte noch nie wirklich Respekt vor dem Einzelnen, sondern war immer eine in ihrem Wesen autoritäre Partei, die belehrt, Vorschriften macht, gern und umfänglich Regeln erlässt und einen Hang zu überbordender, alles bestimmender Bürokratie vertritt, wie kaum eine andere.

Die SPD ist als Partei schon lange nicht mehr glaubwürdig. Wie will sie das ändern, wenn sie grundlegend bei sich selbst nichts ändert.
Sie ist von ihren „Werten“, Traditionen, Vorstellungen, Grundhaltungen, etc. in der gleichen, ängstlichen Art und wie ihre große Gegnerin abhängig. Ja, Angst. Wie der Säufer vom Stoff oder der Junkie von der Droge. Die Heilsversprechen sind die gleichen, nur die Droge ist weniger zerstörerisch. Aber sie baut nichts auf, sondern gibt vor zu sanieren, wo sie lediglich Kosmetik an der Oberfläche betreibt.

Konkretes Beispiel: Aufblähung des EEG auf über 150 Seiten. Mit dem Ergebnis, dass der Effekt einzig auf eine Bevorzugung der Branchenriesen hinausläuft und jedem, der als kleiner Produzent generativen Stroms bei der Energiewende mitmachen will, einen Wust an Bürokratie aufbrummt, der sogar noch größer ist, als der Aufwand, den die großen Erzeuger treiben müssen. Lächerlich.
Das Interview mit der Frau Maaßen, die dann auch im Publikum zu Wort kam, spricht es aus.

Die Antworten von Martin Schulz: Wir wollen an die Macht; wir wollen den Vertrauensvorschuss; wenn sie nicht wollen, dass Angela Merkel weiter regiert…; wenn sie soziale Gerechtigkeit wollen; wenn die Partei, deren Vorsitzender ich werden will; usw.

Was höre ich als wichtig heraus:
SPD will an die Macht und soll es auch.
Schulz will Vorsitzender werden.
Schulz will Kanzler werden.
Schulz will an die Macht.
Schulz will die Frau überfallen, äh, freudscher Versprecher, überzeugen. Über sie hergefallen ist er ja schon.

Ich bin nicht überzeugt. Leere Worthülsen und Phrasen, die immer gleichen alten Strukturen und Rezepte.
Die vielen Claqueure im Publikum reagieren nicht faktenbezogen, sondern emotional.

Lieber Martin Schulz: Bei allem Schwung, den Du versprühst: Nein. Du willst Macht, Du willst herrschen, und Du bietest alte, stinkende, rote Socken als Bezahlung.

Sorry, Ich beschreibe nur Gefühle, so wie es sich eben anfühlt!

Du willst einen Vertrauensvorschuss. Mit dem Hinweis, die Wahlberechtigten könnten Dich ja dann abstrafen. Super. Vielen Dank. Jetzt haben wir doch glatt seit 1949 auf Martin Schulz gewartet der uns diese Neuigkeit verkündet.

Ich sehe kein Angebot für eine Zukunft, nur eine Alternative zu Restauration und Rückentwicklung. Und auch in einer Koalition wird eine SPD kaum etwas durchsetzen, sondern lediglich in eine weitere Phase der Verwaltung des Ist-Zustands und des Stillstands mit sich bringen.

Als der herausragende, akute Parteiphilosoph der CSU, Andreas Scheuer, hemdsärmelig feststellte:

„Emotionen sind die Fakten der Politik!“, habe ich zunächst gelacht. Dann habe ich über den Satz nachgedacht, der, so absurd er zunächst klingt, in einer Hinsicht richtig ist: Emotionen statt Fakten bestimmen Entscheidungen. Gewinnt man die Emotionen der größten Minderheit, dann gewinnt man die Mehrheit im Parlament und darf Regierung spielen oder tatsächlich regieren, soweit sich die dann folgenden Tätigkeiten noch als regieren bezeichnen lassen.

Der naheliegende Gedanke war, mich zu fragen, was ich bei der jeweiligen Vorstellung möglicher Szenarien nach der Wahl empfinde. Im Falle der SPD war das für mich früher eben Mal das Gefühl, jahrzehntelang getragene, niemals gewaschene, stinkende, rote Socken irgendeines Großvaters tragen zu müssen.

Entschuldigung, ich beschreibe wieder nur Gefühle, so wie es sich eben anfühlt.

Heute wüsste ich meine Gefühle zu einer Kanzlerschaft der aktuellen SPD – mit oder ohne Schulz als Kanzler – nur so zu beschreiben:

„Auf den Friedhof gehen, die eigene Urgroßmutter auszugraben, mit der Leiche zu kuscheln und sexuelle Handlungen an ihr begehen.“

Noch mal, Entschuldigung, ich beschreibe wieder nur Gefühle, so wie es sich eben anfühlt.

Martin Schulz könnte Kanzler. Genauso gut oder schlecht wie Angela Merkel. Aber das könnte Cem Özdemir genauso gut wie beide. Kathrin Göring-Eckhardt traue ich Kanzlerschaft nicht zu. Über andere zu reden erübrigt sich.

Ich würde ja sogar helfen, nicht weil ich Schulz unbedingt als Kanzler will, sondern weil ich schon froh wäre, wenn sich irgendwas bewegt, was wenigstens die Chance hat, positive Effekte zu haben. Mit Merkel ist diese Chance geringer. Mit Özdemir wäre sie aber auch vorhanden. Theoretisch.

Martin Schulz programmatische Andeutungen bedeuten: Mit den immer gleichen, altbekannten Rezepten, Mitteln, Strategien, Haltungen und Einstellungen andere Ergebnisse erzielen als die bisherigen. Muss ich jetzt wirklich Albert Einstein zitieren, um klarzumachen, was dadurch definiert ist?

Ich frage: Wie sollen ausgerechnet die handelnden Personen der letzten Jahre und Jahrzehnte, unter deren Einflussnahme, Maßgabe und Gestaltung wir an den gesellschaftlichen Punkt und in den nämlichen Zustand, oder die politische Lage, geraten sind, in dem oder der wir uns befinden, uns mit exakt den gleichen Mitteln, Strategien und Methoden aus der Klamotte, Mottenkiste und dem Fundus an Phrasen, Slogans und versprecherischer Behauptungen herausbringen? Das ist handgreiflicher Unsinn.

Das wird zwar alles spannend und nervenaufreibend, aber es wird keinen Fortschritt geben. Den werden uns andere Entwicklungen in der Welt aufzwingen. Solche, die großenteils bereits verpennt wurden, weil man stets auf die Interessen der immer gleichen Gestalten hört, die nur den eigenen Vorteil und nichts anderes im Sinn haben.

Fazit: Schulz kann es auch. Das ist nicht das Problem. Er wäre sicher ein ordentlicher Kanzler. Gewählt aber wird auch weiterhin nach Geschmack, Laune, partikularem und privatem Interesse. Verändern wird sich mit und ohne Martin Schulz nichts, schlicht, weil er nicht für Fortschritt, sondern für Vergangenheit steht.

Viel Glück, im Ernst, uns allen.

Thomas Blechschmidt
Postfach 0255
86802 Buchloe
„Ceterum censeo Bavariam restituendam!“

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